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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau Grundschule am Grafenberg Herrenberg

Lageplan

Lageplan

Anerkennung

Preisgeld: 10.000 EUR

arch22 | bogenrieder crumbach

Architektur

Frank Roser Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

str.ucture GmbH

Tragwerksplanung

Erläuterungstext

Idee dieses Entwurfes ist es, die neuen Gebäude Schule und Kindertagesstätte behutsam in die prägenden Strukturen der Streuobstwiesen einzufügen und den Charakter der Kulturlandschaft zu stärken.

Landschaftlicher Städtebau Die vier zweigeschossige Riegel der Schule orientieren sich an den Reihungen der Obstbäume und bilden den Übergang zum flachen Schulhof. Wie Schmetterlingsflügel legen sich die auskragenden Dächer verspielt darüber und bieten mit der Berankung Schutz vor Sonne, Wind und Regen.
Die Kinder erreichen den Schulhof vorbei am Vorbereich der Kita geschützt vom fahrenden Verkehr unter schattenspendendem Baumbestand. Die Eingangsseite der Schule orientiert sich zur Grafenberghalle mit der sie den Schulhof einfasst und den Blick ins Tal offenlässt.
Die Kindertagesstätte folgt der städtebaulichen Idee der Schule als Fortsetzung der Baumreihen vom Hang. Sie besteht aus zwei Flügeln mit einer Fuge und liegt am Eingang des Ensembles.

Freianlagen Die Freianlagen der neuen Grundschule am Grafenberg setzen die prägende Kulturlandschaft selbstverständlich fort, in die sich die Gebäude mit Leichtigkeit einfügen.
Die charakteristische Anordnung der Bäume auf den Streuobstwiesen zieht sich von allen Seiten bis auf den Schulhof. Die großzügige Fläche vor dem Haupteingang ist einladendes Entrée und freie Ballspielfläche zugleich. Große Bäume bieten ausreichend Schatten während dem Spiel.
Von Hof aus zieht sich ein naturnah gestalteter Grünraum rings um das Gebäude. Das grüne Klassenzimmer mit Ausblick in die Landschaft oder die Hochbeete im Schulgarten laden ein, den Unterricht über die Grenzen des Schulgebäudes zu verstehen. Der Erlebnispfad im Norden lässt Natur und Umwelt mit allen Sinnen zu begreifen. Ob Barfußpfad, Zahlenmauer oder Spiegelwand - die unterschiedlichen Materialien sollen die Kinder zum spielerischen Lernen animieren. Trampoline und Kletterpyramiden geben zusätzlich Möglichkeiten um sich in den Pausen viel und umfangreich zu bewegen. Aber auch ruhige Ecken wie die Tipidörfer oder Hängematten sollen Rückzug bieten. Die Bedürfnisse aller werden berücksichtigt.
Der neue Spielplatz gliedert sich künftig ganz natürlich in Landschaft und Schulgelände ein. Die leichte Hanglage ermöglicht das Spielen auf unterschiedlicher Topografie und lässt dabei den Blick in die Weite schweifen. Neben dem Schulhof gelangt man zum angrenzenden Spielbereich der Kita. Die große, sonnengeschützte Terrasse kann unter dem Blick der ErzieherInnen leicht als Spiel- und Fahrstrecke genutzt werden. Sand- und Wassergrube sollen dabei unbedingt reichlich erprobt werden. Von dort gliedern sich deutlich die Bereiche der unter und über Dreijährigen. Die Kleineren können dabei ungestört in geschützter Atmosphäre spielen, während die Größeren um die ganze Kita herumtoben.
Ausreichend Radstellplätze und geschützte Zufahrtsmöglichkeiten runden auch die praktischen Anforderungen an das neue Schul- und Kitazentrum ab. Somit darf hier ein neuer Ort zum Lernen im Grünen in Herrenberg entstehen.

Funktionen Während die Bereiche für alle Kinder sowie die Verwaltung im EG untergebracht sind, befinden sich die beiden Lerncluster ungestört im Obergeschoss. Hervorzuheben sind neben der guten Belichtung der Clustermitte die angrenzenden Terrassen und die direkten Gartenausgänge. Mit dem Differenzierungsraum verbunden bietet die Clustermitte ein Zentrum für die Schüler der jeweils vier Klassen. Im EG können Foyer, Bistro und Mehrzweckraum zu einem großen Saal zusammengeschlossen werden. Auch hier ist eine gute Belichtung bis in die Innenzonen gegeben. Im Inneren des Ensembles sind Nebenräume angeordnet, die das Haus kompakter und wirtschaftlicher machen als der erste Eindruck vermuten ließe.
Bis auf die Technik wurden alle Räume oberirdisch untergebracht. Das über eine Außentreppe erreichbare UG wird so klein wie möglich gehalten.

Materialität Der Holzbau steht im Vordergrund, die Decken werden akustisch absorbierend ausgebildet. Der naturnahe Charakter wird durch Lehmsteine der Kerne und teilweise mit Lehmbauplatten verkleideten Holzständerwänden unterstützt. Der Fußboden im EG aus heimischem Muschelkalk stellt durch seine hohe Lebensdauer einen weiteren Beitrag zur Nachhaltigkeit dar. Die Cluster und der Mehrzweckraum werden mit robusten Eichendielen ausgelegt.

