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Award / Auszeichnung | 07/2023

Hugo-Häring-Auszeichnung 2023 BDA Kreisgruppe Heidelberg

Produktionserweiterung Rossmanith - Halle 2

DE-69124 Heidelberg, Hardtstraße 42

Auszeichnung

AAg Architekten GmbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Gewerbe-, Industriebauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 06/2022

Projektbeschreibung

Das Erfahren von sinnvoller Architektur im Alltäglichen ist nicht zu unterschätzen. Eine Werkhalle als monolithischer Körper aus unbewehrtem Leichtbeton, der Fenster und Öffnungen paradigmatisch thematisiert, steht erfahrbar für Sinnhaftigkeit, Verantwortung, Nachhaltigkeit und Innovation im Alltag.
Die Besonderheit in diesem Projekt war es die statischen, wärmetechnischen und schallschutzrelevanten Anforderungen, die an eine moderne Produktionsstätte gestellt werden, nachhaltig zu erfüllen und gleichermaßen die Nutzbarkeit der Produktion nicht einzuschränken. Zudem war der Wunsch des Bauherrn, seinen innovativen Fassadenbaubetrieb durch ein entsprechend qualitätvolles, modernes und ausdrucksstarkes Gebäude zu repräsentieren sowie seinen Mitarbeitern hochwertige Arbeitsplätze zu bieten. Hierbei wurde in enger Zusammenarbeit eine unbewehrte Leichtebetonbauweise mit Sichtbetonoberfläche entwickelt, die ein stützenfreies Tragwerk trotz großer Spannweiten ermöglicht.

Die Halle ist im KfW 55 Standard errichtet. Die Heizung erfolgt über Geothermie, Wärmepumpen und eine aktivierte, hoch belastbare, schwimmende Betonbodenplatte. Eine auf dem Dach installierte Photovoltaik Anlage liefert ausreichend Energie für den Gebäudebetrieb. Darüber hinaus erzeugte Energie wird direkt in den maschinellen Produktionsprozessen verwendet. Somit wird ein Maximum an regenerativer Energie für den Eigenbetrieb selbst genutzt. Die massive Leichtbetonhülle aus Recyclingbeton, die massive, großflächige und direktbeaufschlagte Bodenplatte und das große Luftvolumen erlauben einen thermischen Verlauf mit wenigen Spitzen und langsamen Temperaturverläufen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Beim Bau einer neuen Produktionshalle des Fenster- und Fassadenbauers Rossmanith in Heidelberg haben Bauherr und Architekt ihren hohen Qualitätsanspruch an das Projekt mehr als nur eingelöst. Der neue Bau steht für Präzision, das Ausreizen moderner technischer Möglichkeiten und ästhetische Prägnanz. Und obwohl die Produktionshalle die bis dahin in dem kleinen Quartier aus Wohn- und Gewerbebauten üblichen Maße sprengt, ist sie nun zu seinem Anker und gewissermaßen der „guten Adresse“ geworden: Ein - wie auch alle anderen Fenster - mit den Außenflächen bündiges übergroßes Schaufenster lässt für jedermann einen Blick in die stützenfreie Halle zu. An dieser Stelle ist der Ort mit größtmöglicher Offenheit dem Stadtteil zugewandt. Den maximalen Kontrast dazu bildet die 137 Meter lange, vollkommen geschlossene Gabionen-Wand aus alten Basaltsteinen, die an seiner Längsseite das Grundstück zum öffentlichen Raum hin abschottet. Im Inneren des Geländes entsteht dadurch ein räumlich gefasster Hof, der über eine Vielzahl von Toren mit der Produktionshalle verbunden nutzbar ist. An der Außenseite wird eine klare Grenze gesetzt, die aufgrund ihrer Rauigkeit und perfekten Linearität eine unerwartete gestalterische Verbindung zu den benachbarten Bahnanlagen anlegt. Eine formale Strenge ist auch der Ästhetik des zehnachsigen Gebäudekörpers nicht abzusprechen.

Um die architektonische Grundidee eines radikal monolithischen Baukörpers umsetzen, musste Pionierarbeit ohne Kompromisse geleistet werden. So sind die Ultraleichtbeton-Wände Tragwerk und Hülle in einem und die räumliche Aussteifung erfolgt über die Dachkonstruktion aus vorgefertigten Modulen. Das auf diese Weise stützenfreie Tragwerk lässt auch künftigen Technologien und Produktionsprozessen weiten Spielraum. Bemerkenswert ist, dass auch die Fensteröffnungen einer kreativen Idee und keinem starren Produktionsablauf folgen. So geben die Ansichten je nach Ausrichtung und Nachbarschaft ein mehr oder weniger offenes oder funktionales Bild. Im Inneren dient die dem Sonnenlauf folgende Fensteranordnung der Vermeidung von Schlagschatten auf den Maschinen. Mit gut durchdachten Kunstgriffen wurde außerdem eine bereits bestehende Produktionshalle baulich und technologisch mit dem Neubau verbunden. Mit hoher Risikobereitschaft und großen Ambitionen entstand ein Neubau mit bemerkenswerter architektonischer Ausdruckskraft und gekonnter handwerklicher Ausführung.