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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neubau Bildungscampus Bau Geradstetten

1. Preis / Zuschlag

Preisgeld: 66.400 EUR

Schenker Salvi Weber ZT GmbH

Architektur

KRAFT.RAUM.

Landschaftsarchitektur

Werner Sobek AG

Tragwerksplanung

CES clean energy solutions GesmbH

TGA-Fachplanung

Brandschütz GmbH

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

STÄDTEBAULICHE UND FREIRÄUMLICHE QUALITÄTEN

Ortsbau: maximale Synergie aus funktionaler Verknüpfung
Die freiräumliche Qualität entsteht in der ortsbaulichen Setzung der miteinander in Bezug gesetzten Baukörper welche ein Ensemble aus Kopfgebäude (Gästehaus/Lehre/Verwaltung) Körper (Tief und Gerätebauführerhallen) & Rücken (Hochbauhalle) schaffen. So entsteht eine maximale Synergie aus funktionaler Verknüpfung und effizienter Wegeführung. Die Volumina spannen gut proportionierte Außenräume auf. Die 3 Werkstätten sind in latentem Bezug zueinander gesetzt. Der Bildungscampus Bau wendet sich zu seinen Rändern hin und bindet visuell und funktional an den Ort Geradstetten an.

Kopfgebäude: Ankunft & Adresse
Das Foyer als multifunktionale Fuge zwischen Gästehaus & Verwaltungstrakt bildet eine klare Adresse als Bildungscampus Bau in Geradstetten. Diese Adresse bietet einen Park als Empfang und bildet mit einem vegetativen Grünband das Entree welches fließend in das Foyer übergeht. Die Anordnung der Erschliessungskerne schafft eine klare Orientierung. Die gemeinschaftlichen Räume bilden eine flexible Raumlandschaft mit Synergie und Rückzugsmöglichkeiten für die Nutzenden. Akustisch wirksame Holzdeckenverkleidungen schaffen die Basis für eine multifunktionale Nutzung.

Körper: Windmühle organisiert den Freiraum
Die 4 windmühlenartig angeordneten Volumen knüpfen an den Kopfbau an und stricken den Campus weiter. Es bilden sich großzügige Freiräume, welchen den benachbarten Nutzungen des Speiseraumes und der Werkhallen zugeordnet sind. Die seitlich angeordneten Vordächer verdichten sich zwischen den Volumen zu einer entspannten grünen Mitte. Die Hallen mit Ihren dienenden Schichten werden trockenen Fußes auf kurzem Wege angebunden. Es entsteht eine funktionale Einheit ohne strikte Trennung als flexibles, zukunftsfähiges System.

Rücken: Räumliche Fassung und Analogie zur Nachbarschaft
Die ortsbauliche Fassung bildet der langestreckte Baukörper der Hochbauwerkstätten. Einerseits findet der Campus so einen baulichen Abschluss andererseits bildet die lineare Form eine Analogie zu den ebenfalls nord-süd orientierten benachbarten Bauten. Im Zusammenwirken mit den Baugeräteführerwerkstätten entsteht eine sehr großzügige zusammenhängende Arbeit -und Aufenthaltsfläche für die Lehrenden. Die Lager und beschatteten Pausenflächen liegen strategisch geschickt dazwischen.

Freizeit entlang der Rems
Entlang der Rems spannt sich eine multifunktionaler Raum für Freizeit, Sport & Spiel auf. Die Terrasse erweitert den Speisesaal in den Außenraum. Bäume und Segel bieten Schatten. Parallel zum Campus wird das kontemplative Remsufer integraler Bestandteil der Entwurfsidee und dient als Naherholungsraum.

Tiefbau als Visitenkarte
Das Werkgelände der Tiefbau Lehrenden spannt sich gut verschattet zwischen Gästehaus und Tiefbauhalle. Die Fläche kann problemlos in 100 Quadranten für die Prüflinge eingeteilt werden. Die Ost, West – und Südseitigen Baukörper sorgen für die gewünschte Verschattung an Sonnentagen. Bäume entlang des Gästehauses unterstützen die natürliche Schattenbildung zusätzlich. Zur Straße hin öffnet sich der Raum und bietet gute Einsicht auf das Geschehen am Bildungscampus Bau.

