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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Stadtarchiv in Baden-Baden

Modellbild

Modellbild

4. Preis

Preisgeld: 9.000 EUR

Waechter + Waechter Architekten BDA PartmbB

Architektur

Erläuterungstext

EINGESCHMIEGT
In dem heterogenen von Maßstabssprüngen geprägten städtebaulichen Geflecht bildet das neue Stadtarchiv und die Historische Sammlung seiner Bedeutung als Gedächtnis der Stadt und Spiegel der Stadtkultur entsprechend einen angemessenen und prägnanten Hochpunkt. Dennoch schmiegt sich der straßenseitig viergeschossige Baukörper wie selbstverständlich in die Morphologie, die Körnigkeit und Kantenlängen der Umgebung aus Wohnbebauung, Akademiebühne (ehem. Kirche) und Schule ein. Zudem ermöglicht die punktförmige Setzung eine geringe Versiegelung.

BEWAHREN UND ERSCHLIESSEN
Die Anatomie des Archivs ist aus den unterschiedlichen Anforderungen, Sammeln und Bewahren, Restaurieren, Erschließen und Forschen und der klaren Trennung zwischen Anlieferung-, Besucher- und Magazin-, Depotbereich entwickelt und in der plastischen Gliederung und Differenzierung ablesbar.

ANKOMMEN
Auf der Ebene der Breisgauer Straße sind die öffentlichen Nutzungen und die Bürobereiche angeordnet mit einem kleinen Vorplatz als Treffpunkt zur Begegnung und Austausch vor oder nach der Veranstaltung oder der Recherche; ergänzt wird der Vorplatz um einen Besucherparkplatz. Ein Sockelgeschoss vermittelt nach Norden zu dem stark abfallenden Gelände. Aus den öffentlichen Bereichen wenig einsichtig sind hier die Anlieferung sowie die Parkplätze der Mitarbeiter verortet.

SCHATZHAUS
Die kostbaren Zeugnisse der regionalen und überregionalen Geschichte, Dokumente, Urkunden, Fotos, Gemälde etc. werden siloartig in den Magazinräumen in den Obergeschossen, abgehoben von allen Gefahren wie Grund- und Hangwasser aber auch durchzuführenden Versorgungssträngen, geschützt verwahrt. Aus der idealtypischen Auslegung der Rollregale (Anzahl, Längen etc.) und der Bewegungsflächen sind die Raumproportionen des Speichers abgeleitet. Diese innere Ordnung bestimmt auch die Maszordnung der weiteren Ebenen. Die Erschließung erfolgt über die als Klimaschleusen ausgebildeten Vorräume im Kern. Nördlich des Kerns liegen in den 3 Ebenen die Archivräume des Schriftguts, südlich die Planschränke, Gemälde, Fotoarchiv sowie das Sammlungsdepot. Die Lüftungstechnik ist auf der obersten Ebene mit kurzen Leitungen in die Archivgeschosse angeordnet.

SCHAUFENSTER
Die umlaufende Öffnung der Eingangsebene mit den Besucher- und Bürobereichen erlaubt Einblick und Teilhabe aus dem öffentlichen Raum in das neue Archiv. Schaufensterartig liegt das Foyer und der Veranstaltungsraum für Vorträge, Fortbildungen oder pädagogische Bildungsarbeit zur Breisgauer Straße, nach Westen und Osten die Büros der Archiv- und der Museumsabteilung, alle zueinander jeweils ebenengleich mit kurzen Wegen um das Miteinander und den Austausch untereinander zu fördern. Die erforderlichen Nebennutzungen sind in einem eingestellten mittigen Kern angeordnet. Zwischen dem Saal und der Verwaltung können die Besucher die Archivalien in dem großzügigen Kundenraum einsehen; aus dem angrenzenden Doppelbüro (mit Tresen) ist der Bereich und das Foyer einsehbar. In der Ebene untereinander (intern/extern), aber auch an den Zugängen zu den weiteren Geschossen, sind die Schließbereiche einfach auszubilden.

ANLIEFERN
An die Anlieferung mit der Vorzone grenzen unmittelbar Scanraum, Binderaum, Werkstatt, sowie Zwischendepot an. Hangseitig liegen die Technikbereiche. Ergänzt werden diese Bereiche von dem Sozialraum, aus dem der Garten als Pausen- und Erholungsbereich betreten werden kann.

