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Einladungswettbewerb im kooperativen Verfahren | 10/2023

Neubau Gewerbe- und Wohnungsbauten Neufreimann in München

Schnittperspektive

Schnittperspektive

2. Preis

Preisgeld: 36.000 EUR

bogevischs buero

Architektur

grabner huber lipp landschaftsarchitekten und stadtplaner partnerschaft mbb

Landschaftsarchitektur

MARTIN PRAUSE MODELLBAU

Modellbau

Erläuterungstext

Mitarbeit: Franziska Mühlbauer, Magdalena Müller, Johannes Prünte, Matthias Stuffer, Sarah Sojka, Jakob Autenrieth
zusammenWachsen | konzept
Das Grundstück befindet sich an einer zentralen Stelle des neu entstehenden Quartiers Neufreimann.
Städtebaulich reagiert das Gebäude auf den Kontext mit einem Hochpunkt an der Magistrale, Richtung Stadtplatz. Ein weiterer Hochpunkt begleitet das Grünboulevard. Nach Osten öffnet sich das Gebäude mit einem zweigeschossigen Durchgang und stellt so eine direkte Verbindung zum Rad- und Fahrradweg her.
Der Entwurf fußt auf der Idee des Zusammenwachsens und einer differenzierten Schichtung von Flächen, die von Aussen nach Innen immer kollektiver werden. In einer Abfolge entwickeln sich das Gebäude von städtischen Rand, dem Rückzugsort der Wohnung, zum gemeinschaftlichen Laubengang, zum Innenhof. Das Gebäude hat eine Mitte, die zum Zentrum oder der Basis der Nachbarschaft wird. Alle Erschliessungen sind um diese Mitte herum entwickelt. Begegnungen werden gefördert –die Aneignung dieser halböffentliche Flächen durch die Bewohnenden ist Teil des Konzeptes

freianlagen
Der Innenhof als zentrales Element dient als Ort der Begegnung und Gemeinschaft und als grüne Kulisse für die umgebende Bebauung. Der Laubengang als äußerste Schicht wird von Kletterpflanzen berankt. Daran angegliedert nimmt der grüne Rahmen die unterschiedlichen Ansprüche an den Hof auf: eine topografische Modellierung ermöglicht Baumpflanzungen, es entstehen kleine Spielflächen in den Nischen und die Terrassen erhalten durch eine höhere Bepflanzung ausreichend Privatsphäre. In der Mitte liegt das Herz des Hofes: eine große zusammenhängende Gemeinschaftsfläche die von Bänken umrahmt flexibel bespielt werden kann. Die Dachlandschaft gliedert sich in kleinere Teilbereiche und ergänzt den Hof mit einem breiten Angebot an Aneignungs-, Spiel- & Sportflächen, einer Sommerküche und Sitznischen.
Als Anknüpfungspunkt zur Nachbarschaft bietet die offene Gestaltung der grünen Fuge Raum für einen Nachbarschaftstreff und eine Liege- und Ballwiese. Retentionsbereiche ermöglichen ein nachhaltiges Regenwassermanagement.
gemeinschaft verbindet | erschließung
Das gesamte Gebäude wurde von dem Gedanken der gemeinschaftlichen Erschließung entwickelt. Ein umlaufender Laubengang verbindet die gesamte Bewohnerschaft miteinander. Das vorgestellte Gerüst bietet durch seinen Abstand zur Fassade eine Übergangszone von den Wohnungen zum öffentlichen Innenhof und so eine zusätzliche Privatheit. Das Konzept bietet eine große Flexibilität und Varianz zwischen Rückzug und Gemeinschaft ermöglicht: Die beiden Hausteile von Stadtimpuls und Südbadenimmobilien sind über die vorgestellten Laubengänge miteinander verbunden, müssten es aber nicht sein. Die Projekte funktionieren auch jeweils unanhängig voneinander – es gibt keine formalen Zwänge die die beiden Projekte voneinander abhängig machen– eine saubere Realteilung ist möglich – defacto wird aber versucht keine Trennlinie sichtbar zu machen.
Private Balkone, die an den Laubengang angrenzen, können durch Bepflanzungen etc. abgegrenzt werden oder aktiv am gemeinschaftlichen Laubengang teilhaben,...