Zuschauertribüne: Der Stolz aufs Werkstück
Das Werk der Tiefbaulehrenden kann von in der Landschaft eingebetteten Steinstufen und vom Gästehaus ideal überblickt und beurteilt werden.

ARCHITEKTONISCHE UND GESTALTERISCHE QUALITÄTEN

Fassadenverkleidung Kopfbau: Einfache Tektonik als Repräsentation / Charakter & Funktion
Die Hochbauten der Verwaltung und Gästehaus erhalten ein tektonisches Kleid aus mineralischen Gesimsen, Wellblechfassade (Alu natur) und Fensterelementen. Die einfache geometrische Fügung der Bauteile führt zu einer abwechslungsreichen und repräsentativen Erscheinung als Adresse des Campus Bau. Die raumhohen Fensterelemente haben eine erkerartige Qualität. Opake Lüftungsflügel können je nach Orientierung frontal oder seitlich angeordnet werden und lösen so den Schallschutz. Der außenliegende textile Sonnenschutz streut locker Farbigkeit in das Ensemble.

Fassadenverkleidung Werkhallen: Industrielle Ausstrahlung / Pragmatik & Ausdruck
Über einem mineralischen Sockel aus differenziert behandelten Betonfertigteilen entwickelt sich eine Fassade aus Walzglasprofilen. Diese Profilit Glaselemente als transluzente Fassade dienen einer idealen natürlichen Belichtung. Diese Glaselemente verkleiden die Baukörper auch in den opaken, gedämmt und hinterlüfteten Fassaden. Die industriell anmutende Bauweise generiert eine positive Wirkung als Leuchtturmprojekt. Die stimmungsvolle Beleuchtung nach Innen und Außen wirkt identitätsstiftend für den gesamten Bildungscampus Bau in Geradstetten.

Dachflächen als 5te Fassade: Retention & Sonnenenergie
Die Dachflächen werden als 5te Fassade extensiv begrünt ausgebildet. Die Vordachflächen sind ebenfalls extensiv begrünt. Entlang der hallenseitigen Eingänge wird das Vordach mit Glasbausteinen ergänzt, um hier eine helle Aufenthaltssituation anzubieten. Selbstverständlich dienen die Dachflächen auch als Träger von Photovoltaikelementen.

ERFÜLLUNG DER FUNKTIONALEN ANFORDERUNGEN

Sichtachsen & Freier Blick
Jeder Halle sind entsprechende Lehrsäle, Meisterbüros und „Lager/Sammlung“-Räume zugeordnet. Die Meisterbüros haben freien Blick auf ihre zugeordneten Halle sowie via der Bandfenster auf das Freigelände. Dieses Bandfenster schafft einen latenten Sichtkontakt zwischen Innen und Aussenraum.

Ausbildungsgerechter Bodenaufbau
Die Fundamentausbildung & die Bodenbeläge werden je nach Werkstattbereich entsprechend ausgebildet.

Tragstruktur: Pragmatik & Flexibilität
Alle Hallen sind stützenfreie überspannt und bieten eine maximale Flexibilität. Die vorfabrizierten Elemente der Primär & Sekundärstruktur lassen sich auch in Zukunft umbauen. Auf neue Bedürfnisse kann einfach reagiert werden.

Mineralischer Sockel: Vielfalt von Beton
Robuste Torsituation im täglichen Gebrauch. Vordach als Witterungsschutz und Schattendach. Fassadenbegrünung wird in die Stützenpfeiler integriert. Baumreihen begleiten die Vordächer und schaffen eine angenehme, kühle Aufenthaltsatmosphäre. Sitzbänke für die Pausennutzung werden in den mineralischen Sockel eingearbeitet.

Bauen unterlaufendem Betrieb / Etappierung: Schnelle Bauweise mit Vorfabrikation
Sowohl die Tragstruktur als auch die Hülle wird mit vorfabrizierten Fertigteilen in Beton & Holz ausgeführt. Die Bauwerke dienen als beispielhafte Betonbauten zur Demonstration von Oberflächenqualität mittels Schalungseinlagen & Sandstrahlung, Säuerung oder manuell manipulierten Oberflächen. Mit dem robusten Sockel wird auch dem Hochwasserschutz entsprochen. Es wird bewusst eine robust gestaltete Bauweise angestrebt. Aus den Mitteln der Bautechnik entsteht Baukunst.

