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Offener Wettbewerb | 06/2023

Neubebauung und Nachverdichtung Bessarabierstraße Südtiroler Siedlung in Salzburg (AT)

Südtiroler Quartier

Südtiroler Quartier

1. Preis

pos architekten

Stadtplanung / Städtebau

outside< landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Am 1. Juni 2023 war es soweit: Im Rahmen des EU-weit ausgeschriebenen Architekturwettbewerbs für die Neugestaltung der Südtiroler Siedlung fiel die Entscheidung der Expertenjury auf das Architekturbüro POS Architekten ZT GmbH. Das Siegerprojekt zeichnet sich durch vielfältige Qualitäten aus, erklärt Sebastian Kolar, Projektleiter der BUWOG: „Ursula Schneider von POS Architekten ist es gelungen, ein kreatives und innovatives Konzept zu entwickeln, dass die Ansprüche der Stadt Salzburg als auch der BUWOG zur Gänze erfüllt. Das betrifft den größtmöglichen Erhalt von Grünflächen, die Erhaltung von Teilen des Bestandes, eine Aufwertung des Umfelds und am wichtigsten für unsere aktuellen Bestandsmieter:innen auf der Liegenschaft: eine etappenweise Realisierung, die bei Bedarf einen Wechsel in die neue Anlage mit nur einmaligem Umzug ermöglicht.“

Beurteilung durch das Preisgericht

Besonders begrüßt wird die Vertiefung des innovativen Entwurfsansatzes der 1. WBW-Stufe zu einem vielversprechenden, differenzierten neuen Wohnquartier.
In der Überarbeitung wurden auch die Juryempfehlungen konsequent umgesetzt.

In Reaktion auf die erhöhten Emissionen an der Münchner Bundesstraße, der Bessarabierstraße und der Siebenbürgerstraße wurden die Baukörper mit verglasten Loggien verbunden, wodurch die visuelle Durchlässigkeit des Quartiers erhalten bleibt. Vier unterschiedliche Hochpunkte bilden den zentralen Binnenraum und gleichzeitig drei starke Wohnquartiere.

Die Baufelder formen eine freie Mitte als Grünraum, die von der Bessarabier- zur Siebenbürgerstraße und bis zum östlichen Grundstücksrand reicht. Der Quartiersplatz ist im südlichen Bereich an der Begegnungszone situiert. Die öffentlichen Funktionen lagern sich rund um den Quartiersplatz mit zentral platziertem Café und Mobility Point an.

Die Höhenentwicklung der einzelnen Baukörper leitet sich schlüssig von den städtebaulichen Rahmenbedingungen ab. Mit durchwegs sechsgeschossigen Baukörpern an der Münchener Bundesstraße und drei bis siebengeschossigen Punkthäusern im Binnenraum.

Ein den Quartiersplatz bestimmendes Punkthaus bildet mit sieben Geschossen den markanten Hochpunkt der Siedlung, der stadträumlich gut im Freiraum gesetzt ist und ausdrücklich vom Preisgericht begrüßt wird.

Ein Bestandsbaukörper im nördlichen Wettbewerbsgebiet wird erhalten, saniert und aufgestockt.

Die Durchwegung und Zugänglichkeit der einzelnen Stiegenhäuser ist schlüssig und nachvollziehbar. Die Mehrspänner weisen einen hohen Anteil an Eckwohnungen zur optimalen Belichtung und Belüftung auf. In den Sockelzonen befinden sich die zugeordneten Kinderwagen- und Fahrradräume. Alle benötigen Ersatzwohnungen für die Bestandsmieter können in einer ersten Bauetappe in den 3 Punkthäusern um die unbebaute freie Mitte sichergestellt werden.

Die architektonischen Empfehlungen der ersten Jurysitzung wurden sehr gut umgesetzt. Äußeres und inneres Erscheinungsbild der Mikroquartiere unterstützen klar die funktionale Zonierung in öffentliche und halböffentlich private Wohnbereiche. Das Farb- und Materialkonzept differenziert - nachvollziehbar und überzeugend - zwischen neutralem Außenauftritt mit weißen Putzfassaden und einer den Wohnhöfen entsprechenden begrünten Holzfassade und den dazu gehörigen Freiflächen. Die Anordnung der Treppenhäuser ermöglicht weitestgehend eine natürliche Belichtung. Gemeinschaftliche Dachterrassen komplettieren das Freiraumangebot der drei Wohnquartiere. Die angedachten Materialen und Farbgebung bis in die Treppenhäuser begünstigt die Adressbildung der inneren Subquartiere.

Die funktionalen Empfehlungen der ersten Jurysitzung wurden sehr gut umgesetzt. Die unterschiedlich ausgeformten Baukörper mit jeweils einem Erschließungselement funktionieren autonom in der Erschließung und im täglichen Betrieb.

