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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Um- und Ausbau Schloss Neuenburg in Freyburg

Anerkennung

Preisgeld: 12.000 EUR

VON M GmbH

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Michael Wengert - Energiebüro

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Schloss Neuenburg ist ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst. Architektonisch, historisch und geistesgeschichtlich ist es von höchstem Wert. Für die Region und die Menschen identitätsstiftendes Zeichen in der Landschaft, für Gäste ein begehrtes Reiseziel. In diesem Ensemble architektonisch zu arbeiten, ist eine baukünstlerische Herausforderung von größtem Reiz. Die hohe Qualität der Gesamtanlage soll sich in allen neuen Bereichen bis in die Details fortsetzen.

Die Vorburg wird künftig den Charakter der Repräsentation, des Schutzes und der Wehrhaftigkeit wieder deutlicher nach außen tragen. Der äußere Burgring wird geschlossen und wieder erlebbar gemacht. Übergang vom sicheren inneren ins ungeschützte Äußere. Die bauliche Einbindung des Dicken Willem in das System von Mauern und Gebäuden sowie das Freilegen der Wand des Jagdzeughauses machen das Gesamtgefüge Burg in seiner Funktion verständlich und geben gleichzeitig den Besuchern Orientierung über zu nehmende Wege. Nach dem Passieren des neuen Zugangsgebäudes eröffnet ein Hof, groß genug für 60 Personen, den Blick auf die Gesamtanlage. Die Burg als Abfolge von Ringanlagen erschließt sich im Gehen. Vorburg und Hauptburg sind erfahrbar. Gleichzeitig sind Wege klar erkenntlich, bequem und praktisch gestaltet. Optisch zeigt sich die Gesamtanlage als ein über Jahrhunderte organisch gewachsenes System von Bauten und Ideen, das trotz der langen Dauer seiner Entstehung ein harmonisches Ganzes ergibt. Auch das Untergegangene hat seinen Platz, der Weg zum Tor führt an der Ruine des Wehrturms vorbei. Der Zugang zur Kernburg erfolgt über das Kammertor. Die Neubauten ergänzen das Gesamtbild, in das sie sich selbstverständlich einfügen, ohne Aufmerksamkeit erheischen zu wollen. Es sind Funktionsgebäude, Kinder ihrer Epoche, so wie die gesamte Anlage Ausdruck von Epochen ist. Sie führen die Geschichte von Ort und Bauten in der Sprache unserer Zeit weiter. So verstärkt sich die Atmosphäre der Anlage und wird als Ganzes wieder spürbar. Gleichzeitig wird sie heutigen Bedürfnissen an Funktionalität, Nutzungsfreundlichkeit und Barrierefreiheit gerecht. Für Gruppen und Personen mit Mobiltitäseinsschränkungen können Busse direkt am Haupteingang halten und den Ausstieg ermöglichen. Die Begegnung mit Neuenburg beginnt. Auch der Zugang für die auf der Burg Arbeitenden ist effizient. Kurze Wege. Parken im Schatten der Bäume.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Vorburg wird als äußerer Burgring geschlossen und wieder erlebbar gemacht. Der „Dicke Wilhelm“ prägt den Charakter. Die raumbildenden Mauern docken nach den älteren Befunden an und erinnern an die historische Situation. Wendemöglichkeiten werden weder für die Busse, noch für den Werkstattbereich angeboten. Die Fahrradstellplätze befinden sich außerhalb des Wettbewerbsgebiets. Von der Bushaltestelle aus kommend wird zunächst der archäologisch in seinen Fundamenten ablesbare quadratische Turm passiert. Der Zwischenraum zwischen ihm und der nördlichen Wand wird in der Breite als Durchbruch ausgeführt. Die Eingangssituation bleibt damit unauffällig, wird aber im Prinzip durch die Straßenführung betont. Das Besucherinformationszentrum entwickelt als Eingangsgebäude erst später seine Wirkung. Die Situation ist als bescheiden – zurückhaltend – zu kennzeichnen, was z.T. kritisch gesehen wurde.
Nach dem Eintritt gelangt der Besucher auf einen Vorhof, den die alten Mauern umfassen. Durch Außen und Innen wird dieser geschützte Bereich deutlich herausgehoben. In der Verlängerung folgt der Eingang in das Empfangsgebäude, seitlich eines weiteren Hofs, der sich vor dem zweigeschossigen Eingangsgebäude lagert. Der Raum ist für größere Besuchergruppen angemessen nutzbar. Das Besucherinformationszentrum vermittelt als hohes Empfangsgebäude einen Aufmerksamkeitseffekt, bedingt jedoch entsprechend höhere Baukosten. Die Kupferschindeln sind ebenfalls nicht die preiswerteste Lösung, werden vom Charakter her eher als zu laut eingeschätzt und ziehen gegenüber der bedeutenden älteren Architektur zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
