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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Neubau Grundschule in Heinsberg-Grebben

Perspektive Eingang

Perspektive Eingang

Anerkennung

Preisgeld: 6.000 EUR

Hausmann Architektur

Architektur

pvma - pfeiffer.volland.michel.architekten GmbH

Architektur

RABE LANDSCHAFTEN | ARGE STUDIO URBANE LANDSCHAFTEN

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliche Adresse
Die städtebaulich kontextuelle Situation, sowie die wertvolle Vegetations- und Gehölzstruktur, findet sich in unserem Entwurfsansatz entsprechend der Aufgabenstellung wieder: Städtebauliches Ziel ist es, eine der Lage des Plangebietes mit seinem bedeutsamen Baumbestand angemessene Bebauung zu entwickeln, die sich in Ihrer Kubatur als vermittelndes Gelenk zwischen Sporthalle, Gewerbe- und Wohngebiet versteht.
Der Neubau erhält somit, wie selbstverständlich eine klare städtebauliche Adresse an der Karl-Arnold-Straße und bildet somit einen städtebaulich verträglichen Übergang zu dem heterogenen Umfeld des Wettbewerbsgrundstückes. Formal orientiert sich unser Entwurf weniger an den direkt umgebenen Bauten und deren klassischen Setzung als vielmehr an der Verzahnung mit den besonderen Qualitäten des Ortes.

Klimagerechte Architektur
Der Neubau für die Grundschule Grebben soll ein Referenzprojekt für nachhaltiges, klima- und kreislaufgerechtes Bauen werden. Die Schule und Freianlagen werden ressourcenschonend aus natürlichen Rohstoffen und teilweise aus wiederverwendeten oder -verwerteten Baumaterialien konstruiert. Die zusätzliche Verwendung von Naturbaustoffen schafft eine gute und gesundheitsfördernde Atmosphäre für die großen und kleinen Nutzer*innen. So kann es am Ende seines Nutzungszyklus in einzelne Bauteile zerlegt werden, die an anderer Stelle eine neue Nutzung erfahren und „wieder Haus werden“.
Spätere Optionen zur Nachnutzung und Weiterverwendung werden mitgedacht – das Gebäude ist als Holzskelettbau konstruktiv, aber auch räumlich so konzipiert, dass es im Laufe möglicher Nutzungszyklen an neue Anforderungen und Wünsche angepasst, umgebaut und ergänzt werden kann. Für einen späteren Rückbau sind die Konstruktionen reversibel gefügt und sortenrein trennbar. Bauteile und -materialien können wieder dem Kreislauf zugeführt werden.

Erschließung und innere Organisation
Die Kubatur nimmt wie selbstverständlich die städtebauliche Adresse an der Karls-Arnold-Straße auf und leitet Schülerinnen und Schüler durch das einladende Foyer in den Kern der Schule.
Die dreiflügelige Form ordnet sich in zwei Klassenflügel und einen Verwaltungsflügel. Der Verwaltungsbereich sowie der Lehrerbereich sind bewusst nahe am Eingang platziert, zwischen der städtebaulichen Adresse und der bestehenden Sporthalle.
Die beiden Klassenflügel orientieren sich zum Schulhof und schaffen als Lernfamilien eine direkte Verbindung zwischen Innen- Außenraum.
Die Lernfamilien sind mit einem sehr hohen Flexibilitätsgrad in 400 m² Einheiten unterteilt. Hier entstehen nach den pädagogischen Konzepten der Schule, offene und transparente Cluster, die sämtliche Aspekte einer Lerngemeinschaft integrieren. Dies schließt eine klare Raumstrukturierung durch kurze Wege ein, zentrale Funktionen nahtlos miteinander verbindet.
Die Positionierung der offenen Lernlandschaft zwischen den Differenzierungsraum und der sonderpädagogischen Förderung erlaubt die Erweiterung auf bis zu 90 m² Raum-Einheiten. Die hohe Transparenz schafft die Möglichkeit, sämtliche Differenzierungs- und Lernbereiche einzusehen und miteinander zu verknüpfen.
Kern der Schule manifestiert sich durch die gemeinschaftliche Mitte.
Im Erdgeschoss erweist sich das Forum als die innere Schnittstelle, an der die Klassen- und Verwaltungsflügel zusammentreffen. Die angrenzenden Räumlichkeiten der Küche sowie der zuschaltbare Musikraum, der auch als „Guckkasten-Bühne“ fungier, bieten eine vielseitig nutzbaren Gemeinschaftszone. Analog zum Forum entsteht im Obergeschoss einen gemeinsamen Marktplatz in Verbindung zum Mehrzweckraum für Kunstaktivitäten und der Schülerbibliothek. Hier entfaltet sich eine differenzierte, kreative und ruhige Umgebung, die Begegnungen und Kommunikation fördert. Der durchgehende Luftraum gestaltet eine vielfältige Nutzung der Räume und schafft eine harmonische Verbindung zwischen den übereinanderliegenden gemeinschaftlichen Bereichen.

