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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2023

Wohnungsneubau in Dortmund-Hörde

Ansicht Wellinghofer Straße

Ansicht Wellinghofer Straße

1. Preis

Preisgeld: 75.000 EUR

P+ Architekten Ingenieure

Architektur

FL – Freese Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

construct.ING – Büro für Bauwesen GbR

Tragwerksplanung

Kleinmann Engineering

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Erläuterungsbericht zum Wettbewerb

1. Städtebaulicher Kontext
Das Baugebiet 2 und 3 befindet sich im Stadtteil Dortmund Hörde und liegt eingebettet in einem unterschiedlich gewachsenen Altbaubestand entlang der Wellinghofer Straße. Eine Mischung aus 2- bis 4-geschossigen Gebäuden in Form von Blockrand, Gründerzeithäusern und 70er-Jahre-Wohnbauten prägen das heterogene Erscheinungsbild, welches als ruhrgebietstypisch zu bezeichnen ist. Der städtebauliche Zusammenhalt wird zum einen durch die traufseitigen Schrägdächer und zum anderen durch die bis an den Gehweg reichenden Gebäude geformt. Die neu angelegte Planstraße wird das Plangebiet in die Baufelder 2 und 3 unterteilen. Ihre exponierten Ecklagen am Kreuzungspunkt mit der Wellinghofer Straße sollen den Zugang zum neuen Wohnquartier bilden.

2. Leitidee und Entwurfskonzept
Grundgedanke der städtebaulichen Idee ist es, eine bauliche Fortsetzung zum existierenden Gebäudebestand im Rahmen der Planungsvoraussetzungen zu suchen. Für diese Fortsetzung bilden die beiden prägendsten städtebaulichen Raumkanten die Setzung der drei Baukörper aus. Zum einen ist es die Traufkante an der Wellinghofer Straße, die dem Straßenraumprofil seine eindeutige Fassung gibt, auf der anderen Seite der städtebauliche Abzweig am südlichen Grundstücksteil. Aus diesen Linien entwickeln sich für das Baufeld 3 zwei Baukörper: ein Solitärbau und ein linearer Baukörper, der die Raumkante des südlichen Blockrandes aufnimmt und bis zur Planstraße weiterführt. Der Solitär positioniert sich direkt an der Grundstücksgrenze und vermittelt mit seinem mehreckigen Grundriss in alle Richtungen. Der Winkelbau hat einen grünen Vorbereich zur Planstraße und bietet eine angemessene Distanz zur Planstraße. Die neu geschaffene zentrale Platzfläche zwischen den beiden Baukörpern versteht sich dabei als öffentlicher Außenraum und als Entree für das Baufeld 3 und dient der Quartiersnachbarschaft als ruhiger Erholungsraum und ermöglicht die Begegnung zwischen Jung und Alt, Nachbarn und Bewohnern. Der Baukörper im Baufeld 2 orientiert sich zu zwei Seiten hin. Durch die abgestufte Höhenentwicklung vermittelt die Geschossigkeit zwischen den beiden Anknüpfungspunkten zur südlichen und nördlichen Bebauung. Der Hochpunkt des Gebäudes fasst das Entree räumlich zur Planstraße zusammen und senkt sich stufenweise zur nördlichen Bestandsbebauung als Schulterschluss ab. Bei der Ausbildung der Gebäudekonturen werden umliegende Motive der historischen Bestandsbebauung wie Schrägdach, Rücksprünge der Fassade und abgeschrägte Gebäudeecken aufgegriffen, um eine angemessene kleinteilige Maßstäblichkeit zu schaffen, die sich an die Umgebung anlehnt.

