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Einladungswettbewerb | 07/2023

Quartiersentwicklung Neues Leben an der Würm in Stockdorf

Lageplan

Lageplan

2. Preis

Preisgeld: 34.000 EUR

Kartenbeck und Lang Architekten PartG mbB

Stadtplanung / Städtebau

KOPPERROTH - Architektur und Stadtumbau

Stadtplanung / Städtebau

HOLZWARTH Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

ee concept gmbh

Energieplanung

Maquette Modellbau Architekturmodellbau Frässervice Berlin

Modellbau

Erläuterungstext

Leitidee - Städtebau und Freiraum

Das Wettbewerbsgebiet rund um die Würm als alter Industriestandort nebst grüner Oase ist einmalig in Stockdorf. Der Rückbau der alten Gewerbebauten der Firma Stanz Schmidt bietet die Chance ein neues, zentrales Stück Stockdorf mit der Würm als zentrale Lebensader zu entwickeln. Die bestehenden Grünräume sind dabei nicht nur aus Sicht des Naturschutzes, sondern auch aus stadtklimatischen und rekreativen Gründen als besonders wertvoll einzuschätzen. Der vorliegende Entwurf möchte in diesem sensiblen Kontext für das urbane Wohnen und Arbeiten unter der Maxime der ökologischen Nachhaltigkeit neue Maßstäbe setzen. Ziel ist es, ein lebendiges und durchmischtes Quartier, in dem Menschen, Tiere und Flora mit- und nebeneinander existieren können, zu entwickeln. Das Zusammenleben wird dabei mit architektonischen und freiraumplanerischen Maßnahmen auf unterschiedlichen Maßstäben gefördert.

Vorgeschlagen wird eine durchlässige, städtebauliche Entwicklung, die um eine üppige ‚Grüne Mitte‘ herum angeordnet wird. Je nach Standort wird eine angemessen hohe bauliche Dichte vorgeschlagen. Die Grüne Mitte erstreckt sich sowohl auf das westliche als auch das östliche Ufer der renaturierten Würm und rahmt dabei naturnah den wiederhergestellten Altarm der Würm, der mit Flachwasserzonen und renaturierten Ufern einer Vielzahl von heimischen Arten Platz bietet. Dieser wertvolle ökologische Trittstein erhält mit dem renaturierten und abgeflachten Ufer im Süden und der Fischtreppe im Norden sinnvolle Ergänzungen. Während im Osten das Erleben der Würm für die Anwohner und Besucher mit Aufenthaltsangeboten wie Sitzstufen, Bänken und Außengastronomie am alten Kraftwerk im Vordergrund steht, werden die Nutzungen durch die Anwohner im Westen bis an den westlichen Grundstücksrand zurückgezogen. Auf diese Weise werden möglichst große Freiräume für Nistplätze und Quartiere mit ausreichend Entfernung von der Bebauung und Durchwegung möglich. Um dennoch ein Naturerlebnis und eine bessere Verknüpfung herzustellen erhalten die Stege, die über die Würm führen Terrassen mit Sitzgelegenheiten, bzw. einen Waldspielplatz zwischen den Wohngebäuden im Westen.

Sämtliche Beläge, die nicht befahrbar ausgebildet oder stark frequentiert werden müssen, werden in wassergebundener Wegedecke oder in den Überflutungsbereichen in Stabilizer ausgeführt. Bei den Pflasterbelägen wird zwischen einer offenen Bauweise vor Hauseingängen oder Fußwegen und der geschlossenen Bauweise entlang von Anlieferung und Rettungswegen unterschieden. Oberirdische PKW-Stellplätze erhalten eine Deckschicht aus Rasenliner, die mit Split verfüllt ist. Die im Westen neu angelegte Zufahrt zur Wohnbebauung wird offenporig mit Drainasphalt hergestellt. Die Maßnahmen ermöglichen ein Maximum an Entsiegelung und Versickerung der Niederschläge am Ort.