Vorfabrizierte Bauweise in Holz: Hallentragwerk über EG
Über dem mineralischen Sockel entfaltet sich eine Witterung & hochwassergeschütztes Holztragwerk mit effizienten Fischbauträgern. Eine schnelle, nachhaltige & trockene Bauweise. Der Kontrast aus offenporigen natürlichen Materialien aus Beton und Holz wird gestalterisch genutzt und schafft eine attraktive Aufenthalts – und Arbeitsatmosphäre.

Mehrgeschossige Hochbauten: Die mehrgeschossigen Hochbauten werden in vorfabrizierter HBV-Bauweise errichtet.

ERFÜLLUNG UND QUALITÄT DER UMSETZUNG DES RAUMPROGRAMMS

Zentraler Bereich: Das Herz der Anlage
Der Zentralbereich im Anschluss an das Foyer umfasst den Verwaltungsbereich und die Räumlichkeiten des Betriebsrestaurants inkl. Mehrzweckbereich des Bildungscampus. Das Foyer und der Speisebereich sind flexibel zusammenschaltbar. Das Tagesgeschäft und Veranstaltungen finden hier eine repräsentative, zusammenhängende Raumzone. Der mittig eingeschriebene Hof strukturiert den Raum und dient als Ausstellungsfläche für Werkstücke des Bildungscampus Bau. Ein stimmungsvolles Herz der Anlage mit Aufenthaltsqualität.

Werkstattergänzender Bereich: Flexible Seminarräume
Der Seminarbereich für die berufliche Fort- und Weiterbildung, sowie die rein theoretischen Bereiche der beruflichen Ausbildung, verfügen über unterschiedlich große Seminarräume gut und direkt erschlossen im 1.OG. Für Material und Ausstattungselemente sind entsprechende Lagerflächen vorgesehen. Einige Seminarräume sind untereinander mit variablen oder verschiebbaren Wänden ausgestattet, um eine flexible Nutzung sicher zu stellen. Baulich wird auf gute akustische (aktiv und passiv) Bedingungen wert gelegt.

Ausbildungshallen: Anordnung generiert Funktionalität
Die Position der Hallen schafft eine einfache Belieferung auch mit schweren LKW. Alle Hallen sind mit schweren Baumaschinen für Transport -und Ausbildung befahrbar. Die Werkhallen sind mit einer flexiblen und umfassenden Medienversorgung (Wasser, Drehstrom, Wechselstrom, Druckluft, Internetzugang) ausgestattet. Die Innenflächen der Hallen verfügen über eine schallabsorbierende oder -reduzierende Oberfläche. Die Hallen werden im Winter auf ca. 12°C temperierbar sein. Der sommerliche Hitzeschutz wird durch Verschattung und eine gute Durchlüftung der Hallen gewährleistet. Die Bodenbeläge werden belastbar und widerstandsfähig ausgebildet. Die Lagerhallen sind in unmittelbarer Nähe zu den Werkhallen angeordnet.

LANDSCHAFTSARCHITEKTUR

Freiraum
Die zukünftige Fläche des Bildungscampus der Bauwirtschaft Baden-Württemberg zeichnet sich durch eine enge Verknüpfung von Funktionalität des Ausbildungsbetriebs und Erholung der Angestellten und Auszubildenden aus. Die streng rechtwinklige Anordnung der Gebäude ermöglicht eine klare Zonierung des Außenraums in Freiflächen zu Ausbildungszwecken und Freiflächen für naturhafte und freizeitgebundene Bereiche. Gleichzeitig verzahnen Ausbildung und Freizeitaktivitäten miteinander - das Konzept der Zirkulation wird von den Gebäuden auf den Außenraum übertragen und vernetzt die einzelnen Bereiche und Übungsflächen im Planungsgebiet miteinander.