Konstruktion Das Gebäude wird als Holzkonstruktion errichtet. Dabei wird auf eine systemunabhängige Konstruktionsweise geachtet, die lokale Zimmerleute ausführen können. In der Werkstatt vorgefertigte 7,50m lange Holz-Pi-Plattenelemente bilden Geschossdecke und Dach. Sie liegen an den Fassaden direkt auf Stützen im Abstand von 2m auf, in den Innenräumen werden durch eine zusätzlichen Balkenlage größere Spannweiten möglich. Ausgesteift wird das Gebäude durch den Aufzug und einzelne durchgehende Wände der Kerne und Außenwänden.

Brandschutz Das Brandschutzkonzept folgt der Richtlinie „Brandschutz im Schulbau, neue Konzepte und Empfehlungen“. Dabei müssen die üblichen Brandabschnittgrößen von 400m2 nicht überschritten werden. Der erste Rettungsweg aus einem Lerncluster in 35m (Treppenhaus) und die zusätzlichen Ausgänge in 25m (Außentreppen) werden von jeder Ecke voll eingehalten. Die Gebäudefuge der Innentreppe wird im Brandfall durch Feuerschiebetüren vom sonstigen Foyer getrennt.

Energie CO2-Neutralität in Erstellung und Betrieb sowie eine hohe Aufenthaltsqualität sollen unter größtmöglicher Ausnutzung von Tageslicht, passiven solaren Gewinnen und teilweise natürlicher Lüftung erreicht werden.
Dreifach verglaste Holz-Fenster belichten die Räume. Die Innenzonen der Cluster erhalten über die Terrassen und indirekt über ein Oberlicht Tageslicht. Außenliegende perforierte Membran-Markisoletten weisen im geschlossenen Zustand einen hohen Grad an Transparenz auf, der die Durchsicht ermöglicht ohne die Effizienz zu schwächen.
Die dezentrale Grundbelüftung wird durch in die Rahmen integrierte, mechanisch unterstützte schallgedämmte Nachström-Elemente mit Absaugung über die Sanitärkerne hergestellt. Öffenbare Fenster unterstützen in den Pausen das Lüftungssystem. Entsprechend der in der Auslobung vorgeschlagenen Wärmegewinnung über eine Solewärmepumpe mit Eisspeichern werden die Räume mit einer Fußbodenheizung flächig beheizt. An den Fassaden wird diese enger verlegt um kühlen Zugerscheinungen entgegen zu wirken. An den Fenstern wird diese höher ausgelegt, enger verlegt um kühlen Zugerscheinungen entgegen zu wirken.
Photovoltaikpaneele kompensieren neben dem Jahresstrombedarf der KITA über die Jahre auch die CO2-Emissionen, die mit der Erstellung des Gebäudes verbunden sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Leitgedanke des städtebaulichen Entwurfs ist es, sich mit den Gebäuden der Schule und der Kita behutsam in die ortsbildprägenden Strukturen und in die Topografie einzubinden und dabei Kontakt zum wertvollen Naturraum aufzunehmen. Auch die Entscheidung für einen reinen Holzbau ist in diesem Kontext konsequent gewählt. Die Arbeit wählt dabei den städtebaulichen Ansatz, die Grundschule vis-à-vis von bestehender Turnhalle in vier zweigeschossige Riegel aufzuteilen und dadurch einzelne Hausstrukturen ablesbar zu machen. Die Einzelhäuser werden durch schmale und baulich ausformulierte Fugen in verschiedener Höhe verbunden. Die geometrische Form zitiert die Reihung der umliegenden Obstbaumstrukturen, die auf dem Gelände auch im Schulhofbereich weiter fortgeführt werden. Auch die räumlich deutlich abgerückte Kindertagesstädte setzt dieses Thema additiv fort und situiert sich mit einer Längsseite an der Steinhauptstraße. Alle länglichen Einzelgebäude werden gegeneinander leicht verdreht, wodurch sich zusammen mit den unregelmäßig gesetzten Dachformen und den Vor- und Rücksprüngen der Gebäudeköpfe eine gewisse Unruhe ausbildet. Topografisch sind die Schule und auch die Kindertagesstädte selbstverständlich auf die bestehenden Ebenen gesetzt, den grünen Fugen gelingt es die Geländesprünge natürlich abzuwickeln. Kritisch wird diskutiert, ob für die Kita nicht ein einfacher und ruhiger Baukörper gewählt werden sollte, da die Reihung und Setzung der 6 Häuser im Gesamtkotext zu additiv wirken.

