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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Baugebietsentwicklung Kalverdonk in Meerbusch-Osterath

Räumlicher Eindruck "Lebensader"

Räumlicher Eindruck "Lebensader"

ein 2. Preis

Preisgeld: 88.090 EUR

Schaller Architekten Stadtplaner BDA

Stadtplanung / Städtebau

Stefan Schmitz BDA Architekten und Stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau

urbanegestalt

Landschaftsarchitektur

Schüßler-Plan

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Städtebauliche Leitidee
In gut erschlossenen Lagen des Wettbewerbsgebietes entstehen zwei städtebaulich dichte Quartiere. Das K-Bahn Quartier Kamperweg im Nordosten entwickelt sich von der namensgebenden Haltestelle ausgehend und das Quartier Winklerweg / Strümper Straße im Südwesten vom Winklerweg aus.
Durch flächensparende Anordnung kann die Flächenversiegelung begrenzt werden und der bestehende agrarische Landschaftsraum nördlich der K-Bahnlinie wird als zusammenhängende Fläche erhalten und für die Bewohner:innen erfahrbar gemacht.
Vom Schützenplatz ausgehend zieht sich von Südwesten nach Nordosten ein grünes Band. Es bietet Grünräume, verknüpft und ist Träger sozialer Infrastruktur. Mobilitätsangebote, gewerbliche Nutzungen, Sportstätten und Naherholung, eine 4-zügige KiTa mit Flächenpotential für weitere 2 Gruppen, Quartiersgärten, Retentionsflächen und bestehende Liegenschaften sind im grünen Band verbunden. Das grüne Band schließt im Südwesten an die bestehende Anbindung an Bahnhof und Zentrum von Meerbusch Osterath an. Der Nibbelsweg bleibt mit seinem bisherigen Charakter als Landschafts- und Agrarweg weitgehend bestehen.
Mit zwei dicht bebauten Quartieren (drei mit der optionalen Fläche) wird die geforderte Anzahl an Wohneinheiten erreicht. Die Kompaktheit erlaubt großzügige Freiräume, so gelingt eine qualitätsvolle Einbindung der neuen Wohnlagen.

Lebendige Stadtquartiere
Das Ziel des Entwurfes ist die Schaffung lebendiger Stadtquartiere, denn anstelle von Schlafstädten besteht die regional vernetzte Stadt der Zukunft aus gemischten Quartieren, die Wohnen und Arbeiten vereinen, mit unterschiedlichen Schwerpunkten. So entsteht eine angemessene Urbanität in den Wohnquartieren, die dabei hilft die Pendlerverkehre zu reduzieren und damit wesentlichen zum Klimaschutz beiträgt.
Aus diesen Gründen werden vor allem in den Erdgeschossen der Wohnquartiere in den zentralen Erschließungsachsen Nutzungen für Büros, Praxen, Coworking und nicht störendes Gewerbe vorgesehen, die über das hinausgehen, was in der Baunutzungsverordnung (BauNV) unter der Festsetzung „Allgemeines Wohngebiet“ erlaubt ist und Ausnahmeregelungen erfordert. Für die unmittelbare Umgebung des Schützenplatzes und der K-Bahn Haltestelle werden verstärkt kommerzielle Nutzungen, Dienstleistungsangebote und Coworking-Space angeboten, die dem Ziel eines lebendigen Stadtquartiers gerecht werden. Hier wird eine Ausweisung als „Urbanes Gebiet“ gemäß BauNV vorgeschlagen.