unabhängigkeit | brandschutz
Fast alle Wohnungen besitzen zwei bauliche Rettungswege. Die Ausnahmen bilden nur die nördlichen und östlichen Eckwohnungen, an die die Feuerwehr anleitern kann. Dabei besitzen die beiden Akteure Stadtimpuls und Südbaden jeweils zwei Treppenhäuser. Auf diese Weise sind sie brandschutztechnisch unabhängig voneinander; auch später kann der gemeinsame Laubengang theoretisch noch voneinander abgegrenzt werden.
Verbindung | kontakt mit umgebung
Insgesamt wird im Erdgeschoss auf Wohnen verzichtet, um so eine lebendige Zone zu schaffen, die durch unterschiedlichste Nutzen belebt wird. Das Erdgeschoss hat außerdem die Funktion den Außenraum mit dem Innenhof zu verbinden. Dabei spielen die aufgeweiteten, durchgesteckten Treppenhäuser eine wichtige Rolle: an jedem Treppenraum ist ein Fahrradraum angeordnet, dieser kann durch Wegfalten der Räder multifunktional von der Hausgemeinschaft genutzt werden. Das Gewerbe ist zur Magistrale und Ringstraße angeordnet, da hier der größte Durchgangsverkehr passiert. Der Gemeinschaftsraum der Genossenschaft befindet sich im Norden und ist durchgesteckt, um so das Grünboulevard mit dem Innenhof zu verbinden. An zentraler Stelle, der Kreuzung zwischen Boulevard und Radverbindung befindet sich der Mobilitätshub.

freisitze | innen und außen
Die privaten Freisitze sind in dem Gebäude so geplant, dass die Wohnungen der Südbaden Immobilien private Loggien auf der Laubengang abgewandten Seite besitzen. Lediglich die Cluster-und SeniorInnenwohnungen haben ihren Balkon zum Laubengang gerichtet, um aktiv am sozialen Leben teilhaben zu können. Bei der Genossenschaft rückt die Gemeinschaft stärker in den Mittelpunkt: Fast alle Wohnungen besitzen in den Laubengang eingehängte Balkone. Diese können individuell durch Begrünung von dem Laubengang abgegrenzt werden.

nachhaltigkeit
Auf beiden Hochpunkten des Gebäudes befinden sich Photovoltaik-Anlagen. Die übrigen Dachflächen sind intensiv begrünt und als Retentionsdächer ausgeführt. Auf diese Weise kann das Regenwasser gesammelt und entweder direkt zur Bewässerung der Dachgärten genutzt werden oder rückgehalten und zu einem späteren Zeitpunkt verdunsten. Die Rückhaltung des Regenwassers wird außerdem durch Retentionsmulden in den ebenerdigen Freiräumen unterstützt. Auf diese Weise wird das Mikroklima verbessert und Starkregenereignissen vorgebeugt. Weiteres Regenwasser kann in Zisternen in Lufträumen der Tiefgarage gespeichert werden.
Sowohl Dachflächen wie auch der Innenhof sind insektenfreundlich begrünt zur Förderung der Biodiversität. Das vorgestellte Laubenganggerüst bietet die Möglichkeit einer intensiven Begrünung außerdem können Nistkästen für Fledermäuse und Vögel angebracht werden. Das Laubenganggerüst trägt außerdem zur natürlichen Verschattung der Wohnungen bei. Zusammen mit einem außenliegenden Sonnenschutz und den durchgesteckten Grundrissen, die eine Querlüftung erlauben, besitzen die Wohnungen so einen sommerlichen Wärmeschutz. Insgesamt wird das Gebäude mit nachwachsenden Rohstoffen wie Holz und ökologischen Kalksandstein geplant. Bei den erdberührenden Bauteilen, die den Einsatz von Beton erfordern, wird ein möglichst hoher Anteil an recyceltem Beton verwendet.

