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Einladungswettbewerb | 09/2023

Wohnungsneubau Neufreimann West in München - Teilbereich WA 11

Visualisierung

Visualisierung

1. Preis

Preisgeld: 45.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

nowak.müller Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeit: Eduarda Poubel, Magdalena Müller, Laura Ingermann, Johannes Prünte, Matthias Stuffer

Konzept - Zwei Gebäude, eine Gemeinschaft
Um eine klare und kraftvolle städtebauliche Figur zu schaffen und dennoch auf die sehr unterschiedlichen konstruktiven, brandschutztechnischen und typologischen Anforderungen zu reagieren und eine differenzierte Gestaltung zu erreichen, teilen wir die Kubatur in zwei Teile, die sich in ihrer Gestalt ähneln, aber dennoch in Typologie, Konstruktion und Fassadengestaltung unterscheiden. Verbunden werden sie durch ein Netz aus Laubengängen, Terrassen und Dachgärten, die sie zu einem Haus verbinden.

Struktur
Die Planung basiert auf einem Grundraster von 2,50m.
Innerhalb der Gebäude teilt die Struktur die Wohneinheiten in drei Zonen – den Gemeinschaftsbereich zum Innenhof, die privaten Bereiche nach außen und die Mittelzone mit Bädern, Eingängen und Abstellbereichen.

Erschließung und Stadtgemeinschaft
Der Block wird konsequent von außen erschlossen, alle drei Treppenräume sind aber auch an den Innenhof angebunden und schaffen so Kontakt zwischen Haus- und Quartiersgemeinschaft.
Dem städtebaulichen Gesamtkonzept entsprechend wird die Tiefgarage von der südlichen Ringstraße aus erschlossen, die Fahrradgarage vom nördlichen Grünboulevard aus. Um den Hof für Fußgänger zu öffnen gibt es Durchwegungen zum Quartierspark und zum Boulevard.

Typologie
Um ein möglichst breites Spektrum an Wohn- und Lebensformen zu ermöglichen, sind die Gebäudeteile unterschiedlich organisiert.
Der Nord-Süd orientierte Baukörper zur Ringstraße ist ein Laubengangtypus, auch hier ermöglichen durchgesteckte Wohnbereiche das Teilnehmen an der Gemeinschaft und den Rückzug ins Private.
Der nordwestliche Baustein wird durch nur zwei Treppenräume erschlossen, an die drei bzw. vier Wohneinheiten anschließen. Die Wohnbereiche sind durchgesteckt und können durch die zentral gelegenen Flexräume erweitert werden.
Im Hochpunkt zum Park befinden sich familienorientierte Maisonette-Wohnungen, die als kleine Reihenhäuser vom Laubengang aus erschlossen werden. Kleine Vorgärten schaffen Privatheit, die Räume profitieren von einer zusätzlichen Galerie und den entstehenden Lufträumen.

Gemeinschaft
Die Wohnungsgrundrisse sind bewusst kompakt gehalten, um so Spielräume für Gemeinschaftsflächen zu schaffen. Die Spännertypen im Westen und Norden erschließen sich zu einem offenen, großzügigen Treppenhaus, durch doppelflüglige Eingangstüren können die Wohnungen und der Flexraum zu Begegnungeräumen zusammengeschlossen werden.
Der Laubengang im Südriegel ist breit ausgebildet und kann durch die Bewohner angeeignet werden, im Verbindungsstück zwischen den beiden Baukörpern entstehen doppelgeschossige Gemeinschaftsterrassen, die als Treffpunkt, Outdoor-Gym, Spielbereich, etc. genutzt werden können.
Im 7.OG werden alle Treppenräume durch einen Laubengang mit den gemeinschaftlichen Dachgärten verbunden, so entstehen Schleich- und Verbindungswege innerhalb des Gebäudes und ein demokratischer Zugang aller Bewohner zu den Gemeinschaftsflächen auf dem Dach.
Im Erdgeschoss befinden sich weitere Gemeinschaftsangebote, die sich zum Quartier öffnen, sie profitieren besonders von der Lage am Quartierspark.

Konstruktion und Gestalt
Das Konstruktionsraster erstreckt sich konsequent durch das gesamte Gebäude , so ist eine einfache und wirtschaftliche Trag-Konstruktion umsetzbar.
Der Westriegel zum Park hin ist über einem massive geplanten EG ein Holzbau, die Konstruktionsart zeigt sich auch in der Fassadengestaltung. Das vorgesetzte Balkonraster ist ebenfalls aus Holz und nähert sich in seiner Materialität so der Baumlandschaft an.
Der zur Ringstraße gelegene Südriegel ist als Holz-Hybridbau geplant, das Balkonraster und der Laubengang sind aus Beton, dazwischen befinden sich hellgrau verputzte Paneele.

wettbewerb progeno neufreimann 129734 Durch die klare Struktur beider Gebäudeteile wird eine feine, luftige und städtische Gestalt möglich, der Block

entwickelt Kraft und bleibt dennoch offen und durchlässig.

