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Award / Auszeichnung | 08/2023

Deutscher Nachhaltigkeitspreis Architektur 2023

Gymnasium Frankfurt Nord

DE-60488 Frankfurt am Main, Muckermannstraße 1

Nominierung

raumwerk Gesellschaft für Architektur und Stadtplanung mbH

Architektur

SPREEN ARCHITEKTEN

Architektur

merz kley partner

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2019

Beurteilung durch das Preisgericht

Mit drei Schulbaukörpern, einer Mensa und einer Dreifeld-Sporthalle bildet das Gymnasium Frankfurt Nord aktuell Europas größte Schule in modularer Holz-Hybrid-Bauweise. Die Raummodule bieten beste Voraussetzungen für eine flexible Nutzung als „Wanderschule“: Nach dem Auszug des Gymnasiums soll das Schulgebäude als Ausweichquartier für andere Schulen dienen.

Ebenso wie Frankfurt stehen viele Städte vor der Herausforderung, in den nächsten Jahren einem Peak an Schülerinnen und Schülern Räume und Chancen für eine gute Entwicklung zu bieten. Der konventionelle Schulbau mit rund zehnjähriger Planungs- und Bauzeit kann den kurzfristigen Bedarf an Räumlichkeiten nicht decken. Hier bietet der Entwurf für eine rückbaubare Schule der ARGE RAUMWERK SPREEN Architekten eine solide und auf andere Orte übertragbare Antwort. Die „fliegenden Klassenzimmer“ wurden nicht nur in rasantem Tempo errichtet, sondern könnten bei sich ändernden Rahmenbedingungen an anderer Stelle als Schule wiederaufgebaut oder für ganz andere Zwecke genutzt werden.

Die Jury lobt die hohe gestalterische Qualität gegenüber einer üblichen temporären „Containerschule“ und verweist auf den im Bauabschnitt 3 offen gestalteten Grundriss der Mittelzone für flexible Lernformen in Kleingruppen. Den Architekten ist innerhalb des engen vorgegebenen Zeitplans eine erstaunlich ansprechende Architektur mit einer klaren und gut detaillierten Gestaltung gelungen. So bilden die drei Unterrichtsgebäude einen geschützten Dreiseithof und sind über die Fassaden aus Weißtanne mit den beiden Nebengebäuden zu einem Ensemble verbunden.

Trotz der temporären Nutzung ist ein qualitativer Lernort und Lebensraum entstanden, bei dem helle und freundliche Räume ebenso eine Rolle spielen wie Inklusion und Ganztagsangebot. So bietet das Herzstück der Schule – eine über drei Etagen offene, mit viel Holz gestaltete und lichtdurchflutete Eingangshalle – einen Begegnungsraum mit hoher Aufenthaltsqualität. Jeweils ein begrüntes Atrium versorgt auch die Erschließungsflächen der Klassenräume mit natürlichem Licht und lockert die langen Flurzonen auf.

Durch den Einsatz von 356 Holz-Hybrid-Modulen konnten bei der Errichtung graue Emissionen reduziert werden, was bei unvermeidbaren Neubauten besonders wichtig ist. Die Decken der Raummodule aus Holz-Beton-Verbundelementen – ein Novum im Modulbau – unterstützen mit ihrer thermisch aktivierten Masse das Klimakonzept und erfüllen außerdem die hohen Anforderungen an den Brandschutz. Die Wiederverwendbarkeit ganzer Raummodule erfüllt auch die ansonsten bei Verbundbaustoffen schwierige Rückführung in den Kreislauf.

Das Gymnasium Frankfurt Nord ist damit ein beispielhaft flexibler und zirkulär geplanter Schulbau, der die engen wirtschaftlichen und terminlichen Vorgaben mit einer hohen gestalterischen Qualität umsetzt. Das dem stetigen Wandel zugrundeliegende und architektonisch durchdachte Konzept erfüllt in vorbildlicher Weise die Herausforderungen temporärer Schulbauten. Gleichzeitig hat das Bauwerk das Potenzial, auch dauerhaft am Ort zur Verfügung zu stehen. Kommunen mit schwankenden Schülerzahlen sei deshalb ein Blick nach Frankfurt dringend empfohlen.