Konzept Mobilität
Zwei Mobilityhubs sind die wesentlichen Bausteine des Konzepts und nie weiter als 300 Meter von der eigenen Haustür entfernt, genau wie die Haltestellen des ÖPNV. Die Mobilityhubs sind außerdem Energieversorger und -speicher (s. Nachhaltigkeit). Der südwestliche Mobilityhub ist ein mehrstöckiges Gebäude mit gewerblichen Nutzungen in einem vorgesetzten Riegel zum Schützenplatz (z. B. Coworking-Space, soziale Angebote, Gründerzentrum), 350 Stellplätzen und Mobilitätsangeboten. Über Tag stellt man hier das Rad unter oder leiht ein Lastenrad aus. Man fährt von hier mit dem PKW los, ob mit dem Eigenen oder einem Gemieteten. Man hält ein Online-Meeting ab, sammelt Pakete ein oder holt die Kinder vom Basketballplatz auf dem Dach ab. Der Hub ist Vermittlungspunkt und Anziehungspunkt zwischen Neu und Alt, zwischen Stadtraum und Freiraum und zwischen den zwei geplanten Quartieren. Außerdem ist er ein wichtiger städtebaulicher Beitrag: Er wendet dem Schützenplatz, der seinen angestammten Ort behält, ein aktives Gesicht zu und fasst ihn räumlich.
Der Mobilityhub an der K-Linie fasst 300 Stellplätze für PKW. Das EG ist Fahrrädern und sharing-moblity vorbehalten. Der Hub macht das Angebot der K-Linie noch attraktiver für die Quartiere. Ein viergeschossiger Gewerbebau stellt die städtische Kante des Hubs her und erzeugt so einen Impulsgeber für die 15-Minuten-Stadt. Besucherparken wird zusätzlich zu den Hubs in kleinen Parkplätzen an den Quartierseingängen angeboten.
Ein dichtes Netz an Wohnstraßen und Wohnwegen ist vorhanden, ideal für Radfahrende und zu-Fuß-Gehende und auch mit dem Auto sind alle Häuser (notfalls) erreichbar. In jedem Quartier ist ein zentraler Weg als Lebensader der Nachbarschaft konzipiert. Hier erreicht man alle Hausgruppen und hat gute Orientierung. Hier spielen die Kinder und man trifft die Nachbarschaft. Für Mobilitätseingeschränkte, Handwerker und Pflegedienste gibt es verteilte Multifunktionsbereiche, aber es gibt keine öffentlichen Stellplätze in den Wohnwegen und nur in wenigen Ausnahmen private Stellplätze am Haus.
Kindergarten und Schule sind fast ohne Kreuzung mit dem Autoverkehr erreichbar, was dazu führt, dass Bewegung durch die neuen Quartiere zu Fuß und mit dem Rad für alle Altersklassen schnell zur Normalität wird.

Das Quartier Winklerweg / Strümper Straße
Baustein 1 – urbaner Rand
Im Westen, anschließend an den Winklerweg und die Strümper Straße, soll ein Quartier mit unterschiedlichen Wohn- und Mischtypologien entstehen. Mehrgeschossige Reihenhäuser, Mehrfamilienhäuser und Wohntypologien mit höheren Gebäudetiefen für alternative und gemeinschaftliche Wohnformen erstrecken sich vom Winklerweg in das Wettbewerbsgebiet. Die Anordnung der Gebäude in offenen Blöcken schafft private Innenhöfe, die Raum für private Grünflächen bieten. Die Gebäudekörper sind dicht gestellt und in der Regel drei- bis viergeschossig.

Baustein 2 – Wohnhöfe
Entlang des Nibbelswegs entstehen Wohnhöfe, die sich aus verschieden dimensionierten Gebäudekörpern zusammensetzen und so Raum für unterschiedliche Wohnformen bieten. Hier sind gemeinschaftliche Flächen vorgesehen, die bei Bedarf auch für Nutzungen jenseits des Wohnens genutzt werden können – Co-Working oder soziokulturelle Nutzung. Die privaten Grünflächen binden den umgebenden Landschaftsraum an. Die Höfe sind durch kleine Wege miteinander verbunden und bilden so ein Netzwerk. Die Höfe sind locker zueinander angeordnet. Hier sind bestehende Gebäude eingebunden und Neubauten mit zwei bis vier Geschossen vorgesehen. Die Gebäudehöhen sind vom urbanen Rand über die Wohnhöfe hin zum Landschaftsraum abgestuft geplant.

Erschließung
Die Erschließung der Gebäude erfolgt über eine Lebensader, eine zentral verlaufende verkehrsberuhigte Straße mit entsiegelten Mittelzonen und versetzen Bäumen. Davon zweigen Wohnstichwege ab, die als shared space ausgebildet werden. Der ruhende Verkehr wird auf Besucherparkplätzen und in dem Mobilityhub am Schützenplatz gebündelt.