Teil Ost

An der Gautinger Straße wird ein durchlässiges Gewerbe-Ensemble vorgeschlagen mit dreigeschossigen polygonalen Aufbauten auf einem zweigeschossigen Sockel. Die relativ hohe Dichte entlang der Gautinger Straße vermittelt Urbanität und erlaubt das Freihalten einer großzügigen, grünen Mitte als hochwertiger Naturraum. Durch die linsenförmige Grundform wird eine einladende, klar auffindbare Wegeverbindung vom Baierplatz und südlich des Quartiers ermöglicht. Gleichermaßen stellt sich der Sockel an der vielbefahrenen Straße lärmschützend vor das Quartierszentrum an der Würm.

Der industrielle Charme der Werkstätten im Bereich des Wasserkraftwerks wird als identitätsstiftend und charakteristisch für das Quartier anerkannt und in Teilen als Zitat der Ortsgeschichte beibehalten. Er bildet mit einem in wassergebundener Wegedecke hergestellten Biergarten einen attraktiven Raum für die Außengastronomie.

Im Sinne eines nachhaltigen Umgangs mit Ressourcen wird das Bestandswohngebäude an der Gautinger Straße 12 beibehalten, energetisch saniert und um ein Geschoss aufgestockt. Nach vorausgesetzt erfolgreicher detaillierter bauphysikalischer und statischer Untersuchung, könnte die Metamorphose des Gebäudes aufgrund der besonderen Sichtbarkeit am südlichen Quartierseingang, als Sinnbild für das nachhaltig entwickelte Quartier gelten. Im östlichen Teilgebiet bilden zwei weitere Bausteine den Rahmen der grünen Mitte: Im Norden ein vier-bis fünfgeschossiges Gebäude mit Gastronomie, Gewerbe und Wohnungen. Im Süden ein Gebäude mit ähnlicher Kubatur mit Kita und Wohnen. Die zugeordneten Kita-Freiflächen befinden sich südorientiert entlang der Längsseite des Gebäudes.

Teil West

Auf der Westseite werden zwei dreigeschossige Wohngebäude vorgeschlagen die mit größtmöglicher Rücksicht zwischen dem wertvollen Baumbestand positioniert werden. In ihrer strukturellen Kleinteiligkeit orientiert sich diese neue Bebauung an den umliegenden Einfamilienhäusern, während das Zusammenschalten der Wohnungen einen kompakten Fußabdruck und somit größtmöglichen Beibehält des Grünraums ermöglicht.

Teil Süd

Im südlichen Abschnitt des Wettbewerbsgebiets wird eine Renaturierung der Würm in Zusammenhang mit einer im Naturraum sensibel eingefügten Durchwegung vorgeschlagen.

KITA

Die Kita erstreckt sich über zwei Geschosse. Das Foyer bietet erste Einblicke in den Krippenbereich im Erdgeschoss und den Ü3-Bereich im Obergeschoss. Der Speiseraum liegt zentral am Eingangsbereich und ist zum Vorplatz hin orientiert. Der Raum lässt sich im Alltagsbetrieb oder bei Feierlichkeiten vielseitig nutzen. Verwaltung und Räume für Mitarbeitende befinden sich im Obergeschoss in unmittelbare Nähe zum Foyer/ Eingangsbereich. Der Entwurf bietet größtmögliche Flexibilität in der Raumaufteilung.

Für die Krippe wird eine ebenerdige ‚Kinderwelt’ ohne Barrieren vorgeschlagen. Alle Gruppenräume sind entlang eines großzügigen Spielflures angeordnet und orientieren sich zum Garten. Die zwei Gruppenräume der Krippe lassen sich durch Faltwände zusammenschalten. Spielflur, Gruppenräume und Garten bilden eine zusammenhängende, aufregende Spiellandschaft. In den Gruppenräumen generieren hölzerne Einbauten verschiedene Zwischenebenen und halboffene Spielnischen. In den Spielecken und abgeschlossenen Räumen können die Kinder Geborgenheit und Ruhe finden.

