modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neuordnung Areal Treibhaus Münnerstadt

Perspektive 1

Perspektive 1

ein 3. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

becker + haindl architekten.stadtplaner PartGmbB

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Städtebauliche Konzeption - generelle Leitlinien
- Ausbilden einer städtebaulichen Grundstruktur, welche die landschaftsräumlichen Gegebenheiten aufnimmt und die den
besonderen Standortbedingungen der Insellage mit dem bestimmenden Element Wasser Rechnung trägt.
- Verzahnung des bisher vom restlichen Stadtkörper getrennten Areals mit den umliegenden Quartieren durch Schaffung neuer Anbindungen an das
umgebende, bestehende Wege- und Straßennetz.
- Anlage von zentralen öffentlichen Räumen, die Möglichkeiten der Aneignung bieten. Schaffung von niederschwelligen und flexibel nutzbaren
öffentlichen Bereichen, die den vielfältigen Bedürfnissen einer heterogenen und modernen Stadtgesellschaft dienen.
- Schaffung von überschaubaren Nachbarschaften in Wohnhöfen mit privaten und halböffentlichen Außenraumflächen, die in einen
übergeordneten städtebaulichen Rahmen eingebunden sind und die sich zu den Landschafts- und Wasserräumen öffnen.
- Durchmischung der einzelnen Quartiersbereiche mit unterschiedlichen Gebäudetypen, welche die Entwicklung von innovativen und
flexiblen Wohnformen ermöglichen, die für Bewohner mit unterschiedlichen Lebens- und Einkommenssituationen geeignet sind und die
Voraussetzungen zur Anlage von gemischten, generationenübergreifenden Wohnformen bieten.
- Schaffung eines weitestgehend autofreien Stadtquartiers, welches den Fußgänger- und Radfahrverkehr Vorrang einräumt.
- Erhalt einzelner Bestandsbauten zur Identitätsstiftung des neuen Stadtquartiers.
- Klimaangepasste Entwicklung der Stadtstruktur

Autofreies Stadtquartier
Der PKW-Fahrverkehr wird am Eingang des Quartiers in die zentrale Quartiersgarage abgeleitet. Hier sind erdgeschossig Einrichtungen der Mobilitätsstation, mit car-sharing Plätzen, Paket Station, Fahrradwerkstatt, E-Ladestationen für PKW und e-bikes, sowie Platz für Lastenfahrräder und Transport- oder Bollerwagen eingerichtet, direkt dem Quartiersplatz und der "Mitte" zugeordnet. Die autofreie Fuß- und Radwegerschließung wird von Norden - über den Quartiersplatz - nach Süden in den freien Landschaftsraum geleitet. Die einzelnen Nachbarschaften sind über ein öffentliches Wegenetz, miteinander verbunden. Sie werden zum Teil durch die begrünten Gewächshäuser und weiter über das Talwasser bis zur Altstadt geführt.

Anbindung an die Umgebung - "Erlebbarmachen“ des Quartiers
Durch die Herstellung neuer Fuß- und Radwege wird ein "Erleben" des bisher weitgehend unzugänglichen Geländes und des Talwassers erreicht. Durch die Renaturierung der Auelandschaft kann das Erlebnis Wasser den Bewohnern nahegebracht werden. Eine Anbindung des neuen Stadtquartiers, durch die zum Teil verbleibenden Gewächshausstrukturen, der Aue und dem Quartiersplatz, an die angrenzenden Stadtteile ist vorgesehen. Der ringförmige Fuß- und Radweg stellt eine optimale und einfache Erschließung für die Anwohner und Besucher dar. So entstehen kurze Wegeanbindungen zum Bahnhof, den angrenzenden Stadtteilen und zur Altstadt.

Leben im Quartier - Der Quartiersplatz - die "grünen" Hallen
Das Leben im Quartier definiert sich zum einen aus überschaubaren Nachbarschaften, den öffentlichen Erschließungswegen, die den Charakter eines "shared space" haben und eines zentralen Quartiersplatzes. Kreuzförmig treffen die Hauptwege am Quartiersplatz aufeinander. Als "Wohnzimmer" markiert der Quartiersplatz die Mitte des Quartiers. Der Platz dient als Treffpunkt der Bewohner, zum Spielen und Verweilen angelegt. Quartiersfeste finden statt, zentrale Einrichtungen, co-working Flächen und eine Wohngruppe für Menschen mit Behinderung, Senioren Wohnen, als auch alternative Wohnformen sind zentral in unmittelbarer Nähe zum Quartiersplatz angesiedelt, um Kontaktbarrieren nicht erst entstehen zu lassen und einen Austausch zu vereinfachen. Nachbarschaftliche Gemeinschaft findet auch in den angrenzenden "Gewächshäusern" statt, diese werden teils als offene, begrünte Strukturen, aber auch als kleine Wohnzimmer angeboten, für unterschiedliche Aktivitäten. Die Strukturen der ehemaligen Gewächshäuser werden begrünt und in die Freianlagen einbezogen. So wirken die Bestandsgebäude der ehemaligen Gärtnerei identitätsstiftend und dienen den Bewohnern als innovative Aufenthaltsbereiche.