konstruktion + materialien
Der Gebäudeteil des Stadtimpuls ist als hochwärmegedämmter Holzrahmenbau, der der Südbaden Immobilien als Massivbau aus Kalksandstein und vorgestellter Mineralwolledämmung geplant. Für eine einheitliche Erscheinung nach außen sind die städtischen Fassaden zur Magistrale und zur Ringstraße verputzt, die Fassaden zu den Grünräumen im Norden und Osten, zu denen die Feuerwehr Zugang mit einer hinterlüfteten Nadelholzschalung mit mineralischer Dauerlasur versehen. Dabei gibt es Überschneidungen von Fassadenmaterialien und Grundkonstruktion ( ein kleiner Teil des Projektes Südbaden Immobilien erhält eine hinterlüftete Holzfassade und ein kleiner Teil des Stadtimpuls eine Putzfassade). Insgesamt besitzt das Gebäude eine einheitliche Farbgebung, die sich nach dem Gestaltungsleitfaden des Quartiers richtet. Der Sockel ist einheitlich als Stahlbetonskelettbau konzipiert, mit einem hohen Anteil an Recycling-Beton. Der Sockel ist mit durchgefärbten Kunststeinplatten verkleidet. Der Laubengang ist als vorgestelltes Stahlgerüst geplant, das einen farblichen Akzent zur Fassade bildet. Durch den Abstand zur Fassade kann dieses begrünt werden, ohne die Fassade zu schädigen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf setzt die Prinzipien des Bebauungsplans und des Gestaltungsleitfadens um und bildet einen einheitlichen Block mit 8 Ebenen und 2 Überhöhungen aus.
Im Westteil sind 4 m Geschoßhöhe im EG an der Magistrale Vorgabe, hier wurde durchgängig mit nur 3,65 m im West- und Ost-Teil geplant.
Die Überhöhungen an den Ecken des Blocks weisen Nutzungen aus, die in diesem 8.OG möglicherweise zu einer Anwendung der Hochhausrichtlinien führen.
Der Westteil mit Kalksandstein- Lochfassade an West- und Südfassade ist umsetzbar, der Ostteil in Holzrahmenbau mit Nadelholzschalung an Nord- und Ostseite ist hinsichtlich der Tragstruktur in der Gebäudeklasse 5 nicht möglich. Nicht ganz eindeutig dargestellt sind die Übergänge zwischen den Fassadenmaterialien. Ziel ist aber, den gesamten Block in gleicher Oberflächen-Farbigkeit zu gestalten.
Die Außenfassaden weisen gleichmäßige Fensteröffnungen auf, die in ihrer Anordnung eine Rhythmisierung der Fassaden erreichen. Die Loggien akzentuieren die Fassadenlänge zusätzlich. Diese Freisitze sind im Westteil nach außen, im Ostteil nach innen orientiert, um den Genossenschaftsgedanken und die Gemeinsamkeit zu betonen.
Der Innenhof wird allseitig mit einer vorgestellten Laubengangkonstruktion ausgebildet, die als Stahlkonstruktion allerdings einen erhöhten Unterhalt vermuten lässt. Die Abstände des Laubengangs zur Innenhoffassade sollen so auch die Privatheit der Wohnungen würdigen. Im EG sind weitestgehend Gewerbe und öffentliche bzw. gemeinsam genutzte Flächen vorgesehen, dies ist positiv zu betonen. Gleichzeitig schafft es der gut proportionierte Zugang zum Hof, einen ruhigen und den Bewohnern vorbehaltenen Freiraum zu bieten. 4 durchgesteckte Treppenhäuser in den Hofecken mit zurückgesetzten Eingangsbereichen markieren diese in den Straßen- und Grünboulevard-Fassaden.
Die Tiefgarage wird mit einer gemeinsamen Rampe erschlossen, die allerdings etwas zu kurz ist. Die Grundrisse folgen einem geordneten Grundprinzip und erfüllen die Anforderungen an die verschiedenen Wohnmodelle. Abstellräume in den Wohnungen sind nicht dargestellt, aber erforderlich. Die Flexibilität, Wohnungen auch für große Familien und Gemeinschaften zu- und wegzuschalten, ist gut gelöst. Fahrradabstellräume werden im EG und UG angeboten, was praktikabel erscheint.
Holzoberflächen an der Nord- und Südseite der Laubengänge sind nur mit gegenseitigen Grunddienstbarkeiten für zwei Fluchtrichtungen realisierbar.
Die Dimensionen des Konstruktionsrasters im Holzbau sind nicht optimal gewählt.

Die Arbeit wählt einen pragmatischen Ansatz und konzentriert sich auf die wesentlichen Anforderungen an einen Wohnblock mit öffentlichen Flächen im EG. Ein Entwurf, der einen guten und umsetzbaren Beitrag darstellt und Potential hat.

Der Innenhof mit den zentral liegenden Aufenthaltsflächen ist als Herzstück des Gemeinschaftslebens dargestellt. Die Topografie wirkt raumbildend und schützt die Privatheit der angrenzenden Nutzungen und bildet einen grünen Filter auch für die oberen Etagen. Dies wird durch die bodengebundene Begrünung des Laubengangs verstärkt. Bei der Baumauswahl muss die Belichtung der Wohnungen sichergestellt werden.

Durch die vollständige Unterbauung des Innenhofes wurden die Retentionsflächen in die grüne Gasse platziert und dort in die Gestaltung eingebunden. Der Zugang des Innenhofes erfolgt über die Fuge von der grünen Gasse aus sowie barrierefrei und direkt über die Haupterschließung der Gebäude. Die Dachflächen bieten klar strukturierte Nutzungsangebote, der Grünflächenanteil ist nur bei etwa 50%. Weitere Pflanzflächen können das Thema des Retentionsdaches stützen.
Die grüne Gasse ist in ihrer Gestaltung durch die umlaufenden Flächen für die Feuerwehr eingeschränkt, die angrenzenden Nutzungen korrespondieren direkt mit den Passanten. Die gegenüber dem Durchgang platzierten Spiel- und Sportmöglicheiten markieren den Eingang und ergänzen das Nutzungsangebot des Innenhofes.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Grundriss Regelgeschoss

Ansicht

Ansicht

Teilschnitt

Teilschnitt

Detailansicht

Detailansicht