Der Gruppenraum im Ü3-Bereich, sowie der Mehrzweckraum werden analog zum Krippenbereich über einen großzügigen, lichtdurchfluteten Spielflur erschlossen. Die Räume haben jeweils über einen Laubengang einen direkten Zugang zum Garten.

GASTRONOMIE

Die Gastronomie befindet sich im Erdgeschoss des nördlichen Baukörpers in unmittelbare Nähe zur Würm. Der Gastraum und der anschließende Außenbereich sind nach Süden hin zur grünen Mitte orientiert. Die Anlieferung der Küche erfolgt störungsfrei im Norden. Teile der charakteristischen Bestandsmauern des ehemaligen Gewerbegebäudes der Firma Stanz Schmidt werden als gebautes ‚Zitat‘ beibehalten und als durchlässige Wand in einem wettergeschützen, überdachten Freibereich an der Würm integriert. Die bestehenden Fensteröffnungen werden bis auf Bodenniveau erweitert und machen die Würm und das Wasserkraftwerk zugänglich für Passanten, Einwohner und Gäste der Gastronomie. Es entsteht ein neuartiger Ort als bildhafte Erinnerung an die industrielle Geschichte des Ortes.

GEWERBE

Der Großteil des geforderten Gewerbes wird in die zwei baugleichen Volumen entlang der Gautinger Straße untergebracht. Um zusammenhängende Mietflächen zu generieren, wäre bei Bedarf eine verbindende Passage als ‚Brücke‘ in den Obergeschossen denkbar.
Eine Besonderheit der Gewerbebauten ist der üppig gestaltete, grüne Dachgarten auf dem zweigeschossigen Sockel. Der Dachgarten ist direkt zugänglich aus den Gewerberäumen und lädt zu einer kurzen Verschnaufpause mit Blick auf die Würm und die grüne Mitte ein.

WOHNEN OST

Die nachzuweisenden Wohnungen befinden sich im Bestandwohngebäude an der Gautinger Straße 12, das saniert und um ein Geschoss erweitert wird. Eine einheitliche, neue Fassadenstruktur umhüllt das Gebäude und umfasst weitestgehend südorientierte Wintergärten, die als nicht-beheizte Pufferzonen den Wohnräumen vorgelagert werden. Nach Osten, Norden und Westen bietet die Struktur ein Gerüst für eine Fassadenbegrünung. Die Aufstockung beinhaltet vier neue Wohnungen in Holzrahmenbau, während die Dachfläche mit gemeinschaftlichen und privaten Dachgärten mit Weitblick zugänglich gemacht wird.

Weitere Wohnungen werden im Baukörper der Kita und am Wasserkraftwerk geplant. Diese Wohnungen können bei Bedarf jeweils auch als Gewerbeflächen genutzt werden.

WOHNEN WEST

Für die Wohnungen im Westen wird eine hybride Gebäudetypologie vorgeschlagen, die die attraktivsten Merkmale von Einfamilienhaus und Etagenwohnung in sich verbindet. Ein modulares System mit einfach zu adaptierenden Grundrisse erlaubt dabei die größtmögliche Flexibilität. Die insgesamt 10 Wohnungen werden in zwei dreigeschossigen Gebäuden angeordnet. Die 5- und 6-Zimmerwohnungen erstrecken sich jeweils über zwei Geschosse. Die 3-Zimmer-Wohnungen sind eingeschossig konzipiert. Alle Wohnungen sind über alle Geschosse jeweils über ein offenes Treppenhaus barrierefrei erschlossen, wobei die Wohnungen im Erdgeschoss einen zusätzlichen privaten Wohnungszugang entlang der Erschließungsstraße bekommen. Nach Osten, zur renaturierten Würm, bekommen die Wohnungen großzügige Verglasungen und Balkone, die auch als baulicher Sonnenschutz dienen.