Entree
Besucher: innen und Nutzer: innen des Bildungscampus werden von Westen her über eine ansprechende Fußgängerachse zum Haupteingang geleitet. Die Achse ist multifunktional konzeptioniert. Sie dient zu zum einen als Haupterschließung und zum anderen beinhaltet sie Elemente, die ein nachhaltiges Regenwassermanagement ermöglichen. In der Mitte dieser Achse befindet sich ein großzügig angelegtes Retentionsbecken mit einer fortlaufenden Sitzkante aus Sichtbeton. Kleine Stege ermöglichen das Queren des Beckens an zwei Stellen. Die Achse endet am Haupteingang mit einem kleinen Vorplatz. Üppige Stauden- und Gräser Pflanzungen unter den Bäumen zieren die Grünflächen entlang des Weges. Der Entreebereich ist die neue Adresse des Campus und dient als repräsentative Aufenthaltsfläche für Besucher: innen, Angestellte und Auszubildende der Bauwirtschaft. Er lädt diese zum Verweilen auf Bänken unter Bäumen ein. Gleichzeitig sorgen die Gehölz- und Staudenpflanzungen, sowie das Wasser des Retentionsbeckens für ein angenehmes Mikroklima. Am westlichen Ende des Plangebietes sind 52 PKW-Stellplätze vorgesehen. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, werden sie als Überhangstellplätze und mit Rasenliner gebaut. Gegenüber der PKW-Stellplätze, am Beginn der Eingangsachse, befinden sich 28 überdachte Fahrradstellplätze.

Aufenthalt
Für eine gesunde Work-Life-Balance sind ansprechende Freizeitflächen zwingend notwendig. Nördlich der Entreeachse befindet sich, in direktem Bezug zum Wohnhaus, zukünftig ein vielseitig nutzbarer Garten für die Auszubildenen. Eine Terrasse, Tischtennisplatten, Hängematten und Holzdecks unter Bäumen laden zum entspannten in der Pause oder nach Feierabend ein. Zwischen den Bäumen werden Slacklines gespannt. Für sportliche Aktivitäten gibt es südlich an der Rems um den dabei entstehenden Lärm von der Wohnbebauung fernzuhalten, eine 600m² großes Sportband im Grünen. Die Sportfläche ist so konzeptioniert, dass mindestens zwei verschiedene Sportarten gleichzeitig gespielt werden können um auf unterschiedliche Präferenzen der Nutzer: innen eingehen zu können. Im Anschluss befindet sich noch eine 40m lange Bahn zum Bogenschießen. Die Grillterrasse an der Mensa sowie kleine Holzdecks und Bänke ermöglichen eine Art Tribünensituation zum Zuschauen.

Zonierung
Alle Ausbildungsflächen, sowie die dazugehörigen Lagerflächen im Freiraum liegen vor zu den zugehörigen Hallen, um das Konzept der Zirkulation von Gebäuden und Außenraum zu erhalten. Alle Hallen und Flächen können von der Straße Oberer Wasen aus mit einem schweren LKW angedient werden. Die Flächen für Container, Schutt- und Abfallentsorgung und die Tankstelle liegen ebenfalls nahe an der Zufahrt zu der Straße Oberer Wasen um eine reibungslose und unkomplizierte Abholung bzw. Befüllung zu ermöglichen, die den alltäglichen Ausbildungsbetrieb nicht beeinträchtigt. Um den Flächenverbrauch zu reduzieren, werden ein Teil der Flächen multifunktional genutzt. So wird die Zufahrt zum Pumpwerk 2 ein Teil der Baugeräteführer, ist aber trotzdem jederzeit zu Fuß und mit Fahrzeugen passierbar. Das Remsufer, sowie das Pumpwerk 1 sind wie im Bestand auch in Zukunft erreichbar. Eine interne Werkstraße verbindet die Freiflächen des Straßenbaus mit den Freiflächen der Baugeräteführer und des Hochbaus. So können Materialien schnell transportiert werden und die öffentliche Oberer Wasen wird von Werksverkehr- und schmutz freigehalten.