Freiraumkonzept
Das neue Schulgebäude und die bestehende Sporthalle ist durch ein großzügige Platzfläche gerahmt. Zur Karl-Arnold-Straße weitet sich die Fläche auf und wird zum zentralen Treffpunkt der Schulgemeinschaft mit Bushalt, Sitzgelegenheiten und einer offenen Fläche zum freien Bespielen. Die bestehenden raumprägenden Gehölze auf dem Vorplatz werden in die Planung integriert und bieten ein schattenspendendes Dach.
Im Westen säumt das Gebäude ein großzügiger Grünraum mit vielseitigem Sport- und Bewegungsangebot. Die Bereiche sind in Form von Inseln und Aufweitungen thematisch unterschiedlich gestaltet: eine Spiel- und Ballspielfläche mit Tribüne, welche an ein Laufband anschließt und die Schule nach Westen erschließt, Kletterelemente, urban-gym Angebote, eine Naturholzspiellandschaft, begrünte Schul- und Gartenfelder, sowie ein Gehölzgarten als Augenweide und Artenspeicher.
Die Teilflächen sind von den Innenräumen gut erreichbar und auch am Nachmittag ggf. öffentlich nutzbar. Sie werden durch Sitzkanten begrenzt und bilden dadurch ein gutes Zusammenspiel aus Aktionsfläche und Raum am Rand zum Zuschauen und Beobachten.
Zusätzlich bildet ein Steg ein besonderes Element in der grünen Schullandschaft und dem waldigen Saum im Westen. Ein sensibler Umgang mit dem Erhalt des Baumbestandes und der gleichzeitigen Nutzung der Fläche als Außenspielraum wird möglich. Der Steg ist Wegeverbindung, Bühne, Spielelement und Erlebnisraum.
Im waldigen Saum schließen bepflanzte Retentionsmulden als wassersensible Landschaftsgestaltung an. In Regenzeiten wird hier das Wasser gespeichert und versickert. Die Bereiche können für Naturbeobachtungen genutzt werden. Das gesamte Areal ist so gestaltet, dass das Wasser über eine blaugrüne Infrastruktur entlang der Wege und der Freiräuminseln in die Gestaltung integriert wird. Die Flächenversiegelung wird auf ein Minimum reduziert.
Die bestehende Grünstruktur an den Rändern wird erhalten und bildet einen klimatischen Puffer für Schule und Wohnquartier. Vor allem der waldartige Grünsaum spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Inseln und die Wiesenlandschaften werden durch artenreiche Blühwiesen und Gehölzpflanzungen ergänzt, so dass die Inseln mit den Freiraumfunktionen in eine klimaresiliente, artenreiche Landschaft eingebunden sind.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das windmühlenartige Gebäude bietet mit seiner Positionierung im nördlichen Grundstücksbereich und der Ausrichtung der drei Gebäudeflügel eine eindeutige und einladende Ankommenssituation in Richtung der Karl-Arnold-Straße. Ansonsten sind etwaige städtebauliche Bezüge zum direkten Umfeld wenig ausgeprägt. Die schulbezogenen PKW-Stellplätze sind sinnvoll im nordwestlichen Rand des Grundstücks angeordnet. Fahrradstellplätze befinden sich in unmittelbarer Nähe der verschiedenen Zugänge zum Schulhof. Die Anlieferung der Mensa bzw. der Küche ist wie auch die verkehrliche Erschließung der Sporthalle – mit weiteren PKW-Stellplätzen unter altem Baumbestand – östlich des neuen Schulgebäudes vorgesehen. Letzteres wird im Preisgericht teilweise kritisch gesehen. Der Neubau hält ausreichend Abstand zum Bestandsgebäude, so dass während der Bauphase keine signifikante Beeinträchtigung des laufenden Schulbetriebs zu erwarten ist. Allerdings müssten für den Neubau einige der für den heutigen Charakter des Schulgeländes prägenden Bäume weichen. Die Gestaltung des Außengeländes ist gut nachvollziehbar in verschiedene Ruhe- und Aktivitätsbereiche zoniert, die hohe Nutzungs- und Aufenthaltsqualitäten erwarten lassen. Kritisch gesehen wird je- doch die Anordnung des Multifunktionsfelds hinter der bestehenden Sporthalle, weil dies die Einbeziehung in gebäudenahe Pausenaktivitäten erschwert. Der vorgeschlagene Steg mit seinen vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten ist eine sehr charmante Idee, die andererseits aufgrund der zu erwartenden Instandhaltungsaufwendungen aber auch kritisch gesehen wird.