Freiraum/ Klima/ Entwässerung
Private Gärten und Gemeinschaftsgrün prägen die nicht unterbauten Innenbereiche der offen Blockstrukturen im urbanen Rand. Die kleinmaßstäblichen Wohnstraßen und Wohnwege bieten Spiel- und Begegnungsraum. Die zentrale Lebensader bietet Orientierung vom Mobility-Hub bis zur Strümper Straße. Von Norden wirkt die landschaftliche Atmosphäre durch die Wohnhöfe hindurch tief in die Wohnlagen hinein. Die privaten Außenräume der Wohnhöfe liegen nach außen orientiert, während sich im Inneren der Gebäudegruppen gemeinschaftliche Erschließungshöfe für übersichtlich große Nachbarschaften bilden. Die großen Gärten bilden eine zeitgenössische Allmende, Haine, Spielplätze, Sickerflächen und Wiesen für die Wohnhöfe. Ein Netzwerk offener Rinnen bringt Niederschlagswasser aus dem Quartier über den Nibbelsweg nach Norden. Überstanden von Baumgruppen erreicht dieser großzügige Grünplanung erhebliche klimatische Funktion im Hinblick auf Retention, Versickerung und Kühlung.

Das K-Bahn Quartier Kamperweg
Baustein 1 – Mobilityhub
Dreh- und Angelpunkt für das Quartier Kamperweg ist die gleichnamige K-Bahnhaltestelle, die das alte und neue Quartier an den überregionalen ÖPNV anbindet. Südlich der K-Bahnlinie am Kamperweg – in direkter Nachbarschaft zur Haltestelle – entsteht ein Mobilityhub, der gewerbliche Nutzungen und Mobilitätsangebote aufnimmt. Eine Brücke ist direkt mit dem Gebäude verbunden und bringt Fußgänger schnell über die Gleise und nördlich der K-Bahnlinie zum Auftakt des K-Bahn Quartiers.

Baustein 2 – Urbaner Kern
Südlich und nördlich der K-Bahnlinie bilden Blockstrukturen und baumreihen den Raum, der die Haltestelle wie einen kleinen Bahnhof fasst. Durch Anordnung und Höhenentwicklung schützen die Gebäude das Quartier vor den Lärmemissionen der K-Bahn. Die Bebauung innerhalb der Blockstrukturen ist mit mehrgeschossigen Reihenhäusern, Mehrfamilienhäusern und Gebäudetypologien mit höherer Tiefe für alternative und gemeinschaftliche Wohnformen vielfältig und flexibel. Zum grünen Band im Nordwesten bildet die Bebauung eine starke Kante. Nach Süden, Süd-Osten und Norden stufen sich die Gebäudehöhen leicht von vier auf zwei bis drei Geschosse ab und die Bebauung lockert sich auf. Der umgebende Freiraum fließt zwischen die Bebauung. Die bestehenden Wohnlagen werden durch diese Abstufung respektiert und haben Luft zum Atmen.

Erschließung
Die Erschließung der Gebäude erfolgt über zwei zentral in Ost-West-Richtung verlaufende Lebensadern – verkehrsberuhigte Straße mit entsiegelten Mittelzonen und versetzen Bäumen. Hiervon gehen Stichwege ab, die als shared space ausgebildet werden. Der ruhende Verkehr wird auf Besucherparkplätzen und in dem Mobilityhub an der Haltestelle Kamperweg gebündelt. Entlang der K-Bahnlinie nach Osten erfolgt der Anschluss an das überregionale Straßenverkehrsnetz.

Freiraum/ Klima/ Entwässerung
Die Freiräume des Quartiers sind multicodierte Siedlungsflächen. Langsame und aktive Straßenräume, grüne Höfe und aktivierte Dachflächen beantworten eine Wohnlandschaft moderater, urbaner Dichte. Das grüne Band ist geeignet, um wohnungsnah großzügige Spiel- und Erholungsflächen anzubieten. Südlich ist eine größere Wiese als Schulentwicklungsfläche vorgesehen, die über die neue Planstraße eine zusätzliche Erschließung bekommt. Nördlich der K-Bahntrasse ist der Kontakt in den Landschaftsraum prägend. Ein Hain aus Nussbäumen vermittelt als Saum der Entwicklung die Maßstäbe und erzeugt eine nachhaltige Siedlungskante.
Die im Nordwesten vorzufindenden, wenig dichten Siedlungsformen der Einfamilienhäuser und Bungalow Bebauung werden mit wenigen Hausgruppen städtebaulich abgeschlossen. Ein Hain aus Nussbäumen, in dem zwei Kinderspielplätze liegen begrenzt und vermittelt zum Freiraum.

