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Award / Auszeichnung | 05/2022

Baukultur Schwarzwald/Südbaden Auszeichnungsverfahren 2022

Mehrgenerationenhäuser in Holzbauweise

DE-79254 Oberried, Hauptstraße 20 und 20a

Auszeichnung

Gemeinde Oberried

Bauherren

STUDIOBORNHEIM Unger Ritter Architekten

Architektur

a plus architekten

Architektur

Matthias Goetz

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    2.647m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 07/2018
    Fertigstellung: 02/2020

Projektbeschreibung

Situation
Zwei versetzt angeordnete Gebäude klären die Räume auf dem Ursulinenareal in Oberried. Die städtebauliche Setzung lässt einen neuen Dorfplatz als Bindeglied zum Ortszentrum entstehen sowie einen öffentlichen Garten entlang der Brugga. Eine Passage zwischen beiden Häusern ermöglicht die öffentliche Wegeführung und eine Vernetzung mit dem bestehenden örtlichen Wegesystem.
Durch das Gegenüber der beiden Häuser sowie deren leichte Drehung entsteht ein spannungsvolles Ensemble, das bewusst mit der Abstraktion vertrauter Elemente spielt, sich mit großer Selbstverständlichkeit in die gewachsenen Strukturen einfügt und an zentraler Stelle eine signifikante Architektur im Ortsbild setzt.
Die frühzeitige Beteiligung aller Akteure unter Federführung der Gemeinde Oberried führte zu starkem Engagement und hoher Akzeptanz innerhalb der Dorfgemeinschaft. Das Projekt wird von der EU und vom Land Baden-Württemberg gefördert.
Konzept
Bereits im Architekturwettbewerb überzeugte das Konzept der zwei kompakten Wohnhäuser, die das Mehrgenerationenprojekt in das öffentliche Leben von Oberried einbinden, ohne den Charakter einer institutionellen Pflegeeinrichtung zu vermitteln.
Das Projekt umfasst den Neubau einer bürgerschaftlich verantworteten Tagespflege mit Betreuungs-Apartments und einer selbstverantworteten Pflege-Wohngemeinschaft im Erdgeschoss sowie 10 barrierefreie Mietwohnungen im Obergeschoss.
Durch ein großzügiges Dachoberlicht fällt Tageslicht über das Treppenauge bis hinunter in den Eingangsbereich. Der zentrale Treppenraum gibt dem Haus eine luftige Mitte und dient als Treffpunkt für die Bewohner. Alle Wohnungen verfügen über Loggien die einen wettergeschützten Freiraumbezug und vielfältige Ausblicke in die dörfliche Umgebung bieten.
Der Einsatz von Holz erzeugt in den Innenbereichen eine harmonische, wohnliche Atmosphäre und vermittelt ein Gefühl von häuslicher Geborgenheit und Behaglichkeit. Die raumhaltigen Dächer lassen großzügige Wohnräume mit einer prägnanten Geometrie entstehen.
Funktion
Die Tagespflege wird zusammen mit den flexibel nutzbaren Apartments im Erdgeschoss des nördlichen Baukörpers situiert, während die Wohngruppe im südlichen Baukörper angeordnet wird. Die räumliche Nähe von Tagespflege und Wohngruppe ermöglicht insbesondere in Hinblick auf Betreuung und Pflege vielfältige Synergien.
In Wohngruppe und Tagespflege bildet ein zentraler Aufenthalts- und Essbereich mit offener Küche das gemeinschaftliche Herzstück. Die kompakte Organisation ermöglicht sehr kurze Wege für Bewohner und Pflegepersonal.
Jeweils fünf barrierefreie Wohnungen werden im Obergeschoss um einen Wohnhof herum angeordnet. Das Treppenhaus bildet dabei das Zentrum der Hausgemeinschaft und fördert das nachbarschaftliche Miteinander. Der großzügige Freisitz mit Ausblick auf Dorfplatz und Garten steht allen Bewohnern zur Verfügung.
Konstruktion
Beide Gebäude folgen einem klaren Konstruktionsprinzip. Das Obergeschoss, die Dachkonstruktion sowie die Außenwände wurden in Holzrahmenbauweise ausgeführt, während das Erdgeschoss in Holzhybridbauweise erstellt wurde.
Stahlbetonstützen in der Fassadenebene sowie die Treppenhauskerne tragen die Massivdecke, die in Hinblick auf hohe Schall- und Brandschutzanforderungen eine optimale Lösung für die sensiblen Bereiche von Wohngruppe und Tagespflege bietet.
Die opaken Außenwände sind mehrschalig in Holzbauweise mit vorgehängter, hinterlüfteter Fassade aus senkrechten Holzlamellen in Weißtanne auf Fuge ausgeführt. Die Fensterkonstruktionen bestehen aus hochwärmegedämmten Holz-Aluminium-Verbundfenstern mit integriertem Sonnenschutz.
Die Wände des Treppenhauses und der Eingänge sind ebenfalls mit Leisten aus Weißtanne bekleidet und lassen fließende Übergänge zwischen Innen- und Außenraum entstehen.
Der hölzerne Innenausbau der Gemeinschaftsbereiche wurde im Wand- und Deckenbereich in Weißtanne ausgeführt und lässt zusammen mit dem Eichenparkett eine besondere Atmosphäre und Vertrautheit entstehen.
Durch die konsequente Reduzierung bzw. Substitution von Beton wurde der Anteil von Holz in Konstruktion und Ausbau auf besondere Weise gefördert. Die Verwendung von Schwarzwälder Weißtanne aus regionaler Forstwirtschaft war von Beginn an ein wichtiges Projektziel und Anliegen aller Beteiligten.
Energiekonzept
Beide Häuser wurden als KfW-Effizienzhaus 55 errichtet. Unter Haus Nord befindet sich eine Holzhackschnitzel-Heizzentrale zur Nahwärmeversorgung aller Gebäude auf dem Ursulinenareal. Holzhackschnitzel aus lokaler bzw. regionaler Produktion dienen dabei als regenerativer Energieträger. Die Dachflächen sind mit einer Photovoltaikanlage zur Eigenstromversorgung ausgestattet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die beiden Neubauten überzeugen in vielfältiger Weise. Die Kubaturen orientieren sich an den umgebenden Gebäuden und fügen sich städtebaulich wohltend in die Siedlungsstruktur von Oberried ein. Auf der einen Seite lädt ein Dorfplatz, auf der gegenüberliegenden Seite ein Garten die Dorfgemeinschaft zum Verweilen ein.