3. Architektur I Fassade
Eine geordnete Lochfassade mit einheitlich stehenden Formaten gliedert die drei Gebäude. Um die klare Außenkante der Fassade zu stärken, werden Freisitze als Loggien in die Baukörper eingeschnitten. Ein heller, warmer Ziegelstein erzeugt einen hochwertigen und widerstandsfähigen Eindruck der Gebäude und fasst die drei Einzelbauten zu einem Ensemble zusammen. Mit einer feinen Strukturierung der Fassade werden gestaltprägende Elemente wie Sockel und Lochfassade akzentuiert und zeitgemäß interpretiert. Textile Verschattungselemente sorgen für mobile und lebhafte Akzente. Entlang der Balkone im Innenhof des westlichen Gebäudeteils sind
Berankungselemente für eine vertikale Begrünung vorgesehen. Das Quartier besteht aus einem Wohnungsmix mit 68 Wohneinheiten – davon sind 27 (ca. 40%) geförderte Wohnungen, die sich über alle drei Baukörper verteilen.

4. Erschließung I Zonierung
Die zurückgesetzten Eingänge der Gebäude liegen an den Straßenseiten und bilden gleichzeitig eine sichtbare Adresse und einladende Eingangssituation. Bis auf den Solitär haben alle Häuser ein Hochparterre, das eine angenehme Schwelle zwischen öffentlichem und privatem Raum schafft. Der Solitärbau bietet mit seinem Erdgeschoss in der Nullebene für die Wohneinheiten nicht nur eine problemlose Barrierefreiheit, sondern auch ein breiteres Angebot, den zentralen Platz als gemeinschaftliche Quartiersfläche zu bespielen. Die Eingangsbereiche sind als durchgesteckte Erschließungskerne konzipiert und erlauben den Nutzern eine gute barrierefreie Anbindung an die Straßen-, Platz und Hofseiten. Die Müllräume und Fahrradabstellplätze wurden eingangsweise zugeordnet und sind für die Nutzer komfortabel und auf kurzen Wegen zu erreichen. Die Wohnungen werden ausschließlich von der Straßenseite angeleitert, um die Platz- und Hofflächen von Feuerwehrfahrzeugen freizuhalten. Eine zentrale Tiefgarage befindet sich unter dem abgewinkelten Blockrandgebäude. Ein separater Zugang über die Quartiersscheune erlaubt auch Anwohnern der anderen Gebäude, die Tiefgarage für sich zu nutzen.

5. Freiraumplanung
Die Außenanlagen sind in private und gemeinschaftliche Flächen gegliedert. Einzelne, den Wohnungen zugeordnete, private Gärten sind mit Hecken und Terrassen ausgestattet. Bis auf den Gartenhof auf dem Parkdeck sind alle Flächen öffentlich zugänglich und sollen somit das nachbarschaftliche Zusammentreffen fördern. Die Platzfläche im Baufeld 3 dient der Nachbarschaft als zentraler Verteiler und schafft unterschiedliche Wegebeziehungen in die naheliegenden Grün- und Naherholungsräume. Die Grünflächen werden naturnah gestaltet und bieten neben Obstgehölzen auch Flächen für Urban Gardening. Retentionsflächen werden ausreichend vorgehalten das Oberflächenwasser zu sammeln und kontrolliert abzuleiten. Die Quartiersschuppen bietens nicht nur Unterstellmöglichkeiten, sondern schaffen mit ihren Sitzgelegenheiten einen attraktiven Treffpunkt für die Nachbarschaft.

6. Ausbaupotenzial
Das neue Quartier bietet die Möglichkeit zu wachsen, um dem hohen Wohnungsbedarf in zentraler Dortmunder Lage weiter nachzukommen. Eine Erweiterung an den südlichen Blockrand ist technisch berücksichtigt und wäre nicht nur städtebaulich zu begrüßen. Mit zusätzlichen 10 Wohneinheiten würde das Baugrundstück nicht nur wirtschaftlich, sondern auch nachhaltig positiv ausgelastet.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser der Arbeit 3011 bieten mit ihrem städtebaulichen und architektonischen Konzept eine kontextuelle Antwort zur Bestandslage der Wellinghofer Straße.

