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Award / Auszeichnung | 09/2023

WohnbauPreis Hamburg 2023 | IdeenPreis Wohnbau Hamburg 2023

Drei Schwestern

DE-21079 Hamburg

WohnbauPreis 2023 | Ein 1. Preisrang

RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    4.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2019
    Fertigstellung: 01/2023

Projektbeschreibung

LAGE
Im Bezirk Hamburg Harburg / Stadtteil Rönneburg liegt das ca. 1.826m² große Grundstück Reeseberg 115“, das ursprünglich mit einem eingeschossigen Supermarkt bebaut war. Das Grundstück befindet sich in einem ausschließlich durch Wohnungsbau geprägten Quartier oberhalb der Bahntrasse Hamburg / Bremen und Hannover. Der kleine Supermarkt, der Teil des städtebaulichen Ensembles der 50-Jahre Siedlung war, wurde schon zur Jahrtausendwende aufgegeben.

BEBAUUNG
Das ca. 1.826 m² große Grundstück wurde mit drei rautenförmigen Gebäuden und insgesamt einer Grundfläche von ca. 880 m² bebaut. Die Gebäude entwickeln sich mit einem 5-geschossigen Baukörper zur Kreuzung hin und zwei 4-geschossigen Häusern um die bestehenden Bäume auf dem Grundstück. Das Konzept, einen urbanen, kosten- und flächensparenden Wohnungsbau für den inzwischen neuen Eigentümer, die Baugenossenschaft Reiherstieg, umzusetzen, wird dabei konsequent verfolgt.
Im Erdgeschoss von Haus 3 ist eine Kita mit zwei Gruppen für 34 Kinder realisiert, die das neue Quartier beleben wird. Alle anderen Erdgeschossflächen sind mit Wohnungen belegt, denen ein privater Freibereich vorgelagert ist. Die Erschließung der Wohnungen erfolgt in allen drei Gebäuden von der Straße aus über einen zentralen Treppenraum, von denen aus die 37 Wohnungen erschlossen werden. Der Wohnungsschlüssel sieht unterschiedliche Größen zwischen ca. 45 bis zu 110m², in Zwei- bis Vierzimmerwohnungen, vor. Die größeren Wohnungen haben standardmäßig ein Wannenbad und ein Gäste-WC. Die Wohngebäude sind vollständig unterkellert.
Ein 30%iger Anteil von mietpreisgebundenen Wohnungen wurde in dem der Straßenkreuzung zugewandten Haus 2 hergestellt. In diesem 5-geschossigen Gebäude ist der einzige Aufzug der Anlage untergebracht. Die Fahrräder und Kinderwagen für alle Wohnungen sind in einem zentral gelegenen Fahrradraum in Haus 2 untergebracht, der vis á vis des Spielplatzes von außen über eine Rampe erschlossen wird.

FASSADEN UND KONSTRUKTION
Die Fassaden der drei Neubauten werden durch Ihre Materialität und Struktur zwischen den unterschiedlichen Qualitäten der Nachbarschaften vermitteln. Das Spiel der umlaufend gefassten Fenster mit seinen geschützten Loggien zum öffentlichen Straßenraum und den vorgehängten Balkonen in die Höfe hinein, reagieren auf Himmelsrichtungen und Nachbarschaften.
Die Fassadengestaltung sieht ein gerichtetes Fassadenbild aus bodentiefen Fenstern vor. Die Öffnungen sind geschossweise versetzt. Das Fassadenmaterial ist aus einem individuell gekanteten Aluminiumblech als Vorhangfassade geplant. Die Befestigung der Bleche erfolgt in den ca. 20mm tiefen Tiefsicken, in denen auch im Erdgeschoss die linearen Terrassenleuchten sitzen. Die Kantung der Fassadentafeln ähnelt in Ihrer Farbgebung einem Champagnerfarbenen „Nadelstreifenanzug“. Die vertikalen Streifen laufen auf der gesamten Gebäudehöhe, von oben bis unten durch und werden alleine durch die Fenstereinfassungen und das Spiel der horizontal versetzten Geschossbänder unterbrochen. Die Blechfugen verspringen an den Fensteröffnungen und erzeugen ein abwechslungsreiches, flächiges Gesamt-Fassadenbild. Die eingeschossig eingeschnittenen Hauseingangsbereiche sind mit einer Natursteinfassade verkleidet, die die Eingangssituation aufwertet. Im inneren der Eingangsbereiche begrüßen jeden Besucher des Hauses raumhohe große Spiegel, die die Wertigkeit der in den Häusern wohnenden Menschen auf ganz einfachem und vor allem kostengünstigen Weg zeigen soll und die Treppenräume mit Ihrer warmen Farbgebung und den strukturierten Fliesenstreifen im Kellerabgang zu großzügigen Erschließungsräumen machen.

