modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Award / Auszeichnung | 06/2023

Schulbaupreis 2023 - Vorbildliche Bildungsbauten in NRW

Offene Schule Köln

DE-50999 Köln, Sürther Straße 199

Auszeichnung / Köln

Hausmann Architektur

Architektur

3PLUS FREIRAUMPLANER Kloeters I Müller I Kastner PartGmbB Landschaftsarchitekten + Architekt

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    13.508m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 10/2020
    Fertigstellung: 07/2022

Projektbeschreibung

„Werkstatt Schule“
Wie muss ein Schulgebäude beschaffen sein, damit gute Schule gelingt? Angesichts der aktuellen Herausforderungen im Schulbau – zunehmende Komplexität, steigende Baukosten – stellt sich diese Frage stärker denn je. Im Falle der Offenen Schule Köln war es nicht das makellos edle Schulhaus, sondern ein preiswertes Gebäude, das möglichst viel Raum für Aneignung, Entfaltung und Veränderung bietet. Grundlage dafür war das bewusste Hinterfragen von gewohnten Standards und Wertvorstellungen. Zu knapp waren die finanziellen Möglichkeiten, zu speziell der Bedarf und das Selbstverständnis der privat geführten Schule, um beim Neubau der Offenen Schule Köln konventionelle Schulbaustandards realisieren zu können und zu wollen. Entsprechend sind Raumprogramm, Organisationsstrukturen und die bauliche Umsetzung „ungewöhnlich“ für eine Schule.

Planungsprinzip Industriebau
Mit dem obersten Ziel, ein Maximum an flexibel nutzbaren Flächen zu schaffen, gleichzeitig aber die Bau- und Betriebskosten minimal zu halten, entschied man sich dafür, Planungsprinzipien aus dem Industrie- und Gewerbebau anzuwenden. Im Rahmen eines Bauteamverfahrens konnte dieser Ansatz gemeinsam mit dem Bauunternehmen von Beginn an ausgearbeitet werden – ohne die Bedürfnisse der Nutzer:innen aus dem Blick zu verlieren.

Einfache Gebäudekonstruktion
Die Gebäudekonstruktion und -struktur der Schule ist möglichst einfach gehalten. Das beheizte Volumen wurde maximal reduziert, die Fluchttreppen für die zweiten Rettungswege als simple, außenliegende Stahltreppen in die Gebäudekubatur eingeschrieben.

Offene Lernbereiche
Die Lernbereiche sind konsequent als offene Raumeinheiten geplant. Die daraus resultierenden Erleichterungen hinsichtlich Schall- und sommerlichem Wärmeschutz konnten die Planung und Umsetzung deutlich vereinfachen.

Prinzip des Weglassens
Der Ausbau folgt dem Prinzip des Weglassens. Nach Möglichkeit wurde auf zusätzliche Bauteilschichten und Ausbauelemente verzichtet. Der Rohbau ist weitestgehend oberflächenfertig, Wände unverputzt, Decken oft unbekleidet. An Sichtbetonoberflächen wurden keine erhöhten optischen Ansprüche gestellt. Auf Einbauteile und -leuchten wurde verzichtet, Installationen stattdessen Aufputz verlegt.

Kostengünstige Fassade
Auch die Fassadenkonstruktionen folgen der Logik des Industriebaus. Baustoffe wie Profilgläser, eloxierte Aluminium-Trapezbleche und Fensterelemente sind kostengünstig und lassen sich einfach, schnell und wirtschaftlich montieren. Die reduzierten Fensterformate sind leicht zu öffnen und zu reinigen. Die vollständig lichtdurchlässigen Außenwände mit transluzenter Wärmedämmung (Glasgespinst) sorgen für eine optimale Tageslichtausnutzung. Auch die Lernbereiche mit Raumtiefen von bis zu zwölf Metern werden so ausreichend natürlich belichtet.
Zur Reduktion der Baukosten, vor allem aber zur Vereinfachung des späteren Betriebs, wurde in Abstimmung mit dem Bauherrn auf einen außenliegenden Sonnenschutz verzichtet. Vorhänge zur Abdunkelung werden in Eigenleistung durch die Nutzer:innen montiert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die ‚Werkstatt Schule‘, ermöglicht durch eine Elterninitiative und mit einem hohen Anteil an Eigenfinanzierung, versteht es, mit einfachen und kostengünstigen Mitteln eine Einrichtung zu schaffen, die Inklusion und Integration ganz selbstverständlich umzusetzen weiß. Kein Klassenprinzip, sondern offene, jahrgangsübergreifende Lerngruppen mit Lernbegleiterinnen und Lernbegleitern, ein permanent besetztes Foyer, ein auch für die Nachbarschaft offenes Café, ein Jugendtreff – so werden Partizipation und Schülerbeteiligung gelebt, so wird das Konzept der Schule überall deutlich: Begleitung. Die Industriebauweise, die gewählten Materialien und die offene Technik auf den unverputzten Wänden sowie die transparente Wärmedämmung lassen nicht sofort einen Schulbau vermuten, aber der robuste Werkstattcharakter entspricht ganz dem pädagogischen Ansatz. Das ‚Prinzip des Weglassens‘ bedient den Wunsch nach flexibel nutzbaren Flächen und nach freier Gestaltung der Räume. Die innere Nutzung fließt auch in den Außenraum; so werden sich im Laufe der Zeit auch hier immer neue Konzepte entwickeln. Die große PV-Anlage auf dem Dach und die Wärmepumpe mit Blockkraftheizwerk ermöglichen einen nachhaltigen und günstigen Betrieb. Es ist hell, mit angenehmen Temperaturen. Die gemeinsame ‚Bildungsmagistrale‘ mit der benachbarten EMAnuel-Grundschule hat hohes Potenzial für eine nachbarschaftliche Kooperation. Die passgenaue Planung bietet eine hervorragende Übereinstimmung von pädagogischem Konzept und Gebäude für ein menschenwertes, zukunftsorientiertes Bauen.