In der historischen Kernstadt sehen die Verfasser die Grundlage eines attraktiven Stadtzentrums, Plätze und der Grünraum der Eschach sollen daran angeknüpft werden.
Die Gestaltung des neuen Straßenraums der Oberen Vorstadtstraße und der Grabenstraße wird konsequent ruhig und durchgängig mit neuem Asphaltbelag präsentiert. Die optische Betonung des Übergangs vor der Dreifaltigkeitskirche als Brückenschlag zu den Bahnhofsarkaden wird begrüßt, wenngleich die Pflasterung der Fahrbahn bautechnisch als Herausforderung gesehen wird. Die räumliche Hinführung vom Martin-Luther-Platz über den sich öffnenden Raum zum Kronengässle ist plausibel, die Anordnung des Baumpakets vor der Dreifaltigkeitskirche auf dem Dach der Tiefgarage scheint allerdings fragwürdig.
Radfahrer fahren im nordwestlichen Abschnitt auf der Fahrbahn, ab dem Bereich vor der Dreifaltigkeitskirche beidseitig durchgängig auf Schutzstreifen. Diese Zuweisung ist in Konzeption und Orientierung klar und gut nachvollziehbar. Im Bereich der Unteren Grabenstraße wird der ruhende Verkehr auf die Nordseite der Fahrbahn begrenzt und damit der Raum für einen bachbegleitenden Gehweg entlang der Eschach gewonnen.
Die Eschach selbst erfährt die gewünschten ökologischen Aufwertungen, die hierfür notwendige Inanspruchnahme von Flächen im Bereich des Parkplatzes und gegenüber der Kirche erfolgt im richtigen Maß. Die Aufweitungen kommen der Erlebbarkeit des Gewässers und der ökologischen Funktion zugute, die Hufeisenbuhen verbessern die Sohlstruktur.
Der Postplatz als neuer Stadteingang wird kontrovers diskutiert: die lockere Anordnung der Bäume unterstützt nicht die historische Torsituation und wäre in kompakterer Form wünschenswert.
Die Marktstraße wird durch einen durchgehenden Granitbelag von Fassade zu Fassade angenehm zusammengebunden, so entsteht ein großzügiger Stadtboden, der nur zurückhaltend mit dezent gesetzten Entwässerungslinien gegliedert wird. Neue Bäume werden in der historischen Situation nachvollziehbar sparsam gesetzt und gut platziert. Nebengassen werden mit demselben Material belegt, und doch durch die Drehung der Verlegerichtung angemessen differenziert.
Die zurückhaltende Gliederung und Gestaltung des Marktplatzes wird positiv gesehen - seine Verknüpfung mit der Marktstraße jedoch als zu schwach empfunden: Die stirnseitigen langgestreckten Sitzstufen sind hier eher kontraproduktiv, der Höhensprung ist von Passanten nur begrenzt zu bewältigen. Das vorgeschlagene Holzdeck ist sehr raumgreifend und schränkt die Nutzungsmöglichkeiten der Platzfläche deutlich ein.
Auf dem Gänsbühl wird im oberen Bereich mit der neuen Terrasse die Situation für die Gastronomie deutlich aufgewertet. Die weiteren Terrassierungen werden in ihrer Staffelung und Härte aus stadträumlicher und denkmalpflegerischer Sicht kritisch gesehen. Die angestrebte barriereame Gestaltung und Höhenteilung wird grundsätzlich anerkannt, ist aber mit den partiellen Stufenläufen nicht ganz schlüssig vorgetragen. Das Wasserspiel wirkt sehr technisch und in der historischen Umgebung in Form und Maß eher befremdlich.
Mit den gewählten Flächenansätzen, Gestaltungselementen und Materialien ließe der Beitrag eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten. Die Vorschläge hinsichtlich Nachhaltigkeit und Klimabelangen werden positiv gesehen, wären aber noch zu präzisieren.
Die Arbeit zeigt wichtige Ansätze zur Lösung der komplexen Aufgabenstellung auf, reagiert aber leider an zentralen Punkten nicht sensibel genug auf den historisch geprägten Stadtraum.
