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Einladungswettbewerb | 09/2023

Quartiersentwicklung Ehemalige Daimlersiedlung in Stuttgart-Hallschlag

Anerkennung

Preisgeld: 10.575 EUR

Fink+Jocher Gesellschaft von Architekten und Stadtplanern mbH

Stadtplanung / Städtebau

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Konzept langfristig
Der Freiraum wird unter Berücksichtigung diverser Ansprüche aufgewertet und durch wichtige Elemente ergänzt.
Er nimmt Bezug auf den geschichtlichen Kontext aber auch die zukünftigen Herausforderungen im Zuge des Klimawandels. Das neue Quartier erhält einen neuen, identitätsstiftenden Platz, der zwischen den Niveaus sowohl sozial, funktional und gestalterisch vermittelt. Darüber hinaus wird der Süden des Gebiets in einer weitestgehend durchläufig und zusammenhängend begrünten Struktur angelegt und der Norden als offener, aber durchaus schattenstpendender, aktiver Bereich. Um die beiden Wohnbereiche herum befindet sich ein Grüngürtel, der sich vernetzte bestehenden und auch neu angelegte Biotope enthält.

Konzept kurzfristig
Der Platzbelag des vorläufigen Platzes setzt sich aus dem unregelmäßig gebrochenen Bestands-Asphalt als auch eingelegten Travertin-Platten zusammen. Außerdem führen mobile Treppen anstelle der ehemaligen Zufahrten zur höher gelegenen Fläche hinauf während die Wände dazwischen zu Boulderanlagen umfunktioniert werden. Zwischen den bestehenden Pavillons wird eine kleine Baumschule mit jungen und leichten Bäumen in den vorhanden Pflanzflächen angelegt. Diese Bäume werden in Phase 2 in die offene Wiesenfläche über der neuen Tiefgarage gepflanzt. Eine Pergola dient als Stütze für die jungen Gehölze aber auch als dortige Schattenspenderin.

Neue Quartiersmitte
Der Platz leitet sich von der Idee des Steinbruchs ab und soll ein neuer, belebter Ort der Zusammenkunft werden. Durch den Rückbau der Tiefgarage wird neuer Platz generiert und ein Steinbruch entsteht durch das variiernde Terrassieren des neu entstehenden Wiesenhangs. Die Modellierung ist mit Sitzkanten aus Travertin und Holzauflagen gefasst. Der Platzbelag aus Travertinplatten setzt sich aus einem römischen Verband zusammen. Sickerfugen ermöglichen es, den stark von Überschwemmung bedrohten Ort zu entwässern. Zwischen den Fugen können sich mikroklima-positive Pionierarten niederlassen, deren Wachstum durch die Trittstörung begünstigt werden. Die Barrierefreiheit wird durch den bestehenden Aufgang im Süd-Westen des Platzes ermöglicht als auch durch den Aufzug im Verwaltungsgebäude.

Rostocker Straße
Die Freiräume an den Zeilenbauten sollen als eine große, durchgrünte Einheit wahrgenommen werden, ohne wichtige Funktionen der Entsorgung und Mobilität hintenanzustellen. Die bereits hochwertigen Freiräume im Südwesten werden bis an die Straße vorgezogen. Damit einher geht ein Rückbau der Parkplätze entlang der Rostocker Straße als auch die Verschlankung ihres Straßenprofils. Der bestehende große Parkplatz wird als Potentialfläche angelegt und wird somit zu einer reaktiven Fläche, die wandelbar ist. Er wird zunächst so angelegt, dass Parkplätze für den Bring- und Holverkehr vor der neuen Kita angebracht sind, jedoch in Richtung des Quartiersplatzes die Stellplätze nur noch Ladesäule bereitstellen. Zudem wird aus dem Großteil des ehemaligen Parkplatzes ein Parkband, das von der Kita zum Quartiersplatz führt. In den grünen Zwischenräumen der Zeilenbauten werden überdachte Fahrradstellplätze für Mieter:innen als auch Fahrradbügel für Besucher:innen angebracht. Zuletzt werden die versiegelten Flächen unter den Bäumen im Westen der Zeilenbebauung in wassergespeiste Biotope umfunktioniert. Gleichzeitig dient ein Baumwipfelpfad dazu, die Menschen näher in den Kontakt zur Natur zu bringen, ohne in sie einzudringen und sie zu zerstören.