Freiraum
Freiraum 1 – Der Wiesenzug entlang Nibbelsweg
Südlich der K-Bahntrasse wird entlang des Nibbelswegs ein Wiesenzug als Landschaft vor der Haustür entwickelt. So wird der Charakter des historischen Nibbelswegs für Osterath erhalten. Der schöne Baumbestand beidseits des Weges wird zu einem Parkgerüst ergänzt, die vorhandene Senke wird für das Management der Niederschlagswasser ausgebaut. Mit ein wenig Ausstattung entsteht eine großzügige Freizeitlandschaft, Wiesen mit Schattenbäumen und weitem Blick.

Freiraum 2 – Das grüne Band
Das grüne Band nimmt den bestehenden Grünzug vom Bahnhof Osterath auf und setzt sich fort bis an den nördlichen Feldrand, nachhaltig wird so der Zugang zum Grünen Ring gesichert. Wesentliche Funktionen für das soziale Leben der neuen Quartiere sind hier in einer parkartigen Abfolge von Gärten und Grünflächen angeordnet. Die seitlich anliegenden Straßen und Wege profitieren von der grünen Tiefe des Bandes.
Der Kreisverkehr Winklerweg und der Hans-Lampenscherf Festplatz werden als grau-grüne Elemente gestaltet und eingebunden. Die aktive Fassade des Mobilitätshub im Norden gibt dem Raum eine räumliche Definition und bringt dessen multifunktionales Talent heraus. Auf dem Dach entsteht eine Sportfläche mit spektakulärem Ausblick.
Im Norden des Hub sind weitere Sportfunktionen für die Schule, sowie ein Skateplatz und ein Kinderspielbereich zusammengefasst. Anschließend ist das große Garten-grundstück des Imker-Hof mit dem reichen Baumbestand eingebunden.
Eine Fuge bindet die Retentionslandschaft am Nibbelsweg durch das grüne Band nach Osten an.
Der letzte Abschnitt südlich der K-Bahnlinie ist mit einem Bahnparallelen Weg und dem Grundstück für die Kindertagesstätte besetzt. Die Bauten für 4-6 Gruppen stehen als hofartige Hausgruppe in einen Apfelbaumhain, der als niedriges grünes Volumen einen maßstäblichen Raum schafft und bereits den Kindern die Produktivität von Landschaft nahebringt.
Die K-Bahntrasse durchfährt das grüne Band, Querwege vernetzen, der Bahnüber-gang westlich bleibt bestehen.
Nördlich der K-Bahn ist ein Freiraum mit gärtnerischen Anlage vorgesehen, eine für die Quartiere zentrale Kompostfläche schließt lokale Stoff- und Materialkreisläufe.
Auch hier wird eine klimatisch wirksame Fuge eingeplant, die das nördliche Quartier mit den Retentionsflächen im Nordwesten verknüpft.
Die bestehenden Wohnparzellen bilden den Rahmen des anschließenden Teilraums. Die Bauten und Gärten werden von Kleingärten in ein grünes halb-privates Netzwerk überführt. Über die nächsten Jahre sollen hier die privaten Wohnnutzungen Stück für Stück in eine Gartensiedlung mit produktiven und nachhaltigen Konzepten übergehen.
Das grüne Band geht am Landschaftsweg in den Grünen Ring um Osterath auf, ein Hain aus Nussbäumen umfasst den in die Landschaft geschobenen Wohnstandort und bietet mittelfristig einen produktiven Ort mit Aufenthaltsqualität
Das grüne Band bietet eine Vielfalt an siedlungsnahen Nutzungen und ein Raum für Biodiversität und Wasserwirtschaft. Die räumlich wirksamen Gehölzpflanzungen helfen dabei den zusammenhängenden Charakter zu stärken. Öffentliche Bereiche stoßen auf private, neugeplante Gebiete stoßen auf den Bestand und doch hängen alle zusammen und bilden den entscheidenden Freiraum im neuen Quartier.

