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Award / Auszeichnung | 09/2023

Wohnbauten des Jahres 2023

Urban Infill in Berlin

DE-10439 Berlin, Bornholmer Straße

Anerkennung

Appels Architekten GmbH

Architektur, Projektentwicklung, Projektsteuerung

BBS Landscape Engineering GmbH

Landschaftsarchitektur

Building Applications Ingenieure Kasche Lußky Dr. Krühne

Sonstige, TGA-Fachplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Wohnungsbau

  • Projektgröße:

    2.550m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Fertigstellung: 04/2022

Projektbeschreibung

Das Gebäude schließt eine Baulücke in der zweiten Reihe einer typischen Berliner Blockrandbebauung. Im Jahr 1906 wurden hier ein Vorder- und Hinterhaus errichtet, wobei letzteres im zweiten Weltkrieg zerstört und nicht wieder aufgebaut wurde.
Das Volumen des Neubaus ist weitgehend identisch mit der zerstörten Bebauung und fasst mit seiner S-Form zwei Hinterhöfe im Block. Der strassenseitige Außenraum und die beiden Höfe erzeugen drei typologisch unterschiedliche Aussenräume, die sich durch ihre verschiedenen Nutzungsmöglichkeiten und Identitäten auszeichnen. Dieses Thema wird konzeptionell vom Straßenraum über den zentralen Hof bis hin zum grünen Gartenhof über Belagswechsel, Topografie, Ausstattung und Vegetation herausgearbeitet. Eine großzügige durchgesteckte Eingangshalle im Neubau und die bestehende Durchfahrt im Vorderhaus verbinden die Hinterhöfe und Aussenräume miteinander.
Der Wohnungsmix der 24 Einheiten ist vielseitig und reicht von Single- bis zu Familienwohnungen. Im Erdgeschoss rund um die Höfe ermöglicht die geschickte Konfiguration von Duplex-Wohnungen innerstädtisches Erdgeschosswohnen mit viel Privatsphäre und eigenen Zugängen. Insgesamt sind 25 % der Wohnungen als zweigeschossige Einheiten konzipiert, so dass die Bewohner hier auf den Etagen zwei sehr unterschiedliche Umgebungen schaffen könnten. Diese Maisonette-Wohnungen können bspw. das Wohnen im Obergeschoss mit Atelier- oder Studioflächen in der unteren Etage an den Innenhöfen verbinden.
Mit der rauen mineralischen Materialisierung der Lochfassade lehnt sich der Neubau an die Berliner Stadthäuser der Nachbarschaft an. Die zweigeschossige Erdgeschossfassade und die grossen bodentiefen Fenster schaffen aber eine eigenständige Identität an den Hinterhöfen der Bebauung.
Bei der Materialisierung der Innenräume sind viele Oberflächen roh belassen, um die schwindenden handwerklichen Spuren im modernen Wohnungsbau nicht zu verstecken und das Wesenhafte, das ihnen innewohnt, als atmosphärisches Element aufrechtzuerhalten.
Ein zentraler Fokus bei dem Projekt lag darauf eine starke Identität für den Ort zu schaffen, der die Menschen an diesem Ort verbindet und das Gemeinschaftsgefühl und den Austausch untereinander fördert. Anstelle der üblichen Gemeinschaftsräume wurden diverse Gemeinschaftsbereiche insbesondere im Aussenraum als identitätsstiftende Räume hervorgehoben, in denen zufällige Begegnungen zu einem zwanglosen Austausch zwischen Menschen führen können, deren Verbindung auf der Identität des Ortes beruht. Basierend auf dem Prinzip "alles kann, nichts muss" ist dies eine Strategie des Ermöglichens.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Hinterhaus nimmt mit seinem S-förmigen Grundriss die Vorkriegssituation wieder auf und komplettiert den Hof zusammen mit dem Nachbarhaus. Trotz der Dichte der Bebauung erreicht das Gebäude durch seine schlichte, sehr gut proportionierte Fassadengestaltung hohe Eleganz. Die Integration in die urbane Umgebung ist hier vortrefflich gelungen. Wesentlich trägt dazu die Gestaltung der Außenanlagen bei: Der Hof und der rückwärtig zur Grenzmauer sich anschließende Garten bieten mit wenigen Materialien, Sitzbänken und Bäumen einen attraktiven Zugang zu und einen ebensolchen Ausblick aus den Wohnungen. Diese „Hinterhöfe“ bilden eigenständige Orte, an denen ruhiges Wohnen mitten in der Stadt möglich ist.
Die Grundrisse nutzen die städtebaulich gegebene Situation optimal aus: Die meisten Wohnungen gewähren Ausblicke nach verschiedenen Himmelsrichtungen, alle Zimmer haben bodentiefe Fenster, die sich entweder zu Balkonen oder aber als französische Fenster öffnen lassen. Raffiniert sind die Maisonetten im Erdgeschoss. Über eine zweigeschossige Verglasung werden die unteren Räume und die zurückgesetzte Galerie gut belichtet. Die Zonierung in eher öffentliche Essplätze im Eingangsbereich und Wohn- bzw. Schlafbereiche auf der Galerie ermöglicht trotz der engen Hofsituation geschütztes Wohnen.
Auch im Innenraum sind die Materialien angenehm sparsam verwendet, der Beton bleibt an Decken und Treppen sichtbar. Wände werden mit weißem Putz und Böden mit Fischgrätparkett veredelt. Innen wie außen ein gelungenes Stück Stadtreparatur im Sinne einer verträglichen Nachverdichtung mit hoher räumlicher Qualität!