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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Neubau Verwaltung UKSH-Campus in Kiel

Neubau der Akademie zwischen den beiden Gropius-Bauten

Neubau der Akademie zwischen den beiden Gropius-Bauten

3. Preis

Preisgeld: 18.200 EUR

JSWD Architekten

Architektur

LAND Germany

Landschaftsarchitektur

Gruner GmbH, Hamburg

Brandschutzplanung

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung, Nachhaltigkeitskonzept, Energieplanung

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Das bestehende, denkmalgeschützte Ensemble der beiden Gropiusbauten ist ein wichtiger baukultureller Bestandteil des UKSH Campus in Kiel. Zusammen mit der jetzigen Augenklinik und der Kieler Kunsthalle rahmen sie den Schlosspark mit direktem Anschluss an die Förde.
Das vorliegende städtebauliche Konzept wird dieser besonderen Lage gerecht, indem die beiden Gropiusbauten um drei weitere Bauteile zu einem Gesamtensemble ergänzt werden. Zentraler Baustein ist dabei das neue kubische Akademiegebäude im Zentrum einer neu gestalteten, parkähnlichen Grünfläche. Es ersetzt die aktuell städtebaulich fragwürdige Parkpalette und erweitert die beiden Gropiusbauten um einen dritten öffentlichen Baustein mit einem gemeinsamen städtebaulichen Vorplatz, dem Gropiusplatz. Dieser bildet die neue Adresse der Akademie zum Schlosspark hin ohne die beiden Baudenkmäler in ihrer Wirkung zu beeinträchtigen. Die achsiale Anordnung des neuen Gebäudes unterstreicht die hohe architektonische Qualität der historischen Bauten und stellt diese in einen neuen baulichen Zusammenhang.
Die neue Akademie wird innerhalb einer neuen Grünfläche situiert, deren südlicher Abschluss zur Brunswiker Straße durch das neue, zweigeteilte Verwaltungsgebäude gebildet wird. Im Innenbereich der Grünfläche kann die Biotopfläche vollständig erhalten beziehungsweise um weitere Grünflächen zu einem parkähnlichen Gelände mit möglichst hoher Biodiversität erweitert werden.
Die beiden Bauabschnitte des Verwaltungsgebäudes orientieren sich an der Größe der Gropiusbauten. Während die Südfassade die baurechtlich vorgegebenen Fluchten zur Brunswiker Straße und zum südlichen Gropiusbau aufnimmt und damit eine klare städtebauliche Kante bildet, wird die dem Park zugewandte Seite mit einer polygonalen Grundform versehen. Durch die vor- und zurückgefalteten Gebäudefronten entstehen im Inneren der Grünfläche interessante Wege und Blickbeziehungen vom westlichen Zugang bis hin zur nördlichen Anbindung an die Hauptgebäude des Klinik-Campus.
Das Verwaltungsgebäude vermittelt topographisch zwischen der Straße und dem höherliegenden Park. Der Hauptzugang erfolgt zwischen den beiden Bauabschnitten von der Nordseite auf Niveau der Grünfläche und gewährleistet damit eine möglichst direkte Wegeverbindung zu den übrigen Gebäuden des UKSH. Der Höhenversprung zur Brunswiker Straße wird über eine repräsentative Freitreppe gewährleistet, die gleichzeitig eine störungsfreie Zufahrt zu den PKW Stellplätzen ermöglicht. In den Obergeschossen werden beide Baukörper auf allen Geschossen miteinander verbunden.
Die Höhe aller Baukörper orientiert sich an der Topographie unter Berücksichtigung der Höhe der Gropiusbauten.
Die vorliegende städtebauliche Konzeption mit ihren großen Freiraumqualitäten und dem vollständigen Erhalt des Biotops wird allein durch einen intelligenten Umgang mit den unterzubringenden Stellplätzen ermöglicht.
Die freie Baukörperstellung wird durch einen geschickten Umgang mit der vorliegenden Topographie erreicht. Sämtliche notwendigen Parkplätze werden im intensiv begrünten und nicht sichtbaren Sockel der Gebäude im Splitlevel-System untergebracht, wodurch die notwendigen Erdbewegungen möglichst weit reduziert und insbesondere Rücksicht auf die Wurzelräume der Bestandsbäume hinter der medizinischen Sammlung und im Biotop genommen werden kann. Im Gegensatz zur 1. Wettbewerbsphase wurde auf ein zweites Untergeschoss zur Brunswiker Straße verzichtet. Hierdurch ist in allen Bereichen die Möglichkeit einer natürlichen Belüftung gegeben.
Das UKSH beabsichtigt unabhängig vom vorliegenden Wettbewerbsverfahren, die medizinhistorische Sammlung im südlichen Gropiusbau zu erweitern, was bisher aus Denkmalschutzgründen nicht möglich war. Die vorliegende Konzeption würde es ermöglichen, unterhalb des neuen Gropiusplatz die geplante Museumserweiterung als von oben belichtetem Teil des Gesamtensembles neu zu denken. Der Zugang dieser neuen Ausstellungsräumlichkeiten würde über das Eingangsniveau des Bestandsgebäudes von der Brunswiker Straße aus erfolgen. Je nach Raumbedarf, wäre auch die Errichtung einer weiteren Etage denkbar.

