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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2023

Neuordnung und Erweiterung Gymnasium in Steinhagen

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 15.000 EUR

K2O Architekten GmbH

Architektur

GROW Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Leitidee
Die Schule wird konsequent im Sinne ihrer Gestaltung und Offenheit weiterentwickelt. Die weitläufige Landschaft wird in die Schule integriert, insbesondere in die offenen Lernbereiche der Cluster. Dabei fügen sich die gewünschten zusätzlichen Räume harmonisch in die bestehende Architektur und Umgebung ein. Die Fassadengestaltung der Anbauten orientiert sich an der vorhandenen Gestaltung.
Das bestehende Schulgebäude wird strukturiert und übersichtlich gestaltet. Eine klare Orientierung wird durch die Zuordnung der Sekundarstufe II zum 2. Obergeschoss, der Sekundarstufe I zum 1. Obergeschoss und den Bauteilen C im Erdgeschoss erreicht. Die allgemeinen Lernbereiche befinden sich in der Nähe des Foyers und sind teilweise in einem neu geschaffenen Bereich zwischen den Bauteilen C integriert. Der MINT-Bereich bleibt im Bauteil D konzentriert. Ein separater Fachbereich Kultur wird vor dem Hauptgebäude zentral platziert.
Bei der Erweiterung der Schule wird darauf geachtet, möglichst wenige Ressourcen zu verbrauchen und den Schulbetrieb während der Bauphase wenig zu beeinträchtigen. Es werden hauptsächlich Räume angebaut, um den Bestand schonend zu behandeln und das Budget auf eine qualitativ hochwertige und zukunftsweisende Schularchitektur zu konzentrieren.

Architektonisches Konzept
In den Clustern entstehen flexible Lerninseln, die sich zu Lernnischen wandeln können. Diese können vielfältig kombiniert werden und lassen sich mit den flexibel nutzbaren Differenzierungsräumen verbinden. Dadurch entstehen große zusammenhängende Bereiche, die sich für Klassen übergreifende Projekte nutzen lassen. Zusätzlich gibt es in den Fluren Sitznischen für den gemeinsamen Austausch während der Pausen. Die Offenheit der Schule mit Ein- und Ausblicken spiegelt sich auch in den Clustern wider. Die weitläufige Landschaft wird durch offene Kommunikationszonen an den Fassaden in die Cluster integriert. Diese Zonen bieten Tageslichtnutzung, Ausblicke auf die Landschaft und Zugang zu Außenbereichen, die temporäre Freilichtklassenräume im Erdgeschoss ermöglichen. Sie können vielfältig mit den Differenzierungsräumen kombiniert werden und bieten auch kleine Leseecken und Rückzugsmöglichkeiten. Die Teamräume in den Bauteilen C befinden sich am Eingang der Cluster, was kurze Wege zwischen den Clustern und den anderen Gebäudeteilen wie der Verwaltung und den Obergeschossen ermöglicht.
Der Fachbereich Kultur wird separat vor dem Hauptgebäude positioniert. Die Lage und Trennung vom Hauptgebäude ist für externe Veranstaltungen vorteilhaft. Es ist leicht für externe Besucher zu finden und für Schüler gut erreichbar. Darüber hinaus bietet es den Schülern der Kunst- und Musikklassen einen inspirierenden Blick auf die umliegende Seenlandschaft.
Der Hörsaal, ursprünglich im zweiten Obergeschoss, wird neben dem Lernstudio im neuen Bauteil zwischen den Bauteilen C im Erdgeschoss platziert. Dadurch kann das gesamte zweite Obergeschoss der Sekundarstufe II mit neuen Kommunikationsflächen zugewiesen werden. Im ersten Obergeschoss werden zukünftig die Klassenstufen 9 und 10 untergebracht. Dafür wird das erste Obergeschoss mit minimalen Eingriffen in Trockenbauwände neu strukturiert und um Kommunikationsflächen erweitert.