Rostocker Straße
Die Freiräume an den Zeilenbauten sollen als eine große, durchgrünte Einheit wahrgenommen werden, ohne wichtige Funktionen der Entsorgung und Mobilität hintenanzustellen. Die bereits hochwertigen Freiräume im Südwesten werden bis an die Straße vorgezogen. Damit einher geht ein Rückbau der Parkplätze entlang der Rostocker Straße als auch die Verschlankung ihres Straßenprofils. Der bestehende große Parkplatz wird als Potentialfläche angelegt und wird somit zu einer reaktiven Fläche, die wandelbar ist. Er wird zunächst so angelegt, dass Parkplätze für den Bring- und Holverkehr vor der neuen Kita angebracht sind, jedoch in Richtung des Quartiersplatzes die Stellplätze nur noch Ladesäule bereitstellen. Zudem wird aus dem Großteil des ehemaligen Parkplatzes ein Parkband, das von der Kita zum Quartiersplatz führt. In den grünen Zwischenräumen der Zeilenbauten werden überdachte Fahrradstellplätze für Mieter:innen als auch Fahrradbügel für Besucher:innen angebracht. Zuletzt werden die versiegelten Flächen unter den Bäumen im Westen der Zeilenbebauung in wassergespeiste Biotope umfunktioniert. Gleichzeitig dient ein Baumwipfelpfad dazu, die Menschen näher in den Kontakt zur Natur zu bringen, ohne in sie einzudringen und sie zu zerstören.

Multifunktionale Spielwiese
Zwischen den Scheibenbauten wird eine große Wiese mit einem Stadtacker und Spielplatz angelegt. Sie dient als durchlässige und vermittelnder Freiraum zwischen Mobiltitäs-, Treff- und Erholungsorten. Der Stadtacker für Urban Gardening ist von tiefen Hecken begleitet und ist somit vor äußeren Einflüssen geschützt und gleichzeitig biodivers aufgewertet. Baumpflanzungen säumen die übrige Wiese, sodass schattige und lichte Orte entstehen, aber auch die Tiere die Möglichkeit haben über den Köpfen der Menschen hinweg zwischen den Biotopen zu wandern.
Die Spielbereiche liegen in offenen und gut beleuchteten aber auch von den Gebäude aus sichtbaren Bereichen, sodass sich Kinder sicher dort aufhalten können und keine Angstbereiche entstehen. Zudem wird darauf Wert gelegt, die Spielflächen an das Wegenetz anzubinden, um somit ungestörte Zugangswege zur Spielfläche zu haben, die außerhalb von Verkehrsflächen liegt.

Rückbereiche
Die Bereiche außerhalb der Bebauung ergeben einen grünen Gürtel, der sich einmal entlang des Planungsgebiets zieht. Sowohl neu geschaffene Biotope durch den Aufbruch von Beton und Asphalt als auch bestehende werden zur wichtigen Pufferzone zwischen dem Stadtquartier und seiner Umgebung.

Mobilität und Vernetzung
Der Bewegungsfluss im Gebiet ist gesichert durch verschiedene Wegebeziehungen. Zwischen U-Bahn und Busstation wird ein Fahrradschnellweg angelegt. Darüber hinaus ist eine direkte Verbindung von der Brücke im Osten über den Quartiersplatz bis hin zum westlichen Zugang angelegt. Die Quartiersmitte selbst ist frei von MIV und wird lediglich von Fahrradfahrenden oder Spaziergänger:innen genutzt. Die Zufahrt zur erneuerten Tiergarage erfolgt ausschließlich über die Rostocker Straße.

Biodiversität und Klimaanpaasung (Baumarten, Gräser etc., Wasserbewirtschaftung…)
Das Freiraumkonzept steht auch in starkem Bezug zu der vorgefundenen Umwelt und verbessert die räumlichen Qualitäten nicht nur für die Menschen, sondern auf für Flora und Fauna. Ein grüner Biodiversitätsgürtel zieht sich mit verschiedenen atmosphärischen Biotopen um das Gebiet und durch grüne Arme, die in das Gebiet reichen, werden gut vernetzte Biotopkorridore ermöglicht. Besonders wichtig sind die Bereiche in Starkregen- oder Trockenzeiten. Bei Niederschlag funktionieren sie wie ein Schwamm und saugen überschüssiges Wasser aus der Siedlung auf und an trockenen Tagen verdunsten hochwachsende Wiesen, Wasserflächen als auch Baumkronen ihre Wasserreserven und kühlen die Luft ab.