Akademie
Das neue Akademiegebäude des UKSH wird als offene Lernlandschaft inmitten des neu geschaffenen Grünraums konzipiert. Es wird über den Gropiusplatz zwischen den beiden Bestandsgebäuden erschlossen. Um einen zentralen Luftraum gruppieren sich die einzelnen Seminarräume, die möglichst flexibel genutzt werden können. Der zentrale Luftraum ist hierbei Erschließungsfläche und gleichzeitig Kommunikations- und Orientierungsraum für die Auszubildenden und Lehrkräfte. Neben den Seminarräumen werden auf jedem Obergeschoss Lernflächen mit vorgelagerten, großzügigen und begrünten Loggien vorgesehen. Großzügige Treppenläufe führen jeweils zu den Lernflächen. Der Kamineffekt des zentralen Luftraums ermöglicht durch die natürliche Thermik eine effiziente Unterstützung des Lüftungssystems und trägt damit dem Low Tech Gedanken in besonderer Weise Rechnung.
Die Bereiche der Logopädie und die Studioräume werden im Erdgeschoss des Gebäudes untergebracht. Hier befindet sich ebenfalls eine kleine Cafeteria sowie der gedeckelte Übergang zu den Büroflächen der Akademie im Verwaltungsgebäude.

Verwaltung
Das Verwaltungsgebäude wird in zwei Bauabschnitten errichtet. Im 1. Bauabschnitt bleib zunächst der westlich gelegene Bestandsbau zur Reduktion von Interimsflächen erhalten. Die Verwaltungsflächen der Akademie werden auf dem Eingangsniveau der Akademie untergebracht, die übrigen Bürobereiche der UKSH Verwaltung auf den übrigen Geschossen. Beide Nutzungsbereiche können hierbei über einen eigenen Zugang erschlossen werden, es besteht aber auch die Möglichkeit der Errichtung eines gemeinsamen Foyers zwischen den beiden Gebäudeteilen nach Fertigstellen beider Bauabschnitte. Im 2. Bauabschnitt wird der westliche Gebäudeteil sowie die oberirdische Verbindung aller Geschosse errichtet. Im Verbindungselement wird allen Mitarbeitenden analog zum Akademiegebäude eine zusätzliche begrünte Loggia zur Verfügung gestellt.
Die Büroflächen werden als offene und moderne Arbeitsflächen im Dreibund gestaltet. Alle Bereiche sind flexibel als Openspace oder geschlossene Bürofläche nutzbar und werden um kommunikative Nutzungsbereiche sowie Lagerflächen, Think Tanks etc. in den Mittelzonen erweitert.
Im obersten Geschoss ermöglicht eine großzügige Dachterrasse den Blick über den neuen Grünraum und die Kieler Förde.
Architektonisches Konzept
Die Gestaltung der Baukörper orientiert sich an der auf dem UKSH Campus vorliegenden Architektursprache. Hierbei wird analog zum Hauptgebäude der zur Brunswiker Straße gelegene Sockel in langlebigem Ziegel ausgebildet. Die Obergeschosse folgen in ihrer Fassadenstrukturierung der Vertikalität der Fassaden der Gropiusbauten, wobei als Material hier eine keramische Fassade mit integrierten Photovoltaik-Elementen vorgesehen wird. Bewusst setzt sich hierbei die helle Farbgebung der Obergeschosse von den Gropiusbauten ab. Die Gestaltung der Akademie übernimmt das keramische Material und überträgt dieses in eine horizontale transparente Fassadenstruktur.
Die Verwaltungsgebäude werden auf dem Niveau der Brunswiker Straße erschlossen, die Büronutzungen befinden sich in den Geschossen darüber. Analog zur Idee, hier möglichst qualitativ hochwertige Arbeitsplätze entstehen zu lassen, werden im jeweils obersten Geschoss zusätzlich zu den Parkflächen großformatige Dachterrassen mit Blick auf die Förde angeboten.
Der 2. Bauabschnitt kann zeitlich unabhängig errichtet werden und verfügt optional je nach endgültiger Nutzungsverteilung über einen eigenen Eingang. Zwischen den beiden, über einen Verbindungsgang verbundenen Gebäuden befindet sich der südliche Zugang zum Akademiegarten.

