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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neugestaltung der Flächen am Städtischen Museum in Herford

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 7.200 EUR

arbos landscape GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Für die Neugestaltung der Flächen am Städtischen Museum in Herford wird ein teils extensives und gleichzeitig neu belebendes Konzept entwickelt. Die Gestaltung orientiert sich an den zwei bestehenden starken Wegeachsen, der Promenade des Deichtorwalls und der Ost-West Verbindung über die Brudtlachtstraße zur Kreishausstraße.
Das Städtische Museum, das zunehmend versteckt entlang des Deichtorwalls liegt und im wilden Grün immer weiter an Wahrnehmung verliert, wird durch ein neues Entree gestärkt. Die Kreuzungssituation aus Deichtorwall und Ost-West-Verbindung wird als einladender öffentlicher Raum interpretiert, der gleichzeitig attraktiver Alltagsweg und barrierarmer Eingangsbereich für das Städtische Museum ist. Stadtgeschichte und Kunst treffen hier im öffentlichen Raum auf Menschen, die zur Arbeit gehen, einen Museumsbesuch machen oder sich auf dem Weg zu Freunden befinden. Stadtraum und Museumsentree werden hier eins. Der Eingangsbereich kommt ohne den Angstraum aus, der durch die hohe Sichtbetonmauer entstanden ist und die Aufenthaltsqualität deutlich mindert. Stattdessen entsteht eine neue Treppenanlage mit Sitzstufen, die als Anlaufpunkt für Besuchergruppen dienen kann.
Zur Stärkung der neuen Wegeführung wird ein begleitendes Sitzband aus Beton entlang der Promenade gesetzt, das in seiner kantigen Form an die Historie als Bastion erinnert. In seiner Führung orientiert sich das Sitzband an der historischen Einfassung des Gartens des Heimatmuseums vor 1945. Im Bereich der neuen Parkfläche im Norden schiebt sich ein kleiner Balkon über den Hang und eröffnet den Blick in ein grünes Tal. Das Sitzband im Bereich des Museums wird durch ein Staudenband ergänzt, dass sich im Norden fortsetzt und die Promenade als auch das Städtische Museum zusätzlich inszeniert. Die neue Wegeführung orientiert sich an den historischen Wegen des Garten des Heimatmuseums, sowie der Überarbeitung durch Oesterlen führt Beides in einer den heutigen Ansprüchen entsprechenden Neuinterpretation zusammen.
Der Weg vom Entree nach Süden abgehend stellt die neue barrierefreie Erschließung des Geländes dar. Die Gartenwege formen starke Grünflächen innerhalb des Gartens, die neue, sowie alte Nutzungen beinhalten. Weiter in Richtung des Oesterlen-Anbaus wird das alte Amphitheater neu in Stand gesetzt und um eine neu interpretierte Grotte, so wie einen Zugang zum Wasser erweitert. Neben dem Museumsgarten soll auch die Fläche im Norden eine Aufwertung erfahren. Aufgrund der schwierigen topographischen, sowie nutzungsgerechten Gestaltung der Fläche wurde auf ein extensives Konzept gesetzt, das sich aus einer naturnahen Überflutungsfläche und einer Erweiterung des Skulpturengartens zusammensetzt. Der vorgeschlagene zusätzliche Retentionsraum ist ein wichtiger Beitrag des Projektes zur Anpassung an den Klimawandel und seine Folgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen ein übergreifendes Gestaltungskonzept vor, welches beide Grundstücksflächen unter dem Stichwort „Skulpturengarten“ subtil zusammenzieht.

Die nördliche Fläche wird eher extensiv gestaltet. Aufgrund der ausgebildeten Böschungssituation wie auch der fehlenden Zuwegung ist die Nutzbarkeit als öffentlicher Stadtraum am Wasser jedoch zu stark eingeschränkt. Über die Implementierung von Hangsofas wie auch Skulpturen wurde intensiv diskutiert. Die Bypass-Situation stärkt zwar die wegseitige Aufenthaltsqualität, jedoch wurde die Notwendigkeit der parallel zum Deichtorwall verlaufenden Erschließung, die der barrierefreien Erreichbarkeit des nördlichen Eingangs dient, kontrovers diskutiert. Wege wurden ansonsten auf ein notwendiges Maß reduziert, die Wegeführung im Süden des Museums im unmittelbaren Kronen- bzw. Stammbereich der Platane vor der Südfassade ist aus Gründen des Baumschutzes allerdings nicht möglich.

Die südliche Erweiterung der Eingangshalle wurde berücksichtigt, allerdings die Nottreppe nicht. Auf eine barrierefreie Erschließung von Süden wird leider verzichtet. Die direkte Heranführung der Besucher an den Stadtgraben – in Form der vorgeschlagenen Wassertreppe – ist aus Haftungsründen nicht möglich. Ein kleiner Sitzbereich lädt an dieser Stelle zu Aufenthalt ein. Während der Ort „im Loch“ wenig attraktiv scheint, wird der behutsame Umgang mit dem Amphitheater gewürdigt.

Der Rückbau der wassergebundenen, dreieckigen Platzfläche im Südosten ist aus monetären, wie auch funktionalen Gründen nicht nachvollziehbar. Sowohl die nördliche als auch südliche Gartenfläche grenzt sich vom Deichtorwall durch ein steinernes Passepartout ab. Durch dieses gestalterische Element werden beide Flächen zusammengezogen und der Museumspark in Wert gesetzt.

In der Fuge zwischen beiden Bereichen, im Kreuzungsbereich Brudtlachtstraße/Deichtorwall entsteht durch Aufweitung eine großzügige Platzfläche, die sowohl eine barrierefreie Erschließung des Haupteingangs ermöglicht, als auch das Grundstück, insbesondere nach Nordosten hin, öffnet. Die Großzügigkeit des nördlichen Eingangsbereichs wird zusätzlich durch den partiellen Umbau der Bestandsmauern hin zu einer Stufenanlage unterstützt. Diese Neuinterpretation des Oesterlen´schen Entwurfs wurde auch von Seiten der Denkmalpflege als diskutabel bewertet.

Durch die beschriebenen Maßnahmen wandelt sich diese wichtige Stadtfuge durch die zuvor beschriebenen Maßnahmen von einem Angstraum hin zu einem einladenden Entree. Einen Kritikpunkt bildet jedoch auch die im nördlichen Bereich fehlende Zufahrt für Pflegefahrzeuge.

Die Kosten sind nachvollziehbar.

Insgesamt liefert diese Arbeit einen wertvollen Beitrag zur Diskussion um das Umfeld des Städtischen Museums in Herford.
Lageplan

Lageplan

Schnitte

Schnitte

Anlagengenese

Anlagengenese

Erschließung & Nutzung

Erschließung & Nutzung

Details

Details