Gebäudeplanung

Die Gebäude sind kompakt, die Gebäudetiefen ermöglichen eine gute Tageslichtausbeute auch in den Innenzonen. Die Stadtstruktur ist so angelegt, dass die Frischluftversorgung im gesamten Gebiet gewährleistet wird. Alle Gebäude können somit natürlich belüftet werden. Nutzungen mit hohen internen Lasten wie bspw. der Kindergarten sind in Nord-Süd-Ausrichtung ausgerichtet, um die Überlagerung mit solaren Gewinnen durch die tiefstehende Sonne der Kühlperiode aus Ost- und Westrichtung zu meiden und so thermischen Lasten strukturell zu minimieren. Der Außenraum ist resilient geplant, Vegetation verschattet Fassaden wie den Außenbereich, über den Zuluft passiv vorkonditioniert wird.
Alle Materialien werden als Leihgabe verstanden, die es gilt, nach Ende der Nutzungsdauer dem Kreislauf zurück zu geben. Das Quartier und die Gebäude werden, wo möglich, im Sinne der Zirkularität geplant. Ein hoher Anteil an lokal verfügbaren Sekundärbauteilen und -stoffen sowie an Recyklaten soll architektonisch integriert werden und so die Treibhausgasemissionen der Herstellungsphase minimieren. Die Gebäude weisen nutzungsneutrale Gebäudegeometrien auf, die eine lange Nutzungsdauer gewährleisten. Die Bauelemente sollen dauerhaft mit einem hohen Anteil regenerativer Baustoffe wie bspw. Holz errichtet werden. Alle Verbindungen sind lösbar, so dass nach Rückbau Bauelemente und Bauteile weiterverwendet werden können.

Alle Dachflächen werden als Gründächer oder Dachgärten geplant. Regenwasser von Dachflächen wird über Substratfilter gereinigt, gespeichert und wieder genutzt bzw. versickert. Der Dachgarten auf dem zweigeschossigen Gewerbesockel der Gautinger Straße wird als üppige intensive Dachbegrünung vorgesehenen. Auf den höher gelegenen extensiv begrünten Flachdächern wird eine PV-Anlage (bei den Wohnungen im Westen in Kombination mit Solarthermie) vorgesehen.

Baumaterialien

Es sollen ausschließlich Materialien zum Einsatz kommen, die recyclierbar sind. Die Tiefgarage, die einen enormen Einfluss auf die Gesamt-Treibhausgasemission des Quartiers haben wird, soll zur Treibhausgasminimierung aus CEM III Zement sowie zur relativen Ressourcenschonung aus Recyclingbeton realisiert werden. Ein präzisen Mobilitätskonzept gibt die Möglichkeit, unterirdische Stellplätze zu Gunsten der Vegetation und Versickerungsflächen zu reduzieren.

Sämtliche Neubauten im östlichen Teilbereich sind als Holz-Beton-Hybride geplant. Stützen und Träger werden aus Brettschichtholz vorgesehen. Für die Decken wurde aufgrund der besonderen thermischen und akustischen Eigenschaften eine reversible Holzbeton-Verbunddecke gewählt. Es wird eine Holz-Pfosten-Riegelfassade mit großzügigen Verglasungen, abwechselnd mit Blindpaneelen vorgeschlagen. Geschlossene Fassadenabschnitte werden als vorvergraute, vertikale Holzschalung auf einem Holzrahmenbau mit Zellulosedämmung vorgeschlagen.

Die Wohnungen im Westen werden als reiner Holzbau konzipiert. Stützen und Träger werden aus Brettschichtholz vorgesehen, Bodenplatten und aussteifende Wandelemente aus Brettsperrholzplatten. Die Bodenplatte im EG ist ebenfalls aus Holz und ist auf Stahl-Schraubfundamenten gegründet, die trotz Bebauung eine größtmögliche Regenwasserversickerung zulassen. Außenseitig sind die Wände mit einer Schalung aus vorvergrautem Holz verkleidet.