Grünflächen
Die Planung einhaltet den Erhalt möglichst vieler Bestandsbäume. Gleichzeitig werden die Bestandsbäume mit standortgerechten und möglichst diversen ein- & mehrstämmigen Gehölzen ergänzt. Dadurch kann die ökologische Vielfalt erhöht werden. Baumpflanzungen im Entreebereich erfolgen mit leicht rötlichen, mehrstämmigen Akzentgehölzen. Sie spenden im Sommer Schatten. So auch die Baumreihen entlang der Übungsflächen, gleichzeitig tragen sie zur Zonierung der Freigelände bei. Das gesamte Planungsgebiet wird mit einem grünen Rahmen, bestehend aus Bäumen eingefasst. Zum Oberen Wasen hin wird dieser gelockert, um Zufahrten und kleine Schaufenster für Außenstehende zu ermöglichen. Das Dach des Neubaus erhält eine insektenfreundliche, mehrheitlich extensive Dachbegrünung und PV-Anlagen. Ein Teil der Dächer wird als Retentionsdach ausgebildet. Es gibt zudem drei begrünte Innenhöfe, von denen einer als Erholungs- und Aufenthaltsfläche dient. Die Grünflächen bei der Baugeräteführerfläche im Norden und die Grünflächen im südlichen Bereich der Hochbauhallen fungieren als Retentionsmulde mit Stauden-, Gräser- und Baumpflanzungen.

WIRTSCHAFTLICHKEIT / TRAGWERK

Vorgefertigte und materialgerechte Systembauweise
Die Konstruktion der unterschiedlichen Gebäudetypen fügt sich nahtlos in den funktionalen, architektonischen Entwurf ein. Obwohl die drei Gebäudetypen verschiedenste Anforderungen erfüllen müssen, wird aufgrund einer vereinheitlichten Tragwerksystematik eine langlebige, nachhaltige und wirtschaftliche Entwurfslösung für das Gesamtensemble geschaffen. Das Grundkonzept der Tragstruktur in Wohnhaus, Administrativhaus sowie den Hallen basiert auf einem kombinierten Stützenträgersystem mit vorgefertigten Deckenscheiben und aussteifenden Stahlbetonkernen. Dabei wird stets ein funktionsabhängiges Raster mit moderaten Spannweiten gewählt um Materialverbrauch, Treibhausgasemissionen und Kosten zu minimieren.
Im Wohnhaus wird aus Gründen der Materialeinsparung und der Nutzungsflexibilität ein Skeletttragwerk mit Aussteifungskernen aus Stahlbeton verfolgt. Das Tragskelett besteht aus Stahlbeton-Fertigteilstützen mit deckengleichen Stahlbetonverbund-Unterzügen. Als Deckensystem werden HBV-Flachdecken als Vollfertigteile verwendet, die im Wohnungsbau den Schall- und Brandschutzanforderungen gerecht werden und einen Beitrag zum nachhaltigen Bauen liefern. Durch den hohen Vorfertigungsgrad wird ein modularisiertes Bauen mit einheitlichen Bauteilgrößen und verkürzter Bauzeit möglich.
Das Tragwerk im Administrativhaus folgt aus Gründen der Vereinheitlichung dem Bauprinzip des Wohnhauses. Es unterscheidet sich lediglich in der Wahl des Deckensystem. In der Decke über EG und 1.OG werden aufgrund höherer Spannweiten und höherer Lasten Stahlbetondecken – Halbfertigteildecken bzw. Spannbetonhohldecken – als wirtschaftlicherer Ansatz gewählt. Auch dieses Deckensystem gewährleisten einen schnellen Baufortschritt und durch den Einsatz von Hohlkörpertechnologien kann der Materialverbrauch des Betons reduziert werden. In den darüberliegenden Geschossen findet wieder ein Wechsel auf das nachhaltigere Deckensystem der HBV-Flachdecke statt.
Das Hallendach wird durch parallel angeordneten Fischbauchträger aus Holz getragen die wiederum auf Stahlbeton-Fertigteilstützen gelagert sind. Der Abstand der Leimholzbinder mit ca. 5 m untereinander ermöglicht ein effizientes, wirtschaftliches und nachhaltiges Dachtragwerk. Die Verwaltungsbereiche innerhalb der Hallen werden aus Gründen der Dauerhaftigkeit eine Stahlbetontragwerk aus Wand- und Deckenscheiben umgesetzt. Für das Gesamtensemble wird eine Gründung mittels Einzel- und Streifenfundamenten als die effektivste Lösung angesehen, sofern der Baugrund dies zulässt. Durch den Tragwerksentwurf werden die Lasten lokal in den Baugrund geleitet, sodass eine Flachgründung zu erhöhtem Materialverbrauch führt. Wenn statisch möglich, wird die Gründung als unbewehrtes Betonbauteil ausgeführt mit all den damit verbundenen, positiven Eigenschaften hinsichtlich Kosten, Materialverbrauch, etc. Die Bodenplatten können aufgrund dieses Gründungskonzepts mit minimaler Dicke dimensioniert werden.