Beurteilung durch das Preisgericht

Auf die komplexe Aufgabenstellung reagiert der Entwurf mit einer überraschenden und starken städtebaulichen Setzung. In nur vier Gebäuden wird das geforderte Raumprogramm untergebracht. Auf der östlichen Seite des Wettbewerbsperimeters setzen die Projektverfassenden ein 15-geschossiges Hochhaus. Dieser Baukörper steht im rechten Winkel zu den bestehenden, heute den Ort prägenden Wohnscheiben. Der heute bestehende Zwischenraum erhält durch dessen Situierung eine interessante räumliche Fassung.

Damit die im Wettbewerbsprogramm geforderten Wohnflächen erreicht werden, wird dieser ergänzende Baukörper wesentlich breiter als die beiden Referenzbauten. Die Wohnungen werden zweiseitig angeordnet. Für die Grundrisse bedeutet dies, dass diese über lange, unbelichtete und daher unattraktive Mittelgänge erschlossen werden. Dies bedingt ausgenommen an den Gebäudeecken, nur einseitig belichtete Wohnungen. Diese Anordnung wird zusammen mit der Erschließung innerhalb des Preisgerichtes kontrovers diskutiert.

Dank der dieser Konzentration der geforderten Flächen bleibt der Freiraum größtenteils unbebaut. Einzig das Baufeld 5 wird richtigerweise mit einem weiteren Baukörper ergänzt, der sich in seinem Volumen wiederum auf die beiden bestehenden Bauten bezieht. Zusätzlich wird der Freiraum mit zwei sorgfältig gesetzten Pavillons ergänzt. Im einen ist die Kindertagesstätte untergebracht, der andere ist als flexibel nutzbares eingeschossiges Haus ausgebildet. Ob es gelingt mit diesen öffentlichen Nutzungen, das verdichtete Quartier zu beleben, wird bezweifelt.

Die grundsätzliche Freiraumtypologie, der die Gebäude umspielenden Grünflächen, wird durch den Gestaltungsvorschlag der Verfasser nicht unterstützt. Die Rostocker Straße verbleibt als Straßenprofil ohne Aufwertung bezüglich ihrer Aufenthaltsqualität und endet an der wichtigen Nahtstelle mit der unattraktiven Einfahrt zur Tiefgarage. Der Steinbruch als Übergang zur Tiefgarage wirkt überinstrumentiert. Ein attraktiver Quartiersauftakt von der U-Bahn kommend, wird vermisst.

Der Umgang mit der bestehenden Tiefgarage ist aus statischen Gründen so nicht möglich.

Die Fassaden-PV-Darstellung widerspricht sich mit der Begrünung und wird in der dargestellten Ausformung hinterfragt.

Die Arbeit zeichnet sich durch eine hohe Kompaktheit und gute Besonnung aus. Beim Hochhaus wirkt sich die große Gebäudetiefe bei der Belichtung, Belüftung und Erschließung der inneren Bereiche jedoch negativ aus und führt zu erhöhten Strom- und Nebenkosten.
Die Konstruktion des Punkthauses in Holzbauweise wird begrüßt.

Durch den geringen Dachflächenanteil besteht ein relativ kleines Aktivsolar-Potential. Die Brüstungsbänder der Fassaden des Hochhauses zeigen eine Kombination aus PV-Flächen, die einen guten Beitrag darstellen, und eine fassadengebundene Begrünung, deren Funktionalität kontrovers diskutiert wird. Der gewünschte Fassadenbegrünungsanteil wird nicht erreicht.

Das Regenwassernutzungskonzept wird grundsätzlich begrüßt. Aufgrund der im Verhängnis zur Bewohnerzahl aber relativ kleinen Dachflächen wird diese nur einen begrenzten Beitrag zur Bewässerung und zur Toilettenspülung liefern können.

Durch den geringen Fußabdruck der Gebäude und die intensive Begrünung der Freiflächen und die Dachbegrünungen ist die stadtklimatische Qualität der Quartiersoberflächen positiv zu sehen.

Der einfache, in seiner Ausformulierung konsequente Lösungsvorschlag überrascht und gefällt. Leider fehlt der Außenraumgestaltung die notwendige Kraft, um auf diese klare städtebauliche Setzung zu reagieren und die klare Entwurfsidee zu stärken.
Perspektivische Freiraumplanung auf langfristig erneuter Tiefgarage

Perspektivische Freiraumplanung auf langfristig erneuter Tiefgarage