In Teilen werden die Gebäude mit sommergrünen Kletterpflanzen bewachsen, die Schatten spenden in der warmen Jahreszeit und als variierendes Gestaltungselement eingesetzt werden.

Energie

Das Gelände liegt nicht im Wasserschutzgebiet, so dass die Versorgung über ein grundwassergespeistes kaltes Nahwärmenetz möglich scheint. Die Dachflächen sind so ausgeformt, dass die Erzeugung solaren Stroms und für den Wohnungsbau -wärme in Kombination mit einer Dachbegrünung möglich ist. Die Dachflächen der Einzelgebäude werden zusammengeschlossen, Stromspitzen in zwei zentral angeordnete Stromspeicher-Hubs zwischengespeichert. Die minimierten Energiebedarfe sorgen in Kombination mit der effizienten Wärmeversorgung und dem gebäudeübergreifenden Strommanagement zu nahezu Null-Energie-Siedlung. Das Quartier wird mit sinkendem CO2-Faktor des dt. Strommixes innerhalb der kommenden 10-15 Jahre bereits CO2-neutral betrieben werden können.

(Regen)wasser, Bodenmanagement / Versiegelung

Die Verdunstung der Niederschläge vor Ort hat Vorrang vor der Versickerung und der Ableitung der Niederschläge. Dafür werden insbesondere in den renaturierten Bereichen des abgeflachten Ufers weitläufige Bereiche mit feuchtigkeitsliebenden, ortstypischen Stauden und Gräsern angelegt. Im Ostteil werden über den Sockeln der Gewerbebauten Retentionsdächer angelegt, die mit einer einfach intensiven Begrünung mikroklimatisch wirksam der Erwärmung entgegenwirken. Eine Zisterne sammelt das aus den Dachflächen überschüssige Wasser, um es zur Wässerung der Pflanzflächen im Sommer zur Verfügung zu stellen. Niederschläge aus Verkehrsflächen werden über die belebte Bodenzone gereinigt und seitlich in die Grünflächen abgeleitet. Die Bäume entlang der Gautinger Straße erhalten Baumrigolen, die mit den wasserleitenden Schichten der Beläge verbunden sind und so die Niederschläge über die Bäume verdunsten (Stockholmer Modell).
Die starke Durchbegrünung des neuen Quartiers trägt durch adabiate Kühlung zu einem angenehmen und gesunden Aufenthalt bei.

Mobilität

Fahrrad- und Fußgängerverkehr wird durch eine intuitive Wegeführung attraktiv gestaltet. Großzügige Abstellräume für Fahrräder und Kinderwagen werden in allen Gebäuden im Bereich des Treppenhauses angeordnet. Möglichst alle Fahrradstellplätze werden mit Ladeinfrastruktur realisiert, die durch ein kluges Lade- und Lastmanagement bedient werden.

Mobility-Points, die räumlich mit der Quartiers-Stromspeicherung zusammen gedacht werden, werden zentral erreichbar im Quartier angeordnet. Zwei davon an den Quartierseingängen im Osten, der Dritte im westlichen Teilgebiet. Diese Hubs beinhalten wettergeschützen Stellplätze für (Leih-) Lastenfahrräder, Elektroroller und Ladeinfrastruktur.

Das Quartier ist mit den Bushaltestellen am Harmsplatz und Baierplatz in einem Umkreis von 100 Metern und dem S-Bahnhof in einem Umkreis von 500 Metern bestens an den ÖPNV angebunden.

