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Award / Auszeichnung | 06/2023

Deutscher Architekturpreis 2023

Kunstraum Kassel

DE-34121 Kassel, Menzelstr. 13

Auszeichnung

Innauer - Matt Architekten

Architektur

Universität Kassel

Bauherren

pape+pape architekten

Architektur

EHS beratende Ingenieure für Bauwesen

Bauingenieurwesen

merz kley partner

Tragwerksplanung

PPC Projekt-Planung & Consulting GmbH

TGA-Fachplanung

keydel bock ingenieure

TGA-Fachplanung

Dl Günter Meusburger GmbH

Bauphysik

schöne aussichten landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Lichtplanung Manfred Remm

Lichtplanung

Glas Marte GmbH

Hersteller

i+R Holzbau

Bauunternehmen

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Museen, Ausstellungsbauten

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Mit der neuen Ausstellungshalle ist ein weiterer Baustein in der vielfältigen Welt von hochwertigen Kunst- und Kulturbauten der documenta Stadt Kassel entstanden. Am Rande der barocken Karlsaue liegt die Kunsthochschule, ein Bau von Paul Friedrich Posenenske aus dem Jahre 1962. Der Neubau wurde in den Innenhof des denkmalgeschützten Gebäudes gesetzt und greift damit auf einen Standort zurück, den Posenenske für eine mögliche Erweiterung entwickelt hatte.

Der Bau, eine Halle mit rund 450m² Ausstellungsfläche, soll als studentisches „Ausstellungslabor“ ebenso dienen wie zur Herstellung von großformatigen Kunstwerken. Der rechteckige Baukörper platziert sich konzentrisch in den Hof und schafft dadurch qualitätsvolle Aussenräume von unterschiedlichem Charakter. Einen großzügigen Vorplatz, der Besucher angemessen empfangen kann und einen intimen Grünraum mit 7 Beuys-Bäumen. Die Ausstellunghalle kann zu allen Seiten gleichermaßen geöffnet werden – somit sind die Zwischenräume in die Ausstellungsfläche integrierbar. Der Bau hat keine Rückseite, kommuniziert zu allen Seiten und respektiert den Bestandsbau dadurch vollumfänglich.

Der neue Baukörper tritt als hölzern konstruktiver Pavillon mit einer feingliedrigen Architektursprache in Erscheinung. Eine dunkel gehaltene Fassadengestaltung setzt sich deutlich in Material und Farbe vom Gebäudebestand ab, obschon der Farbton dem prägnantesten Bauteil des Posenenskebaus, der außen liegenden Stahlstruktur, entlehnt ist. Die überall sichtbare, vom Tragwerk klar gegliederte, Gebäudestruktur ist ein weiterer deutlicher Bezug zum denkmalgeschützten Bestand.

Die klare, innere Struktur macht die gewünschten Nutzungsvarianten, von der ungeteilten Halle, bis zum, in zahlreiche einzelne Räume geteilten, Arbeits- oder Ausstellungsbereich möglich. Auch im Fassadenbereich sind sowohl unterschiedliche Zugänglichkeiten, als auch jede Lichtsituation, bzw. Verdunkelungen möglich. Ein äußerst flexibler Raum, dessen von rohen und unbehandelten Holzoberflächen dominierter Innenraum subtile Bezüge zu den sägerauh geschalten Sichtbetonflächen der Bestandsgebäude aufbaut.

Eine Besonderheit des Baus sind die im oberen Wandbereich angeordneten Lichtlinsen. Diese 864 eigens für das Projekt entwickelten, gewölbten Glaselemente bringen umlaufend gleichmäßig, diffuses Licht in den Innenraum. Grafisch und identitätsstiftend verleihen sie der Ausstellunghalle die gewünschte Sonderstellung im Ensemble.

Das Gebäude wurde als reiner Holzbau erstellt, welcher die heutigen energetischen und ökologischen Anforderungen insbesondere bezüglich Nachhaltigkeit erfüllt. Brettschichtholz für die stabförmigen Bauteile wie Stützen, Balken und Riegel. Brettsperrholz für die flächigen Bauteile wie Dachschalung und Wandplatten. Die Fügungen sind handwerklich. Tragwerk und Gestalt, Funktion und Wirtschaftlichkeit stehen im Einklang.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Gebäude platziert sich respektvoll als flächenerweiternder Baustein in den Innen-hof des denkmalgeschützten Universitätsgebäudes von Paul Friedrich Posenenske. Sein äußeres Erscheinungsbild verweist unweigerlich auf das Ethos der Moderne und reininterpretiert deren Merkmale in eine zeitgenössische Architektursprache. Mit seiner eindeutigen kubischen Formensprache – ohne Hauptfassade – öffnet es sich gleich-wertig in alle vier Richtungen und schafft durch klare Raumkanten zum umliegenden Gebäude neue Außenräume mit differenzierter Aufenthaltsqualität. Große Flügel - türen bieten die Möglichkeit, diese Räume zum integrativen Bestandteil des Inneren werden zu lassen. Der freistehende Baukörper aus Holz bildet mit seiner Oberfläche in anthrazitfarbenem Ton einen harmonischen Kontrapunkt zum Posenenskebau. Die gewölbten Glaselemente leiten natürliches Licht in den Innenraum und verleihen dem Gebäudeäußeren einen eigenen architektonischen Ausdruck. Die einfache und flächen-effiziente Kubatur ist gleichzeitig das Abbild der inneren Struktur. Durch die Rasterung von Decke und Wänden können über eingelassene Schienen verschiebbare Elemente eingehängt oder entfernt werden; dies ermöglicht es den Studierenden, verschiede-ne räumliche Szenarien frei zu konfigurieren. Die typologisch klassische »White Box« innerhalb der »Black Box« wird von den Architekten bewusst provokativ infrage ge-stellt. Die gewählten Oberflächen und eingesetzten architektonischen Elemente lassen den elitären Charakter eines hermetisch abgetrennten Ausstellungsraumes hinter sich und streben nach einem hierarchielosen Ansatz, der die Interaktion zwischen Nutzen-den und Objekt, die Verflechtung von Innen und Außen sowie zwischen Alt und Neu in den Vordergrund rückt.
rundes Isolierglas

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