Die dreiseitige Ecksituation im Anschluss an das zurückliegende Bestandsgebäude und die Straßenecksituation werden mit einem öffentlichen Platz, auf dem ein solitäres Gebäude geplant ist, in einen städtebaulich wirksamen Zusammenhang gestellt. Die Stellung der Baukörper am Platz und die eröffneten Blick- und Wegebeziehungen zum nördlichen Freiraum bieten den Bewohner*innen einen atmosphärischen Ort und geben dem Konzept einen überzeugenden Charakter. In der Erdgeschosslage werden besondere, eher unempfindlicher Nutzungsarten zugeordnet. Mögliche Konfliktzonen von Wohnnutzungen in der Erdgeschosszone am Platz werden damit wirksam minimiert. Die angebotenen kleineren Wohnungen in den Obergeschossen werden in dem Gebäude positiv gewürdigt. Die Platzoberfläche wird vom Preisgericht als zu steinern beurteilt.

Der Gebäuderiegel entlang der Planstraße leistet mit hohen Öffnungsanteil und unterschiedlich breiten Öffnungen ein belebtes Bild am öffentlichen Raum. Bei der Vielzahl der Brüstungsgeländer ist auf eine zurückhaltende und individuell zu gestaltende Ausführung zu achten. Alle Hauseingänge liegen richtigerweise zur Straße. Die Grundrisse sind gut durchgearbeitet und im Erdgeschoss über zugeordnete Außenflächen, wie von der Ausloberin gewünscht, familienfreundlich angelegt. Die innenliegenden Treppenhäuser bedürfen einer Neuorganisation.

Die Tiefgaragenzufahrt ordnet sich als intergiertes Objekt dem Wohngebäude unauffällig unter. Quartiersschuppen bieten Aufenthaltsorte und Sitzgelegenheiten für die Bewohnerschaft; gewürdigt wird die angebotene Zugänglichkeit zur Tiefgarage aus dem öffentlichen Raum, um den Stellplatznachfragen aus der Nachbarschaft nachkommen zu können.

Das solitäre Gebäude im Norden wird unter Verzicht auf die mögliche Ausnutzung des Bauvolumens verträglich abgestuft, um der Kleinteiligkeit in Körnung und Parzellierung der Wellinghofer Straße entgegen zu kommen. Das Preisgericht würdigt diese Sensibilität, versteht diesen Lösungsansatz als Angebot, dass in der konkreten Ausführung hinsichtlich der Höhenabstufungen noch nicht gänzlich überzeugt. Die Reduzierung der Baumasse allerdings führt zum Verlust an Nutzflächen. Die angebotene Idee der Verfasser zur Erweiterung des Gebäuderiegels im Süden sollte nach Auffassung des Preisgerichtes weiterverfolgt werden.

Die Stellplatzanlage im rückwärtigen Bereich reduziert die Aufenthaltsqualität der gebäudenahen Freiflächen und verstellt die Option einer Anbindung der neuen Platzsituation an den Freiraum nördlich der Planstraße. Hier kann die Gestaltung und Zonierung des Außenraumes überdacht werden.

Gestalterisch arbeitet der Entwurf mit einer geordneten Lochfassade, mit Höhenstaffelungen im Wandaufbau, Eckgeometrien und einer lebendigen Dachlandschaft, die sich der umfassenden Gebäudeseiten anpasst. Eingeschnittene Loggien zur Straße sind hinsichtlich ihrer Lärmverträglichkeit in der weiteren Planung zu prüfen. Die Qualitäten der Gebäudekörper werden durch die Ausführung in Vollziegelbauweise hochwertig geprägt und sollten im weiteren Planungsprozess gehalten werden.

Beurteilung Nachhaltigkeit
Der Entwurf ist in klimafreundlicher Holzhybridbauweise erstellt. Positiv ist Stroh als Dämmstoff und die Brettsperrholzdecke als CO2 Speicher hervorzuheben. Zu überdenken ist, ob auf der Innenseite der Außenwände nicht eine Installationsebene im Mietswohnungsbau dauerhafter wäre. Die Fassadengestaltung mit einem Vormauerziegel hat einen großen »grauen« Primärenergie und CO2 -Rucksack. Gleichwohl ist die Fassade widerstandsfähig und langlebig.
Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Schwarzplan

Schwarzplan

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Ansicht Wellinghofer Straße

Ansicht Wellinghofer Straße

Visualisierung Wohnraum

Visualisierung Wohnraum