modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren
1. Rang 2 / 2

Projektwettbewerb im selektiven Verfahren | 10/2022

Neubau und Umbau Schreinerei in Mettmenstetten (CH)

PUMUCKL

2. Rang / 2. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

BothAnd Architecture GmbH

Architektur

Martin Rauch - Lehm Ton Erde Baukunst GmbH

Architektur

Wölfli Bauplanung GmbH

Bauingenieurwesen

PIRMIN JUNG

Tragwerksplanung

NeutroPlan GmbH

TGA-Fachplanung

Studio Diode

Visualisierung

Erläuterungstext

Neben Adaptionen im Bestand sieht der Neubau für die Schreinerei in Mettmenstetten die Einbettung eines kompakten, stringent organisierten Gebäudes in die heterogene Bebauung des Ortes vor. Der architektonische Ausdruck entspricht einem zeitgemässen Nutzgebäude, welchem eine pragmatische wie effizienten Gebäudestruktur zu Grunde liegt. Diese wird zweierlei bestimmt. Einerseits durch die Anordnung des Programms auf zwei Geschossen. Andererseits durch eine konsequente Dreiteilung der Nutzungen im Grundriss. Ein robustes, in Recycling-Beton ausgeführtes Erdgeschoss bildet den Sockel für das leichte, in Holzbauweise konstruierte Obergeschoss. Zwei Welten, welche durch ihr Material unterschiedliche Atmosphären und Raumerfahrungen generieren. Weit spannende Träger erlauben eine flexible Nutzung sowie eine freie Einteilung der Werkstätten. Eine im Zentrum des Entwurfs angelegte Lehmwand-Figur teilt den Grundriss mit einer präzisen Geste in unterschiedlich nutzbare Grossräume. Sie ist in jedem Raum spürbar und wird zum trennenden wie verbindenden Element des Hauses. Als konstruktives Rückgrat übernimmt sie statische, raumklimatische, schalltechnische und programmatische Aufgaben. Ein umlaufendes, teils ausladendes Vordach bietet Schutz vor Witterung und erzeugt Ausdruck und Identität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Projektvorschlag setzt ein zweigeschossiges Volumen mit einem umlaufenden, markant ausformulierten Vordach in die Flucht der bestehenden Remise zur Werkgasse hin, zu welcher es seitlich einen minimalen Abstand hält.

Die Eingangssituation wird an die Fuge zwischen Bestandes- und Neubau gelegt, die Anlieferung auf den Platz zwischen den Werksgebäuden hin orientiert. Das an dieser Stelle zusätzlich weit auskragende Dach markiert diese Situation und bietet Schutz. Obwohl das Gebäude allseitig wirkt, ist es in die natürliche Topografie gestellt. Dadurch wird ein rückseitiger Ausgang im oberen Geschoss möglich, jedoch die Belichtung des darunterliegenden Arbeitsraumes beeinträchtigt.

Das Ensemble der Stiftung zur Weid lebt von Gebäuden verschiedener Ausprägung, ausgehend vom prägenden, historischen Haupthaus. Die drei Pfeiler Landwirtschaft, Gärtnerei und Schreinerei sollen gleichbedeutend repräsentiert sein. Der Projektvorschlag setzt mit einem neuen, bildhaften Bautyp ein Zeichen, welches diese Balance gefährden könnte. Ebenso ist das Preisgericht nicht überzeugt, dass der starke Ausdruck des Hauses, welches an weite Blicke und offene, ebene Landschaften erinnert, an diesem Ort angemessen ist.
Das vorgeschlagene Konstruktionsprinzip sieht ein Holzgeschoss auf einem Betonsockel vor. Beide Geschosse werden stützenfrei gedacht mit überspannenden Beton-, respektive Holzträgern. Dabei entstehen maximal flexible Räume. Eine Lehmwand als gliedernde T-Figur bildet die Haupträume: Die hangwärts durchgehende Erschliessung mit angelagerten Büronutzungen und die zwei unterteilbaren Arbeitsräume übereck. Die Klarheit dieser Raumgliederung und ihre Mehrfachnutzbarkeit ist schlüssig.
Durch die Aufteilung in eine reine Anlieferung mit direkt von aussen zugänglichem Warenlift und einem Personen-Zugang mit einläufiger Treppe und zusätzlichem Lift sind die Wege klar, die Orientierung im Gebäude optimal. Der rückwärtig ebenerdige Personalraum, der ans Treppenhaus anschliesst, verspricht hohe Aufenthaltsqualität. Der Gedanke, die Nutzer am Bau zu beteiligen, wird geschätzt.
Mit kleineren Unschärfen bei der Unterteilung in Büro- und Sitzungsräumen und der Abtrennung Pausenraum/Besprechung ist das Raumprogramm auf den zwei Geschossen gut untergebracht. Die Belichtung des hangseitigen Arbeitsraumes und der Arbeitsplätze im Erdgeschoss wird kritisch hinterfragt. Es fehlt das Aufzeigen des Holzlagers, doch könnte dieses problemlos im Aussenraum angeordnet werden. Das Projekt gestaltet den Aufenthaltsbereich mit grosser Sorgfalt. Lage, Belichtung, Bezug zum Aussenraum sowie die Raumstimmung sind insgesamt ansprechend und überzeugend.
Die Flexibilität der stützenfreien Räume ist gross. Die dazu notwendige Trägerhöhe ergibt jedoch ein überdurchschnittliches Raumvolumen, was wirtschaftlich den Aufwand dieser Konstruktion für die vorliegende Aufgabe in Frage stellt. Der Umbau der alten Schreinerei wird pragmatisch angegangen. Der Vorschlag stützt sich weitgehend auf die vorliegende Machbarkeitsstudie.

Die Lehmbauwand und die Konstruktionsmaterialien im Allgemeinen sind bauökologisch einwandfrei, jedoch ist der statische Aufwand derart gross, dass neben dem überdurchschnittlich grossen Volumen ein übermässiger Materialverbrauch (graue Energie) die Folge ist.

Das Preisgericht schätzt das Projekt «PUMUCKL» als wertvollen Beitrag, welcher die Diskussion über Ausdruck, Stellung und Raumausrichtung bereichert hat, jedoch stellt sie die architektonische Gestaltung mit dem ausladenden Dach innnerhalb des Gesamtgefüges der Anlage in Frage.
1. Rang 2 / 2