Freiraum 3 – agrarische Landschaft
Den dichten Quartieren steht im Nordwesten des Plangebietes ein Stück nutzbare Landschaft gegenüber. Nutzbar bedeutet hier eine neuartige Schnittmenge von Frei-zeit und gärtnerischer Produktion. Mobile Hühnerställe, bewirtschaftete Nussbaumhaine, Blühstreifen Retentionsraum für Regenwasser, Selbsternteacker sind Bausteine lokaler Lebensmittelerzeugung und einer nachhaltigen und naturinklusiven Idee vom Leben in einer verstädterten Region.
Räumlich bilden zwei Baumhaine aus Walnussbäumen den Rahmen. Ein Marktplatz der lokalen Produkte und Ideen ist ein wichtiger Impulsgeber der Entwicklung, hierfür stehen die nordöstliche bestehende Hofstelle und der Eingangsplatz der produktiven Gärten zur Verfügung.

Freiraum 4 – Festwiese
Der Dr. Hans-Lampenscherf Festplatz am Beginn des grünen Bandes verbleibt in Größe und Lage wie im Bestand. Baumreihen, Baumraster und Wegeinfrastruktur fassen den Raum präziser und geometrisch eingepasst. Die Fläche wird mit Intarsien aus Rasengitter gestaltet, welche sich im südlichen Bereich bis in den Gehweg ziehen und im Norden bis zum Mobility Hub auslaufen. Die Platzgestaltung bietet die Möglichkeit alles an Ausstattung für das Schützenfest unterzubringen aber auch in den veranstaltungsfreien Zeiten dem Raum eine Bespieltheit zu verleihen. Gefasst wird der Platz durch Baumreihen, welche im Raster stehen.

Freiraum 5 – Lebensadern
Den Lebensadern in den Wohnquartieren kommen zahlreiche Funktionen zu. Zum einen dienen die Lebensadern der Erschließung. Die entsiegelten Bereiche im Zentrum, welche mit Pflanzbeeten und kleinkronigen, schattenspendenden Gehölzen bestückt sind, geben den Lebensadern hohe Aufenthaltsqualität und Eigenartigkeit. Die Form dieser entsiegelten Bereiche ist vielfältig und trotzdem ist das Straßenprofilen klar und wiederholend strukturiert. Darüber hinaus wird hier an der Oberfläche Niederschlagswasser gesammelt, behandelt und abgeleitet. Retentionsflächen und Rinnen ziehen sich wie ein ‚Blauer Faden‘ durch.

