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Award / Auszeichnung | 05/2023

Brandenburgischer Baukulturpreis 2023

Blick zum Haupteingang

Blick zum Haupteingang

Neues Rathaus Bernau

DE-16321 Bernau bei Berlin, Bürgermeisterstraße 25

Sonderpreis

Preisgeld: 3.000 EUR

studioinges

Architektur

ZPP INGENIEURE AG

Tragwerksplanung

Planorama Landschaftsarchitektur – Maik Böhmer

Landschaftsarchitektur

Müller-BBM Building Solutions GmbH

Akustikplanung, Brandschutzplanung, Bauphysik

Dörner + Partner GmbH

TGA-Fachplanung

Schüßler-Plan

Projektsteuerung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Staatliche und kommunale Bauten

  • Projektgröße:

    7.000m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 12/2017
    Fertigstellung: 10/2020

Projektbeschreibung

Im Jahr 2014 konnte das Architekturbüro studioinges den Wettbewerb für den Neubau eines Rathauses in Bernau bei Berlin für sich entscheiden. Um die an verschiedenen Standorten untergebrachte Verwaltung zentral und bürgernah zu bündeln, sollte im Verbund bzw. in unmittelbarer Nähe zum historischen Rathaus am Markt ein neues Rathaus an der Ecke Grünstraße/Bürgermeisterstraße für ca. 160 Angestellte mit Bürgerbüro und Bürgersaal realisiert werden. Das Bauvorhaben wurde während und vor der Planungs- und Bauzeit durch eine Bürgerbeteiligung begleitet. Eine entwurfliche Herausforderung war dabei die Findung einer städtebaulichen Lösung für das umfangreiche Raumprogramm im Verhältnis zum kleinen Baugrundstück. Im Oktober 2020 konnte das Neue Rathaus Bernau bei Berlin feierlich eröffnet werden.
Eine Hauptidee des Entwurfes bestand in der Schaffung einer angemessenen städtebaulichen Umsetzung in Bezug auf die öffentliche Nutzung und auf die vorgefundene Stadtstruktur. So schafft der Neubau als Baukörper mit eigenständiger Kontur durch Zurückspringen von der Baulinie einen neuen Stadtplatz als städtebauliches Entree und gebührender Eingangssituation für das Rathaus. Dieser Platz steht im Spannungsfeld zwischen Marktplatz und Kirchplatz mit Blickbezug zum historischen Rathaus und zur St. Marien. Gleichzeitig verzahnt sich der L-förmige flachere Bauteil mit der vorhandenen Nachbarbebauung und nimmt die Traufhöhe der Bauten aus den 198oern exakt auf. Der höhere Teil des Gebäudes schafft nicht nur die notwendige Fläche für die Verwaltung, sondern dient zugleich als städtebauliche Dominante am Vorplatz und Eingang zum innersten Stadtkern. Alle öffentlichen Funktionen sind im Erdgeschoss bzw. im ersten Obergeschoss verortet, was sich auch in der Fassadengestaltung abzeichnet. Im Erdgeschoss befinden sich das Foyer, das Bürgeramt sowie ein sich zu Vorplatz und Bürgermeisterstraße orientierendes Bistro. Eine Foyertreppe leitet die Besucher ins erste Obergeschoss, in dem sich - zentral im Haus eingebettet - der für Stadtverordnetensitzungen und andere Veranstaltungen multifunktional nutzbare Bürgersaal befindet. Dem Saal transparent vorgelagert ist die Stadtloggia, die sich zum Vorplatz öffnet und sich als architektonisches Element im Stadtraum zeigt. Das Foyer erweitert den Stadtraum ins Gebäude und erschließt alle öffentlichen Funktionen im Erdgeschoss sowie über die Foyertreppe das Vestibül bzw. den Saal im ersten Obergeschoss. Diese öffentlichen