Aufgrund der Attraktivität der oben genannten Alternativen sind weniger Autostellplätze im Quartier notwendig. Auf oberirdische Stellplätze wird weitgehend verzichtet. Insgesamt 255 PKW-Plätze werden in einer eingeschossigen Tiefgarage nachgewiesen. Zwei getrennte Zufahrten reduzieren die Lärmbelastung. Für die Wohnungen werden 5 Stellplätze für Car-Sharing vorgehalten, äquivalent zu 25 konventionellen Plätzen. Somit hat die vorgeschlagene Tiefgarage eine Kapazität von 275 Stellplätzen. Ladesäulen sind über die Tiefgarage verteilt und ermöglichen bzw. fördern die Elektromobilität.

Grün

Die Grünflächen der beiden Ufer werden gemäß ihres aktuellen Erscheinungsbildes unterschiedlich behandelt. Das Westufer, das aktuell keine Bebauung aufweißt, wird größtenteils renaturiert und die Wegeführung, welche vom Schulerweg zum Harmsplatz führt, verschwenkt an der Bennostraße hinter die neue Bebauung. Zusammen mit der Wiederherstellung des Altarms der Würm werden die Uferbereiche im Westen zu wertvollen Biotopen für Fauna und Flora.
Im Osten steht aufgrund der bereits im Bestand überformten Uferbereiche die Naherholung am Ufer der Würm im Vordergrund. Der Uferweg führt entlang des auch hier renaturierten Uferstreifens und bietet mit einer Sitzstufenanlage einen direkten Wasserbezug.
Beide Bereiche sind durch die Wegeführung über das Wehr im Norden und den Bennosteg im Süden zusammengefasst und nehmen die renaturierte Würm in einem grünen Saum in ihre Mitte.

Biodiversität (animal aided design)

Das im Zuge der Arbeiten vor Ort entnommene Totholz wird in Benjeshecken und Totholzstapeln als Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten für Kleinsäuger, Vögel und Insekten zusammengefasst und wiederverwertet. Die abgeflachten Uferbereiche mit ihren Ausbuchtungen ermöglichen Amphibien und Kleinsäugern erleichterten Zugang zum Wasser. Angebote für Baum- und Höhlenbrüter in Ufernähe werden ebenso vorgesehen, wie ein Fledermausquartier unter dem Brückenkopf des neuen Holzstegs. Zusammen mit der neuen Fischtreppe, welche in den Altarm führt, werden so grundlegende Prinzipien des Animal Aided Design umgesetzt.
Blühwiesenansaaten und der Einsatz ortstypischer Sträucher, Baumsetzungen und Staudenpflanzungen schaffen eine artenreiche und resiliente Fauna, welche Nahrungs- und Nistgrundlage zahlreicher Arten wird.



Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit formuliert im Ostteil des Entwurfsgebiets mit zwei kleinen Stadtplätzen einen öffentlichen Auftakt an der Gautinger Straße, die Platzaufweitungen sind mit dem das neue Quartier durchziehenden Wegesystem sinnhaft verknüpft. Vier neue Baukörper arrondieren sich um eine großzügige Grünfläche entlang der Würm. Diese Würmwiese wird sehr positiv bewertet, die beiden zusätzlichen Stege über die Würm erleichtern die Durchwegung der Anlage und tragen zur Belebung bei. Die Freiflächen im westlichen Teil bilden mit der östlichen Grünfläche ein schönes Ensemble. Auf den Baumbestand und die Höchstwassersituation wird angemessen reagiert. Der Freibereich der Kita wird im Süden des letzten neuen Baukörpers kritisch bewertet, da die Spiel- und Aufenthaltsflächen bisher ungeschützt dem Straßenlärm ausgesetzt sind.