Materialwahl
Wenn statisch und konstruktiv möglich, wird ein CO2-optimierten Beton verwendet, der gleicher Festigkeit deutlich weniger CO2 emittiert. Durch die Verwendung hochwertiger Klinker-Ersatzstoffe wird die notwendige Betonmenge und die spezifischen CO2-Emissionen der Bindemittel wirksam reduziert. Bei der Herstellung wird dadurch eine Einsparung von bis zu 70% CO2-Äquivalent im Vergleich zu einem durchschnittlichen Portlandzement erreicht. Zudem ist der Einsatz von Recycling-Gesteinskörnung aus Misch- und Betonabbruch (vor allem bei Lieferanten mit geringeren Transportwegen) vorgesehen. Auch für die Bewehrung ist Recyclingstahl vorgesehen, der aus einem hohen Anteil aus erneuerbarer Energie erzeugt wird. Die Verwendung von Holz für die Decken und die Hallenträger ermöglicht es, die CO2-Bilanz des gesamten Bildungscampus bereits bei der Erstellung, um bis zu 40% zu reduzieren.

Recyclinggerechte Bauweise
Die Tragwerkswahl und die Fügetechniken der Einzelbauteil folgen dem Cradle to Cradle Designprinzip unter Beachtung der kompletten Produktkreisläufen. Materialen werden in Abhängigkeit der Konstruktion so gewählt, dass ein Optimum aus Materialeffizienz, Wirtschaftlichkeit und Demontierbarkeit gefunden wird. Die Demontierbarkeit und damit die sortenreine Trennbarkeit mit anschließend vollständiger Rezyklierbarkeit ist Grundlage beim Tragwerksentwurf. Damit werden die Gebäude zu langlebigen und werthaltigen Rohstoffdepots, welche die Ressourcen nach dem Ende der Nutzungszeit wieder freigeben und somit zum Werterhalt der Konstruktion beitragen.

