modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
1. Rang 2 / 2

Bauträgerauswahlverfahren | 03/2023

Neubau Generationenwohnen Sauerstiftung in Hinterbrühl (AT)

2. Rang

g.o.y.a. Ziviltechniker Ges.m.b.H

Architektur, Landschaftsarchitektur

Schreiner, Kastler - Büro f. Kommunikation GmbH

Visualisierung

Erläuterungstext

Hang zum Wohnen

ENTWURFSIDEE
Für das Generationenwohnbauprojekt – Sauerstiftung in Hinterbrühl stehen zwei Grundstücke zur Verfügung. Eines direkt an der Weißenbacherstraße und eines über dem Weißenbach. Hier sollen insgesamt ca. 60 Wohneinheiten für Junges- sowie für begleitetes-Wohnen entstehen.

Aus folgenden Gründen konzentriert sich unser Entwurf auf das direkt an der Weißenbacherstraße liegende Grundstück.

Weniger Versiegelung, mehr Bäume
Durch die kompakte Baukörperanordnung entlang der Straße, kann das Grundstück über dem Weißenbach von jeglicher neuen Bebauung freigehalten werden. Die neu zu versiegelten Flächen werden auf ein Minimum reduziert und das sehr steil ansteigende Grundstück im Süden mit altem Baumbestand kann zur Gänze unberührt bleiben. Aus Sicht einer klimaresilienten Grundstücksentwicklung ein wichtiger Beitrag für die nächsten Generationen.
Grundsätzlich kann das Bestandsgebäude am Grundstück über dem Weißenbach abgebrochen werden. Hier stellt sich aber die Frage, ob diese die richtige Antwort ist. Wir schlagen vor, gemeinsam mit der Gemeinde eine Nachnutzung für das Gebäude, wie Kinderkrippe, Lerntreff, Seniorinnentreff,… zu entwickeln um dem Gebäude wieder neues Leben einzuhauchen.

Blick ins Grüne und viel Sonne
Die gewählte Kammstruktur als städtebauliche Antwort entlang der Weißenbacherstraße bietet für alle Wohnungen gute Blickbeziehungen ins Grüne und Freibereiche in alle Himmelsrichtungen. Entgegen dem Grundstück über dem Weißenbach kann hier von optimalen Lichtverhältnissen über das ganz Jahr ausgegangen werden. Das nicht bebaute Grundstück kann somit für Erlebnisspiel und zur Erholung genutzt werden.
Soziale Durchmischung Generationenwohnen bedeutet für uns nicht zu teilen sondern zusammen zu führen. Die gewählte Gebäudetypologie spiegelt diesen Gedanke sehr pointiert wieder. Tür an Tür leben Senioren mit jungen Erwachsenen zusammen, teilen sich die Gemeinschafträume, unterstützen sich bei Einkäufen oder geben Nachhilfe. Die Bandbreite für ein soziales Zusammenleben ist groß und soll hier gefördert und gelebt werden.

ARCHITEKTUR
Der Geschoßsprung des Gebäudes Richtung Weißenbach und der Höhenversatz der Gebäudefront Richtung Straße reagiert auf das in zwei Richtungen abfallende Grundstück und die unmittelbare Umgebung entlang der Weißenbacherstraße. Die Adressbildung erfolgt über die Straße, begleitet von Fahrradabstellräumen, KIWA und notwendigen Nebenräumen gelangt man in die lichtdurchfluteten Stiegenhäuser die auch die allgemeinen Freiflächen, wie Kinder und Jugendspielplätze barrierefrei erschließen. Ein Großteil der Wohnungen ist so geplant, dass ein Kabinett als Raumerweiterung angeboten werden kann. Nicht so groß wie ein Zimmer, aber genügend Platz für einen fixen Homeoffice Platz, für die Oma die am Wochenende zu Besucht kommt und vieles mehr. Freibereiche wie Balkone, Terrassen und Eigengärten bieten den zukünftigen Bewohner ausreichend Erholung im Freien an. Zwei Gemeinschaftsräume, einer straßenseitig und einer direkt am Bach, komplettieren das soziale Angebot in den Häusern.

Am tiefsten Punkt der Straße befindet sich die Zufahrt zur kompakten Tiefgarage welche straßenseitig im Hang eingegraben wird.

FASSADE UND MATERIALITÄT
Die Baukörper Richtung Straße sowie die bewusste nach Hinten versetzte Verbindungsbaukörper lassen den Eindruck von 3 eigenständigen Häusern entstehen. Durch den Verzicht auf ein Staffelgeschoß (4. Obergeschoss) wird auf die Höhenentwicklung des unmittelbaren Umfeldes Rücksicht genommen. Horizontale Bänder gliedern die Gebäude geschossweise und geben mit der Putzfassade eine zeitgemäße Antwort für diese Bauaufgabe.