Leben im Quartier - Bau- und Wohnstruktur

Die Mischung unterschiedlicher Wohnformen lässt ein vielfältiges Wohnangebot für eine heterogene Bewohnerschaft entstehen. Die EG-Wohnungen verfügen über kleine Gärten, die je nach Bedarf zum Gärtnern, Spielen und Verweilen genutzt werden können. Es entstehen differenziert ausgebildete Außenbereichszonen, die sowohl gemeinsame Aktivitäten der Quartiersgemeinschaft im "halbprivaten" Gemeinschaftsbereich der Wohnhöfe als auch private und individuelle Außenraumaktivitäten der Bewohner ermöglichen. Je nach Situation werden neben herkömmlichen Wohnformen "Clusterwohnungen" für diverse Alters- und Zielgruppen, alternative Wohnformen für Baugruppen, und Atelierwohnungen angeboten. Zur Umsetzung kommen als Träger Genossenschaften, Baugemeinschaften, Bauträger und private Bauherren in Betracht. Familien und Menschen mit unterschiedlichen Lebens- und Einkommenssituationen bilden die Nachbarschaften. In den zentralen Bereichen sind die Erdgeschosszonen gewerblich genutzt. Den Lebensbereichen Wohnen und Arbeiten werden so innovative Entwicklungsmöglichkeiten eröffnet.


Beurteilung durch das Preisgericht

Die städtebauliche Leitidee über Wohnhöfe verschiedene Quartiersbereiche mit unterschiedlichen Gebäudetypen zu bilden, die sich zum Talwasser hin öffnen, kann durchaus überzeugen. Die Verzahnung des Talraumes mit den Wohnhöfen schafft einen guten Übergang von privaten und öffentlichen Freiräumen.

Auch der Ansatz, das Quartier weitgehend autofrei zu organisieren wird begrüßt. Dies wird erreicht durch die Erschließung des Gebiets über die Schwimmbadstraße mit zentralem Parkhaus an der Zufahrt.

Der Talraum der Talwasser wird freigehalten, wobei in dem Grünraum mit der Schaffung von Pergolen und Glaspavillons als Quartierstreff etc. einerseits eine Reminiszenz an die Treibhäuser entsteht, jedoch auch der Zusammenhang zum neuen Siedlungsbereich abgrenzt wird.
Zudem führt die kreuzförmige Überschneidung mit der ebenfalls von Pergolen überstandenen Wegeachse zu einer etwas überdimensionierten Geste.

Die Anbindung an die Altstadt für Fußgängerinnen und Fußgänger wird über eine Zuwegung über die Friedhofsstraße und eine neue Zuwegung von der Grube über die Talwasser gut gewährleistet. Dieser Weg endet richtigerweise auf einen Quartiersplatz, der allerdings mit dem angrenzenden Baukörper des Mobility-Hubs mit Quartiersgarage zu wenig aktive Platzränder aufweist und somit keine ausreichend attraktive Atmosphäre entfaltet. Zudem sprengt die Massivität dieser Baukörper den städtebaulichen Rahmen.

Die angebotenen Wohngebäude, vorgeschlagen in modularer Holzbauweise, lassen eine hohe Grundrissflexibilität und das Zusammenschließen von Wohnungen zu. Die Wohnhöfe, die zum Spielen, Treffen und Verweilen einladen sollen, sind im Entwurf allerdings noch sehr indifferent ausgearbeitet.

Die dargestellten Ziele für die Schaffung eines klimagerechten Stadtquartiers werden begrüßt. Die hierzu vorgeschlagenen Maßnahmen wie hochgedämmte Fassaden bzw. PV-Anlagen etc. bieten angemessene Lösungsansätze, stellen aber keinen zusätzlichen modellhaften Beitrag dar. Der vorgeschlagene Umgang mit dem Niederschlagswasser mit Abführung in Mulden zur Verdunstung bzw. Zuleitung zur Talwasser sowie der weitgehende Verzicht auf die Versiegelungen von Wegen werden positiv beurteilt.

Insgesamt bietet der Entwurfsvorschlag eine robuste städtebauliche Struktur, die auch in den Grünräumen interessante Beiträge zum Ort liefert. Die massive Bebauung im Osten des Quartierplatzes wird allerdings sehr kritisch gesehen.
Perspektive 2

Perspektive 2

Konzeptskizzen

Konzeptskizzen

Lageplan

Lageplan

Schnittansichten

Schnittansichten