Die Adressbildung der Kindertagesstätte im Westen wird ebenso wie der Hauptgang der Schule an den Äckerlenweg gelegt, die Vorflächen sind so zurückversetzt gestaltet, dass ein sicheres und attraktives Ankommen an die Gebäude gelingt. Von der Steinhauptstraße kommend wird eine sich aufweitende Pausenhoffuge gestaltet, die mit Sichtbeziehungen nach Westen in die freie Landschaft geführt wird. Der Haupteingang der Schule ist in eine der hinteren engen Fugen gesetzt und wirkt dadurch eher versteckt. Durch einen Windfang gelangt man in die Aula und wird direkt auf eine zentrale Treppe geführt. Der daran angegliederte, großzügige Raumverbund aus Aula, Bistro und Mehrzweckraum wird in seiner sehr flexiblen und attraktiven Aufteilung positiv gesehen. Das Bistro hat Bezug zum Pausenhof, der Mehrzweckraum sucht die Verbindung in die Landschaft. Im Erdgeschoss sind sinnhaft und in guter Raumkombinationen die Verwaltung, Ruhe- und Werkräume angeordnet, die Verbindungsfugen dienen auch hier der weiteren Erschließung. In Obergeschoss spiegeln sich rechts und links des Treppenhauses die Klassencluster, in die man jeweils durch eine Garderobenzone geleitet wird. Eine attraktiv als pädagogisches Herzstück ausgeformte Mitte überzeugt in Größe und Funktion, insbesondere im Zusammenspiel mit den gut zuschaltbaren Differenzierungsräumen.

Sehr kritisch wird die Belichtung und damit auch die Raumqualität diskutiert, da das Tageslicht im EG nur durch die schmalen tiefliegenden Fugen gelangt. Die Längskörper und großen Gebäudetiefen führen derzeit zu dunklen zentralen Innenbereichen, in denen wichtige Räume liegen. Auch die Fugen im Obergeschoss, in denen die Cluster gesetzt sind, haben keine Oberlichter, sondern werden ausschließlich durch Glasbänder in den Pultdächern mit Tageslicht versorgt. Für den Fall, dass die Klassenzimmertüren und Differenzierungsräume geschlossen sind, weist der Entwurf hier Fragen auf. Im Schulalltag werden die vorgelagerten kleinen Dachterrassen in der Benutzung kritisch gesehen, sie verdunkeln im EG dabei zusätzlich die Fugen, in denen auch die notwendigen Fluchttreppen gesetzt sind. Der sehr ausgeprägte Dachüberstand wird auch in der Vertikalen an den Kopfseiten der Gebäude mit in die Holzfassade geführt. Zusammen mit den unregelmäßigen Gebäudestellungen und den divergierenden Dachformen entsteht ein sehr unruhiges Bild, das die Jury nicht überzeugen kann. Die Leitideen im Freiraum sind sehr tragfähig, sowohl in der Ausformulierung der Räume in befestigte Schlechtwetterplätze bis hin zu natürlichen Erlebnispfaden. Dabei wird mit der Flächenversiegelung und mit dem Baumbestand behutsamen umgegangen und eine Vielzahl an attraktiven Flächen angeboten, die in der Pausenaufsicht gut bewältig werden können. Das Fassadengrün wird folgerichtig schräg an das Dach herangeführt, ohne die Holzfassade negativ zu beeinflussen. Die Arbeit weist überdurchschnittlich große Pausenhofflächen auf. Das Kleinspielfeld ist im Süden hinter die Turnhalle gesetzt.

Die wirtschaftlichen Kenndaten zeichnen sich durch ein niedriges Gebäudevolumen und durch eine günstige Flächeneffizienz von BGF zur Nutzfläche, sowie der Verkehrsfläche zur Nutzfläche auf. Allerdings wird dies durch die deutliche Unterschreitung des Raumprogramms erkauft. Auch weist die Arbeit hohe konstruktiv aufwändige Details auf. Kritisch bewertet wird der geringe Fensterflächenanteil und die geringe Kompaktheit. Der konstruktive Entwurf sieht für die Ausbildung der weitgespannten Decken den Einsatz von im Werk vorgefertigten, elementierten, leistungsfähigen Massivholz-Rippenplatten unter Verwendung von Brettsperrholz und Rippen aus Brettschichtholz vor. Die Primärkonstruktion wäre zu konkretisieren. Es kann davon ausgegangen werden, dass die Grundrisse eine sinnvolle Anordnung einer ausreichenden Anzahl an Stützungspunkten zulassen. Eine wirtschaftliche Umsetzung der vorgeschlagenen Holzbaukonstruktion wäre umsetzbar. Die Verwendung von vorvergrautem Tannenholz für die Außenbekleidung wird als regional verfügbares Produkt begrüßt. Zusammenfassend begrüßt die Jury den Ansatz, die Grundschule räumlich aufzugliedern und kleinere zusammenhängende Einheiten zu bilden, die dem Maßstab der Kinder gerecht wird. Dennoch ist die Jury nicht vollumfänglich davon überzeugt, ob sich die angestrebten Inneren Raumqualitäten durch die sehr eng stehenden Einzelbaukörper und die tiefen Fugen erzielen lassen.
Ansicht

Ansicht

Cluster

Cluster

Längschnitt

Längschnitt

Modell Übersicht

Modell Übersicht

Modell

Modell

Modell

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