TRAGWERK & ENERGIEKONZEPT
Die drei Gebäude sind in Massivbauweise in Stahlbeton und Kalksandstein errichtet. Die Dächer sind als geneigte Stahlbetondecken realisiert. Um das Mikroklima zu verbessern und dem Anspruch an den Klimaschutz zu genügen, wurden diese extensiv begrünt. Die Keller sind flach gegründet und in WU-Betonbauweise errichtet, um die hydrologischen Anforderungen zu erfüllen.
Die Gebäude wurden im KfW Effizienzhaus 55- Standard errichtet. Die Außenwände haben eine hinterlüftete Fassade. Das Dach wurde als Warm- bzw. Gründach ausgeführt. Die Kellerdecke ist oberseitig gedämmt, die Kellerwände zum Treppenhaus sind ebenfalls gedämmt. Die Kellerräume sind unbeheizt.
Die drei genossenschaftlichen Wohnhäuser werden über je eine Heizungsanlage für den bivalenten Betrieb beheizt. Dabei wird die Wärme über eine Luft-Wärmepumpe erzeugt. In den Tagen unter 3 °C unterstützt eine Gas-Brennwert-Therme die Versorgung der Häuser. Die Wärme wird über eine Fußbodenheizung in die Wohnungen eingebracht. Die Lüftung erfolgt über eine Abluftanlage. Der sommerliche Wärmeschutz wird durch Sonnenschutzverglasung (Drei-Scheiben-Wärmeschutzverglasung) sichergestellt.

FASSADEN UND KONSTRUKTION
Die Fassaden reagieren in Materialität und Struktur auf die Bedingungen des Ortes. Das Fassadenmaterial wurde aus einem individuell gekanteten Aluminiumblech als Vorhangfassade realisiert. Die eingeschnittenen Eingangsbereiche sind mit einer Natursteinfassade verkleidet.

KITA
Die Kita mit ca. 180m² Nutzfläche wird insgesamt 34 Kinder aufnehmen. Geplant ist eine Kita für zwei Elementargruppen, also Kinder zwischen 3-6 Jahren, die aufgrund von verglasten Raumwänden lichtdurchflutet ist. Der Kita ist im Südosten eine Spielfläche von ca. 205 m² vorgelagerte. Aus allen Räumen besteht direkter Zugang zum Garten.

Beurteilung durch das Preisgericht

37 Wohneinheiten auf dem ehemaligen Gelände eines Supermarktes in einem heterogen bebauten Umfeld. Dieses alles im kosten- und flächensparenden Wohnungsbau und dem KFW-Effizienzhaus 55-Standard. 19 der entstandenen 37 Wohneinheiten sind IFB-gefördert. Um das nicht einfache Grundstück in den Quartiers-Griff zu bekommen, wurde die Bebauung in zwei Einzelgebäude à vier und eines von fünf Geschossen aufgeteilt. Das Klein-Quartier erhält eine relativ große, anteilige Freifläche mit grüner quartiersorientierter Nutzung. Als besondere Note wurde im Erdgeschoss von Haus 3 eine Kita mit Gartenanschluss integriert. Ein beachtlicher Beitrag im Spagat von städtischem, verdichteten Wohnen und ökologischer Grün- und Freiraum-Orientierung.