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Award / Auszeichnung | 06/2023

Deutscher Architekturpreis 2023

Heimschule Therapiezentrum Osterhof e.V.

DE-72270 Baiersbronn, Rommelsau 17

Auszeichnung

Thomas Kröger Architekten GmbH

Architektur

Therapiezentrum Osterhof e.V.

Bauherren

Büro für Produktgestaltung und Architektur Joachim Haist

Architektur

Bugenings & Eisenbeis GmbH & Co. KG

Tragwerksplanung

SCHIMMEL Beratende Ingenieure

TGA-Fachplanung

IB Horstmann + Berger

Bauphysik

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Schulen

  • Projektgröße:

    keine Angabe

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 01/2022

Projektbeschreibung

Heimschule des Therapiezentrums Osterhof

Die typologische Auseinandersetzung mit den lokalen Gebäuden lässt in erster Linie die stattlichen, historischen Ein-Dach-Höfe als gliedernde und ortskernbildende Bauten erkennen. Diese finden sich eingebettet in die, zu einem Gemenge gewachsenen, kleinteiligen Siedlungsstrukturen des letzten Jahrhunderts – oder liegen allein in der Landschaft und sind nach ihren Funktionen in die Topografie gesetzt. Fasziniert von diesen großvolumigen und identitätsstiftenden Baukörpern ist der Schulhof in der Talaue des Murgtals entwickelt.

Die Setzung der beiden neuen Gebäude schafft im Zusammenspiel mit dem Bestand eine geschützte Hofsituation für die Schülerinnen und Schüler. Auf der hofabgewandten Seite öffnet sich das Schulhaus zum Wasser und zur Natur. Die Gebäude heben sich leicht von Ihrer Umgebung ab und erzeugen durch die Pufferzone des Umgangs einen geschützten Innenbereich zum Lernen.

Das Haupthaus spannt sich zwischen zwei gleich großen Dachvolumina mit parallel versetzten Dachfirsten auf, zwischen denen sich der Mittelteil in die Landschaft legt. Im Erdgeschoss sind die Klassenräume, im Obergeschoss die Fach- und Werkräume sowie die Lehrerschaft untergebracht.
Der zweite Baukörper entspricht in seinen Ausmaßen exakt den jeweiligen Endkörpern des Haupthauses. Im Erdgeschoss liegt ein Gemeinschaftsraum zur flexiblen Nutzung sowie weitere Nebenräume und im Obergeschoss ein Heulager.

Der Schulneubau ist als Holzskelettbau mit Holzbetonverbunddecken konstruiert, komplett barrierefrei und erreicht den KfW 55 Standard.

Das Außengelände erstreckt sich über den Hof bis auf die Insel an der Murg. Es dient sowohl für die Pausengestaltung, den Sportunterricht, den Schulgarten, als auch der Verlagerung von Unterrichtseinheiten ins Freie. Es wird dem Bewegungsdrang der Kinder gerecht, wie den Erfahrungen und Beobachtungen mit und in der Natur.

Beurteilung durch das Preisgericht

Dieses kleine, aber feine Bauensemble setzt sich ganz selbstverständlich in den um-gebenden Kontext und bietet den Nutzerinnen und Nutzern einen geschützten und ruhigen Ort des Lernens. Die typologische Auseinandersetzung mit der regionalen Baukultur, den Ein-Dach-Höfen, gelingt sehr unprätentiös und transformiert diese angemessen in die heutige Zeit. Die gelungene architektonische Setzung der beiden Ergänzungsbauten bildet eine Drei-Seiten-Hofanlage und ist beispielhaft für eine rurale Einfügung des »Weiterbauens« als wahrnehmbare Einheit. Auch im Inneren des Haupthauses setzen sich gestalterische wie konstruktive Präzision fort: Die sichtbare Holzkonstruktion offenbart feine Details und der monochrom graugrünliche Anstrich prägt die Innen räume auf angenehme Weise. Eine zentrale zweigeschossige Eingangs-halle, vom Hof aus betretbar, bietet einen flexibel nutzbaren Raum, auch für kleinere Veranstaltungen. Auf der vom Hof abgewandten Seite befinden sich die Klassen-räume, die den Nutzerinnen und Nutzern eine gesunde Mischung aus Offenheit und Schutz offerieren: Einerseits gewähren großflächige Fenster Ausblicke auf die umge-bende Natur und leiten ausreichend Tageslicht ins Innere, andererseits vermitteln die natürlichen Oberflächen und geschlossenen Brüstungen eine angemessene Geborgen-heit. Das Gebäudeensemble überzeugte in der feinen Durcharbeitung, den sehr ansprechenden Details und der konsequenten Anwendung des Lowtech-Ansatzes. Eine klare Durcharbeitung in der Konstruktion, die materialgerechte Verwendung von Holz und ein ausgewogenes Maß an Verspieltheit und Stringenz machen das Gebäude-ensemble zu einem gelungen verorteten Lehrbaustein.