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Verhandlungsverfahren | 05/2023

Masterplan Wasserversorgung BW, Ingenieurleistungen Erhebung, Charge2

Beispiel Begutachtung Hochbehälter

Beispiel Begutachtung Hochbehälter

Zuschlag / Los 4

Fritz Planung GmbH

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Masterplan Wasserversorgung Baden-Württemberg:
Wie sieht unsere Wasserversorgung im Jahr 2050 aus?

Manche Auswirkungen des Klimawandels sind uns weniger bewusst, andere spüren wir dagegen unmittelbar. So wäre es ein großer Einschnitt für uns, wenn wir auf den gewohnten Komfort von allzeit verfügbarem Trinkwasser verzichten müssten. Ob damit tatsächlich zu rechnen ist und wie die Prognose bis 2050 aussieht, damit beschäftigt sich der Masterplan Wasserversorgung Baden-Württemberg. Dabei ist das Ziel klar: Trinkwasser soll auch in Zukunft ausreichend und verlässlich in bester Qualität zur Verfügung stehen.

Für die nächsten Jahre gibt es verschiedene Szenarien, wie sich das Klima in unserer Region entwickeln wird, doch alle kommen zu denselben Schlussfolgerungen: Wir werden vor allem im Sommer mit einer deutlichen Temperaturzunahme, längeren Trockenperioden und häufigeren extremen Wetterereignissen, wie z. B. Starkregen, zu rechnen haben. Die Niederschlagsmenge an sich wird sich zwar kaum ändern, es wird jedoch eine Verschiebung von den Sommer- auf die Wintermonate geben.

Die Prognosen für Baden-Württemberg bis 2050 besagen außerdem, dass in manchen Teilen des Landes bis zu einem Drittel weniger Grundwasser neu gebildet wird. Wohl gemerkt, dies betrifft nur bestimmte Gebiete. In Summe wird es auch in Zukunft ausreichend Grundwasser geben, um alle Baden-Württemberger zu versorgen. Die Herausforderung liegt viel mehr in der Verteilung, da pro Kommune oder Versorgungszone das Wasserdargebot und die Wassernachfrage deutlich voneinander abweichen kann.

Fokus liegt auf der Wasserverteilung
Es gilt also, sich diesem Verteilungsproblem anzunehmen und Lösungsvorschläge zu erarbeiten. Das Umweltministerium und das Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz werden daher in den kommenden Jahren einen Masterplan Wasserversorgung für Baden-Württemberg erstellen. Er wird alle relevanten Daten zur aktuellen Versorgungsinfrastruktur sowie Prognosen zur Entwicklung der Wasserressourcen und des Trinkwasserbedarfs gesammelt zur Verfügung stellen. Auf Basis dieser Daten können Kommunen und Wasserversorger dann entscheiden, wie die Versorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich optimiert werden muss.

Ingenieurbüros mit Datenerhebung beauftragt
Die Daten zur Wasserversorgung, die in den Masterplan einfließen, werden kommunenscharf erhoben. Die mit der Erhebung beauftragten Ingenieurbüros müssen dabei nachweisen, über entsprechende Erfahrung zu verfügen: von der Erstellung von Strukturgutachten, über hydrogeologisches Know-how bis zur Erfahrung mit Geoinformationssystemen (GIS), denn die Ergebnisse werden darin für alle Landkreise gesammelt. Zusammen mit unserem Projektpartner Kobus und Partner, der die Umsetzung im GIS übernimmt, haben wir nach einem europaweiten Ausschreibungsverfahren den Zuschlag für die von uns angebotenen Lose bekommen. In der ersten Erhebungscharge haben wir die Landkreise Böblingen/Tübingen, Pforzheim und Reutlingen unter die Lupe genommen. Nach einer Bestandsaufnahme und einer Prognose für 2050 wurden individuelle Maßnahmenvorschläge und Handlungsempfehlungen für jede der 95 Kommunen formuliert. In der Charge 2 führen wir dies nun für die Kommunen der Landkreise Sigmaringen und Zollernalbkreis durch.

Wassermengenbilanz pro Kommune
Die Bestandsaufnahme beinhaltet die Analyse der Versorgungsinfrastruktur. Für jede Kommune werden die vorhandenen Wassergewinnungsanlagen, Aufbereitungs- und Speicheranlagen sowie Transportleitungen erfasst und im GIS schematisch abgebildet. Des Weiteren wird sowohl das heutige als auch das zukünftige Dargebot, wie auch der heutige und der prognostizierte Wasserbedarf für 2050 ermittelt bzw. abgeschätzt. Anhand dieser Daten kann dann die voraussichtliche Wassermengenbilanz erstellt werden.

Was das Dargebot an Wasser angeht, wird für die Grundwasserneubildungsrate ein leichter Rückgang prognostiziert. Einen Versorgungsengpass im Hinblick auf die insgesamt zur Verfügung stehende Wassermenge wird es in Baden-Württemberg jedoch nicht geben. Allerdings gibt es von Kommune zu Kommune große Unterschiede. Während in manchen Kommunen die Wasserversorgung breiter aufgestellt ist und Eigen- und Fremdwasser genutzt wird, sind andere Kommunen von einer einzigen Wasserbezugsquelle abhängig.

Im Hinblick auf den zukünftigen Wasserbedarf wird im Rahmen des Masterplans davon ausgegangen, dass bis 2050 der mittlere Bedarf um circa 10 % steigen wird und zusätzlich auch der Spitzenfaktor um circa 10 %. Mithilfe weiterer Daten, wie z. B. Bevölkerungsprognosen und Plänen für die Flächennutzungsentwicklung, kann pro Kommune der zukünftige Wasserbedarf im Grundlast- und Spitzenlastfall ermittelt werden. In einer Wassermengenbilanz kann nun Dargebot und Bedarf gegenübergestellt werden.

Handlungsempfehlungen für zukünftige Wasserversorgung
Und dann kommt die entscheidende Frage: Ist die Wassermengenbilanz auch im Jahr 2050 ausgeglichen? Für manche Kommunen gibt es hier eindeutig Handlungsbedarf. Dieser kann neben steigendem Wasserbedarf auch ganz andere Gründe haben, wenn z. B. Wasservorkommen in der Zukunft nicht mehr im gleichen Umfang wie heute genutzt werden können. Demensprechend ist auch die Bandbreite an Handlungsempfehlungen: Für die eine Kommune kann es sinnvoll sein, die Eigenwassernutzungsmöglichkeiten zu analysieren, für die andere ist der Aufbau einer Ersatzwasserversorgung oder eines Notverbundes angeraten.

Wenn die Bilanz und die Handlungsempfehlungen vorliegen, ist es an den Kommunen, ihre Verantwortung wahrzunehmen und zu entscheiden, ob die Wasserversorgung in ihrem Zuständigkeitsbereich optimiert werden muss. Doch auch landesweite Maßnahmen können notwendig sein, um die Wasserversorgung in Baden-Württemberg klimaresilient und zukunftssicher zu machen.