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Wettbewerblicher Dialog | 12/2023

Entwicklung Masterplan Stadteingang West in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf

Lageplan

Lageplan

Teilnahme

asp Architekten GmbH

Stadtplanung / StÀdtebau

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

ErlÀuterungstext

Stadteingang West – Von Fragmenten zu einem vernetzten Lebensraum

Die Stadt von morgen entsteht zwischen dem Grunewald und Charlottenburg, indem vier Quartiere - urban + gemischt, sozial + lebendig und vernetzt + klimaangepasst - mit grĂŒnen LandschaftsbĂ€ndern verbunden werden.

Leitbild
Stadteingang West – die Stadt von morgen – ist fĂŒr uns urban und gemischt, sozial und lebendig, vernetzt und Klima angepasst. Es ist die Vision einer Stadt, die IdentitĂ€t schafft, indem sie die Geschichte weiterschreibt. Die Wahrzeichen des Ortes sind von historischer Bedeutung und lassen als IdentitĂ€tsanker gleich einem Saatkorn lebenswerte Quartiere und neue Nachbarschaften um sich herum entstehen. Wechselt man die Perspektive von fragmentierten Infrastrukturen zu, vernetzen FlĂ€chen, entsteht eine Abfolge von grĂŒnen Schneisen und Trittsteine auf ĂŒbergeordneter Ebene und verbundenen die Quartiere. Sichtbar werden grĂŒne BĂ€nder mit unterschiedlichen Eigenschaften. Wie eine Art Leitersystem werden die FlĂ€chen durch Sprossen von Ost nach West verbunden und auf diese Weise zugĂ€nglich gemacht. Um die Vision Stadteingang West umzusetzen, braucht es kluge Strategien und eine robuste Grundstruktur, die sich an die Herausforderungen der Zukunft anpassen lĂ€sst.

GrĂŒne BĂ€nder
Der grĂŒne Landschaftspark verbindet die Gesamtstadt mit dem Grunewald und die einzelnen Nachbarschaften untereinander. Die grĂŒnen BĂ€nder nehmen Themen der vorhandenen Vegetation auf und integrieren sie in den einzelnen Quartieren. Sie sind von besonderer Bedeutung fĂŒr die Artenvielfalt. Sie dienen als Bewegungszonen fĂŒr Flora und Fauna, versorgen das Stadtklima mit kĂŒhler Luft und bieten Raum fĂŒr AktivitĂ€t und Erholung.

Lebenswerte Quartiere
Vier Quartiere werden als eigenstĂ€ndige, differenziert ausgebildete Teilgebiete mit ĂŒberschaubaren Nachbarschaften entwickelt. Im Äußeren klar definiert, lassen sie im Inneren eine große Offenheit und Vielfalt zu. Sie sind Orte des Ankommens, geben Orientierung und IdentitĂ€t, fördern Verbundenheit und Gemeinschaft. StĂ€dtebauliche Akzente markieren besondere EingĂ€nge in die Quartiere und Orte der Nachbarschaften. Die Nachbarschaften sind als Stadtteile der kurzen Wege gedacht. Die Angebote des tĂ€glichen Bedarfs sind bequem zu Fuß zu erreichen. Die Quartiersstruktur stĂ€rkt zudem den Fokus fĂŒr lokale und regionale KreislĂ€ufe.

Bedeutende IdentitÀtsanker
Die globalen IdentitĂ€tstrĂ€ger werden kulturell in den neuen Quartieren verortet und durch zwei Hochpunkte in ihrem Ensemble ergĂ€nzt. Auf der Ebene der Quartiere entsteht durch einen angemessenen Umgang mit ortsbildprĂ€genden Bestandsstrukturen und einer StĂ€rkung der bestehenden Nutzungen eine eigenstĂ€ndige rĂ€umliche IdentitĂ€t pro Quartier. Neue soziale und kulturelle Orte ergĂ€nzen die historischen Strukturen. Nutzungsoffene RĂ€ume fungieren als ‚SonderentwicklungsflĂ€chen Kultur‘. Sie ermöglichen die Begegnung unterschiedlicher AkteurInnen und sind ein Motor fĂŒr Innovation. TemporĂ€re Nutzungen prĂ€gen die IdentitĂ€t der Quartiere.