Freianlagen
Der Freiraumentwurf folgt einem sehr zurückhaltenden Ansatz. Ziel ist das Weiterbauen und Ergänzen – nicht die gestalterische Überplanung. Markante Elemente wie der See und die strahlenförmig angeordneten Stellplätze prägen demnach auch zukünftig das Bild. Vorhandene Nutzungen und Zuordnungen bleiben grundsätzlich erhalten. Neue Befestigungen für Wege und Terrassen werden auf ein Minimum beschränkt und fügen sich nahtlos in die gebäudenahen Flächen ein. So gelingt es mit nur wenigen baulichen Eingriffen, die Gebäude in die Landschaft einzubetten. Das gilt auch für den Bereich der vorhandenen Parkplätze. Neue Gehölze sorgen hier für Schatten. Sie sollen die Flächen räumlich, aber auch ökologisch mit der Umgebung verzahnen.

Material und Konstruktion
Für die neu zu schaffenden Bauten werden nachhaltige vorgefertigte Holzkonstruktionen mit einer hochwertigen Holzfaserdämmebene und vorgesetzten hinterlüfteten Klinkern verwendet, da diese Wartungsarm sind und sich an die Bestandsfassade anpassen.
Die Betonbodenplatten speichern die Wärme im Winter und kühlen über die automatisierte Nachtauskühlung in den Fassaden die Klassenräume im Sommer.
Die begrünten Flachdächer erhalten einen auskragenden Sonnenschutz und werden mit PV-Elementen bestückt.

Energiekonzept
Das Energiekonzept sieht vor, dass alle Dächer als Gründächer mit PV-Elementen ausgestattet werden. Dadurch können überschüssige Niederschläge gespeichert und gleichzeitig die Wärmedämmung verbessert werden. Die Fassaden erhalten Lüftungsöffnungen für eine automatisierte Nachtauskühlung und sind mit außenliegendem Sonnenschutz versehen. Die Erweiterung der MINT-Bereiche wird durch den See zusätzlich gekühlt. Die Außenwände bestehen aus vorgefertigten Holzelementen mit hochwertiger Holzfaserdämmung und Klinkerverkleidung. Die Fenster werden als großflächige, hoch effiziente Holz-Aluminium-Pfosten-Riegel-Fassade ausgeführt, die eine optimale Tageslichtnutzung ermöglicht und im Winter solare Wärmegewinne zulässt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit sieht für die Schulerweiterung einen eingeschossigen Neubau im Eingangsbereich nach Nordwesten sowie einen eingeschossigen Anbau in den Landschaftsbereich nach Südosten vor. Weitergehend werden drei der bestehenden Gebäudeflügel verlängert. Mit dem gewählten Ansatz ist eine städtebauliche Ordnung ohne Gebäudekonkurrenzen verbunden, die nachvollziehbaren Verbindungen und Maßstäblichkeiten zwischen ALT und NEU schafft - bei gleichzeitiger grundlegender Würdigung der formalen Struktur des Bestandsgebäudes. Der Neubau als Musik- und Kunsthaus entlang der Eingangspromenade hat als eigenständiges Gebäude Potential für Mehrfachnutzungen - ohne Lärmeinwirkungen auf den übrigen Schulbetrieb. Der Anbau in den Landschaftsraum mit Hörsaal, Leseraum und Lernstudio ist ein akzeptabler Beitrag, in der isolierten Lage jedoch nicht vollständig überzeugend. Auch die verlängerten ́Gebäudefinger ́ sind formal nachvollziehbar, in den Benutzbarkeiten und Qualitäten der langen Flure jedoch auch stark eingeschränkt. Im MINT-Bereich nach Norden wird die Verlängerung der Gebäudestruktur über die Wasserfläche - mit der damit verbundenen Zerschneidung des Retentionsbereichs - kritisch gesehen.

