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Award / Auszeichnung | 05/2023

Brandenburgischer Baukulturpreis 2023

v.l.n.r. ehemalige Orangerie, Synagoge,v Nordtorgebäude

v.l.n.r. ehemalige Orangerie, Synagoge,v Nordtorgebäude

EUROPÄISCHES ZENTRUM FÜR JÜDISCHE GELEHRSAMKEIT Umbau des Nordtorgebäudes und der Orangerie im Schlosspark Sanssouci

DE-14469 Potsdam, Am Neuen Palais

Nominierung

SSP Rüthnick Architekten

Architektur

BfB Büro für Baukonstruktionen GmbH

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Axel C. Rahn GmbH

Bauphysik

guba + sgard LANDSCHAFTSARCHITEKTEN

Landschaftsarchitektur

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Hochschulen, Wissenschaft und Forschung

  • Projektgröße:

    2.586m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2015
    Fertigstellung: 01/2021

Projektbeschreibung

Im Schlosspark Sanssouci wurde das Nordtorgebäudes und die sich westlich anschließende ehemaligen Orangerie von SSP Rüthnick Architekten umgebaut und instandgesetzt.
Die erste akademische Ausbildungsstätte für Rabbiner und Kantoren in Zentraleuropa nach der Schoah stellte die Architekten vor eine besondere Herausforderung: „Der Entwurf des sakralen Raumes war ein ganz besonderes Ereignis!“

Potsdams erste Synagoge mit 50 Sitzplätzen befindet sich in der Mitte des denkmalgeschützten Ensembles. Durch die Kunst in der Synagoge erhielt der Raum nochmal einen besonderen Blickfang und erforderte eine zusätzliche integrative Entwurfsarbeit. Verfasserin des Kunstwerks ist die Meisterschülerin von Georg Baselitz, die Künstlerin SEO.
Im Nordtorgebäude sind das Abraham Geiger Kolleg und Zacharias Frankel College, in der ehemalige Orangerie das Institut für jüdische Theologie ansässig – gemeinsam bilden sie das neue Europäische Zentrum für Jüdische Gelehrsamkeit.

Die ehemalige Orangerie (mit einer Länge von 30 Metern) wurde mehrfach baulich verändert, wie die Umnutzung zu einer Turnhalle zur DDR-Zeit. Die ursprüngliche Nutzung sollte wieder erkennbar werden, in dem das ehemalige Pflanzenhaus den Charakter einer Orangerie zurück erhalten sollte. Dies durchaus assoziativ und mit zeitgemäßen Mitteln. Die heutige Südfassade wurde vollständig rückgebaut und als Glasfassade erneuert. Ein moderner, langgestreckter Baukörper aus Sichtbeton fügt sich in die bestehende Struktur als ein Haus im Haus ein. In der „Pufferzone“, zwischen der neuen Südfassade und dem Haus im Haus, entstanden Aufenthaltsflächen und Selbstlernbereiche für die Studierenden. Durch das Lichtspiel der mehrfarbig bedruckten Gläser der Fassade – Ergebnis des Wettbewerbes zur „Kunst am Bau“ – wird die Raumqualität nochmals aufgewertet. Verfasserin dieses Wettbewerbsbeitrags, mit dem Titel „This is not a Thurnbush“, ist die Künstlerin Eva Leitolf.

Neben der neuen Architektur steht das denkmalgeschützte Ensemble – das Neue Palais – und damit der historische Werdegang der Gebäude im Vordergrund. Sein Architekt war Carl von Gontard (1731-1791). Das Nordtorgebäude wurde 1768/69 als Hofgärtnerhaus errichtet. Heute sind hier Büro- und Seminarräume entstanden, die allen Anforderungen an zeitgemäßes Lernen und Arbeiten gerecht werden. Zugleich wurde der Denkmalschutz durch die Beibehaltung der bauzeitlichen Grundrissstruktur gewahrt.

Die wertvolle, 250 Jahre alte historische Bausubstanz der Gebäude im Park Sanssouci, Teil der UNESCO-Weltkulturerbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“, konnte weitestgehend erhalten, behutsam und denkmalgerecht instandgesetzt werden. Gleichzeitig wurde eine Balance zwischen der historischen Substanz und der neuen Architektur hergestellt. Entstanden ist ein qualitätsvoller Neubau im Bestand, ein Ort, an dem die Geschichte am Gebäude ablesbar und das Neue sichtbar wird.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Ensemble gehört zur UNESCO-Weltkulturerbestätte „Schlösser und Parks von Potsdam und Berlin“ und unterliegt daher besonderen Qualitätsansprüchen. Neben der denkmalgerechten Sanierung des Nordtorgebäudes bestanden die großen Herausforderungen vor allem in der Integration einer Synagoge und dem Umbau des ehemaligen Orangeriegebäudes (1768 –1835), dessen ursprüngliche Funktion nach grundlegenden Umbauten nicht mehr ablesbar war.
Für die Synagoge wurde der eingeschossige Verbindungsbau mit Satteldach zwischen historischer Hofanlage und Orangerie gewählt. In dem unscheinbaren Baukörper wurde eine völlig neue Raumatmosphäre geschaffen. Durch das außergewöhnliche Lichtdesign mit der Bima aus beleuchtetem Faserbeton im Zentrum, umgeben von schlicht-modernem Mobiliar kombiniert mit einem großen Kunstwerk an der westlichen Schmalseite, ist es gelungen, einen Raum mit transzendentaler Atmosphäre zu schaffen. Das 30 Meter lange Orangeriegebäude hat in seiner Neuinterpretation eine vollständig verglaste Südfassade erhalten, hinter der, getrennt durch einen gebäudehohen Aufenthaltsbereich, als Haus-in-Haus ein zweigeschossiger Baukörper in Sichtbeton die Lehrräume aufnimmt. Durch die Glasfassade wird die ursprüngliche Funktion des Gebäudes wieder erkennbar, ohne der Versuchung einer Rekonstruktion zu erliegen.
Durch intelligent konzipierte Sonnenschutzelemente und ein in die Glasfläche integriertes Kunstwerk aus farbig bedruckten Gläsern, Ergebnis eines Wettbewerbs, wird die Raumqualität des Bereichs zwischen Glasfassade und Innengebäude aufgewertet. Entstanden sind eine gelungene Neuinterpretation des Bautyps Orangerie und ein außergewöhnlicher Sakralraum hinter historischen Mauern, die dem Preisgericht eine Nominierung für den Baukulturpreis 2023 wert sind.
Haus im Haus in der ehemaligen Orangerie, Blick in die Pufferzone

Haus im Haus in der ehemaligen Orangerie, Blick in die Pufferzone

Innenhof im Nordtorgebäude

Innenhof im Nordtorgebäude

Synagoge mit Blick Richtung Thoraschrein

Synagoge mit Blick Richtung Thoraschrein

Kunst in der Synagoge

Kunst in der Synagoge

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Ansicht

Ansicht

Schnitt

Schnitt

Lageplan

Lageplan