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kooperatives Werkstattverfahren in 2 Stufen | 05/2023

Umbau Karstadt an der Müllerstraße in Berlin-Wedding

M25 Berlin – Perspektive Müllerstraße

M25 Berlin – Perspektive Müllerstraße

1. Phase / 1. Rundgang

caspar.

Architektur

Werner Sobek AG

Nachhaltigkeitskonzept, Tragwerksplanung, Energieplanung

hhpberlin - Ingenieure für Brandschutz GmbH

Brandschutzplanung

Karres en Brands

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Im Rahmen eines Werkstattverfahrens plante caspar. mit KARRES EN BRANDS einen Entwurf für die Neuentwicklung eines gemischt genutzten Gebäudekomplexes mit Einzelhandel, Büro, Wohnen und ergänzenden Funktionen an der Müllerstraße 25 in Berlin-Wedding.

Das heutige Karstadt-Haus wird in fünf Einzelgebäude aufgeteilt, die sich um einen zentralen Innenhof gruppieren - eine Stadt in der Stadt. Das Volumen wird auf fünf Obergeschosse reduziert. An den Blockrändern entwickelt sich eine zwei- bis dreigeschossige Dachlandschaft. Den nördlichen Abschluss bildet ein siebengeschossiges Wohngebäude. Durch den Rückbau von Teilen des Bestandes entsteht im Inneren eine Plaza. Im Südwesten, mit Bezug zum Leopoldplatz und zum U-Bahn-Eingang, erschließt eine Freitreppe den öffentlich nutzbaren Dachgarten mit Amphitheater.

Die fünf Gebäudeteile sind durch transparente, teilweise zweigeschossige, begrünte Kommunikationsräume miteinander verbunden. Im vollständig transparenten Erdgeschoss befinden sich Einzelhandels- und Gastronomieflächen sowie die Zugänge zum Innenhof, zur Mobility-Hub und zur Tiefgarage. Die mit Glas und Holz gestaltete Dachlandschaft bildet den Abschluss des Komplexes.
Die Gewerbe- und Büroflächen umfassen insgesamt rund 30.500 m². Das smarte Konzept ermöglicht eine flexible Aufteilung der Büroflächen - vom Zellenbüro bis zur Bürolandschaft.
Das dreidimensionale Raster ist nach dem Prinzip des menschlichen Maßstabs konzipiert und stellt die Nutzer:innen in den Mittelpunkt. Die nachhaltige Holzhybridkonstruktion schafft eine natürliche, positive Atmosphäre. Ein Großteil der 600 Fahrrad- und E-Bike-Stellplätze ist ebenerdig im nördlichen Gebäudeteil untergebracht.

M25 verfolgt den Anspruch, zukunftsorientiert, flexibel und mit hohen Nachhaltigkeitsanforderungen geplant, gebaut und betrieben zu werden. Dabei stehen die Aspekte Klimaschutz (Reduktion der grauen Emissionen & CO2-neutraler Betrieb), Klimawandelanpassung, Nutzen für den Menschen sowie wirtschaftliche Potenziale im Vordergrund. Die Energiestrategie gliedert sich in zwei wesentliche Bereiche: Erstens werden die Gebäudekubatur und die Gebäudehülle optimiert, um die solaren Energiegewinne im Sommer zu minimieren und im Winter zu maximieren. Zum anderen werden regenerative Energien eingesetzt, die in Verbindung mit einer energetisch optimierten Gebäudetechnik den CO2-Ausstoß in der Nutzungsphase reduzieren. Auch der soziale Aspekt wird berücksichtigt: Das Wohngebäude im Nordosten ist für gemeinschaftliches Wohnen konzipiert. Auf den Dachterrassen entsteht ein „konsumfreier Raum“ zum Verweilen, Entspannen und Entdecken, der direkt vom Stadtraum aus zugänglich ist.

