Selbstbewusst im Stadtraum präsentiert sich der streng orthogonale viergeschossige Baukörper einerseits als Gegenüber des Rathauses, andererseits im qualitätvollen und gegliederten Freiraum des Platzes und dem Gartenhof.
Typologisch als Atrium in konsequentem Holzbau konzipiert, beeindruckt der Stadtbaustein durch seine minimalistische und präzise Grundrissorganisation. Der Duktus der Grundrissstruktur wird kontrovers diskutiert. Während einerseits die großzügigen Erschließungsbereiche des gedeckten Atriums honoriert werden, Orte der zufälligen Begegnung und der Gemeinschaft, wird aber auch der Charakter eher mit einem Wohn-heim als einem Wohn-haus assoziiert, das eher ein introvertiertes Wohnen erwarten lässt.
Die Wohn- und Gemeinschaftsbereiche erscheinen dennoch in Proportion und Orientierung gut gegliedert und organisiert. Die gelungene Fassade aus einem Wechsel aus zur Rettung nutzbaren, schmalen Balkonbändern, die in der Nutzung als Balkon eingeschränkt wirken, und der präzisen Lochfassade mit Schindeldeckung samt konstruktivem Holzschutz unterstreicht die minimalistische Gesamtkonzeption, zugleich verstärkt sie aber auch den seriellen und daher an ein Wohnheim erinnernden Gesamtcharakter. Die Ausrichtung der Balkonzone wirkt rigide und gleichförmig, befördert nicht die Wirkung und Adresse.
Auch wirken die öffentlichen und privaten Eingänge nach Außen hin unscheinbar und unterdimensioniert, wenngleich sich jeweils angemessene Entrées und Eingangssituationen im Inneren anschließen.
Die Ansätze zu Kompaktheit, Ressourcenschonung, Energieeffizienz und reduziertem Materialeinsatz werden begrüßt.
Die Bezüge vom Haus zum Freiraum erscheinen im Entwurf vernachlässigt. Eine barrierefreie Zuwegung zum Kastanienhof ist nicht zu erkennen, ursächlich durch die Intention den Baukörper niveaugleich im Stadtraum zu platzieren.
Die Zufahrt zur Parkierung im Hof wirkt unterdimensioniert.
Der Entwurf als ein wertvoller Beitrag in der Diskussion um eine sensible Organisation eines sich gestalterisch zurücknehmenden Stadtbausteins empfunden. Besondere Würdigung erfährt die schlichte und reduzierte Prägung der äußeren architektonischen Erscheinung mit Blick auf Relevanz und Wesentliches.
Freianlagen
Die Idee, einen Grünraum von der Kirche bis in den Hof des Gebäudes zu ziehen und entsprechend zu formalisieren (Einzelbäume mit Sitzbänken) schafft dem Gebäude zwar ein dienliches Umfeld, wird aber der städtebaulichen Situation und den unterschiedlichen Atmosphären von Platz und Gartenhof nicht gerecht. So überformt die Arbeit auch die vorhandene Hofgartensituation zu stark. Die Verlegung der Erschließung auf die Südseite des Gebäudes führt zu einer weiteren Versiegelung in diesem Bereich. Der Garten selbst wird angeschnitten und formal vom Gebäude abgesetzt ohne dass ein Mehrwert für das Ensemble deutlich wird. Eine Verknüpfung mit dem Gebäude wie auch eine barrierefreie Erschließung aus dem Gebäude heraus sind nicht gegeben. Auch ist durch Eingriffe in den Bodenbereich von einer Schädigung der Kastanie auszugehen.
Energie und Nachhaltigkeitskonzept
- Sinnvoller Einsatz von Holz als Baustoff
- Gute Tageslichtversorgung der Kernzonen durch das Atrium
- Natürliche Querlüftung über Atrium möglich – jedoch im Sinne des Schallschutzes schwierig umsetzbar im Betrieb
- (zu) hoher Verglasungsanteil an Nord-Ostfassade, geringer Verglasungsanteil Süd-Ostfassade.
- 1/3 der für Wohnraum attraktiven Süd-Ostfassade durch Treppenhaus belegt
- Nutzung des Laubengangs bei aktiviertem außenliegendem Sonnenschutz schwierig.
- Lüftungskonzept Veranstaltungsräume mit dichter Belegung unklar.
- Energiekonzept mit Außenluft-Wärmepumpe. Aufstellort der Außenlufteinheit unklar.
- Keine Regenrückhaltung auf den Dachflächen ersichtlich. Ein Regenrückhaltungskonzept muss noch ausgearbeitet werden