Feinmaschige Vernetzung
Die Quartiere sollen keine isolierten Viertel ausbilden, sondern auf den Ebenen der Nachbarschaft, dem Quartier und der Stadt verknĂŒpft werden. Neben den vernetzenden grĂŒnen BĂ€ndern sind die Quartiere ĂŒber Wegeverbindungen an das Umfeld angeknĂŒpft, die ermöglichen, sich in unterschiedlichen Geschwindigkeiten zu bewegen. Sei es zĂŒgig auf dem Radschnellweg oder mĂ€andrierend durch die Quartiere. Bestehende Verbindungen werden ausgebaut; BrĂŒcken und Wege addieren sich hinzu, um sowohl den Freiraum mit Grunewald und Seenlandschaft als auch die angrenzenden Stadtquartiere anzubinden.

Soziale Orte
Neben der rĂ€umlichen Vernetzung gibt es in jedem Quartier funktionale Bausteine, die standortĂŒbergreifend Angebote fĂŒr die BewohnerInnen schaffen. Diese Sonderbausteine mit kulturellen, sozialen und Bildungseinrichtungen verteilen sich ĂŒber das Gesamtgebiet und spannen ein feinmaschiges Netz von Begegnungsorten auf. Die Programmierung der Orte fĂŒhrt zu einer Vernetzung der Quartiere untereinander wie auch mit dem Umfeld. So entsteht Gemeinschaft auf unterschiedlichen MaßstĂ€ben, die durch LeerrĂ€ume und Experimentierfelder eine offene Kultur fördern.

KĂŒhle Orte
Um gegen die zunehmenden Folgen des Klimawandels zu bestehen sind Stadtquartiere der Zukunft auf ein gesundes Standortklima angewiesen. KĂŒhle Orte sind in engen Radien erreichbar und geben dem Stadtteil die Chance, eine Resilienz aufzubauen. GemĂ€ĂŸ dem Prinzip der Schwammstadt soll der natĂŒrliche Wasserkreislauf gefördert und eine maximale Reduzierung der FlĂ€chenversieglung erreicht werden.

Bedarfsgerechte Nutzungsmischung
Durch vielfĂ€ltige Raumstrukturen sollen neue Lebensorte entstehen, in denen Produktion, Arbeit, Wohnen und soziale Angebote eng miteinander verwoben sind. HierfĂŒr sind unterschiedliche Typologien vorgesehen, die Raum bieten fĂŒr BewohnerInnen, unabhĂ€ngig vom Einkommen und der Lebensphase. Die große funktionale Durchmischung in den einzelnen Nachbarschaften ermöglicht eine gute Erreichbarkeit und kurze Wege im Alltag. Dritte Orte dienen dem sozialen Austausch, der Aneignung und spontanen Treffen. Angebote im öffentlichen Stadtraum sowie in Bildungs-, Sport- und Kultureinrichtungen schaffen einen Ausgleich zum Wohnen und Arbeiten. Der Nutzungsmix der vier Nachbarschaften ist auf ihre jeweilige Lage im StadtgefĂŒge zurĂŒckzufĂŒhren, wobei robustere Gewerbenutzungen in Richtung LĂ€rmquellen zunehmen.

TatsÀchlich autoarm

Durch eine BĂŒndelung des Individualverkehrs und somit autoarmen Nachbarschaften wird ein neuer Umgang mit dem öffentlichen Raum möglich. Ein Netz aus Straßen und PlĂ€tzen dient dem Aufenthalt und der Bewegung der BewohnerInnen und gewĂ€hrleistet eine ideale Anbindung an die bestehende Stadt. FreiflĂ€chen, GrĂŒn- und BewegungsrĂ€ume sollen multicodiert genutzt werden und so sozialen und ökologischen Mehrwert schaffen. MobilitĂ€tsknoten auf Quartiers- und Nachbarschaftsebene (Hubs) vereinen unterschiedliche MobilitĂ€tsangebote und fĂŒhren zu einer nachhaltigen StĂ€rkung des Umweltverbundes.

Prozesshafte Entwicklung

Die Quartiere entwickeln sich schrittweise. Ihre Einteilung in ĂŒberschaubare Nachbarschaften soll
ein prozess- und bedarfsorientiertes Wachstum ermöglichen. Dabei soll auf die Erfahrungen vorangegangener Planungen aufgebaut, von ihnen gelernt und auf verĂ€nderte Rahmenbedingungen reagiert werden. Bestandsquartiere in direkter Umgebung werden frĂŒhzeitig in die Entwicklung integriert.