M25 ist ein hoch integratives Gebäude, das Raum für alle bietet. Seine hochflexiblen, geschichteten Außenräume ermöglichen einen natürlichen Übergang von öffentlichen zu privaten Räumen für die gesamte „Stadt in der Stadt“, mit kollektiven und privaten Räumen für Bewohner:innen und Büroflächen. Gleichzeitig bietet das Landschaftskonzept sorgfältig choreographierte Räume für Flora und Fauna. So dienen die Grünflächen nicht nur den Menschen, sondern tragen auch zur Artenvielfalt Berlins bei, indem sie mit heimischen und klimaresilienten Bäumen, Sträuchern und Gräsern begrünt werden. Außerdem halten sie Regenwasser zurück. So bilden die Grünflächen in M25 ein komplexes Ökosystem, das sich mit Klimaschutz, Wasserspeicherung, Nachhaltigkeit, Mikroklima und Ökologie beschäftigt und gleichzeitig Raum für Experimente und Innovationen bietet. Das ist es, was wir Next Nature nennen!

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf verfolgt den städtebaulichen Ansatz von der Großstruktur zurück zur Körnigkeit der Umgebung in Anlehnung an die historische Blockstruktur zurückzukehren. Der Bestandsbaukörper wird in Einzelvolumen aufgelöst, die um den erhöhten Innenhof orientiert und über diesen angebunden sind.
Die sog. „Plaza“ bildet das zentrale Gestaltungs- und Erschließungselement. Die durchgesteckte Ausführung schafft theoretisch über die beiden Zugänge Schul- und Antonstraße eine neue Wegeverbindung parallel zur Müllerstraße, trägt zur Erschließung sowie Belebung aller Nutzungen von innen heraus bei. Praktisch werden die Erreichbarkeit der neu geschaffenen Innenwelt aufgrund der Lage auf OG-Ebene als problematisch bewertet und die durchgehende Zugänglichkeit aufgrund möglicher Fehlnutzungen in Frage gestellt.
Die geringe Fläche der Warenhausnutzung verteilt sich über UG und EG und ist über mehrere Zugänge der umgebenen Straßen sowie von der Plaza erreichbar. Durch den kleinteiligen ergänzenden Einzelhandel entlang der Müllerstraße mit Konzentration im Kreuzungsbereich Schul- / Müllerstraße und Verlagerten Haupteingängen verliert das Warenhaus den Außenraumbezug und verkennt die prominente Lage im Eckbereich als Entrée für den Gebäudekomplex.
Die vielen Außenräume bieten bis hoch auf die Dachterrasse ein breites öffentliches und privates Angebot und werden unter anderem über die außenliegende Treppe erschlossen. Bezüge zu den an die Außentreppe angrenzenden Nutzungen und entsprechende Verträglichkeit stellt die Arbeit in dieser Entwurfsphase noch nicht her.
Die geringen Abstandsflächenüberschreitungen im rückwärtigen Grundstücksbereich werden als heilbar erachtet. Die Realisierung funktionsfähiger Rettungswege für das im Blockinnenbereich gelegene Kiez/Wohnhaus werden aufgrund der Überbauung des EG und der inneren Erschließung als problematisch bewertet.
Mit einem ambitionierten Nachhaltigkeitsansatz präsentiert der Entwurf viele potenzielle Lösungsansätze, die jedoch Flexibilität gegenüber zukünftigen Entwicklungen vermissen und Erschließungskomplikationen erwarten lassen. Die starke Orientierung des Entwurfs nach Innen lässt eine Konkurrenzsituation zur Müllerstraße befürchten und kann im Ergebnis nicht überzeugen.
M25 Berlin – Perspektive Innenhof

M25 Berlin – Perspektive Innenhof

Lageplan

Lageplan

Abgabeplan 1

Abgabeplan 1

Abgabeplan 2

Abgabeplan 2

Abgabeplan 3

Abgabeplan 3

Abgabeplan 4

Abgabeplan 4

Abgabeplan 5

Abgabeplan 5

Abgabeplan 6

Abgabeplan 6