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Offener Wettbewerb | 05/2023

Schulraumerweiterung in Biel-Benken (CH)

Lageplan

Lageplan

5. Rang / Standort KilchbĂŒhl

Preisgeld: 5.000 CHF

StudioPEZ

Architektur

atelier soto . freiraum und landschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

KOLLEKTIV B

Architektur

ErlÀuterungstext

1. Wie kann trotz der rÀumlichen Distanz zwischen den einzelnen Projektperimetern eine zusammengehörige Architektur geschaffen werden?
2.Wie kann man nachhaltig sein, die bestehenden Strukturen weiterverwenden, ohne dabei die architektonische Ausformulierung der Neubauten zu beeintrÀchtigen?

Der Entwurf formuliert das Ziel so - eine Einheit schaffen aber auch Unterschiede zuzulassen. So wird seine Umgebung als Hauptquelle der Inspiration betrachtet und durch die Analyse dieser wird eine Neuinterpretation des Vorhandenen geschaffen. Die Formensprache des ersten Schulhauses von Ernst Egeler wird dabei aufgegriffen und transformiert.

Durch die Verwendung einer einzigen GebÀudetypologie und eines Konstruktionsprinzips, welches jedoch in verschiedenen MassstÀben und Anwendungen zum Einsatz kommt, werden trotz der rÀumlichen Distanz verbindende Momente geschaffen.

Neben der Schaffung einer gemeinsamen IdentitĂ€t in Bezug auf die Konstruktion bilden natĂŒrliche Materialien ein angemessenes Erscheinungsbild im Ort.

UnabhĂ€ngig von der Grösse des Programms wird ein sich wiederholender, schneller und methodischer Bauprozess durchgefĂŒhrt, der in der Lage ist, die bestehenden Bauten zu integrieren und sich an die unterschiedlichen topografischen Bedingungen anzupassen.

In den einzelnen Projektperimetern sind die vorhanden Bestandsbauten, die Sonnenausrichtung und die Eigenschaften der Topografie die Hauptursachen fĂŒr die Positionierung der vorgeschlagenen GebĂ€ude.
Die auskragenden DĂ€cher ĂŒberragen die Volumina und schaffen differenzierte RĂ€ume. Auf der einen Seite ein gefilterter Raum zwischen Aussen und Innen, der dazu beitrĂ€gt, bestehende Strukturen wie die vorhandene Fassade der Alten Post zu ĂŒberdecken und auf der anderen Seite eine Sichtschutzzone vor der Hauptfassade der KindergĂ€rten und der Tagestruktur zu schaffen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt besticht durch seine Stringenz und die klare, gerichtete Struktur ĂŒber alle GebĂ€ude. So ist der Name Programm. Die Verfasser:innen formulieren mit dem Projekt FAMILIE das Ziel, eine Einheit zu schaffen und Unterschiede zuzulassen. Die GebĂ€ude wie auch die FreirĂ€ume widerspiegeln dieses Ziel.

Durch Verwendung einer einzigen GebĂ€udetypologie bei allen vier Projektperimetern schaffen die Projetverfasser:innen eine gemeinsame IdentitĂ€t und Sprache fĂŒr die Schulraumerweiterung. Dabei greifen sie die Formensprache des ersten Schulhauses von Ernst Egeler aus den 60er Jahren auf und entwickeln diese weiter. Die Neubauten ordnen sich mit der aufgezeigten Typologie und den auskragenden, versetzten PultdĂ€chern in den lĂ€ndlichen Kontext ein. Struktur und GebĂ€udegrösse lassen sich flexibel auf die jeweilige Nutzung und GebĂ€udeprogrammierung anpassen.

Die vorgeschlagene Aufteilung der Nutzungen auf vier Projektperimeter ist ĂŒberzeugend. Die neuen Baukörper von Aula und Jugendhaus sind prĂ€zise verortet, schaffen eine stimmige Schulraumerweiterung zur Fraumattstrasse und spannen gut bespielbare und gefasste AussenrĂ€ume auf.

Das Zusammenfassen und die Synergien von Doppelkindergarten und Tagesstruktur in einem GebĂ€ude auf dem nördlichen Perimeter werden grundsĂ€tzlich begrĂŒsst. Jedoch wird die Setzung im Westen der Parzelle und damit die periphere Lage zur Schule kontrovers diskutiert.

Die gerichtete Tragstruktur bestimmt auch die architektonische Ausformulierung der GebĂ€udehĂŒlle. Entsprechend werden die LĂ€ngsfassaden offen und mehrheitlich transparent gestaltet. Die Stirnfassaden bleiben dabei konsequent geschlossen. Diese einseitige Raumausrichtung wird bei der Kindergarten- und Tagesstrukturnutzung stark hinterfragt. Die ausladenden VordĂ€cher wiederum verleihen den GebĂ€uden zusammen mit den Holzfassaden eine Bildhaftigkeit sowie geschĂŒtzte, stimmige Zugangs- und Aufenthaltsbereiche. Die innenrĂ€umliche Konzeption des Aula-GebĂ€udes mit dem direkten Bezug zum Dorfplatz ist sowohl fĂŒr Schul- als auch Drittnutzungen sehr attraktiv. Dabei dĂŒrfte die gedeckte Vorzone zum Dorfplatz noch grosszĂŒgiger sein.

Die Raumaufteilung im neu geplanten Jungendhaus ist ĂŒberzeugend und bietet mit den beiden nach SĂŒden orientierten AufenthaltsrĂ€umen und der vorgelagerten Veranda einen atmosphĂ€risch stimmigen Jugendtreff. Das bestehende MilchhĂŒsli wird mit minimalen Eingriffen erhalten und weiter genutzt.

Die Umsetzung des Doppelkindergartens und der Tagesstruktur kann am wenigsten befriedigen. Die Grundrisse wirken noch schematisch und die Raumproportionen, Abfolgen und Schaltbarkeit der RĂ€ume mögen aus betrieblicher Sicht nicht ĂŒberzeugen. Auch der Zugang zum Garten scheint umstĂ€ndlich und der gedeckte Aussenspielbereich wirkt eher als Durchgang.

Bei den AussenrĂ€umen sind alle GebĂ€udevorzonen offen und grosszĂŒgig gestaltet sowie mit den erforderlichen Velo- und Trotti-AbstellflĂ€chen versehen. Die Gestaltung der FreirĂ€ume soll naturnah mit einheimischen und standortgerechten Pflanzen erfolgen. Die Aula verbindet sich ĂŒber eine Freitreppe mit dem bestehenden Platz. Dadurch wird dem Hochwasserschutz Rechnung getragen. Der bestehende Baumhain wird durch ErgĂ€nzungspflanzungen gestĂ€rkt und zudem mit Sitzelementen ausgestaltet. Der Jugendtreff erhĂ€lt mit dem Neubau einen klar gefassten, hofartigen Aussenraum, der vielfĂ€ltig bespielt und genutzt werden kann. Beim Doppelkindergarten und der Tagesstruktur sind die abwechslungsreichen und interessant ausgestalteten AussenflĂ€chen nordseitig angeordnet, was kritisch hinterfragt wird.

In der Gesamtbetrachtung fasziniert der konsequente, einheitliche Entwurfsansatz ĂŒber alle Projektperimeter und verbinden damit die eingeschriebenen Nachhaltigkeitsgedanken sowie die Wirtschaftlichkeit. Leider ist das Konzept bei den KindergĂ€rten und Tagesstruktur zu wenig schlĂŒssig.
Modellfoto Aula

Modellfoto Aula

Modellfoto Aula

Modellfoto Aula

Strukturmodell Aula

Strukturmodell Aula