Brandschutz
Im westlichen Riegel kann der 2. Rettungsweg über das Gerät der Feuerwehr erfolgen, auch ein Löschangriff ist von der Fuge zum Quartierspark aus möglich. Nach Süden wird der 2. Bauliche Rettungsweg über den Laubengang hergestellt.
Alle Fassadenflächen, die nicht von der Feuerwehr erreicht werden können, sind mit Putzträgerplatten ausgebildet, ein Befahren des Innenhofs ist nicht notwendig.
Die Galerie-Wohnungen im 7. Obergeschoss können über den Laubengang jeweils einen 2. baulichen Rettungsweg erreichen.

Freiräume
In allen Schichten der Gebäude und des Gesamtblocks werden vielfältige Freiräume angeboten.
Der Innenhof dient als Ort des Zusammenkommens und der Gemeinschaft, muss innerhalb der dichten städtischen Struktur auch ein grüner Rückzugsraum sein. In der Mitte des Hofes liegt die zentrale und flexibel bespielbare Gemeinschaftsfläche für beide Nutzer des Hofes. Um den gemeinschaftlichen Platz schlingt sich organisch ein Band aus dicht begrünten Flächen, in dem sich Nischen für Spielflächen für Jung und Alt, kleine Rückzugslichtungen und Treffpunkte für kleine Gruppen befinden.
Durch die Modellierung des Geländes werden größere Baumpflanzungen und Retentionsflächen möglich.
Die beiden Dachgärten werden differenziert gestaltet, hier ist Urban Gardening, eine Sommerküche etc. möglich.

Nachhaltigkeit
Alle nicht für Dachgärten genutzten Flächen werden mit PV-Anlagen bestückt, bzw. intensiv begrünt und als Retentionsdächer ausgeführt. Das gesammelte Regenwasser wird zur Bewässerung der Dachgärten genutzt oder zurückgehalten und kann später verdunsten. Im Innenhof übernehmen Retentionsmulden den Regenwasserrückhalt. Neben der Aufnahme von Starkregenereignissen wird so das Mikroklima verbessert.
Die vorgestellten Balkon- und Laubenganggerüste bieten einen konstruktiven Sonnenschutz und können durch Nistkästen für Vögel und Fledermäuse ergänzt werden, die vielfältigen, blühenden Freiräume bieten Nahrung und Unterschlupf für verschiedene Kleintiere.
Die Konstruktion ist soweit möglich aus nachwachsenden Rohstoffen geplant, alle Bauteile, die aus Beton hergestellt werden müssen, sollen mit einem hohen Recycling-Anteil hergestellt werden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Architektur:
Der Entwurf überzeugt durch seine städtebauliche Disposition und den skulpturalen Ausdruck. Die städtebaulichen Prinzipien des Masterplans, die Ausbildung der westlichen Blocküberhöhung ‚Raumkante‘ zur räumlichen Fassung des Stadtparks und die durchlaufende Traufkante, sind umgesetzt. Der Block fungiert dem städtebaulichen Konzept folgend als intakte Blockrandbebauung. Die großzügige Öffnung im Westriegel richtet das Gebäude zum Stadtpark aus, was positiv gesehen wird. Die Integration der Dachgärten mittels Pergolen in das Bauvolumen wird konzeptionell und städtebaulich positiv beurteilt. Die an der Ringstraße im Erdgeschoss vorgelagerte Arkade wird hinsichtlich der Funktion kontrovers diskutiert und ist zu überprüfen.

Es ist ein durchlaufendes Gestaltungskonzept in der Fassade, dem Grundriss und im Bauvolumen erkennbar, was dem Baukörper eine klare Identität gibt. Dieses variiert durch die unterschiedlichen dahinterliegenden Nutzungen sowie nach stadträumlicher Orientierung der Fassaden und wird als ein robustes Konstrukt für eine flexible Anordnung der verschiedenen Anforderungen wahrgenommen.
Ein durchlaufender Sockel wird durch das anders gewählte Material Betonwerkstein akzentuiert und positiv hinsichtlich Alterung und Widerstandsfähigkeit beurteilt.
Eine Überarbeitung der Fassade der Südwestecke hinsichtlich der Anordnung von Öffnungen und geschlossener Fassadenfläche wird angeraten.

Zwei Eingänge liegen aus Sicht der Jury gut positioniert in Nischen an der Westfassade und ein weiterer über eine Arkade erschlossen im Südriegel am Innenhof. Das Erschließungskonzept wirkt kompakt und übersichtlich und wird positiv bewertet.
Die getrennte Erschließung des Untergeschosses, mit einer Fahrradrampe im Norden und einer PKW‐ Rampe im Süden, wird begrüßt. Die ausreichende Kopfhöhe und Neigung sind zu prüfen, eine Überhöhung im Hof oberhalb der Rampen ist zu vermeiden.
Der Innenhof liegt wie im Masterplan vorgesehen um 50 cm zur Straße erhöht und erhält damit den gewünschten privaten Charakter für die Hausgemeinschaft. Der barrierefreie Höhnausgleich soll über Rampen erfolgen, welche am mittleren Treppenhaus noch zu ergänzen ist.