STATISCHES KONZEPT
Konstruktiv betrachtet handelt es sich bei dem vorliegenden Entwurf um eine Hybridbauweise, welche die Vorzüge des Stahlbetonmassivbaus mit jenen des Holzmassivbaus schlüssig kombiniert. Zur Bauteilaktivierung und Generierung von Speichermasse gegen eine sommerliche Überhitzung werden die Geschoßdecken als vorgefertigte Elementdecken in Stahlbeton massiv ausgeführt. Ebenfalls in Betonbauweise erfolgen die erforderlichen aussteifenden Wandelemente im Innen- und Außenbereich. Alle weiteren tragenden Bauteile können ressourcen- und zeitschonend als Massivholzwände ausgeführt werden. Diese werden im Werk präzise vorgefertigt und können so rasch vor Ort versetzt werden. Die Intention ist ein zielgerichteter Einsatz der unterschiedlichen Baumaterialien, um den Einsatz von Beton sowie die erforderlichen LWK-Fahrten im Bauverlauf auf ein sinnvolles Minimum zu
reduzieren. Einen weiteren Punkt zur Dezimierung von Beton stellt ein alternativer Fußbodenaufbau in Anlehnung an das „Gründerzeitsystem“ dar. Anstelle des herkömmlichen Zementestrichs wird der Fußbodenaufbau mit akustisch getrennten Polsterhölzern, Vollschalung und darauf verlegtem Holzbelag hergestellt. Heizen und Kühlen erfolgt daher über eine Bauteilaktivierung der massiv ausgebildeten Decke. Jener Beton, der dennoch zur Anwendung kommt, besteht im Sinne der Nachhaltigkeit aus einem maximalen Recyclinganteil (sogenannter CO2- bzw. Recyclingbeton).

HAUSTECHNISCHES KONZEPT
Die Wohnanlage soll mit einem modernen Niedertemperatursystem zum Heizen und Kühlen ausgestattet werden. Aufgrund der geplanten Aufbauten und im Sinne einer modernen energiesparenden technischen Gebäudeausrüstung werden sämtliche Räumlichkeiten mit einer Bauteilaktivierung beheizt und gekühlt. Dabei werden für die Räume Einzelraumregelungen vorgesehen welche über einen technischen Elektro-BUS zwischen Heizen und Kühlen umgeschaltet werden. Aufgrund der Bauteilaktivierung über die Fläche werden die verschiedenen Spitzenlasten beim Heizen und Kühlen über die vorhandene Trägermasse abgefangen. Die geplante Solewärmepumpe welche im Technikraum aufgestellt ist, wird über 30 Tiefenbohrungen à 150m mit Primärenergie versorgt. Durch diese moderne und nachhaltige Energiegewinnung kann auch im Sommer eine entsprechende Kühlung vonstattengehen. Somit kann garantiert werden, dass es zu keiner sommerlichen Überwärmung kommt und eine angenehme Temperierung in den Räumen erfolgt. Lediglich exponierte Räume müssen in der Detailplanung genauer betrachtet werden. In Ergänzung mit einer modernen ausgestatteten zentralen Warmwasserbereitung über einen Pufferspeicher mit Warmwasserspindel können auch sämtliche notwendigen Hygieneaspekte bei der Trinkwasseranlage berücksichtigt werden. Durch die geplante PV- Anlage am Dach und einer sinnvollen Regelung wird der Primärenergiebedarf für die Wärmepumpe zum Großteil in dieser Eigenanlage erzeugt. In der vertieften Planung werden danach noch die Notwendigkeit bzw. Sinnhaftigkeit eines etwaigen Batteriespeichers berechnet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Projekt stellt einen innovativen Beitrag, sowohl in organisatorischer, als auch struktureller Hinsicht dar. In städtebaulicher Hinsicht übernimmt das Objekt durch Gliederung des Baukörpers den Maßstab der Umgebung. Die konzeptionelle Qualität, sowie das statische und haustechnische Konzept in Verbindung mit Ökologie, Variabilität und sozialen Aspekten werden positiv gesehen. Die Wohnungstypten weisen eine gute Alltagstauglichkeit auf. Das auch in architektonischer Hinsicht gut proportionierte Projekt kann jedoch aufgrund seiner Dichte bzw. mangelnder privater Freiräume nicht überzeugen.

1. Rang 2 / 2