Ein Rundgang führt zu den attraktiven Punkten in der Anlage. Er orientiert sich weitgehend an der aktuellen Situation. Der Übergang in den Bezahlbereich findet in der Hauptburg statt. Die Gastronomie lässt sich so problemlos erreichen, ohne dass die Beringmauer massiv durchbrochen werden muss. Ein Durchgang an der nördlichen Wehrmauer ist aber dennoch erweiternd von Nöten. Entlang der nördlichen Wehrmauer geht es wieder zurück zum BIZ. Damit ist der Anfangs- und Ausgangspunkt derselbe, was für den Verkauf im Museumsshop förderlich ist. Über das Außengelände wird annähernd die Höhe einer Etage gewonnen. Was an Höhe noch fehlt ergänzt eine Rampe, die zu einer Brücke führt, die Gäste im Obergeschoss entlässt und von dort über ein Treppenhaus im ehemaligen Silo wieder auf die Eingangsebene zurückführt. Über dem Verkaufsbereich findet sich ein Luftraum, der diesem eine imposante Höhe vermittelt.
Für den Veranstaltungssaal wurde die Stahlkonstruktion in der leergeräumten Scheune wieder verwandt. Das Stuhllager an der Nordwand wurde konträr diskutiert. Die Nordwand eignet sich als einzige als Projektionsfläche. Bis zum First öffnet sich die Halle bis auf zwölf Meter. Höhe ist ein Phänomen, dass die Entwurfsverfasser lieben. Der winkelige Anbau ist klug gestaltet. Das längsdurchgesteckte Foyer erlaubt es, die Naßräume unabhängig vom Saal anzubieten und gleichzeitig einen einzigartigen Ausblick in die Landschaft zu bieten. Die obere Etage nimmt die Technik ein. Der Lückenschluss für die Verwaltung wurde durch die giebelseitige Erschließung als Zweispänner ausgeführt. Das erlaubt es, angenehm proportionierte Büroräume anzubieten. In den Proportionen folgt der Neubau den Nachbargebäuden und entwickelt sich in einer ähnlichen Kubatur. Die große Anzahl an unterschiedlichen Öffnungen wirkt in der Vielfalt der bemühten Themen überzogen.
Die Architektursprache ist zurückhaltend. Die Materialen in der Außengestaltung – Kalkstein, gestockter Beton, Biberschwanz Gradschnitt – erscheinen angemessen. Die Kupferschindeln auf dem Eingangs- und Versammlungsgebäude wurden kritisch gesehen.
Im Freiraum nimmt der Entwurf mit großem Fingerspitzengefühl die Bestandsituation der Vorburg auf und erhält sie in ihrem gewachsenen organischen Charakter. Mit seinen Eingriffen verbessert er durch die Straffung des Wegesystems die Orientierung für die Besucher im Hinblick auf die Lesbarkeit des Rundwegs. Der in seiner Größe etwas missverständliche zentrale Wegeknoten bleibt allerdings erhalten. Die Haupterschließung über den Scheunenhof ist geglückt und eröffnet auf selbstverständliche Weise den Weg in den zentralen Vorhof. Auch die Rückführung der Besucher über Steg und Obergeschoss ist von guter Erlebnisqualität, der Steg bildet als Abschluss des Scheunenhofes einen attraktiven rahmenden Raumabschluss.
Ein programmatischer Schwerpunkt des Entwurfs entfaltet sich am Gutsensemble im südlichen Hof. Der vorgeschlagene Schlossteich wird als attraktiv aber aufwändig diskutiert. Die Setzung der Baumblöcke (als Nachzeichnung des verlorenen Hofabschlusses) führt hier eher zu einer Zerstückelung des räumlichen Zusammenhangs. Die sogenannten Fürstengärten am Brunnenhof liegen hier falsch. Kritisch diskutiert wird auch die wenig kohärente Verteilung der Strukturelemente im Hofbereich. Der übergroßen Fülle im Süden steht eine allzu sparsame Gestaltung im Norden, im Bezahlbereich gegenüber. Schattenspendende Bäume werden vermisst, die Gestaltung der Rasenterrassen werden als etwas überzogen kritisiert und der ausschließlich entlang der Außenmauer geführte Weg verspricht wenig Abwechslung. Freiräumlich eine Arbeit, die in der Zugangssituation und in der Ausbildung des Rundweges gute Ansätze hat, in der Entwicklung der einzelnen Orte aber aus Sicht des Preisgerichts manchmal die falschen Entscheidungen trifft.
Verwaltungs- und Werkstattgebäude Längsschnitt Abwicklung und Ansicht Südwest Abwicklung

Verwaltungs- und Werkstattgebäude Längsschnitt Abwicklung und Ansicht Südwest Abwicklung

Veranstaltungsbereich Querschnitt und Längsschnitt

Veranstaltungsbereich Querschnitt und Längsschnitt

Besucherzentrum Längsschnitt und Querschnitt

Besucherzentrum Längsschnitt und Querschnitt

Verwaltungs- und Werkstattgebäude Grundriss EG

Verwaltungs- und Werkstattgebäude Grundriss EG

Veranstaltungsbereich Grundriss EG/DG

Veranstaltungsbereich Grundriss EG/DG

Besucherzentrum Fassadenschnitt/Ansicht

Besucherzentrum Fassadenschnitt/Ansicht

Besucherzentrum Grundriss EG

Besucherzentrum Grundriss EG

Lageplan

Lageplan

Außenwirkung

Außenwirkung