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Projektstudie | 08/2022

Aufwertung Bahnhofsumfeld in Romanshorn (CH)

Gewinner

Preisgeld: 25.000 CHF

Hosoya Schaefer Architects AG

Stadtplanung / Städtebau

Studio Vulkan Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Wälli AG Ingenieure

Bauingenieurwesen

Erläuterungstext

Re-Use im öffentlichen Raum

Klassisch befindet sich der Bahnhofplatz stets vor dem Bahnhofsgebäude - nicht so in Romanshorn. Hier wird der Platz in Richtung Hafen gedacht. Die Kante des Perrons – dem Hafenperron - als Teil des Platzes bildet einen offenen Abschluss mit Aussicht über das Hafenbecken.

Romanshorn geht schonend mit Ressourcen um. Der Bestand ist ein Wert und wird erhalten, transformiert, umgedeutet. Bestehende Werte wie versiegelte Flächen oder Dachelemente werden erhalten oder neu platziert; eine durchgehende Belagsgestaltung wird über Markierungen auf den bestehenden Belag aufgebracht. Der entstehende Platzraum stellt alle Verkehrsteilnehmer gleich - dies reduziert die Geschwindigkeiten und führt zu einem Miteinander von Pendlern, Tou¬risten auf dem Veloweg sowie Zu- und Abhol¬verkehr vom Bahnhof.

Das Hafenbecken bestimmt den einzigartigen Charakter der Lage der Stadt am Bodensee. Die in die Platztextur eingearbeitete sanfte Wellenstruktur referenziert den geschützten Wasserkörper des Hafenbeckens. Das Hafen¬perron bleibt so über den für Romanshorn spezifischen Belagsteppich dem Besucher und Durchreisenden in guter Erinnerung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Team Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH kommt in seiner Analyse zu gut nachvollziehbaren Schlüssen: Es stellt fest, dass die Stadt nicht am See liegt, weil durch die Nutzung des Hafenbereichs als Umschlagplatz eine tiefe Schicht zwischen Stadtrand und Hafenkante entstand. Diese teilweise brachliegende Schicht birgt ein hohes Entwicklungspotential für die «Stadt am Wasser». Das Team kommt zum Schluss, dass die stadträumlichen Qualitäten der Hafenschicht neu definiert und die beiden Gleisseiten verknüpft werden sollen, damit das Flanieren am Hafenbecken zur Attraktion wird. Der Fokus soll auf einfache Massnahmen gelegt werden, die den Schatz der bestehenden hochqualitativen Lagegunst fördern.
Durch den aktiven Bahnkörper werden heute drei sehr unterschiedliche Zonen generiert. Der Hafenplatz, der Hafenperron und die Hafenkante. Die Vielfalt und der differenzierte Charakter dieser Zonen ist eine besondere Qualität, die nicht durch übergreifende Gestaltungselemente verunklärt werden soll. Verbindend ist der weite Blick auf das Hafenbecken und den Seeanschluss im Hintergrund.
Das Team Vulkan schlägt vor, das bestehende Verkehrsregime „Begegnungszone im Gegenverkehr“ (Variante Mini) beizubehalten, mit einer möglichen Weiterentwicklung zur Begegnungszone ohne motorisierten individuale Verkehr (Variante Maxi). Die erste Etappe sieht vor, auf allen Ebenen etwas leisten können und Grundstrukturen für spätere Weiterentwicklungen zu legen. Die Begegnungszone Bahnhofplatz wird mit einer Strassenbemalung bis zur Perronkante visuell gekennzeichnet, wobei bestehende Elemente soweit möglich als eine Art Geschichtsschicht belassen werden sollen. Zwischen Bahnhofgebäude und Dienstgebäude wird ein baumbestandener Platz mit hoher Aufenthaltsqualität als Fenster zum See erstellt. Durch die Verlegung der Velostation wird die Position des Hotels Anker gestärkt, indem die heute als «Rückseite» wahrgenommene Facette der historischen Baute aufgehoben wird. Wo es die Fahrgeometrie auf dem Bahnhofplatz erlaubt, soll der Asphaltbelag aufgeschnitten, stadtklimaverträgliche Bäume mit entsprechendem Unterbewuchs gepflanzt und Sitzgelegenheiten ohne Konsumzwang erstellt werden.
In weiteren Etappen können die Massnahmen räumlich erweitert und aufwändiger Aufgaben wie das Verlegen des Kiosks, der Neubau eines Velohubs und die Neugestaltung der dreieckigen Freifläche nördlich des Dienstgebäudes in Angriff genommen werden.
Der grösste Kostenpunkt ist die Belagsbemalung. Das Team Vulkan setzt stark auf die Wieder- und Weiterverwendung des Bestandes und schont damit Ressourcen.
Das Beurteilungsgremium ist beeindruckt von der klaren und gut nachvollziehbaren Analyse des Teams und der integralen Betrachtung des Gebiets. Eine grosse Qualität des Ansatzes liegt darin, dass mit der ersten Etappe die Weichen für eine sanfte Transformation des gesamten Gebiets gestellt werden, ohne die Spuren der Vergangenheit wegzuwischen. Die Pflanzung von Baumgruppen und Entsiegelung des Bodens leistet einen wichtigen Beitrag für das Stadtklima. Mit der Realisierung des neuen «Pärkchens» zwischen Dienst- und Bahnhofgebäude wird die Aufenthaltsqualität und die Verknüpfung des Bahnhofs mit dem Hafenbecken bereits in der ersten Etappe substanziell verbessert. Das Gremium schätzt auch die Weiterentwicklung als sehr flexibel ein. Selbst mit längeren Zeitabschnitten entfalten die einzelnen Etappen eine Wirkung und tragen schrittweise zur Umsetzung der Idee «Romanshorn am Wasser» bei. Das Gremium empfiehlt dem Stadtrat Romanshorn die Studie unter Berücksichtigung der unter Punkt 5.2 aufgeführten Hinweisen und Erkenntnissen weiterzubearbeiten und umsetzen zu lassen.