Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023
Neugestaltung Polygraphplatz in Leipzig
©SINAI / Visualisierung: werk3.berlin
Polygraphplatz Leipzig - zentraler Platzbereich
1. Preis
Preisgeld: 25.120 EUR
SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH
Landschaftsarchitektur
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Verfasser:
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Mitarbeitende:
Theresa Balogh, Leoni Layer, Camille Régimbart, Marie-Luise Tschirner
werk3 architekturvisualisierungen
Visualisierung
Erläuterungstext
Stadtraum, polycodiert
Das Zentrum des Platzes belegen vier schollenartige Vegetationsinseln – es ist der maximale Grünanteil, der abzüglich der befestigten Bewegungsflächen auf dem urbanen Stadtplatz möglich ist. Als Senken modelliert, bilden sie kühlende grüne Aufenthaltsbereiche und dienen gleichzeitig der Retention. An den Rändern werden Cluster aus Großgräsern mit Großstauden kombiniert und zu dauerhaften Schmuckpflanzungen kultiviert.
Klimabäume wie Gleditschie, Sumpf-Eiche und Rot-Esche bilden einen lockeren Baum-Hain, der lichten Schatten über dem gesamten Platzraum verteilt.
Der Platz bleibt in weiten Teilen nutzungsoffen und ist sparsam mit großen Holzdecks möbliert – er bietet Raum für Ruhe und Ereignis. Im Vordergrund stehen das alltägliche, nachbarschaftliche Zusammenkommen und die Bespielung durch anliegende Akteure wie einen lokalen Radiosender oder das Nachbarschaftshaus „Ostwache“. Für größere Veranstaltungen steht eine zentrale Bühne bereit, die im Alltag als Sitz- und Liegepodest dient.
Der Polygraphplatz verbindet die Quartiere beiderseits des neuen Höhenparks Parkbogen Ost auf einer ehemaligen Bahntrasse und verknüpft ihn mit der Stadtebene.
Mitarbeit: Theresa Balogh, Carolina Damwerth, Sophie Holz, Leoni Layer, Camille Régimbart, Marie-Luise Tschirner
Beurteilung durch das Preisgericht
Die Arbeit interpretiert den Polygraphplatz als grüne Mitte des Quartiers bestehend aus 4 Schollenartigen Vegetationsinseln, die alleeartig nach Osten fortgeführt werden.
Sie schafft eine überzeugende Balance aus nutzbaren befestigen Flächen sowie grünen Inseln, die sowohl hochwertige Aufenthaltsmöglichkeiten bieten als auch extensive Flächen für Biodiversität und Retention.
Die Ausgangsfrage der Verfasser:innen „Wieviel Grün ist möglich?“ wird überzeugend beantwortet. Nicht nur die Inseln, sondern auch die weiteren Platz- und Freiflächen werden durch robuste Klimabäume gut platziert aufgewertet. Die Baumsetzungen unterstützen die raumbildende Wirkung der Teilräume und Platzflächen. So schaffen sie auch auf den Aufenthalts- und Spielflächen beschattete Bereiche.
Die Veranstaltungsfläche erweitert die Nutzungen der Feuerwache in den Freiraum hinaus und bildet einen sinnfällig zugeordneten Platzbereich, der durch eine Bühne im Westen begrenzt wird.
Der Feuerwache wird als stadtteilprägendes Gebäude ausreichend Raum gelassen und sie kann ihre adressbildende Funktion für den Stadtraum ausfüllen.
Der Platz bietet gute Aufenthaltsangebote und ermöglicht ein Weiterentwickeln.
Wie selbstverständlich fügt sich ein Spielbereich vor dem Zugang zur Schule ein. Der Grünanteil des Spielplatzes kann noch erhöht werden. Der vorgelagerte Platzbereich vermittelt überzeugend zwischen Auf-/Abgang PBO, Schulzugang und Platz vor der Feuerwache.
Im Ostteil dominiert ebenso das Thema der Grünen Mitte. Durch intelligente Wegebeziehungen entstehen auch hier schollenartige Bereiche mit kleinteiligen Aufenthaltsangeboten für die Nachbarschaft. Punktuell eingeordnete Holzpodeste bieten Möglichkeiten für das Zusammenkommen der Nachbarschaft. Die hohe Anzahl an Podesten wird allerdings hinterfragt. Eine seniorengerechte Ausbildung dieser Infrastruktur wird diskutiert.
Städtebaulich klar lesbare Platzstrukturen und-abfolgen sowie Wegebeziehungen werden geschaffen. Die Dimensionierung der befestigen Platz- und Wegeflächen- und der geschaffenen Grünstrukturen ist sehr ausgewogen.
Klar lesbare Wege- und Funktionsbezüge werden ausgebildet. Der Verkehr wird lesbar und Orientierung gebend an den Südseiten beider Platzbereiche geleitet.
Die Parkplätze sind im Ostteil auf der Südseite platziert, dadurch werden kreuzende Situationen mit dem Rad- und Fußverkehr vermieden. Der Schwerpunkt liegt auf dem Fußverkehr, es eröffnen sich hohe Aufenthaltsqualitäten für die Anwohner:innen.
Die grünen Inseln werden mehrdimensional gedacht, nicht nur als Aufenthaltsflächen, sondern sie übernehmen auch die Funktion von Retentionsflächen.
Die differenziert geplante Bepflanzung aus Stauden und niedrigen Sträuchern sorgen für kühlende Verdungstungs- und Versickerungszonen und erhöhen die urbane Biodiversität.
Die vorgeschlagenen Lösungen zum Umgang mit Niederschlagwasser werden durch die Jury ausdrücklich begrüßt.
Die Zonierung der Inseln ist sehr gut durchdacht in ihrer topografischen Ausformulierung in Zusammenhang mit der Bepflanzung. Dadurch wird stehendes Wasser vermieden, es kann durch die Vegetation gespeichert und genutzt werden. Die Clusterplanzungen aus Großgräsern und Großstauden sind auch als ästhetische Aufwertung mitgedacht.
Das Konzept zeigt eine sehr durchdachte Differenzierung in kleine intensive Vegetationsbereiche mit nutzbaren Aufenthaltsangeboten sowie großflächigen extensiven Vegetationskonzepten (Wiesen, extensive Staudenflächen).
Die Arbeit überzeugt durch eine klare städtebauliche Lesbarkeit und räumliche Orientierung, durch ausgewogene Raumaufteilung und überzeugende Wege- und Funktionsbezüge.
Die Arbeit ist sehr gut detailliert und durchgearbeitet insbesondere hinsichtlich des Wassermanagements und der Vegetationskonzepte. Eine klimaresiliente Entwicklung des Stadtquartiers ist zu erwarten.
©SINAI / Visualisierung: werk3.berlin
Grünes Polygon mit Retentionsbereich
©SINAI
Lageplan M 1:500
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Piktos Klima
©SINAI
Polygraph West 1:200
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Polygraph Ost 1:200
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Schnitt Polygraph West M 1:100
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Schnitt Polygraph Ost M 1:100
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Detail Bühne und Bases
©SINAI
Detail Spielpunkt