Freiraumkonzept
Der Stadteingang liegt im Bereich des Teltows, der durch die landschaftlichen Formen der Parforceheide und des Grunewalds bestimmt ist. WĂ€hrend die Parforceheide durch einen lichten Kiefernbestand geprĂ€gt ist, herrschen im Grunewald Eichen, Buchen und Birken vor. Die beiden Leitbilder, die dem Entwurf zugrunde liegen, sind aus den genannten Landschaftsformen hergeleitet und formulieren zwei LandschaftsbĂ€nder, die von Ost nach West fĂŒhren und darĂŒber hinaus Freiraumverbindungen nach Nord und SĂŒd herstellen. Um den dominanten Verkehrsbauwerken ein entsprechendes Vegetationsvolumen gegenĂŒberzustellen, werden die Rest- und ZwischenflĂ€chen mit BĂ€umen bepflanzt. Dabei wird auf das Baumraster der forstwirtschaftlich genutzten WĂ€lder um Berlin Bezug genommen und dieses mit Eichen, Buchen und Birken bepflanzt. Langfristig betrachtet sollen die Eichen das Vegetationsbild dominieren und die vorwĂŒchsigen Arten entfernt werden. Aufgrund der geologischen Situation mit den fĂŒr den Teltow typischen Sandböden stehen die alten Eichen vor Ort meist ein wenig ĂŒber dem GelĂ€nde. Darum wird diese leichte GelĂ€ndemorphologie von uns an dieser Stelle ĂŒberzeichnet, um ein spannendes und ausdrucksstarkes Relief zu schaffen.

Dieser Dichte steht im Bereich der Heide eine eher lockere Bepflanzung aus Kiefern und zum Teil auch Birken gegenĂŒber, die das Landschaftsband bilden, das im Westen im Anschluss an das Gleis 17 beginnt und im Osten perspektivisch bis zum Bahnhof Charlottenburg fĂŒhren soll. In dieses Landschaftsband integrieren sich DĂŒnen, Mager- und Trockenrasen, HeideflĂ€chen und Sandgruben. Daraus ergibt sich ein abwechslungsreiches Bild mit hoher BiodiversitĂ€t, das in Teilen robust genug ist, um siedlungsnahe Freiraumnutzungen wie Sport- und SpielflĂ€chen aufzunehmen. Die genannten Vegetationsformen ĂŒberziehen zudem das Dach des UCC und stellen eine GrĂŒnbrĂŒcke ĂŒber die A 100 her. Der stĂ€dtebaulichen, ökologischen und sozialen Bedeutung der KleingĂ€rten – insbesondere im
Anschluss nach Charlottenburg – wird dadurch Rechnung getragen, dass mit Ausnahme der durch Neubauten beanspruchten FlĂ€chen der Bestand erhalten wird. Die Avus TribĂŒne erhĂ€lt wieder ihr Vorfeld, das damit ĂŒber das Jahr hinweg zur BĂŒhne fĂŒr urbanes Leben und wechselnde AktivitĂ€ten wird.

FĂŒr das nachhaltige Wassermanagement wird der öffentliche Raum als in die Landschaft integrierte Infrastruktur verstanden, um einen sichtbaren Kreislauf des Wassers zu schaffen: Wasser wird in Retentionsbecken oder WasserplĂ€tzen gesammelt und ĂŒber Infiltrationsrigolen verteilt und verlangsamt, gereinigt und wiederverwendet. Es werden zirkulĂ€re Prozesse generiert die dazu beitragen, Ressourcen wiederzuverwenden, die allgemeinen Ver- und Entsorgungsleitungen der Stadt zu entlasten und die BewohnerInnen in die nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser in Regen- und Trockenzeiten einzubeziehen. Die Menge und Verteilung der GrĂŒnflĂ€chen fördert die freie Bewegung der Arten im gesamten GelĂ€nde. Zusammen mit der kompakten Struktur der Quartiere unterstĂŒtzt der Entwurf ein angenehmes Mikroklima, das extensive Nutzungen von offenen RĂ€umen, Höfen und Korridoren auch wĂ€hrend Hitzeperioden ermöglicht. Die vielen durchlĂ€ssige FlĂ€chen fördern die konfliktfreie Koexistenz von Flora, Fauna und Menschen.