Nachhaltigkeit
Das Ziel der Nachhaltigkeit wird in erster Linie durch das gemischte Stadtquartier erreicht, das soziale und funktionale Vielfalt fördert. Die damit verbundene Reduzierung der schädlichen Klimagase durch Verkehrsvermeidung bedeutet einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Die Schaffung klimaresilienter städtebaulicher Strukturen und kreislauforientierter Freiräume, die Verwendung langlebiger Materialien und Oberflächen und energieeffiziente Bauweisen mit entsprechender technischer Ausstattung tragen zur Nachhaltigkeit der geplanten Quartiere bei.
Die Beschränkung des motorisierten Individualverkehrs auf nur eine zusätzliche Sammelstraße zur Quartierserschließung ermöglicht eine Vielfalt von verkehrsfreien Wegen und Plätzen für Fußgänger und Radfahrer. Die geplanten Mobilitätszentren beherbergen nicht nur den ruhenden Verkehr und vielfältige Mobilitätsangebote, sondern auch die Endstationen für den Lieferverkehr. Nahversorgungseinrichtungen und Gastronomie in den Erdgeschosszonen machen die Hubs zu lebendigen Mittelpunkten der jeweiligen Nachbarschaften. Der ruhende Verkehr wird aus den Wohngebieten verbannt und so die Möglichkeit geschaffen, das nahe Wohnumfeld mit den höchsten Freiraumqualitäten auszustatten. In diesen öffentlichen Räumen kann damit eine nahezu idyllische Atmosphäre geschaffen werden, in der Kinder spielen und Nachbaschaftsbeziehungen aktiviert werden können. Das private Auto kommt nur noch zum Be- und Entladen schwerer Güter vor die Haustüre, nicht jedoch zum Parken. Dieses Mobilitätskonzept bedeutet mehr tägliche Gehminuten für den Städter; ein „Nachteil“, der aber mit mehr gesundheitsfördernder Bewegung, sicheren Wohnstraßen, weniger Verkehrslärm, sauberer Luft und hohen Qualitäten des Wohnumfeldes zu einem „Vorteil“ wird.
Das Ziel der Energieversorgung ist die maximale Nutzung und Erzeugung von erneuerbaren Energien im Planungsgebiet. Hierzu werden für die beiden Wohnquartiere Blockkraftheizwerke mit Anschluss an ein Nahwärmenetz in den Mobilitätszentren verortet, die sich je nach Möglichkeit und Verfügbarkeit mit regenerativen Energiequellen speisen: Photovoltaik, Erd- oder Abwasserwärme in Verbindung mit einer Wärmepumpe, Holzhackschnitzel, Biogas etc.
Die Unterbringung der Stellplätze in Hubs macht Tiefgaragen unnötig. Sogar der Verzicht auf energieintensive und kostspielige Unterkellerungen wird für Teile der Wohnbauentwicklung erreichbar.
Der Erhalt und die Förderung der Biodiversität wird durch naturbelassene Landschaftsbereiche (Biotope) mit Schwerpunkt südlich der K-Bahn-Linie entsprochen, die zugleich auch als Retentionsflächen dienen und auch bei Starkregen eine Versickerung des Regenwassers in den Boden ermöglichen.
Weitere bauliche, funktionale und technische Maßnahmen zum Thema Nachhaltigkeit bedürfen einer vertieften Betrachtung und Zieldefinitionen, die im Rahmen dieses Wettbewerbs nur benannt werden können und in den folgenden Realisierungsphasen des Bauvorhabens Kalverdonk in einem qualifizierten Planungs- und Entscheidungsprozess erarbeitet werden müssen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Wettbewerbsarbeit 3605 weist eine gute Einbindung in den Bestand auf. Die Typologie und Dimensionierung der Gebäude lassen eine gute Bezugnahme auf die prägenden Osterather Strukturen erkennen. Die Haupterschließung für den MIV erfolgt nicht aber den vorhandenen Kreisverkehrsplatz und ermöglicht dort eine grüngestaltete fußläufige Verbindung zwischen der Grünachse zum Ortskern und dem offenen Landschaftsraum. Die großzügige Grünstruktur, mitsamt Entwässerungsflächen, Kaltluftschneiden sowie Aufenthaltsqualitäten und Einbindung in den Städtebau, wird als sehr gelungen angesehen. Die angemessene Dichte ermöglicht in Verbindung mit den gemischten Typologien der Gebäude die gewünschte Zahl von Wohneinheiten. Es werden verschiedene Bauformen und Geschossigkeiten geplant. Das Konzept spielt dabei an den richtigen Stellen mit unterschiedlichen Dichten. Die geforderte Umsetzung der Akzentsetzung am Haltepunkt wurde schlüssig gelöst. Die Dimensionierung und Positionierung der Mobilitätsstationen erscheinen hingegen nicht passend. Überarbeitungsbedürftig ist insbesondere Lage und Dimensionierung der Mobilitätsstation östlich des Schützenplatzes.
Es bestehen weite Wege von hier aus in die Quartiere hinein. Der öffentliche Raum der sog. "Lebensader" bedarf einer besonderen Qualifizierung. Die Lage der KiTa im Freiraum wird kritisch diskutiert. Grundsätzlich wurden die Vorgaben der Auslobung zu großen Teilen eingehalten. Insgesamt bewertet das Preisgericht den Entwurf als qualitätsvoll und gut umsetzbar.

Nach Empfehlung:
Es wird eine freiraumschützendere Konzeption für die Mobilitätsstation und eine dezentralere Verteilung der Mobilitätsstationen empfohlen. Die Kita sollte ebenfalls aus dem Freiraum heraus in die Quartiere integriert werden. Das Mikromobilitätskonzept insbesondere Fahrradabstellanlagen sollte überarbeitet werden.
Lageplan

Lageplan

Vertiefung Bereich Haltestelle

Vertiefung Bereich Haltestelle

Vertiefung Bereich Festplatz

Vertiefung Bereich Festplatz

Schnitt

Schnitt