NACHHALTIGKEIT

TGA
Auf Basis des Bauablaufplans wurde ein gesamtheitliches Energiekonzept bestehend aus mehreren bedarfsorientierten Teilsystemen erstellt, um einen zukunftsfähigen Betrieb sicherzustellen. Das gesamtheitliche Konzept steigert die Energieeffizienz durch Synergien der voneinander unabhängig funktionierenden Teilsysteme.
Auf den Dachflächen des Gästehauses und des Verwaltungsgebäudes sind die Lüftungsgeräte und Luft/Wasser-Wärmepumpen verortet. Luftmengen werden unterstützt durch CO2-, VOC-, Temperatur- und Feuchtigkeits-Sensoren bedarfsgerecht bereitgestellt. Die freien Dachflächen auf allen Gebäuden werden mit PV-Modulen belegt, um den höchstmöglichen Eigenstromversorgungsgrad zu erreichen. In Kombination mit einem zentralen Batteriespeicher kann der elektrische Energiebedarf für die Gebäude, die technischen Anlagen und die E-Ladestationen bestmöglich abgedeckt werden. Für die Wohnbereiche im Gästehaus ist natürliche Fensterlüftung und eine mechanische Abluftanlage in den Nasszellen mit einem zentralen Lüftungsgerät auf dem Dach vorgesehen. Über die Niedertemperatur-Flächentemperierung in Form einer Fußbodenheizung werden die Wohnbereiche geheizt, bzw. durch eine Change-Over-Funktion im Sommer gekühlt. Die Bereiche im Erdgeschoss sind mit einer mechanischen Lüftungsanlage und Deckensegel mit Heiz- und Kühlfunktion ausgestattet, um den Innenraumkomfort sicherzustellen.
In den Wohnbereichen des Verwaltungsgebäudes wird dasselbe Konzept wie in den Wohnbereichen des Gästehauses verfolgt. Die Lehrsäle und Seminarräume im ersten Obergeschoss des Verwaltungsgebäudes, sowie auch bei Bedarf die verwaltungstechnischen Räume im Erdgeschoss, werden von einer zentralen mechanischen Lüftungsanlage versorgt. Für die Küchenräume und den Speisesaal ist eine separate Lüftungsanlage vorgesehen. Um den Innenraukomfort sicherzustellen ist neben der mechanischen Lüftung Niedertemperatur-Flächentemperierung über Deckensegel mit Heiz- und Kühlfunktion geplant.
Die Wärme- und Kältebereitstellung erfolgt für die Niedertemperatur-Flächentemperierung über die jeweilige Luft/Wasser-Wärmepumpe auf dem Gästehaus bzw. dem Verwaltungsgebäude.
Die Warmwasser (WW)-Bereitstellung erfolgt im Gästehaus und dem Verwaltungsgebäude über eine Kombination aus der Wärmerückgewinnung der Lüftungsanlagen und E-Patronen in zentralen WW-Speichern. Die WW-bereitstellung in den Nassgruppen der Hallenbereiche erfolgt dezentral elektrisch mit Obertischspeicher.
In jeder Halle ist für die innenliegenden Räumlichkeiten eine zentrale Lüftungsanlage im ersten Obergeschoss geplant. Für die Hallen selbst ist eine natürliche Lüftung über die Einfahrtstore vorgesehen. Die Wärmeabgabe in den Hallen erfolgt über Deckenstrahlplatten. Die innenliegenden Räumlichkeiten können auch über Deckenstrahlplatten oder alternativ über Radiatoren beheizt werden. Falls verfügbar, ist aufgrund des notwendigean erhöhten Temperaturniveaus der Deckenstrahlplatten die Nutzung der Nahwärme zur Abdeckung des Heizbedarfs in den Hallen vorgesehen. Alternativ kann zur Erreichung eines erhöhten Autarkiegrads und zur Unterstützung der anderen Teilsysteme in Zeiten niedriger Effizienz ein Pellet-befeuertes Blockheizkraftwerk (BHKW) mit Kraft-Wärme-Kopplung integriert werden. Diese regenerative Technologie ermöglicht eine zukunftssichere und unabhängige Eigenenergieversorgung hinsichtlich thermischer und elektrischer Energie.

Nachhaltigkeit/Energieeffizienz
Basierend auf einer vorläufigen Prüfung der Kriterien ist es möglich, eine Zertifizierung nach dem „Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen (BNB)“ des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen mit dem entwickelten Wettbewerbskonzept zu erreichen. Durch den Einsatz bedarfsorientierter Gebäudetechnik in einem gesamtheitlichen Energiekonzept mit regenerativen Quellen kann je nach Bilanzierungsrahmen nach vorläufigen Abschätzungen die angestrebte negative CO2-Jahresbilanz erreicht werden. Die Betriebskosten werden durch eine effiziente Auslegung der technischen Anlagen, Regelung der Raumkonditionierung auf Basis von raumlufttechnischen Kenngrößen, sowie mit Hilfe von passiven und aktiven Verschattungsmaßnahmen und tageslichtgesteuerten LED-Beleuchtungen optimiert.
Um die größere Grauwassermenge, welche für den Ausbildungsbetrieb benötigt wird, bereitzustellen, ist ein separates Grauwassersystem und eine Sammlung des Regenwassers vorgesehen. Die Effizienz des Wasserverbrauchs wird des Weiteren über wassersparende Armaturen in allen Gebäudeteilen sichergestellt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt baut mit 6 Baukörpern, die jeweils um 90 Grad zueinander gedreht sind eine windmühlenförmige Struktur auf, die ein Querbau im Osten gegen das angrenzende Gewerbegebiet abschliesst. Es entstehen zwei Knotenpunkte in denen eingeschossige Zwischenbauten mit jeweils einem kleinen Atrium die verschiedenen Gebäude verbinden: im Westen der Ankunfts- und Empfangsort, in der Mitte des Areals ein zentraler Erschliessungspunkt für die Werkstätten und Hallen. Breite einseitig belichtete Korridore verbinden diese Knotenpunkte und bilden ein netzartiges System. Von ihnen gelangt man über eine Serviceschicht mit den Lager- und Nebenräumen in die jeweiligen Werkhallen. Das Zusammenspiel der Baukörper wirft an verschiedenen Stellen – vor allem bei den Übergängen – Fragen auf und wird in der Jury kontrovers diskutiert. Das Ziel muss sein, dass das gesamte Projekt funktional und architektonisch kohärent wirkt. Der Baukörper im Osten ist auf eine ähnliche Weise organisiert. Die aufgelöste Baukörperdisposition ermöglicht auf eine selbstverständliche Weise die Zuordnung der jeweils benötigten Außenflächen und äußeren Lagerzonen. Im Westen, wo die Zuwegung von offenen Parkplätzen erfolgt und zur Rems sind die Außenräume naturnah und grün gestaltet und bieten die Spiel- und Freizeitflächen für die Auszubildenden. Im Betriebsbereich sind die Oberflächen gemäß den betrieblichen Anforderungen mineralischer Art, aber wo möglich unbefestigt und wasserdurchlässig. Die Gestaltung der Freianlagen ist sehr ausdifferenziert dargestellt und verspricht eine hohe Aufenthalts- und Freiraumqualität. Zugleich wird der nachhaltige Anspruch in der Umsetzung der Freiflächen mit Regenwasserversickerung und Entsiegelung positiv bewertet. Das Lagergebäude vor dem östlichen Baukörper ist dabei ungeschickt platziert und sollte an anderer Stelle untergebracht werden. Die Halle für den Baugeräteeinsatz hat eine geschlossene Fassade. Diese ist für die Halle nicht nötig und kann vereinfacht werden.

