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Einladungswettbewerb | 10/2023

Neugestaltung Wohn- und Gewerbegebiet in der Messestadt Riem in München

Perspektive Sued

Perspektive Sued

1. Preis

Preisgeld: 22.000 EUR

Blauwerk Architekten GmbH

Architektur

michellerundschalk GmbH landschaftsarchitektur und urbanismus

Landschaftsarchitektur

hadaimages

Visualisierung

Erläuterungstext

WA3 München Messestadt Riem
Städtebau
Der vorgeschlagene Baukörper entspricht im Wesentlichen den konzeptionellen Vorgaben des Bebauungsplans. Innerhalb des vorgegebenen Bauliniengefüges werden jedoch Modifikationen vorgeschlagen, einerseits als Interpretation des umgebenden, städtebaulichen Kontexts, andererseits in Bezug auf die Anforderungen des Baukörpers mit seinem Funktionsprogramm und den wirtschaftlichen Parametern des kostengünstigen Wohnungsbaus KMB. Die Modifikationen sind folgende:
- Reduzierung des im B-Plan viergeschossigen Sockels auf drei Geschosse - damit löst sich der Baukörper entsprechend seiner besonderen räumlichen Lage am nord- süd-verlaufenden Grünzug von den umgebenden Bebauungen subtil ab. Er formt einen objekthafen Baustein aus zwischen Taschenpark, Elisabeth-Castonier-Platz und nördlich angrenzender-U-Bahn-Haltestelle der U2.
- Orthogonaler Abschluss des achtgeschossigen Hochpunkts zum Elisabeth-Castonier-Platz mit geometrisch und konstruktiv einfachen Baukörperauskragungen
- Begradigen der südlichen Baukörperbegrenzung zum Taschenpark hin- orthogonale Raumfassung zusammen mit den umgebenden Baukörpern im Süden.
Architektonische Gestalt
Der Baukörper wird als eigenständiger, objekthafter Baustein verstanden, welcher eine Vermittlungsfunktion zwischen den beiden angrenzenden Platzflächen im Norden und Süden übernimmt, die Wegeverbindung zwischen U-Bahn und Riemer Park unterstützt, sowie die räumliche Ergänzung der angrenzenden Baukörper übernimmt. Die Fassadengestalt wird in Form von bodentiefen Fenstern in Kombination mit in den Baukörper integrierten Loggien rythmisiert und gegliedert. Eine hinterlüftete, grün lasierte Holzfassade mit horizontalen Deckenbändern unterstreicht die Eigenständigkeit des Bukörpers, ohne sich vom Kontext abzugrenzen.
Der erdgeschossige Sockel wir vom aufgehenden Volumen farblich abgesetzt. Entsprechend deren Funktion erhalten die Gewerbeeinheiten, die vorgeschlagene Gastronomie sowie der Wohnungszugang ein offenes Erscheinungsbild mit höherem Fensteranteil. Die Räume der Mobilitätsangebote, wie Fahrradwerkstatt und E-bike-Raum, sind hingegen etwas geschlossener ausgebildet Ein gedeckter Freisitz im Süden bildet einen fliessenden Übergang der Bebauung mit dem Freiraum des Taschenparks. Die Dachterrasse auf dem dreigeschossigen Baukörpersockel steht den Bewohnern als gemeinschaftliche Freifläche mit einem vielfältigen Nutzungsangebot zur Verfügung. Ein Gemeinschaftsraum ist an die Dachterrasse direkt angebunden und ergänzt das Angebot für die Bewohner.
Struktur und Grundrisse
Die Grundrisse werden entsprechend der gewünschten Wohnungsverteilung nach den Anforderungen der WFB 2012 kompakt und platzsparend organisiert. Ergänzend werden, entsprechend den Anforderungen der Auslobung, Kellerersatzräume in die Wohnungen integriert, um kostenintensive Flächen für Mieterkeller im Untergeschoss einzusparen.
Ein Großteil der Wohnungen ist barrierefrei nach DIN 18040-2 geplant, zwei Wohnungen sind als rollstuhlgerechte Wohnungen nach DIN 18040-2R ausbgebildet.
Durch die Erschließung aller 27 Wohnungen mit nur einem Treppenraum und einem Aufzug wird eine sehr wirtschaftliche Ausnutzung des tiefen Baukörpers erzielt. Der Treppenraum ist durch ein Oberlicht und die Fassade in den oberen Geschossen gut belichtet und soll mit den Treppenaugen und Lufträumen eine angenehme, grosszügige Wirkung haben.