Die klare Zuordnung der jeweiligen Schulbereiche überzeugt, insbesondere die alleinige Ausweisung des Oberstufenbereiches mit den angelagerten Kommunikationsbereichen im 2. Obergeschoss der Rotunde ist positiv hervorzuheben. Der nach Auslobung geforderte zusammenhängende MINT-Bereich ist gegeben, jedoch erkauft mit der trotz Aufständerung überbauten Wasserfläche. Die Grundrissorganisation mit in den Regel-Doppelclustern ist pragmatisch, die angebotenen Mittelflurlösungen sind für einen modernen Schulbetrieb je- doch nicht überzeugend und lassen innovative Lösungen außen vor. Dies gilt auch für die Grundrissorganisation des neuen Musik- und Kunsthauses. Auch hier ist mit der Flurlösung lediglich ein Standard abgebildet, der insbesondere das Potential von Innen- und Außenbezügen nicht vollständig ausnutzen kann. Die Materialität der Neubauten in der Kombination von Ziegelmauerwerk mit Holzrahmenelementen ist angemessen, die Architektursprache im Aufriss lässt einen soliden Standard erwarten.

Die Organisation der Schulerweiterung in den vier Bauabschnitten ist nachvollziehbar. Mit den vielen Gebäudeanschlüssen zwischen ALT und NEU ist ein erhöhter baukonstruktiver und damit auch erhöhter Kostenaufwand verbunden. Insgesamt stellt die Arbeit einen soliden Ansatz dar, aufgrund der in vielen Bereichen jedoch nur vorgeschlagenen Standardlösungen - ohne Innovationsansätze für einen modernen Schulbetrieb - kann der Entwurf jedoch nicht vollständig überzeugen.

Landschaftsarchitektur/Freiflächen
Die Baukörperstellung lässt auch künftig Luft für Landschaft und Freiraum; der südöstliche Schenkel bleibt in seiner Dimension erlebbar und wirkt durch die zurückhaltende Gestaltung mit Wiesen und Mulden weiterhin als Teil der Landschaft, der Neubau für den Kulturbereich im Nordwesten begleitet eine ́autofreie ́ Zugangsachse von der Realschule bis zur Rotunde. Neue Rad- und vorhandene Pkw-Stellplätze werden konsequent mit Bäumen überstellt, das Großgrün hegt die Schule von Norden ein. Die Überbauung des kleinen Sees über die ganze Breite wird aus gewässerökologischer und gestalterischer Sicht kritisch bewertet. Der zusätzliche Versiegelungsgrad in den Freiflächen ist lobenswerterweise niedrig, Spiel- und Bewegungsangebote beschränken sich dann aber auf das Vorhandene. Aussagen bzw. die gestalterisch-funktionale Einbindung neuer Anlagen zum Niederschlagswassermanagement werden vermisst.

Wirtschaftlichkeit
Die Lebenszykluskosten des Entwurfs sind erhöht, wobei auffällig ist, dass die spezifischen Errichtungskosten hierzu maßgeblich beitragen. Die höheren Errichtungskosten ergeben sich durch die zahlreichen Anschlüsse, die baukonstruktiven Merkmale und die Eingriffe in den Bestandsbaukörper. Das Energiekonzept ist wenig aussagekräftig, zeigt aber gute Ansätze, wie z.B. das vorgesehene Gründach mit der Speicherung von Niederschlägen und der ergänzenden Photovoltaik. Die Nachtauskühlung und die Lüftungsöffnungen intergieren sich gut in den Entwurf. Die Kosten des technischen und infrastrukturellen Gebäudemanagements liegen im mittleren bis oberen Bereich und müssten detaillierter betrachtet werden. Die langfristigen Sanierungskosten liegen ebenfalls im mittleren Bereich, die jeweiligen technischen Nutzungsdauern der Bauteile, Materialien müssten betrachtet werden. In Summe ein Entwurf, der einer weiteren Bearbeitung zur Reduzierung der Lebenszykluskosten bedürfte.
Grundriss EG

Grundriss EG

Grundrisse OG

Grundrisse OG

Diagramm Umbau-Neubau

Diagramm Umbau-Neubau

Diagramm Bauphasen

Diagramm Bauphasen

Diagramm Nutzungsverteilung

Diagramm Nutzungsverteilung

Schnitte und Ansichten

Schnitte und Ansichten