Die beiden größeren Baukörper situieren sich entlang der Gautinger Straße und gliedern sich ab dem 2. Obergeschoß in vier Bauteile auf. Sie sind mit Gebäudetiefen von 20 bis 30 Metern in den Sockelzonen sehr tief. Die geschlossene Sockelzone verbessert den Schallschutz der innenliegenden Grünfläche und des Wohnungsbaues quer zur Würm, belastet aber die gegenüberliegende Straßenseite durch Reflektionen und sollte besser strukturiert werden. Die Nutzbarkeit erscheint hier eingeschränkt. Insgesamt werden die dargestellten Fassaden als noch zu wenig differenziert gesehen. Eine stärkere Unterscheidung zwischen Wohnbaufassaden und Gewerbefassade wäre wünschenswert. Die Tiefgaragenzufahrt liegt an geeigneter Stelle, während die Ausfahrt sich etwas nah am Kreuzungsbereich der Vitusstraße befindet. Positiv bewertet wird auch der Erhalt des südlichen Wohnhauses.

Die Setzung der Baukörper im Teil West am Grundstücksrand, angelehnt an die Nachbarbebauung, ist gelungen. Der fünfte und nördlichste Bauteil wird in Frage gestellt. Insgesamt scheint die Baudichte am westlichen Grundstücksrand etwas zu hoch. Grundsätzlich sind hier die richtigen Themen angesprochen, eine Vertiefung wäre im Realisierungsfall dringend erforderlich.

Die Fischaufstiegstreppe wird auf der Westseite des Wehrs aufgrund der fehlenden Länge und Verbindung mit dem Leerschuss nicht funktionieren. Die Neuanbindung des Weihers am Bennosteg sowie die Reaktivierung des Altarms ist sehr gut gelungen. Die Beschränkung auf nur einen Uferweg im Ostteil schafft Ruhezonen für die Tier- und Pflanzenwelt im Westteil und vor allem im Bereich der Flachwasserzonen.

Die Durchbrechung der Gewerbebauten entlang der Gautinger Straße bieten keine ideale, aber wohl eine ausreichende Durchlüftung. Der minimale Luftströmungsquerschnitt ist mit ca. 30 m eher gering. Die Dachbegrünung unterstützt das Schwammstadtprinzip sowie die Biodiversität des neuen Quartiers. Bei den Gebäuden im östlichen Teil des Entwurfsgebiets sind die Tageslichtnutzung und die Möglichkeiten einer ausreichenden natürlichen Belüftung nur teilweise gegeben. Vor allem die gewerblich genutzten Gebäude haben sehr große Raumtiefen. Aufgrund der tiefen Grundrisse müssen die innenliegenden Erschließungsflächen und Räume mit Nebennutzung mechanisch belüftet und künstlich belichtet werden.

Die sehr kompakten Baukörper im Teil West mit Wohnnutzung weisen ein günstiges A/V-Verhältnis mit einem angemessenen Fensteranteil auf, wodurch unterstützt wird, dass übermäßige Energieverluste im Winter und ungewollte Energiegewinne im Sommer vermieden werden. Die Tageslichtnutzung und die Möglichkeiten einer ausreichenden natürlichen Belüftung sind gegeben. Es ist zu erwarten, dass alle Gebäude bei entsprechender Gestaltung sehr energieeffizient betrieben werden können.

Die Arbeit überzeugt im Freiraum durch die Qualitäten der gebildeten Raumabfolgen und der Ausformulierung einer attraktiven grünen Mitte, die eine ausdrückliche Einladung an die Öffentlichkeit ausspricht. Dies gelingt mit der Öffnung und dem Dialog zum Baierplatz, der Gastronomie an der Würm und einer attraktiven Wegeverbindung bis in das Herzstück der großen zentralen Freifläche, die als offene Wiese für alle gestaltet wird.

Insgesamt handelt es sich um einen kompakten und strukturell gelungenen Entwurf mit einem durch seine Großzügigkeit sehr qualitätsvollen, landschaftlichen Grün.
Konzept und Einfügung

Konzept und Einfügung

Blick von der neuen Brücke in die Grüne Mitte

Blick von der neuen Brücke in die Grüne Mitte

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Blick auf die renaturierte Würm

Blick auf die renaturierte Würm

Ideenskizzen

Ideenskizzen

Isometrie

Isometrie