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4. Rang 5 / 5

Offener Wettbewerb | 03/2023

Neubau Fuss- und Veloverbindung Passerelle Steinachstrasse (CH)

5. Rang / 5. Preis

Preisgeld: 10.000 CHF

Noel Faeh

Architektur

Marc Küttel Architektur

Architektur

Gian Domenic Schmid Architekt

Architektur

S+K Bauingenieure AG

Tragwerksplanung

Chaves Biedermann Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Als Schlüsselstelle der St. Galler Velovorzugsroute überbrückt die neue Passerelle die Steinachstrasse als potentielle Gefahrenstelle und verbindet die bestehenden Grünräume des Stadtparks und des Kantonsspitals.
Das Ziel des vorliegenden Projekts ist, nicht nur für den Velo- und Fussverkehr eine attraktive Querung der Steinachstrasse zu schaffen, sondern dadurch die Zugänglichkeit des Athletik Zentrums, wie auch der angrenzenden Museen als personenintensive Anziehungspunkte im Stadtbild zu stärken.
Die Führung beginnt mit grosszügigen Kurvenradien auf dem Vorplatz des AZSG, führt über eine kontinuierlich gebogene Passerelle südlich entlang dessen Fassade vorbei und quert die Steinachstrasse auf Höhe der Frohbergstrasse mit einer Brücke, wo am bestehenden Wegenetz orientiert, die Velovorzugsroute vortrittsberechtigt in die Spitalstrasse geführt wird.
Die einfache und klare Geometrie des Bogens und der V-Stützen verleihen der Passerelle einen charakteristischen Ausdruck der Leichtigkeit, der sich sensibel ins Ortsbild einbettet.
Die städtebauliche Form der Passerelle zeichnet sich als geschwungenes Bogensegment ab, welches sich dem AZSG allmählich nähert und sich gleich wieder davon entfernt. Durch die kontinuierliche Kurvatur tritt die Passerelle in einen spannungsvollen Dialog mit der geradlinigen Fassade und erlaubt eine klare Loslösung der beiden Bauwerke voneinander.

Beurteilung durch das Preisgericht

Konstruktion und Wirtschaftlichkeit
Für die 155 m lange Passerelle wird ein 5-feldriger Durchlaufträger mit Stahlkasten und flügelartigen Auskragungen der Brückenplatte gewählt. Die Querrippen werden auf der Unterseite mit Streckblech-Platten verkleidet, welche zick-zack-förmig dem Verlauf folgen. Die V-förmigen Stützen sind ebenfalls aus Stahl und für die Farbgebung der ganzen Konstruktion sorgt eine anthrazitblaue Deckbeschichtung.

Die Nachhaltigkeit des Projekts zeichnet sich durch die Dauerhaftigkeit der materialsparenden und unterhaltsarmen Stahlkonstruktion sowie durch die Kreislauffähigkeit der Materialien aus (100 % recyclebar).

Da die Brücke fast vollständig im Werk vorfabriziert und beschichtet werden kann, ist eine rasche Montage und dadurch eine kurze Bauzeit sichergestellt. Der Bauablauf erfolgt in den vier Phasen: Vorarbeiten (inkl. Abbrüche, Baumfällungen), Erstellen der Widerlager, Fundamente und Stützen, Montage der elf Brückenteile und zum Abschluss die Anpassungen an der Steinachstrasse, die Gestaltung des Vorplatzes beim Athletikzentrum und der Parkstrasse sowie des Bereichs Kantonsspital / Spitalstrasse. Das Projekt gehört in die Kategorie mit mittleren Baukosten.

Städtebau und Architektur
Die Passerelle verläuft entlang der Südseite des Athletikzentrums in einer sowohl vertikal als auch horizontal geschwungenen Linienführung, welche sich dem Gebäude allmählich nähert und sich gleich wieder davon entfernt, sodass ein Dialog mit der geradlinigen Fassade entsteht und die beiden Bauwerke klar voneinander losgelöst sind.
Der Vorplatz des Athletikzentrums wird zu einem Begegnungsraum mit einer gewissen Grosszügigkeit, indem die Parkstrasse auf das Niveau des seitlichen Trottoirs gehoben wird. Mit farblich unterschiedlichen Belägen wird der Verlauf der Velovorzugsroute über den Platz / Freiraum sichtbar gemacht. Die vorgesehenen Sitzgelegenheiten wie auch das Brunnenelement machen den Platz attraktiv, müssen aber noch besser auf die Anlieferbedürfnisse des Athletikzentrums abgestimmt werden.

