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Award / Auszeichnung | 11/2023

Baden-Württembergischer Landschaftsarchitektur-Preis 2024

Walckerpark in Ludwigsburg

DE-71634 Ludwigsburg

Auszeichnung Kategorie „Gesundheit, Bildung, Freizeit, Spiel und Sport“

Stadt Ludwigsburg

Bauherren

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

LUZ Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Link GmbH Garten- und Landschaftsbau

Sonstige

KuKuk Freiflug GmbH

Landschaftsarchitektur, Architektur, Stadtplanung / Städtebau

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Landschaft und Freiraum

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    In Vorbereitung

  • Termine:

Projektbeschreibung

Die neue Gestaltung des Walckerparks folgt dem Grundgedanken, den Park wieder als Einheit zu sehen, weitestgehend auf versiegelte Flächen zu verzichten und einer Artifizierung des Parks entgegenzuwirken. Bestehende Neckar-Seitentäler bilden hierzu die Analogie des Entwurfs.

Großzügige Grünflächen mit unterschiedlichen Vegetationsbildern sollen das Bild des neuen Parks prägen. In den Randbereichen sind fließende Formen verschiedener Stauden- und Asaatflächen geplant.
Im Süden des Parks, dem Innenhof des Parkregals und im Bereich der unteren Kasernenstraße sind Staudenflächen vorgesehen, die in ihrer Auswahl an die örtlichen Gegebenheiten angepasst sind und mit dem Wurzeldruck der bestehenden Gehölze zurechtkommen.
In den nördlichen und vor allem steileren Bereichen des Parks sind Ansaaten angedacht, die an sonnenexponierte sowie trockene Standorten angepasst sind.

Durch die vorhandene Topographie bildet sich am tiefsten Punkt eine Senke im Wiesenbereich, in der sich die Feuchtigkeit sammelt und das Vegetationsbild beeinflusst wird.
Mit dem historischen Baumbestand wird sehr behutsam umgegangen. In der ‚Freien Mitte‘ werden vereinzelt der Baumbestand ausgelichtet unter Beachtung der Vitalität. In den Randbereichen soll sich ein Saum aus dem Baumbestand und ergänzenden Gehölze bilden.
Im Osten und Westen befinden sich die beiden frequenzbringenden Pole.
Westlich befindet sich das Parkhaus. Es integriert sich in die nach Norden ansteigende Topographie als einfaches Parkregal. Mit der direkten Erschließung von der Bietigheimer Straße aus, nimmt es den Verkehr aus dem Park. Das Parkregal erhält umseitig eine Konstruktion, die mit Kletterpflanzen berankt ist, um die Beziehung zum Freiraum zu stärken. Dem Parkregal südlich vorangestellt ist der Kasernenplatz mit dem Wasserspiel, als Auftakt des Parks. Als Reminiszenz an die ehemalige Orgelfabrik, ist das Wasserspiel als Kombination aus unterschiedlich hohen Wasserfontänen mit interaktivem Klangspiel geplant.

