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Offener Wettbewerb | 02/2023

Neues Gemeindehaus in Münsingen (CH)

3. Rang / 3. Preis

Preisgeld: 32.000 CHF

Seiler architects

Architektur

Rujbr Architekten

Architektur

Johannes von Pechmann Stadtlandschaft GmbH

Landschaftsarchitektur

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebauliches / Ortsbauliches Konzept

Zwischen Bahnhofplatz und Kreuzweg spannt sich über den gesamten Bearbeitungsperimeter eine Platzfläche auf. In ihre Mitte wird das neue Gebäude mit kompaktem Fussabdruck gesetzt. Die Gebäudeform ist lang, hoch und schlank. Sie bildet einen Merkpunkt im Quartier und schafft einen gelungenen Übergang zu ihren Umgebungsbauten. Auf allen vier Gebäudeseiten bilden sich gut dimensionierte Aussenräume. Dies sind eine betriebstauglich breite Velo- und Fussgängerverbindung von oben nach unten, ein gut geschnittener Baumpark in Verbindung zu der Villa und ihrem bestehenden Aussenraum und an den Stirnseiten des Gebäudes angemessene Aussenräume. Diese sind gut an den vorhandenen Strassenraum angebunden. Die physische Präsenz des Gebäudes und die Durchlässigkeit der Quartierverbindungen schaffen eine gute Orientierung und vermitteln selbstredend öffentliche Nutzung.

Architektonisches Konzept

Der Holzbau und seine strukturierte Holzfassade wirken leicht und an ihrer Lage in Münsingen durchaus passend. Zu überprüfen wäre einzig das angebotene Rastermass der Fassadierung, damit die heutige und kommende Raumeinteilung noch besser variiert werden kann. Der Innenausbau ist attraktiv und in Übereinstimmung mit dem Äusseren. Der Zugang ab Bahnhofstrasse führt in einen zweigeschossigen Windfang und von dort etwas umständlich über einen Treppenlauf auf das obere Geschoss zur eigentlichen Eingangshalle. Dort befinden sich auch die Besprechungsräume, welche gut ausserhalb der Öffnungszeiten und auch über den Eingang ab Kreuzweg, dem eigentlichen Personaleingang, benutzt werden können. Das Gebäude wird mit zwei Treppenhäusern erschlossen, was zwar aufwändig ist, aber eine gute Trennung von interner und externer Benutzung zulässt. Das konstruktive Prinzip deckt sich mit dem äusseren Erscheinungsbild. Die aussteifenden Erschliessungskörper, der Sockel und die Untergeschosse werden betoniert. Die oberen Stockwerke sind ein Holzbau. Die bescheidenen Spannweiten sind die Basis einer nachhaltigen Holzbaukonstruktion. Das Projekt basiert auf einem klaren, über alle Geschosse durchlaufenden Stützenraster. Die gewählte Stützenanordnung ist wohl vorteilhaft für die über Terrain liegende Tragkonstruktion, es ergeben sich aber kaum den geltenden Normen entsprechende Parkfelder.

Landschaftsarchitektonisches Konzept

Die unterschiedlichen Aussenräume auf den vier Gebäudeseiten sind für die Gebrauchstauglichkeit im Alltag passend dimensioniert. So lässt sich ein Nebeneinander von Velos und zu Fuss gehenden auf der Seite Migros sehr gut vorstellen. Die Seite des Baumparks ist eine poetische und etwas künstliche Idee, denn bei benutzten Besprechungszimmern sind keine Aktivitäten passend. Die überbrückende Verbindung der Grünanlage mit der anliegenden Parzelle ist positiv. Als innerstädtischer Kiesplatz mit impliziertem öffentlichem Publikumsverkehr wirkt der Baumpark hier im rückwärtigen Gartenquartier eher fremd und problematisch im Zusammenspiel mit den vorgeschlagenen angrenzenden Gebäudenutzungen. Das Vorland der beiden Hauptzugänge ist schwellenfrei und lässt den Aussenraum in das Gebäudeinnere fliessen. Die Anlieferung des angrenzenden Grossverteilers steht voraussichtlich in Konflikt mit den vorgesehenen Bäumen.

Funktions- und Nutzungsqualität

Der Haupteingang ab Bahnhofstrasse wirkt wenig grosszügig und der Zugang zur Eingangshalle, ein halbes Geschoss höher liegend, ist mit dem Standardtreppenlauf zu bescheiden und umständlich gelöst. Es bleibt die Frage, wieso der Hauptzugang nicht auf der Längsseite des Gebäudes zu liegen gekommen ist. Die Ankunftssituation für die Besuchenden des Sozialdienstes ist ungünstig und in der gezeigten Form nicht möglich. Die schmalen Grundrisse bringen überall gute Tageslichtverhältnisse. Der Bezug nach aussen ist ausser bei den Sitzungszimmern zum Baumpark, wo mit Ablenkung und Störungen zu rechnen ist, attraktiv. Das Zonenkonzept kann gut umgesetzt werden. Die diskrete Lage und Auffindbarkeit der Loggia der Cafeteria ist gut denkbar und lässt eine tolle Aussicht vermuten. Die Auffindbarkeit der Drittnutzung im Obergeschoss ist suboptimal. Die Nutzungsflexibilität scheint erfüllbar, die Nutzungsvariabilität hingegen ist durch die angebotene Fassadenrasterung noch nicht optimal. Das Parking ist noch fehlerhaft, die Rampe Velo in Kombination mit der Rampe ist unrealistisch.

Energie und Nachhaltigkeit in Bau- und Betrieb

Das Projekt schneidet im Nachhaltigkeitsranking insgesamt sehr gut ab. Wesentlicher Beitrag ist der bescheidene oberirdische Fussabdruck, der mit zu den tiefsten aller eingereichten Projekte gehört. Relativiert wird dies durch die überdurchschnittlich hohe unterirdische Geschossfläche, bedingt durch die zwei Parkierungsgeschosse. Ungünstig ist auch der zu hohe Glasanteil der Fassade.

Wirtschaftlichkeit, insbesondere Bau- und Betriebskosten

Die oberirdische Geschossfläche gehört zu den tiefsten aller eingereichten Projekte, die unterirdische liegt über dem Durchschnitt. Insgesamt lässt das Projekt vergleichsweise tiefe Investitionskosten erwarten, bietet aber vergleichsweise wenig Drittmieterfläche. Somit sind die wirtschaftlichen Voraussetzungen insgesamt durchschnittlich.

Der schlanke und elegante Holzbau mit kleinem Fussabdruck schafft einen prägenden Merkpunkt und ist ortsbaulich bestechend. Das Projekt macht sehr vieles richtig, die allzu knapp bemessene und umständliche Haupterschliessung erweist sich schliesslich als entscheidender Stolperstein.