Die Anpassung und Verschiebung der Steinachstrasse nach Süden haben zur Folge, dass der Vorbereich vor dem VBSG-Depot stark verkleinert wird und alle Bäume weichen müssen.

Funktionalität und Nutzung
Die Passerelle weist eine lichte Breite von 4.20 m auf. Mit farblicher Gestaltung werden die Bereiche für den Fussverkehr und den Veloverkehr optisch gekennzeichnet, sodass sichere Bereiche zugewiesen werden können. Für die Velovorzugsroute stehen 2.40 m mit rötlichem Belag, für den Fussverkehr ein 1.20 m ocker eingefärbter Streifen zur Verfügung. Dazwischen liegt ein 0.6 m breiter Sicherheitsabstand mit einer hellen Einstreuung.

Auf beiden Seiten wird die Velovorzugsroute vortrittsberechtigt weitergeführt. Damit dies bei der Museumstrasse möglich ist, werden die Motorfahrzeuge im Einbahnverkehr über den Platz in die Steinachstrasse geführt und die Parkstrasse vor der Einmündung der Museumstrasse für Motorfahrzeuge unterbrochen. Die Erschliessung des Quartiers ist zwar erschwert, aber auch bei diesem geänderten Verkehrsregime gewährleistet. Bei der Spitalstrasse wird zur Kennzeichnung des Vortritts der Velovorzugsroute rötlicher Belag verwendet.

Der Platz vor dem Eingang zum Athletikzentrum bleibt ähnlich gross wie heute. Zum Fuss- und Velobereich ist aber keine bzw. nur farbliche Trennung vorgesehen, was bei Anlässen im Athletikzentrum zu Konflikten führen kann. Positiv ist, dass auf der Steinachstrasse weiterhin Radstreifen angeboten werden, wenn auch mit minimaler Breite. Weshalb das östliche Ende des Radstreifens beim Fussgängerstreifen liegt und nicht bei einer Seitenstrasse, die eine Vernetzung ermöglichen würde, bleibt unklar.

Die Bushaltestelle auf der Seite des VBSG-Depots bleibt etwa am heutigen Standort. Auf der Seite des Athletik-Zentrums wird die Bushaltestelle unter die Passerelle verlegt, sodass die Steinachstrasse nach Süden verschoben werden muss und für die Baumreihe auf der Südseite kein Raum mehr zur Verfügung steht. Leider ist die behindertengerechte Verbindung von dieser Bushaltestelle zum Vorplatz des Athletikzentrums nur mit zweimaliger Querung der Steinachstrasse und nicht wie heute über eine Rampe möglich.

Die Fahrbahn der Passerelle wird mittels Lichtbändern beleuchtet, die in den beidseitigen Handläufen integriert sind. Die Grundbeleuchtung unter der Passerelle erfolgt durch Leuchtkörper zwischen den Querrippen und wird durch eine szenische Beleuchtung hinter den lichtdurchlässigen Streckblech-Elementen ergänzt.

Gesamteindruck
Das Projekt EN PASSANT schafft eine attraktive Verbindung zwischen dem Stadtpark und dem Grünraum beim Kantonsspital und wertet die Freiräume beim Athletikzentrum geschickt auf. Zudem ist das elegante bogenförmige Brückenbauwerk auf beiden Seiten sehr gut mit dem bestehenden Netz verknüpft. Erkauft werden diese positiven Aspekte durch Konfliktpunkte vor dem Eingang zum Athletikzentrum, durch den Unterbruch des nördlichen Trottoirs der Steinachstrasse für nicht treppensteigende Personen und durch die notwendige Verschiebung der nördlichen Bushaltestelle mit der Fällung der Baum reihe vor dem VBSG-Depot.
4. Rang 5 / 5