Im Osten des Parks befinden sich als zweiter Pol, die Sport- und Spielangebote. Das Kletterspiel unterschiedlich dichter Hölzerstrukturen bildet ein zentrales Element im Spielbereich. Das Spiel ist in unterschiedliche Ebenen gegliedert und bietet mehrere Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten. Im Kletterspiel sind Schwingschaukeln für Kleinkinder sowie eine Rutsche integriert.
Zweites Element bildet der ‚goldene Käfig‘ als halboffene Konstruktion, die als Ballfangzaun für die Kombination von Fuß- und Basketball fungiert. Die Oberfläche bildet sich als goldfarbenes Metallnetz aus.
Der Park wird von reduzierten Wegebeziehungen in einer äußeren und inneren Erschließung durchzogen.
Die Wegeführung bildet sich in weichen, nicht exakt vorgegebenen Wegerändern aus. Durch freie Formen, die sich wie eine Art Flüssigkeit in die Vegetation gießen, ist es möglich, teils auf den bestehenden Wegen aufzubauen und behutsam und flexibel auf die Bestandsvegetation zu reagieren. Die Wege werden in Ortbeton mit Zuschlagstoffen aus Naturstein hergestellt. Die trockenen Wegränder werden als Bankette aus Schotter mit wenig organischen Bestandteilen ausgeführt. Alle Wege der inneren Parkerschließung haben eine Mindestbreite von zwei Metern. Aus den Wegen bilden sich kleinere Plätze, wie der Kasernenplatz und die Umschließung der Sport- und Spielflächen. Der umliegende Fuß- und Radweg, am Parkrand wird in Teilen saniert und auf 3,50m verbreitert.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der heutige Walckerpark umfasst das ehemalige Areal der Talkaserne und befindet sich in exponierter Lage vis-à-vis des Residenzschlosses. Es bildet den nördlichen Eingang zur Innenstadt, konnte dieser prominenten Lage jedoch lange Zeit nicht gerecht werden. Im Bereich des Walckerparks befand sich ein großflächiger ebenerdiger Parkplatz. Das Areal war stark versiegelt und durch eine äußerst ungünstige Anordnung der Nutzungen mit vielen Restflächen geprägt: Trotz einer Gesamtfläche von ca. 15.650m² waren nur ca. 5.000 m² als Grün- und Spielflächen nutzbar. Die städtischen Freiflächen- und Klimaanpassungskonzepte wiesen das Areal jedoch als wichtiges innerstädtisches Grünflächenpotenzial aus, das mit den bestehenden Grünanlagen vernetzt und eine hohe Bedeutung für die Erholung in Hitzeperioden bekommen kann. Vor diesem Hintergrund wurde der Bereich als Schwerpunktmaßnahme im Sanierungsgebiet Untere Stadt ausgewiesen. 2018 wurde ein freiraumplanerischer Ideen- und Realisierungswettbewerb zur Aufwertung des untergenutzten und teilweise vernachlässigten Stadtraums ausgeschrieben. Zentrale Ziele waren: Schaffung attraktiver Freiräume in einem hoch verdichteten Bereich der Innenstadt, Verbesserung der Aufenthaltsqualität und Erhalt des wertvollen Baumbestands. Dabei sollten Orte der Begegnung und Identität entstehen, die einen hohen ökologischen Wert haben, das Stadtklima verbessern und resilient gegenüber Nutzerdruck und Klimawandel sind. Voraussetzung hierfür war der Rückbau der gesamten oberirdischen Parkplätze und die Bündelung der Parkierung in einem neuen Parkdeck. Dadurch entstand Raum für einen offenen, naturnah gestalteten Stadtpark, der ein wichtigen Beitrag zur Aufwertung des gesamten Wohnumfeldes leistet und eine der bedeutendsten Klimaanpassungsmaßnahmen in Ludwigsburg umsetzt. Durch die komplette Entsieglung der Asphaltflächen und der ausschl. Verwendung von wasserdurchlässigen Oberflächen verbleibt das gesamte Oberflächenwasser im Park. Um die Topografie des ursprünglichen Talgrunds wieder herauszuarbeiten, wurde eine Senke ausgebildet. So kann das Wasser gesammelt und der Vegetation zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Erhalt der 150 Bestandsbäume werden 135 weitere, im Schwerpunkt heimische, klimaresiliente Bäume und Großgehölze um den Park gepflanzt. Die Parkdeckfassade wurde komplett begrünt. Umfangreiche Staudenpflanzungen sorgen im Wurzeldruck der Bestandsbäume für eine geschlossene Vegetationsdecke. Die Böschungen zur Bundesstraße wurden mit artenreichen Ansaaten versehen. Beim Rückbau der Parkplätze wurden die ungebundenen Tragschichten am Ort belassen und mit einer mageren Bodenmischung überdeckt, um aufwändige Entsorgungen zu vermeiden. Unter einer 150 Jahre alten Kastanie fanden Sitzbänken und ein Wasserspiel Platz. Der Park bietet großzügige baumüberstandene Wiesenflächen, sowie intensiv genutzten Spiel- und Bewegungsflächen. Künstlerisch gestaltete Möblierungselemente aus Stahl und Holz, ein „Goldener Käfig“ für Soccer und Street Ball zudem ein naturnah gestalteter Spielplatz bieten Möglichkeiten für Sport, Spiel und Aufenthalt. Alle Bereiche sind durch ein attraktives, barrierefreies Rundwegesystem miteinander verbunden. Infotafeln im Park und ein „archäologisches Fenster“ im Parkdeck, in dem bei den Bauarbeiten gefundene Fundamente der ehemaligen Talkaserne freigelegt sind, erläutern die besondere Geschichte des Ortes. Die Entwicklung des Areals erfolgte in einem intensiven Austausch mit dem Bürgerverein.