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Einladungswettbewerb | 07/2023

Neubau Nahversorgungszentrum mit Wohnbebauung Nordstadt in Singen

3. Preis

wittfoht architekten bda, Prof. Jens Wittfoht

Architektur

Stefan Fromm Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Dem neuen Quartier in der Nordstadt gelingt es souverän mit der Platzierung von winkelförmigen Baukörpern die städtebauliche Proportion des Nachbarquartiers im Osten aufzunehmen, angemessen weiterzuführen und gekonnt mit gut dimensionierten Wohnbausteinen zu ergänzen. Durch die lockere Anordnung der Wohnwinkel entstehen Platzabfolgen, diese gut proportionierte Raumkammern für das öffentliche Leben definieren und sensible Übergänge zwischen öffentlich und privat gestalten. Die präzise Setzung im Städtebau lässt die gewünschte Nord - Südverbindung über einen maßstäblichen Quartiersplatz entstehen, der mit den dort angebotenen Ladennutzungen zusätzlich belebt wird.

Besonders hervorzuheben ist die Strategie der Höhenentwicklung des neuen Quartiers, das Bezug auf die umliegende Nachbarschaft nimmt, sich mit den eigenen Höhen anpasst und somit mit dem Kontext verbindet. Dadurch wird das neue Areal zum Connector zwischen den Einfamilienhäusern im Süden und den Wohnungsgeschosstypologien im Osten. Grundlage hierfür ist die Entscheidung das Einkaufen und das Parken konsequent in die unteren Ebenen anzulagern und die vorhandene Topographie zu nutzen. Der Zugang zu Edeka und DM über den Eingangsplatz im Westen ist nachvollziehbar, im Stadtraum gut sichtbar und bietet mit seiner zweigeschossigen Eingangshalle räumliche Qualität und natürliche Belichtung im Entreebereich. Kontrovers diskutiert wird hier die Lage hinsichtlich seiner Anbindung und die konsequente Trennung von Quartiersplatz und Zugang zum Sortiment.

Die Anlieferung und Zuwegung zu den Tiefgaragen sind richtig im Norden angeordnet und gut in die Fassadenstruktur integriert, allerdings wird die gemeinsame Zufahrt von Kundenverkehr und Anlieferung stark kritisiert und führt in den Abläufen zu Konflikten. Zudem stört die geschlossene Wand entlang der Abfahrt mit Ihrer Höhe und Geschlossenheit die Nord-Süd Passage durch das Gebiet.

Das Angebot der Sortimentbereiche überzeugt durch klare Anordnungen im Grundriss und hinsichtlich der Abläufe und funktionalen Belange.

Die hier vorgeschlagenen unterschiedlichen und gut ausgearbeiteten Wohnungstypologien bieten ein attraktives Angebot für vielfältige Lebenssituationen und überzeugen mit einer guten sozialen Durchmischung. Mit klar organisierten Grundrissen werden die unterschiedlichen Wohnansprüche erfüllt und die Spännertypologien sind flexibel kombinierbar.

Die lässige, aber präzise Haltung im Städtebau und im Wohnen wird in der Ausformulierung der Fassaden fortgeschrieben und überzeugt durch eine ruhige, aber differenzierte Handschrift im Erscheinungsbild.

Die präzise Ausarbeitung von Tragwerk und Fassade in hybrider Holzbauweise überzeugt und punktet hinsichtlich der Nachhaltigkeit.

Die wirtschaftlichen Kenndaten des Projektes liegen im durchschnittlichen Bereich und die Angebote bezüglich Nachhaltigkeit und Energiekonzeption sind attraktiv.

Das neue Wohnquartier in der Singener Nordstadt überzeugt mit angenehmer Maßstäblichkeit, präziser städtebaulicher Setzung und souveränen Übergängen an den Quartiersrändern. Den Verfasserinnen gelingt es vielfältiges Wohnen in einem lebendigen Quartier mit Identität zum Ort anzubieten.

Durch die städtebauliche Setzung gelingt es der Arbeit maßstäbliche Freiräume zu schaffen, die sowohl Beziehungen in die Umgebung anbieten aber auch im Innern Raumabflogen schaffen, die das Entstehen eines Miteinanders im Quartier möglich machen und stärken können.
Dies sind beispielweise an den Übergängen in die Nachbarschaft und den öffentlichen Raum im Westen und Südwesten die kleinen abgerundeten Vorplätze und Antritte als Eingangssituation der Läden und die einladende Geste in den halböffentlichen Innenhof der aufgesetzten Wohnbebauung, der sich als Freiraum über den Ladenflächen mit einer leichten Erhöhung fast ebenerdig zum südlichen Quartier öffnet und damit verbindet.

Diese Einladung und der Übergang werden nur möglich, da der Sortimenter in Tieflage gebracht wird und sich dadurch insgesamt nur sehr geringfügig aus der Umgebung heraushebt. Dadurch gelingt es auch sehr maßstäbliche Höhensprünge zur mittig gelegenen öffentlichen Durchwegung des Quartiers zu gestalten und sich durch Treppen abzustufen und die Ebenen im Quartier zu verbinden.
Diese fast lässige Einbindung in die Oberfläche und damit Topografie wird allerdings durch 2 Untergeschosse erkauft, die in Bezug auf Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit kritisch diskutiert werden.

In der mittig gelegenen Achse sind kleine Rücksprünge und ein geschützter grüner Quartiersplatz gesetzt, an den weitere öffentliche und belebende Nutzungen angelagert sind. Durch die großflächige Unterbauung können nur in der Achse selbst erdgebundene Standorte für größere Gehölze angeboten werden, der Quartiersplatz arbeitet daher mit Aufkantungen und Erhebungen für ein grünes Erscheinungsbild. In den Übergang zur östlichen Bebauung legt der Entwurf einen grünen Filter, der in den Rücksprüngen der Gebäude großflächigere Retentions- und Spielflächen ausbildet, die als privatere Freibereichen zu den Wohngebäuden gelesen werden.

Die halböffentliche Fläche auf dem Dach des Sortimenters dient zum einen der internen barrierefreien Erschließung aber auch als belebter Wohnhof, in den durch Aufkantungen Baumgruppen und Spielflächen eingestreut sind. Durch die Gebäudestellung entstehen ergänzend ruhigere, der Mitte abgewandten Wohngärten. Ein System an Haupt- und Nebenwegen durchzieht das Quartier, das die privaten Wohnungen im Erdgeschoss mit Abstand respektiert.

Der Entwurf lässt zukünftig im Freiraum eine Varianz an verschiedenen Raumsituationen erwarten, für die eine Haltung ablesbar ist: Durchgrünung, Differenzierung im Umgang mit Versiegelung, das Mitdenken von Retentionsflächen, die Gestaltung von ruhigeren oder belebteren Orten und ein für die Dimension Mensch maßstäblichen Umgang mit der Topografie auf dem Grundstück.

Schallschutz:
Die Freibereiche südlich bzw. südöstlich sind aus schalltechnischer Sicht weniger attraktiv, aufgrund des Straßenverkehrslärms der Bruderhofstraße. Die rückwärtigen Außenbereiche werden weitestgehend abgeschirmt mit ausreichender guter akustischer Aufenthaltsqualität.