Freiflächen
Der neue Baukörper schließt allseitig an öffentliche und öffentlich zugängige Freiflächen an. Gebäudezugänge orientieren sich an den öffentlichen Platz im Norden, Gewerbe und Gastronomie orientieren sich mit ihren Freibereichen zum Taschenpark nach Süden. Im Osten führt entlang des Gebäudes die fußläufige Haupterschließung zur U-Bahn.
Die Materialität der Beläge im Freibereich EG orientiert sich an den umliegenden Freiflächen, mit denen Dialog und Verknüpfung entstehen soll. Die im Norden angrenzenden Gehwegbeläge aus Münchner Gehwegplatte werden als Terrassenbeläge ums Gebäude in den Süden geführt. Die den Taschenpark umgebenden Asphaltbeläge werden im Osten und Westen des Neubaus bis an die Gehwegkante verlängert. Im Bereich von Fahrradstellplätzen werden versickerungsoffene Rasengittersteine eingesetzt, die mit Sedum-Ansaat begrünt werden.
Die wohnungsnahen Freiflächen für den Neubau befinden sich im 3. Obergeschoß. An einem Gemeinschaftsraum für die Bewohner des Hauses wird eine intensiv begrünte Dachterrasse entwickelt, die verschiedene Bereiche mit unterschiedlichen Nutzungsqualitäten aufweist. Direkt am Gemeinschaftsraum liegt ein Terrassenbereich mit berankter Pergola, der mit einem großen Tisch für gemeinsame Events ausgestattet ist. Etwas abseits, jedoch in in räumlichem Bezug zur Gemeinschaftsterrasse wird eine ‚urban lounge‘ eingerichtet, die mit verschiedenen Freiraummöbeln zum Liegen, Treffen und Entspannen einlädt und einen Wohnzimmercharakter aufweist. Südausgerichtet wird ein kleiner Bereich mit Mieterbeeten für urban gardening vorgeschlagen, der von interessierten Mietern bepflanzt werden kann. In Verbindung mit diesem Bereich steht ein kleiner Rückzugsort mit Tisch-Bankkombination. Die Bepflanzung ist als intensive Dachbegrünung mit Stauden, Gräsern und Gehölzen geplant. Hierfür wird von einem Substrataufbau von 15-30cm ausgegangen. Im Bereich von punktuell höheren Substratstärken werden aufgeastete Schirmstäucher (Caragana arborescens) gepflanzt. Als Terrassenbelag wird die Verwendung von Betonplatten mit Edelsplitten vorgeschlagen.
Auf dem Hochpunkt des Neubaus werden PV-Anlagen mit einem extensiv begrünten Dach kombiniert. Hierfür sind Substratstärken von 10cm eingeplant. Die Ausführung der Dächer ist als Null-Grad Dach mit Retentionskörpern geplant, die Niederschlagswasser auch im Starkregenfall zurückhalten und gedrosselt abführen. Die zurückgehaltenen und verzögert abgeleiteten Niederschläge stehen den begrünten Flächen über einen längeren Zeitraum zur Verfügung. Hierdurch verringert sich der Aufwand für die Pflege, Niederschläge werden vor Ort verdunstet und beeinflussen das städtische Mikroklima auf positive Weise.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf fügt sich gute in das Städtebauliche Gesamtbild ein, er nimmt die Gebäudelinien der Nachbarbebauung auf. Durch den dreigeschossigen, niedrigeren Baukörper wird der Taschenpark optisch mit der Dachterrasse verbunden und macht diese für externe Personen wahrnehmbarer. Die einsehbare Dachterrasse wirkt sich ebenfalls positiv auf die Fassadengestaltung aus und nimmt dem höheren Baukörper die massive Wahrnehmung. Die lasierte, in dezenten Grüntönen gehaltene Holzverkleidung der Obergeschosse ist eine vorausschauende Materialgestaltung, die spätere Verfärbungen durch Witterungseinflüsse vorab mit einbezieht. Die dunkle Holzverkleidung im Erdgeschoss sollte aus wirtschaftlichen und gestalterisch/baulichen Aspekten noch diskutiert werden. Die flexible Fassadenaufteilung lässt nachträgliche Anpassungen der Grundrisse zu.

Die Flächen in der, mit einem PKW-Aufzug versehene Tiefgarage, werden gut ausgenutzt. Hier ist gegebenenfalls eine Anpassung der Stellplätze auf die passenden Abmessungen vorzunehmen. Die Grundrisse in den Obergeschossen sind gut umsetzbar und halten die wesentlichen Aspekte der Ausschreibung, der Barrierefreiheit und der Orientierung ein. Der Entwurf versucht durch die Raumanordnung unter dem Überhang, die Nordausrichtung der Wohnung zu minimieren und damit die Wohnqualität zu verbessern. Die Grundrisse sollten jedoch teilweise optimiert werden.

Die Erdgeschossfassade mit Eingang zum Wohnen, hält sich zum Elisabeth-Castonier-Platz hin zurück und öffnet sich erst zum Nord-Östlichen-Eck für die Gastronomie, die sich Richtung Osten und Süden ausrichtet ist. Durch die eher geschlossene Fassade im Erdgeschoss, wird der Eingang zur Gewerbeeinheit stärker hervorgehoben.
Um eine bessere Lichtqualität in den Wohnungen zu ermöglichen, kann die Position des Treppenhauses und somit die Grundrisstiefe der nördlichen und südlichen Wohnungen noch einmal überarbeitet werden. Durch das, auf der Dachterrasse angeordnete Oberlicht im Treppenaus, ist dieses, trotz der inneren Lage belichtet und wird nicht zum dunklen Erschließungskern.

Der Baukörper überdeckt im Vergleich eine größere Grundfläche, was durch die Nähe der begrünten Dachterrasse zum Taschenpark und der Fassadengestaltung kompensiert wird. Durch den hohen, Versieglungsgrad des Baukörpers wird Kritik im Bezug auf die Klimafreundlichkeit geäußert. was jedoch durch die klimafreundliche, CO2 reduzierte Bauweise kompensiert werden kann.

Der Entwurf ist in Hinblick auf die Tragstruktur, das städtebauliche Konzept, die architektonische Gestaltung und die allgemein einzuhaltenden Vorschriften gut umsetzbar. Die Effizienz der Wohnfläche könnte noch optimiert werden. Die Überschreitung der Baulinie des B-Planes ist zu beachten
Perspektive Nord

Perspektive Nord

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Sued

Ansicht Sued

Ansicht West

Ansicht West

Laengsschnitt

Laengsschnitt

LAGEPLAN

LAGEPLAN