Erschließungskonzept
ÖPNV
Die gute S-Bahnanbindung im Umfeld wird strategisch genutzt, indem dichte Quartiere in guter Anbindung entstehen. Eine kluge ErgÀnzung mit Sharing-Modellen sowie Angebote im Bereich der MikromobilitÀt und last Mile fördern eine nachhaltige MobilitÀt.

Fuß und Rad
Durch die autoarmen Quartiere entsteht viel Bewegungsraum fĂŒr den Fuß- und Radverkehr. Auf schnellen Wegen können sich RadfahrerInnen auf dem Radschnellweg bewegen. In langsamerer Geschwindigkeit bewegen sie sich zusammen mit den FußgĂ€ngerInnen auf einem verzweigten Wegenetz im Quartier.

MIV
Der MIV wird an den RĂ€ndern der Quartiere abgefangen und in den Hubs gesammelt abgestellt. Die aktiven Erdgeschosszonen der Quartiersgaragen fĂŒhren zu einer Belebung des angrenzenden öffentlichen Raums und bieten die Möglichkeit, auf Parkierung unterhalb der Blockinnenhöfe zu verzichten und diese stattdessen extensiv zu begrĂŒnen. Die Erschließung der Urbanen Heide wird ĂŒber eine gegenlĂ€ufige Rampenanlage sichergestellt, die die Verkehrsströme klug voneinander trennt.

StÀdtebauliches Konzept
Durch die Anwendung der Strategien entsteht eine robuste stĂ€dtebauliche Grundstruktur, die den Besonderheiten jedes einzelnen Ortes Rechnung trĂ€gt. Um die PrĂ€gnanz der Quartiere zu unterstĂŒtzen, werden die RĂ€nder der Quartiere gestĂ€rkt. Die Baustruktur wird erhöht und die Typologien reagieren mit Pufferzonen auf den LĂ€rmschutz. Charakteristische Bögen folgen vorhandener Infrastruktur und bilden klare Linien aus. Somit entsteht ein ruhiges Innen mit einem Maximum an LebensqualitĂ€t.
Überschaubare Nachbarschaften sind ein weiterer Ausgangspunkt der Quartiersentwicklung. Den Kern der Nachbarschaften bildet je ein Quartiersplatz mit zugeordnetem, hybridem Quartiers-Hub. Hier werden Nahversorgung, soziale Infrastruktur, neue MobilitĂ€t, Energie und Stoffströme auf nachhaltige Weise gebĂŒndelt. Auf der Ebene der Nachbarschaften und GebĂ€udetypologien wird die notwendige Anpassbarkeit durch ein ineinandergreifendes Regelwerk gewĂ€hrleistet. Dabei wird die Grundtypologie des Blockes als gemeinschaftsbildender Rahmen zugrunde gelegt. Der menschliche Maßstab sowie die Beziehung von Wohnung und Umfeld stehen im Mittelpunkt. Vielfalt, Offenheit und ZukunftsfĂ€higkeit werden durch die Möglichkeiten der Parzellierung, Höhenentwicklung, Offen- und Geschlossenheit, funktionalen Programmierung und Freiraumgestaltung gefördert. Die Grundstruktur kann in den nachfolgenden Planungsschritten punktgenau an die jeweiligen aktuellen Anforderungen angepasst und vielfĂ€ltig modifiziert werden und bietet Raum fĂŒr zukĂŒnftige Entwicklungen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitidee
GrĂŒne LandschaftsbĂ€nder verbinden den Grunewald mit Charlottenburg und transformieren so die fragmentierten FlĂ€chen am Stadteingang West zu einem zusammenhĂ€ngenden GrĂŒnraum mit vier Nachbarschaften.
Isometrie

Isometrie

Perspektive Stadteingang

Perspektive Stadteingang

Perspektive Urbane Heide

Perspektive Urbane Heide

Perspektive Avus Aktiv

Perspektive Avus Aktiv

Perspektive GĂ€rten am Westkreuz

Perspektive GĂ€rten am Westkreuz

Leben im Eichenhain

Leben im Eichenhain

Arbeitsmodell

Arbeitsmodell

Einsatzmodell

Einsatzmodell