Freiraumplanung
Die bestehenden Grün- und Parkflächen sollen ertüchtigt werden und durch intelligent geplante Systeme einen ergiebigen Beitrag zu Flora und Fauna erhalten und leisten. Dabei ist mit großer Sorgfalt den bestehenden architektonischen und faunistischen Elementen, wie etwa dem Gropiusbau, umzugehen. Das bestehende Biotop des Parks wird durch biodiverse und anpassungsfähige Baum- und Pflanzenarten verstärkt und kann ein wirksamer Baustein im gesamtstädtischen Nachhaltigkeitsprogramm werden.
Mit dem Ziel, den Besuchenden ein Naturerlebnis zu ermöglichen, werden Wege, Rückzugsmöglichkeiten und Treffpunkte direkt im Grünen geschaffen. Der Maßstab der biodiversen Vegetation ist menschlich, vom Park bis zu den Ruhezonen wächst der Maßstab der Vegetation und nähert sich der des Menschen. Das Grün wird dabei sowohl außerhalb als auch innerhalb der Gebäude genießbar durch die großen Glasfronten der Gebäude. Im Zentrum steht dabei jedoch immer die zukünftige Nutzerin: Es wird Lesebereiche im Schatten von alten und neuen Bäumen geben, Treppen und unterschiedliche hohe Ebenen laden zum Sitzen, Speisen und Reden ein.
Kiel, als Stadt am Wasser, kennst sich aus mit dem Element. Dennoch kann überschüssiges Regenwasser eine echte Herausforderung darstellen. Deshalb ist Teil des vorliegenden Beitrags ein intelligentes Regenwassermanagement. Aufgefangener Niederschlag kann sowohl für das Gebäudewassersystem als auch für die Pflege von Grünflächen genutzt werden. Diese nachhaltige und naturnahe Lösung fördert die Biodiversität und schafft eine angenehme und klimafreundliche Umgebung.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit entwickeln ihr Projekt auf Grundlage des Entwurfs der 1. Stufe überzeugend weiter. Die städtebauliche Ordnung und Einfügung in den Campus ist grundsätzlich beibehalten, die nunmehr polygonale Ausformung der die Brunswiker Straße begleitenden Bebauung gibt dem Ganzen mehr Leichtigkeit und verschafft dem Außenraum fließende und attraktive Räume mit wechselnden Blickbeziehungen. Zentraler Baustein des Gesamtensembles aus alt und neu ist das freistehende ‚luftige‘ als dreigeschossiger Kubus ausgebildete Akademiegebäude, das in der Mittelachse zwischen den denkmalgeschützten Gropiusbauten angeordnet ist und über den Campus hinaus in den Schlosspark ausstrahlt. Um dies zu ermöglichen, bietet der Entwurf zugleich eine Lösung für die beabsichtigte bauliche Erweiterung des Museums unter der Erde an, so dass kein Anbau dieser Idee im Wege steht. Die Absicht der Verfasser, durch die axiale Anordnung des Akademiegebäudes die historischen Bauten zu stärken und diese in einen neuen städtebaulichen Zusammenhang zu stellen, ist stimmig und wird durch die gemeinsame Adresse, den ‚Gropiusplatz‘, unterstützt. Zugleich nimmt das Akademiegebäude aber auch Kontakt zum Campus auf und wendet sich sowohl dem Verwaltungsgebäude, den umgebenden Grünräumen wie auch der Brunswiker Straße zu.
Das Akademiegebäude ist konsequent auf die Unterrichts- und Lehrräume ausgerichtet, die zweigeteilte Gebäudefolge entlang der baurechtlich vorgegebenen Flucht zur Brunswiker Straße ist der Verwaltung von Akademie und UKSH vorbehalten. Die Verbindung zwischen Akademie und zugehöriger Verwaltung ist konsequenterweise nur über den Außenraum – überdachter Gang – möglich; dies stellt kein Manko dar. Die Schnittstelle zwischen dem 1. Bauabschnitt (mit den geforderten 50 % für die UKSH) und dem 2. Bauabschnitt ist richtig platziert und so breit (Eingangshof bzw. geschlossen als gemeinsames Foyer und darüberliegende Brückenverbinder der beiden Baukörper), dass die technische Bauabwicklung problemlos erfolgen kann. Mit einer zur Brunswiker Straße parallel geführten großzügigen Freitreppe gibt es zwar ein Angebot zur Überwindung des Höhenversprungs und zur Verzahnung mit dem Stadtraum, der nahezu geschlossene Sockel (aus Ziegel) ist jedoch abweisend und schließt den Campus nahezu hermetisch ab. Dieses Defizit kann auch der einladende Zugang neben dem südlichen Gropiusbau zum Akademiegebäude nicht wettmachen, zumal auch dieser nicht barrierefrei ausgestaltet ist.
Die Fassadengestaltung des Akademiegebäudes versöhnt, sie hat ihre eigene Anmutung, ist transparent, großzügig, einladend und setzt einen modernen Kontrapunkt zu den Gropiusbauten. Helle Keramik mit integrierten Photovoltaikelementen für die geschlossenen Elemente stellt die gestalterische Verwandtschaft zwischen den Neubauten her. Orientierung gibt die vorgefundene Architektursprache auf dem UKSH-Campus. Auch die Differenzierung zwischen Verwaltungsgebäude – streng vertikal – und Akademie – horizontal gebändert – ist gelungen.
Im Inneren löst das Akademiegebäude das Versprechen des äußeren Auftritts ein: ein großes, mittig angeordnetes Atrium, von oben belichtet, mit offenen Treppen, Umgängen und Sichtbezügen, viel heller Raum zu Begegnung und Austausch, klare und übersichtliche Organisation der Grundrisse, einfachste Orientierung, eine flexible Lernlandschaft mit ausreichend Bezug auch über Loggien zwischen innen und außen – wenn Architektur als dritter Lehrer wirken kann, dann wirkt sie hier als ein guter. Auch die innere Struktur der Verwaltungen ist gelungen. Die Grundrisse profitieren von der polygonalen Figur der Baukörper, wie im Außenraum fließt auch der Innenraum, Ausweitungen geben viel – zuviel? – Raum für informelle Begegnung und Kommunikation, offene und strenge Raumstrukturen sind flexibel möglich, die Zonierung klar: offen - geschlossen, laut - leise. Auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Verwaltung gibt es Terrassen und Loggien, die zur Qualität der Arbeitswelt beitragen.
Das große Stellplatzprogramm und auch die Technikflächen sind zu großen Teilen unter den Gebäuden angeordnet, auch wenn sie darüber hinausgreifen, einiges verbleibt dennoch an unversiegeltem Boden – zum Preis von bis zu drei Untergeschossen, die kaum Umnutzungspotenziale aufweisen, sollte der Stellplatzbedarf zukünftig tatsächlich sinken. Der verbliebene Grünraum mit dem wertgeschätzten Biotop ist fein gegliedert und bietet viel Aufenthaltsqualität mit Lesebereichen, Sitz- und Wandelmöglichkeiten. Auch über das Regenwassermanagement gibt es erste nachvollziehbare Ansätze.
Vorgeschlagen ist eine Hybrid-Konstruktion aus Holz und Beton. Hier gibt es einige Fragezeichen wie z.B. in Bezug auf die Kompatibilität der Stützenstellungen von Ober- und Untergeschossen, in Bezug auf Auskragungen, Unterfangungen. Gleiches gilt für den CO2-Fußabdruck: StahlbetonFlachdecken, Recyclingbeton mit großen Spannweiten, Hohlkörperdecken.
Im Ergebnis stellt die Arbeit einen wertvollen Beitrag im Reigen der Wettbewerbsarbeiten dar. Sie gibt eine kreative und kluge Antwort auf die großen Herausforderungen der komplexen Aufgabe. Ihre Schwäche ist das abweisende Gesicht zur Stadt, ihre große Stärke das Akademiegebäude.
Atrium der Akademie

Atrium der Akademie

Lageplan

Lageplan

Modellfoto

Modellfoto

Modelleinsatz

Modelleinsatz