Funktionen können unabhängig von der Verwaltung genutzt werden. Ab dem zweiten Obergeschoss sind die Büros der Stadtverwaltung untergebracht. Alle Ebenen des Gebäudes sind durch einen über die Geschosse versetzt angeordneten, verschachtelten Luftraum miteinander verbunden. So entsteht ein zentral gelegenes Atrium mit vielfältigen räumlichen Situationen für Pausen, Kommunikation und Begegnung. Dennoch ist der Verwaltungsbereich in den oberen Geschossen trotz der räumlichen Verbindung abgeschirmt. Eine öffentliche Dachterrasse, die Stadtloggia und ein öffentlicher Aussichtspunkt auf dem Dach bieten besondere Blicke in die Altstadt von Bernau.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Neue Rathaus Bernau ist Ergebnis eines Wettbewerbs von 2014, mit dem die Stadt Bernau beabsichtigte, ihre kommunale Verwaltung in der Innenstadt zu konzentrieren, die Erreichbarkeit für die Bürger zu verbessern und gleichzeitig eine funktionelle Stärkung und gestalterische Aufwertung des Stadtkerns von Bernau zu erreichen. Eine besondere Herausforderung war, der gegenüberliegenden „Stadtkrone“, der mittelalterlichen Marienkirche, ein souveränes aber nicht konkurrierendes Gegenüber zu schaffen.
Entstanden ist eine neue städtebauliche Dominante. Mit ihrem L-förmigen Bauteil vollzieht sie den Anschluss an die Nachbarbauten, mit dem sechsgeschossigen Kernbau aber erzeugt sie einen selbstbewussten, eigenständigen Baukörper mit starker Bildwirkung. Durch die Fassaden aus Besenstrichputz und Holz entsteht eine Brücke zum Alten Rathaus, aber auch zum historischen, weitgehend verlorenen profanen Stadtbild von Bernau, ohne die Dominanz der ziegelsichtigen Marienkirche zu bestreiten.
Durch das Zurücktreten des Baukörpers aus der historischen Bauflucht wird ein neuer Stadtplatz gebildet, ein verbindender Raum zwischen Marktund Kirchplatz, zugleich ein angemessener und einladender Vorplatz zum Rathaus selbst. Dieser Vorplatz bildet gemeinsam mit Rathausfoyer, Treppenhalle, Bürgersaal, Loggia und Dachterrasse eine öffentliche, architektonische Promenade und erzählt von einer neuen Stadtidentität mit bürgerlicher Teilhabe und Transparenz. Trotz der öffentlichen Zugänglichkeit sind in den oberen Etagen des Kernbausmoderne, konzentrierte und kommunikative Arbeitssituationen für die Verwaltung entstanden mit klug detaillierten Kombizonen, optisch verbunden durch das Atrium als „zentraler Raum“ über alle Geschosse hinweg.
Mit diesem Bau und mit der durch die Stadt Bernau intensiv betriebenen Bürgerbeteiligung ist ein Markstein gesetzt für die weitere qualitätvolle Stadtentwicklung. Die Jury des Brandenburgischen Baukulturpreises 2023 würdigt diese komplexe Gesamtleistung mit einem Sonderpreis.

Haupteingang

Haupteingang

Blick vom Marktplatz

Blick vom Marktplatz

Blick von der Dachterrasse

Blick von der Dachterrasse

Ratssaal

Ratssaal

Stadtloggia

Stadtloggia

Stadtloggia

Stadtloggia

Foyertreppe

Foyertreppe

Atrium

Atrium

Atrium

Atrium

Foyertreppe ins 1.OG

Foyertreppe ins 1.OG

Foer

Foer

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Grundriss 1.OG

Grundriss 1.OG

Grundriss 4.OG

Grundriss 4.OG

Schnittisometrie

Schnittisometrie

Schnitt AA

Schnitt AA

Schnitt BB

Schnitt BB

Ansicht Platz / NO

Ansicht Platz / NO