modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 09/2023

Neubau Colonius Nord Hochhaus in Köln

Parkblick

Parkblick

2. Preis

Studio Gang Architects

Architektur

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Weidinger Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Colonius Nord: Arbeiten im Park

Architektonisches Konzept: Gestaltung eines nachhaltigen Wahrzeichens
Da die Klimakrise unsere Städte vor dringende Herausforderungen stellt, muss die Architektur neue Wege finden, um Energie und Ressourcen zu schonen und Mensch und Natur zum gegenseitigen Nutzen zu verbinden. Unser Entwurf entwickelt sich daher aus den folgenden programmatischen Zielen:
Die Gebäudeform leitet sich aus Studien des Sonnenverlaufs zu verschiedenen Jahreszeiten ebenso wie aus dem Aufnehmen städtebaulicher Bezüge ab. Das Abtreppen der Kubatur nach Norden beginnt auf der Traufhöhe der Nachbargebäude entlang der Inneren Kanalstraße und öffnet ebenso schon früh den Blick auf den Colonius bei der Annäherung von Osten.
Das Zurücktreppen des Eingangs zur Subbelrather Straße adressiert das Gebäude zur urbanen Situation der Straßenkreuzung ebenso wie es den Blick zum Grüngürtel öffnet und eine intuitive Wegeführung dorthin anbietet.
Das Ausbilden zweier verschiedener Fassadentypologien nach Norden und Oste sowie nach Süden und Westen ist Ausdruck sowohl der städtebaulich verschiedenen Seiten des Gebäudes als auch Ergebnis von bauphysikalischen Studien zum Sonnenverlauf.
Intensiv wurde das Thema der Reduzierung der erforderlichen Ressourcen des Rohbaus für den vorliegenden Gebäudeentwurf behandelt. Das vorgeschlagene Kappendecke-System verbraucht 50% weniger Betonmasse im Vergleich zu einer normalen flachen Betondecke.
Flexibilität und Zukunftssicherheit: Veränderungen antizipieren
Unsere Vision für diesen Standort ist die Schaffung eines flexiblen Gebäudes, das vielfältige Nutzungsmöglichkeiten und Grundrisse bietet. Wir stellen uns eine äußerst flexible Struktur vor, die sich an die sich ständig verändernde Arbeitslandschaft in der digitalen Wirtschaft anpassen kann – im Wesentlichen ein Gebäude, das für kommende Generationen ein Teil von Köln sein wird.
Unser gemischt genutztes Gebäude bietet Unternehmen ein flexibles Umfeld für Wachstum: ein intelligentes Design, das darauf ausgelegt ist, Veränderungen zu ermöglichen und sich an ihre Bedürfnisse anzupassen. Sollten sich die Marktkräfte aber auch Ansprüche an das Arbeiten und Wohnen ändern und eine andere Nutzung dieses Standorts erfordern, kann das Gebäude mit minimalem Kapitalaufwand umgestaltet werden, wodurch die Struktur ein zweites Leben erhält und die Ausgaben für zusätzlichen Kohlenstoff eingespart werden.
„Solare Modellierung“ zum sozialen Nutzen
Der Arbeitsplatz der Zukunft ist sozial, flexibel und vernetzt. Es ist ein aufregender und angenehmer Ort, an dem persönliche Begegnungen die gegenseitige Befruchtung von Ideen ermöglichen. Wohlbefinden und auf den Menschen ausgerichtetes Design sind die Hauptziele unseres vorgeschlagenen Entwurfs, der den Bewohnern ausreichenden Zugang zum Außenbereich und die Vorteile von natürlichem Tageslicht und frischer Luft bietet.
Für das Projekt Colonius Nord stellen wir uns eine Architektur vor, die durch den Lauf der Sonne geformt ist und deren Winkel nutzt, um ein Gebäude zu formen, welches den Zugang zur Sonne und den sozialen Nutzen maximiert. Durch „Solar Carving“ des Gebäudevolumens erhöhen wir das multidirektionale Tageslicht und die Frischluft und maximieren die Aussicht. Darüber hinaus eröffnet die modellierte Kubatur eine Reihe räumlicher Konfigurationen für die Büroebenen, darunter weitläufige Terrassen, die artenreiche Bepflanzungen und Arbeitsräume im Freien ermöglichen. Eine leichte Überdachung erweitert die Nutzbarkeit der Terrassen und erhöht den Komfort in der Nebensaison Frühling und Herbst. Auf dem Dach öffnen ein üppiger Garten und ein Restaurant das Gebäude für die Öffentlichkeit und bieten einen außergewöhnlichen Blick auf die Stadt, den Grüngürtel und den Dom.
Durch die Erweiterung der ebenerdigen Verbindung zum öffentlichen Bereich stellt das Gebäude eine durchlässige Beziehung zum umliegenden Park und der Stadt dahinter her. Im Süden verbindet ein großzügiger Garten die Stadt mit dem Grüngürtel. Im Nordwesten verstärkt der Entwurf die Straßenfront und verankert die städtebauliche Ecke Innere Kanalstraße/Subbelrather Straße, während er gleichzeitig einen belebten öffentlichen Platz und einen einladenden Eingangsbereich schafft.