Die Gästezimmer sind auf die zwei Empfangsgebäude verteilt. Die Einzelzimmer liegen auf einem Geschoss über dem Gastro- und Seminartrakt, die Hälfte von ihnen, mit schönem Blick auf die Rems. Die Doppelzimmer sind in 4 Obergeschossen über den Aufenthalts- und Administrationsräumen angeordnet. Die gesamte Anlage erfüllt die anspruchsvollen funktionellen Anforderungen auf selbstverständliche Weise vollständig.

Die Projektverfassenden beschäftigen sich intensiv mit der Ausbildungssituation und schaffen eine Arbeits-, Lern- und Freizeitwelt, die funktional und bautechnisch die Welt des Massivbaus in die Zukunft führt. Betonfertigteile unter Verwendung von Recyclinggesteinskörnung und CO2- reduzierten Zementen bilden das Tragwerk und den Sockel. Hier sollen unterschiedliche Möglichkeiten der Oberflächengestaltung exemplarisch angewendet werden. Filigranhohldecken zeigen eine ressourcenschonende Bauweise, Holzträger tragen die leichten Dächer der Hallen. In der weiteren Bearbeitung könnte der Aspekt der direkten Verwendung von Bauteilen untersucht werden. PV-Anlagen auf den großen Dächern versorgen das Zentrum mit Strom, geheizt wird mit Wärmepumpen. Dies ermöglicht voraussichtlich einen CO2-neutralen Betrieb der Anlage.

Der Entwurf ist mit ca. 17% über dem Budget bewertet. Dies liegt im Wesentlichen an einer hohen BGF und BRI sowie hohen Fassadenfläche. Des Weiteren sind die Fassade und Freianlagen (Regengarten) aufwendig in der Gestaltung. Die verschiedenen Bauphasen sind realistisch umsetzbar, müssen allerdings logistisch und in ihren Auswirkungen noch genauer untersucht werden. Insbesondere die Zwischennutzung des Seminar- und Gästehauses für die Verwaltung muss noch detailliert nachgewiesen werden.

Die verschiedenen Funktionen führen zu einer differenzierten Materialisierung der Fassaden, die aber alle eine industrielle Anmutung thematisieren: Wellblech, Betonfertigteile und Glas bei den kleinteiligeren Nutzungen, großflächige Profilitverglasungen bei den Hallen. Die Transluzenz wird nicht nur für die Belichtung der Innenräume genutzt, sondern macht die Hallen nachts zu Leuchttürmen dieses anspruchsvollen, sorgfältig ausgearbeiteten und angemessenen Projekts.