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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2023

Neubau Bundesstützpunkt Säbelfechten mit Schwimmbad am Norbert-Gymnasium in Dormagen

Anerkennung

Preisgeld: 10.560 EUR

Drei Architekten

Architektur

GREENBOX Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Freiraum

Die Freiräume im Wettbewerbsgebiet gliedern sich konzeptionell in eigenständige Teilbereiche:

Öffentliche Erschließung Bundesstützpunkt Säbelfechten: Eine Treppe sowie barrierefreie Rampe führt nord-östlich die flache Böschung hinauf zum Haupteingang des Säbelfecht-Stützpunks. Eingebettet in eine neu angelegte Böschung finden sich hier Sitzgelegenheiten in Form großzügiger Sitzmauern mit Holzauflage

Säbelfecht-Gärten: Über das Treppenhaus im Erdgeschoss sowie den Seminarraum und die Trainerbüros können Mitarbeiter, Athleten und Besucher die Gärten des Säbelfechtzentrums betreten. Eine Holzterrasse kann zukünftig Location für kleinere Events und Treffen sein. Kleine Pfade aus wassergebundener Wegedecke führen durch den Garten, welcher im hinteren Bereich schattige, privatere Situationen unter den neugepflanzten Bäumen und einen Blick auf den Pletschbach bereithält.

Erweiterung Ersatzspielfeld und die neuen Schulgärten: Die Verortung des neuen Ersatzspielfelds erfolgt zwischen Bestandssporthalle und Schulgebäude. Direkt östlich anschließend findet sich mit einer neuen Intarsie eine mögliche Erweiterung eines Sportangebots mit kleineren Geräten für Fitness und Calisthenics – thematisch sinnvoll direkt neben dem Eingang zu den Sporträumlichkeiten des Neubaus verortet.
Das Areal nördlich des Sportfelds zwischen dem Turnhallengebäude (Bestand) und dem Neubau des Säbelfechtzentrums wird als Schulgarten entwickelt. Hier entsteht das Potential, dass SchülerInnen zukünftig in Anlehnung an die Gärten des Klosters Knechtsteden lernen können, wie ökologisch Gemüse und Obst für den Eigenbedarf angebaut und die Pflanzflächen nachhaltig bewirtschaftet werden können. Der nördlich der Schulgärten neu angelegte Retentionsteich fängt anfallendes Regenwasser vom Dach des Neubaus auf. Das Wasser verbleibt bis zur Nutzung durch den Schulgarten im Teich und kann über eine handbetriebene Pumpe zur Bewässerung der Schulgärten genutzt werden. Die Böschung des Teichs sowie ein Zaun bzw. eine niedrige Mauer trennen Schulgarten und Säbelfecht-Gärten voneinander ab, sodass sich beide Nutzergruppen zu keinem Zeitpunkt vermischen können.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf erweitert die bestehende Schulanlage um einen klar ablesbaren, neuen Baustein. Die unterschiedlichen Nutzungseinheiten Säbelfechten auf der einen, und Turnhalle und Schwimmbad auf der anderen Seite werden in einem gemeinsam genutzten, kompakten Haus organisiert. Das Volumen des Solitärs nimmt bestehende, räumliche Kanten des Bestandes auf und fügt den freistehenden Baukörper im nordöstlichen Bereich des Baufeldes geschickt in die Umgebung ein. Ein sehr kompakter Grundriss führt zu angenehm proportionierten Freiräumen zu den benachbarten Bestandsgebäuden und ermöglicht eine Erweiterung des Schulunterrichtes in die Außenanlagen hinein. Die beiden Zugänge des quadratischen Neubaus sind an den städtebaulich richtigen Stellen im Süden zum Schul-Campus und im Osten zur Zufahrt der Säbelfechthalle hin positioniert. Im Verhältnis zur Größe des Hauses und den zu erwartenden Nutzern und Besuchern sind die Eingangsbereiche jedoch nicht in der dafür ausreichenden Größe dimensioniert. Es fehlt ein Foyerbereich am Zugang zur Säbelfechthalle. Positiv vermerkt werden die beiden Treppenhäuser jeweils im Norden und im Süden, die eine getrennte Erschließung der beiden Einheiten bei gleichzeitiger Nutzung der erforderlichen baulichen Rettungswege ermöglichen. Die vertikale Stapelung der Bereiche Schwimmbad im EG/UG, Säbelfechthalle im OG 01 und Einfeldturnhalle im OG 02 ist räumlich nachvollziehbar angelegt und lässt eine gute Orientierung erwarten. Das Nebeneinander von Säbelfechtumkleidetrakt und Schwimmhalle im EG führt jedoch zu langen Fluren und Erschließungswegen innerhalb des Säbelfechtbereiches. Die Lage des Schwimmbeckens im Souterrain der Ostseite des neuen Gebäudes ermöglicht eine Nutzung der bestehenden Unterkellerung der abgängigen Schwimmhalle. Die Säbelfechthalle ist an die benachbarten Bereiche Physiotherapie, Kraft- und Multifunktionsraum effizient angeordnet, leider fehlt jedoch ein Therapieraum in der Flächenbilanz. Fehlende direkte Zugänge zwischen Fechthalle und Physiotherapie müssten durch kleinere Korrekturen hergestellt werden.