Beurteilung durch das Preisgericht

Ein großes Regal! Es lebt durch die lesbare, stringente Struktur der Fassade. Mit der elementierten Struktur wird mit Vor- und Rücksprüngen gearbeitet. Die Arbeit bietet eine intelligente Architektur: Glatte Fassade zur Straße und Balkone zum Park. Durch die Balkone zum Inneren Grüngürtel erfährt der Entwurf sein Alleinstellungmerkmal. Die energetisch komplizierten Balkone verschatten, sind allerdings sehr ausladend und verdunkeln dadurch die tiefer gelegenen Büroflächen. Die komplexe Fassadenstruktur lässt aber viele Fragen offen und einen hohen Überarbeitungsbedarf befürchten.

Der kompakte Baukörper nimmt sich am Haupteingang in der Raumkante zur Kreuzung zurück und schafft dadurch den notwendigen, maßstäblichen Vorplatz mit Sitzinseln unter intensivem Grün. Der skulpturale Ausdruck im Stadtraum mit den Abtreppungen der Kubatur wird mit dem Sonnenstand und einhergehend mit der Verbesserung der Besonnung begründet. Das Haus reagiert selbstverständlich durch die Vor- und Rücksprünge auf die umgebenden Freiräume, Vorplatz, Straßen und Inneren Grüngürtel. Es hat eine spezifische Antwort auf den Standort. Er wirkt ein wenig wie Wohnungsbau, sympathisch hybrid, loftartig. Kommt modern und gläsern daher.

Die Setzung und Abtreppung des Gebäudes als Antwort auf den Colonius wird ambivalent diskutiert. Der Auflösungsprozess des Volumens ist entwurfsbestimmend und dürfte aus Kostengründen nicht reduziert werden. Es bleiben auf Basis des in Teilen nicht befriedigenden Durcharbeitungsstandes einige Fragen unbeantwortet.

Der verhältnismäßig größere Footprint schränkt die Freiraumnutzung ein. Die nutzbaren Außenanlagen sind zur Kreuzung und zur Inneren Kanalstraße orientiert, was wegen des hohen Lärmeintrags kritisch gesehen wird. Hierdurch entsteht wenig Raum für Rückzug und Erholung. Die Wegeführung und Gestaltung greifen stark in das anliegende Wäldchen des Inneren Grüngürtels ein.

Die Flächen im Erdgeschoss sind flexibel nutzbar. In der zweigeschossigen Sockelzone finden sich u.a. Gastronomie, Biomarkt, Fahrrad-Café und Fitnesscenter. Eine Pergola umspannt das Haus und beschattet die Freibereiche fasst vollständig. Die Pergolen gilt es zu reduzieren.

Die sehr tiefen Bürogeschosse mit zentralem Erschließungskern variieren zwischen 1.100 m² und 1.500 m² BGF. In den Obergeschossen zeigen sich funktionale Einschränkungen durch die reduzierte Geometrie. Dennoch wird eine hohe Flächeneffizient und Flexibilität auch hier erwartet. Moderne Arbeitswelt sind auf den Etagen vorstellbar und lassen eine gute Vermietbarkeit durch Wohlfühlfaktoren erwarten. Allerdings reduzieren sich die oberen Flächen mit dem besten Ausblick durch die Verjüngung des Gebäudes.

Im Dachgeschoss werden Gastronomie mit gut ausgerichteter Außenterrasse und Konferenzräume nachgewiesen. Die fünf Untergeschosse können den Nachweis für Stellplätze, Technik und Lager erbringen. Brandschutzthemen sind weitgehend gelöst.

Die Fassade mit hohem Fensteranteil bietet eine gute Tageslichtausbeute, Metalllochfassade mit Lisenen und Bändern, Photovoltaik ist auch in die Fassade integriert. Green Building und DBNB-Goldstandard werden als möglich eingeschätzt.

Das Potential der Arbeit liegt in der besten Antwort auf die Umgebung. Die Arbeitsplatzqualität ist reizvoll und zukunftsorientiert. Risiko liegt in der Unwägbarkeit der Umsetzungs- und Realisierungsmöglichkeit. Die Frage, ob der ambitionierte Entwurf konsequent weiterverfolgt werden könnte, kann nicht beantwortet werden.
Blick von der Straße

Blick von der Straße

Architektur und Leichtigkeit

Architektur und Leichtigkeit

Durchlässigkeit zwischen Stadt und Grüngürtel

Durchlässigkeit zwischen Stadt und Grüngürtel

Schnitte und Grundrisse

Schnitte und Grundrisse

Struktur Modularität Vorfertigen

Struktur Modularität Vorfertigen