Die Punkthäuser und Mehrspänner mit zentraler Erschließung weisen ein ausgewogenes und wirtschaftliches Verhältnis von Bruttogeschossfläche zu Wohnnutzfläche aus. Die Geschossflächen der Punkthäuser lassen Energieeffizienz durch reduzierte Außenhüllen erwarten. Die kompakte Tiefgarage unter den Wohnhäusern mit zwei Ein- und Ausfahrten lässt eine wirtschaftliche Realisierung erwarten.

Der großzügige öffentliche Parkraum, der mit einem Platzraum an die Siebenbürgerstrasse anschließt und sich nach allen Seiten inklusive der östlichen Nachbarschaft erstreckt, ist der grosse Gewinn der neuen Siedlung. Er ist das Verbindungsglied, das die Verwebung der neuen Siedlung mit den umliegenden Quartieren sichert und das Bild der neuen Siedlung bestimmt. Die Öffnung des Parkraums zur Siebenbürgerstrasse im Süden birgt dazu das Potential, das Gebäude des heute lebendigen Treffpunkt Siebenbürger Café im Bestand zu erhalten. Im nördlichen Anschluss an die Bessarabierstrasse erscheint die flächige Unterbauung durch die Tiefgarage fragwürdig - eine Integration zusätzlicher großkroniger Bäume über Erdkerne in der Tiefgarage wäre wünschenswert.

Die an den Parkraum angegliederte Staffelung der Freiräume zu gemeinschaftlichen Hofräumen innerhalb der Wohncluster ist schlüssig - hier entstehen wohnungsnah Freiräume- und Spielräume für die Hofgemeinschaft sowie in Bereichen private Gartenräume mit direktem Anschluss an das Erdgeschoss. Hier ist die Pflanzung großkroniger Bäume über mögliche zusätzliche Erdkerne in der Tiefgarage und grundsätzlich durch eine höhere Substratschicht auf der Einstellhalle sicherzustellen.

Das Zurücktreten der Gebäudekörper von der Münchener Bundesstraße ermöglicht den Erhalt einer Grosszahl der im Bestand mächtigen Bäume. Dies wirkt sich sehr positiv auf den Strassenraum aus und erhält den heutigen grünen Saum der Siedlung für die Zukunft.

Durch eine durchgehend geplante Kombination von Gebäuden und Schallschutzwänden aus Glas entlang der Münchner Bundesstraße, der Bessarabierstraße und Siebenbürgerstraße können die Gebäudefassaden, die Freiräume der Wohnungen und der Freibereich (Erdgeschoß) für die öffentliche Nutzung sehr gut vor Lärm geschützt werden. Es wurden wenig Aufenthaltsräume zu den Emittenten (Straßen) geplant. Alle Aufenthaltsräume können über zumindest ein „ruhiges“ Fenster zum Inneren des Quartiers belüftet werden.

Empfehlungen
  • Die Silhouette der sechsgeschossigen Bebauung zur Münchener Bundesstraße - gemeint sind die Baukörper F, I, J, M und N sollten in Ihrer Höhenwirkung und Staffelung überprüft werden. Parallel dazu sollte die formale Definition der Gelenke und Verbindungen (Glasloggien) überprüft werden, um die Ablesbarkeit der inneren Subquartiere nach außen zu verstärken. Die stadträumliche Erscheinung dieser Elemente sollte hinsichtlich Begrünung und Plastizität weiterentwickelt werden.
  • Die Programmierung der Erdgeschoßzone an der Münchner Bundesstraße sollte zu Gunsten einer erhöhten Adressbildung und Attraktivierung mit Allgemeinnutzungen geprüft werden.
  • Die gemeinsamen Loggien zwischen den Häusern L und K sollten zu Gunsten einer Erscheinung der beiden Gebäude als Solitäre überdacht werden.
  • Eine weitere räumliche Stärkung des sehr positiven 7-geschossigen Solitärs am Platz (Haus L) sollte geprüft werden.
  • Die vorgeschlagenen Erdkoffer und die Überdeckung mit Erdreich sollten zu Gunsten der Realisierung des hervorragenden Bepflanzungskonzepts weiter verstärkt werden.
  • Der Erhalt und die Sanierung des bestehenden Cafés (Bestandsgebäude) sollte geprüft werden.
Südtiroler Quartier

Südtiroler Quartier

Modell Südtiroler Quartier

Modell Südtiroler Quartier

Ausschnitt Wohnhof

Ausschnitt Wohnhof

Lageplan 1:500

Lageplan 1:500

Ausschnitt öff. Freiraum

Ausschnitt öff. Freiraum