Die Lage der Einfeldturnhalle mit Umkleidetrakt im 2. OG trägt zwar zur Kompaktheit des Hauses bei, führt aber zu sehr langen Wegen, insbesondere im Sommer, wenn die Sportunterrichtseinheiten im Außenbereich stattfinden. Die vorgeschlagene Verortung des Schulsportunterrichtes im 2.OG wird als sehr nachteilig bewertet. Die Bemessung der Höhe für den Hochwasserschutz auf der Nordseite scheint um wenige Zentimeter unterschritten, ein Lagerraum sowie der Anschlussraum für die Fernwärme werden vermisst. Der schmale Fußabdruck des Entwurfs lässt eine wirtschaftliche Bauweise und einen günstigen Betrieb erwarten. Das Gebäude ist als Niedrigstenergiehaus konzipiert und wird über eine Kombination von Geothermie und Fernwärme betrieben. Das Tragwerk wird in Holzhybridbauweise nachhaltig ausgebildet, das Dach erhält eine PV-Anlage. Insgesamt wird der Beitrag als eine interessante, städtebauliche Antwort auf die Aufgabenstellung gewürdigt. Die Kompaktheit des Hauses mitsamt der Metallfassade führt jedoch zu einer kontrovers diskutierten Solitärwirkung.

Freiraum
Das kompakte, würfelförmige Gebäude schließt sehr selbstverständlich die Campusachse nach Norden und bildet so die Adresse für den Schulsport. Gleichzeitig nimmt das Gebäude bewusst die Baulinie nach Westen zu den Sportfeldern auf und markiert damit den städtebaulichen Rahmen. Die beiden Funktionen haben ihre klaren Adressen, einmal der Schulsport von Süden und das Säbelfechten von Osten mit großzügigem Vorfeld, wobei hier der Eingang etwas zu 'schwimmen' scheint. Die klare bauliche Setzung lässt im Außenbereich viel Spielraum zu und zwar im eigentlichen Sinne des Wortes. Den einzelnen Nutzungen werden jeweils großzügige Freiräume zugeordnet, die vielfältig nutzbare, sogenannte Gartenräume anbieten. So sind Säbelfechtgärten im Norden, Schulgärten zwischen Altbau und Schulsport, Balkon am Retentionsteich, Sportintarsien vor dem südlichen Eingang vorgesehen, jeweils mit Aufenthaltsbereichen ausgestattet. Die Außenräume sind also nicht zu Abstandsflächen degradiert, sondern gut nutzbare Räume. Allerdings stellt sich die Frage, ob eine klare Rahmung diesem kompakten Baukörper guttäte, bevor die 'bunten' Nutzungen beginnen.

Der Hochwasserschutz ist nicht ganz berücksichtigt, da sonst die Mindesthöhe des Gebäudes überschritten würde. Das Gebäude liegt ca. 10 cm zu tief.