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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neugestaltung Polygraphplatz in Leipzig

3. Preis

Preisgeld: 12.560 EUR

TDB LANDSCHAFT

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit setzt es sich zum Ziel, die östlich und westlich des Parkbogen-Ost liegenden Seiten „geschwisterlich“ zueinander zu entwickeln – mit einheitlichen Materialien, Ausstattung und Bepflanzung, jedoch in Reaktion auf ihre Umgebung in einer jeweils individuellen Gestaltung.
Für den als „Polygraphplatz West“ bezeichneten Teil wird das Bild eines multicodierten Stadtraums entworfen, auf dem drei grüne Inseln zusammen mit einem Baumhain eine grüne Großfigur ausbilden. In einer durch einheitliche Materialität zusammengezogenen Platzfläche „schwimmen“ diese Grüninseln und lassen Bereiche mit unterschiedlichen räumlichen Qualitäten, Programmierungen und Funktionen entstehen.
Die Inseln lassen direkt vor den alten Toren der Feuerwache eine als „Plaza“ bezeichnete, flexibel bespielbare und angemessen dimensionierte befestigte Fläche frei.
Überzeugend ist ebenfalls der Baumhain, der ein beschattetes, nutzungsoffenes Angebot schafft. Die Besetzung der drei Inseln mit einem Regengarten, einer Wiese und einem Hügel überzeugt durch ihre räumliche Vielgestaltigkeit allerdings nicht, und wirft zudem die Frage auf, warum sich nicht für die Schaffung von Retentionsraum, der dennoch multifunktional nutzbar ist, entschieden wurde.
Die in Richtung zukünftiger Schulstandort angebotene Insel mit Spiel- und Aufenthaltsangeboten scheint in Angebot und Lage richtig. Dagegen wirkt die Grünfläche, die dem eingeschossigen Westteil der Ostwache mit Atelier und Werkstätten vorgelagert ist, durch die Integration teilbefestigter Flächen, Radiostation und Fahrradboxen funktional überfrachtet.
Die durch die unterschiedlichen Baumstellungen auf dem Platz als Hain, Baumgruppen in den Inseln und Einzelbäume in den befestigten Flächen entstehende Vielfalt wird positiv bewertet.
Die Verkehrsführung über den Platz ist funktional richtig, die klassische Markierung durch Rinnen und Tiefborde erscheint durch ihre eindeutige Lesbarkeit angemessen gewählt.
Auf dem als „Polygraphplatz Ost“ bezeichneten Abschnitt wird die neue Verkehrsführung auf die Südseite konzentriert. Diese einfache Lösung unter Wahrung von Anliegerandienung und Feuerwehr überzeugt die Jury. Allerdings lässt die vorgeschlagene Einbahnstraßenführung im östlichen Abschnitt den Übergang zum Zweirichtungsverkehr in der Saarbrückenstraße ungelöst. Stellplätze sind lediglich im Südteil des Straßenraums entlang der ohnehin erforderlichen Fahrbahn angeordnet, die Anzahl ist ausreichend.
Die durch die neue Verkehrsführung möglich werdenden Grünzonen werten den Straßenraum auf, und ermöglichen es, im topografischen Tiefpunkt im Anschluss an die Unterführung Retentions- und Versickerungsflächen zu schaffen.
Da die Höhenlage der Bestandsbäume berücksichtigt wurde, werden im weiter östlich anschließenden Straßenabschnitt folgerichtig keine Retentionsflächen angeboten. Die hier vorgeschlagene promenadenartige Gestaltung erscheint nicht angemessen, sowohl was die zusätzlich zu den im Norden der Straße vorhandenen großzügigen Bewegungsflächen mit einer mittigen Radwegeführung unter der Allee angeht, als auch, was die an dieser Stelle als Überangebot empfundene Programmierung und Aufenthaltsmöglichkeiten betrifft.
Die Arbeit liegt mit ihrem Anteil an Großgrün und unversiegelten Flächen eher im unteren Drittel des Spektrums der Entwürfe. Insgesamt macht dieser Entwurf hinsichtlich der Entwicklung eines multicodierten Stadtraums vieles richtig. Die Jury ist jedoch nicht in Gänze davon überzeugt, dass die Arbeit das Versprechen einlösen kann, ein prägnantes Bild für einen funktional und gestalterisch zukunftsweisenden und beispielgebenden Stadtraum im Leipziger Osten zu entwerfen.