Die pädagogisch-räumliche Organisation des Gebäudeentwurfs ist weitgehend überzeugend und weist viele Stärken, aber auch einige kleinere Schwächen auf. Die vorgeschlagenen Tandems im Erd- und Obergeschoss sind klar erkennbar und eindeutig als pädagogisch-räumliche Teileinheiten ausgebildet. Garderobenbereiche sind jeweils individuell den Klassenräumen zugeordnet. Gruppenraum und Förderraum können mit flexiblen Wandelementen der „Gemeinsamen Mitte“ zugeschaltet werden. Ob dies im Schulalltag regelmäßig zum Tragen kommt und die Räume nicht doch eher als eigenständige Räume genutzt werden, wird in der Jury unterschiedlich bewertet.

Das Forum, das zugleich als Mensa fungiert, bindet die drei Gebäudeflügel zusammen und lässt eine gute Orientierung innerhalb des Gebäudes erwarten. Der unmittelbare Bezug zum Schulhof wird positiv gesehen; die Raumtiefe und der eher geringe Fensterflächenanteil lassen jedoch eine eher unter- durchschnittliche Tageslichtversorgung erwarten. Trotz der einladenden Geste des Baukörpers in Richtung des Vorbereichs fällt der eigentliche Eingangsbereich eher klein aus. Die räumliche Organisation des Bereichs für Verwaltung und Personal in einem der drei Gebäudeflügel kann überzeugen: Sie ist gut erreichbar und auch die Anordnung der Arbeits- und Aufenthaltsbereiche des Personals im Obergeschoss – mit interner Treppe ins Erdgeschoss – erscheint funktionsgerecht. Der Entwurf erfüllt das vorgegebene Raumprogramm; die Nutzfläche (NUF) liegt um ca. 220 m2 über dem Soll (vornehmlich in den Clusterbereichen).

Das Gebäude soll – soweit möglich – aus wiederverwendeten und wiederverwertbaren Baumaterialien sowie aus Naturbaustoffen errichtet werden. Vorgesehen ist ein Holzskelettbau mit Stahlbetondecken. Die Funktion der Stahlbetondecke als Speichermasse wird in der dargestellten Form kritisiert. Insgesamt ist der vorliegende Entwurf ein zeitgemäßer und gelungener Beitrag, der im Innen- wie auch im Außenbereich grundsätzlich überzeugt und deshalb gute Lern- und Arbeitsbedingungen für die Schulgemeinschaft erwarten lässt. Allerdings weist der Betrag an einigen Punkten erkennbare Schwächen auf, etwa hinsichtlich der innenräumlichen Qualitäten zentraler Bereiche oder das nicht überzeugende Zusammenspiel von Schulneubau und bestehender Sporthalle.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Schnitt Cluster

Schnitt Cluster

Schnitt Aula

Schnitt Aula

Axonometrie

Axonometrie

Piktogramme Konzept

Piktogramme Konzept

Freiraumkonzept Steg

Freiraumkonzept Steg