Die geforderten Nicht Wohnnutzungen im Erdgeschoss wurden umgesetzt und liegen an der Ringstraße und zum Stadtpark. Die Anordnung, Ausrichtung und ebenerdige Erschließung werden positiv bewertet.

Es werden durchgesteckte Wohnungen mit großzügigen außenseitigen Loggien und guter Wohnqualität vorgeschlagen. Der Entwurf stellt zudem ausreichende Geschosshöhen (z.B. im Regelgeschoss mit li. Raumhöhe ca. 2,68 m) zur Verfügung.
Durch die kompakte Ausbildung des Laubengangs im Südriegel können keine Individualräume daran anschließend geplant werden, was eine Einschränkung der Flexibilität in den Wohnungsgrundrissen darstellt.
Die geplanten Wohnungen an der Nord‐/ Westecke im Erdgeschoss werden hinsichtlich Anschlusses an den Freiraum und Bauköperausbildung kritisch bewertet und bedürfen einer Überarbeitung. Das Raumvolumen der Galeriewohnungen im 7. und 8. Obergeschoss ist zu groß und muss auf ein räumlich und wirtschaftlich sinnvolles Maß reduziert werden.

Die Baukonstruktion erscheint realisierbar, das statische System u.a. die Positionierung der freistehenden Stützen ist zu optimieren. Die Fassadengliederung besteht aus einem vorgelagerten Raster aus vertikalen und horizontalen Holz‐ und Betonriegeln. Die vertikalen Riegel, teilweise lamellenartig angeordnet, können Sonnenschutzfunktionen übernehmen. Das enge Raster an der Westfassade ist hinsichtlich Durchsicht zu prüfen.
Die Fassadenbekleidung der Loggien‐ sowie Innenhoffassade ist nicht nachvollziehbar.

Es wird ein sogenannter Flexraum in jedem Obergeschoss vorgeschlagen, welcher einer danebenliegenden Wohnung zugeschlagen oder als Studio genutzt wird. Die geforderte Anzahl wurde überschritten und soll reduziert werden. Das Konzept des Zusammenlegens von 2 Wohnungen und einem Flexraum zu einer ‚Gemeinschaft‘ ist nicht nachvollziehbar. Es sind keine gemeinschaftlichen Flächen zur Kommunikation der Bewohner in den Obergeschossen erkennbar. Die Ergänzung von Begegnungsflächen an Laubengängen oder in der westlichen Fuge ist zu prüfen.

Überarbeitungshinweise
Die Arbeit zeigt eine große architektonische Qualität, lässt aber große Interpretation zu. Es sind gute Ideen erkennbar, die nicht detailliert ausgearbeitet und nachvollziehbar dargestellt sind. Die Erdgeschoßzone zu Platz und Ringstraße sollte mehr Urbanität erzeugen. Die Visualisierung gibt nicht die vorgeschlagene Materialität und den Gebäudeausdruck wieder. Sie macht kein einladendes Angebot an die zukünftigen Bewohner.

Landschaftsarchitektur:
Die Erdgeschosszone mit Arkadenausbildung zur Straße hin als Raum für Fahrradabstellplätze ist aus freiraumplanerischer Sicht und im Sinne der Adressbildung nicht sinnvoll. Der freiräumliche Entwurf wirft einige Fragen auf, viele Flächen reagieren nicht auf das Raumprogramm im Erdgeschoss.
Die Flächen für die gemeinschaftliche Nutzung der Dächer sind verhältnismäßig klein, das Entwurfskonzept für die Dachterrassen nicht gut lesbar.
Die Blumenwiese leistet einen Beitrag zur Biodiversität, im Norden sind große Flächen nicht unterbaut und bieten gute Voraussetzungen für Baumpflanzungen.

Überarbeitungshinweise
Überarbeitung der Adressbildung an der südlichen Erdgeschosszone sowie des nordöstlichen Gebäudeabschlusses.
Der Innenhof sollte noch mit Nutzungs‐ und Aufenthaltsangeboten angereichert und auf das Raumprogramm des EG abgestimmt werden.

Brandschutz:
Die Fenster der Aufenthaltsräume in der Gebäudefuge werden für die Sicherstellung der Rettungswege sehr kritisch gesehen.

Nachhaltigkeit:
Die Nachhaltigkeitskriterien werden konzeptionell erfasst und sind nur grundsätzlich ablesbar. Konstruktiv und gestalterisch sind Potenziale zur einfachen baulichen Umsetzung an Klimaanpassung und Klimaresilienz ablesbar. Die Galerieebene mit der 2‐geschossigen Glasfassade ist in Bezug auf sommerlichen Wärmeschutz so nicht realisierbar.

Wirtschaftlichkeit:
Obergeschosse mit unklarem Tragkonzept. Küchen meist nicht an Bad angeschlossen, viele verschiedene Bädertypen.
Konzept

Konzept

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss OG

Grundriss OG

Gemeinschaft

Gemeinschaft

Ansicht Ringstraße

Ansicht Ringstraße

Ansicht Grünraum

Ansicht Grünraum

Schnitt Nord-Süd

Schnitt Nord-Süd

SchnittOst-West

SchnittOst-West