AUSDRUCK – EINFACH
Aus dem Antagonismus zwischen Schutz für das Archivgut und einladender Öffnung wird der spezifische Charakter abgeleitet, der zugleich der urväterlichen Bedeutung des Stadtgedächtnisses, gerade auch in einer modernen Stadtgesellschaft, entspricht. Der Schwere des Speichers steht die Transparenz des Eingangs und die beschwingte Leichtigkeit der PV-Vorhänge gegenüber. Die sachliche, unaufgeregte, aus der Logik der Konstruktion abgeleitete Einfachheit bestimmt die äußere und innere Anmutung, die sich unaufgeregt und zeitlos in die Heterogenität des Umfelds integriert. Die Anmutung lebt von der Schönheit der natürlichen Materialien und deren reichhaltigen Texturen und der mit der Zeit zunehmenden Patina. Sämtliche Oberflächen sind strapazierfähig und so für die Nutzung dauerhaft geeignet.


AUSZUG AUS DEM PREISGERICHTSPROTOKOLL
'Der Entwurf überzeugt durch seine klare Struktur: Die beiden Funktionen des Gebäudes, Verwaltung und Archiv, werden konsequent horizontal getrennt und bilden dennoch ein Volumen im Stadtraum. Der sehr kompakte Gebäudekörper reagiert angemessen auf die stadträumliche Umgebung, …

Die Eingangsebene ist grundrisslich knapp organisiert. Dies wird durch das Preisgericht einerseits gewürdigt – andererseits würde eine angemessene Foyerfläche und ein großzügigerer Zugang begrüßt. Die Verwaltungsbüros sind geschickt angeordnet und zeichnen sich durch kurze Wege aus. …

Zusammenfassend stellt die Arbeit einen angemessenen Beitrag zur Lösung der komplexen Aufgabenstellung dar, die insbesondere durch die kompakten Baukörper zu überzeugen vermag, wobei man dem Entwurf an einigen Stellen etwas mehr Spielraum wünscht. Dennoch wäre eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten.'

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt durch seine klare Struktur: Die beiden Funktionen des Gebäudes, Verwaltung und Archiv, werden konsequent horizontal getrennt und bilden dennoch ein Volumen im Stadtraum. Der sehr kompakte Gebäudekörper reagiert angemessen auf die stadträumliche Umgebung, wenngleich aus Sicht des Preisgerichts die Position des Gebäudes einer Feinjustierung bedürfte und noch etwas nach Norden geschoben werden könnte. Dies würden den Vorplatz etwas erweitern und böte die Chance die nördliche Zufahrts und Parkplatzzone zu klären. Eine sorgfältige Ausgestaltung der Freiflächen würde den Entwurf weiter stärken. Nicht gelöst ist auch die Höhenanbindung des vorhandenen Geländes – der vorgefundene Höhensprung wird mit dem Sockelgeschoss nicht überbrückt. Die Eingangsebene ist grundrisslich knapp organisiert. Dies wird durch das Preisgericht einerseits gewürdigt – andererseits würde eine angemessene Foyerfläche und ein großzügigerer Zugang begrüßt. Die Verwaltungsbüros sind geschickt angeordnet und zeichnen sich durch kurze Wege aus. Allerdings ist der zentrale Kundenraum als Durchgangsfläche ist in dieser Form nicht vorstellbar und benötigt einen abgeschlossenen Raum. Auch die direkte Verbindung zur durch die Verwaltung häufig frequentierten Bibliothek wird vermisst. Diese ist aktuell auf der darunterliegenden Ebene in einer Verteilerzone untergebracht. Dort befindet sich auch der Karteienraum, der für die tägliche Verwaltungsarbeit erforderlich ist. Der Sozialraum ist ebenfalls ohne Außenbezug im Sockelgeschoss angeordnet. Die Kompaktheit wird also an mehreren Stellen teuer erkauft. Die besonders sensible Zimelienkammer ist falsch platziert und wäre in unmittelbarer Nähe zum Ausgang richtig verortet.

Die Fassade zeigt eine ausgewogene Proportion aus offenen und geschlossenen Flächen – die Inhalte sind klar abzulesen und zuzuordnen. Die Verortung der Haustechnik auf dem Dach ist bei dem hohen Anspruch an ein öffentliches Gebäude dieser Güte schwer vorstellbar. Die Lehmelemente hingegen werden in ihrer Materialität und der gewählten baukonstruktiven Fügung in Frage gestellt. Zusammenfassend stellt die Arbeit einen angemessenen Beitrag zur Lösung der komplexen Aufgabenstellung dar, die insbesondere durch die kompakten Baukörper zu überzeugen vermag, wobei man dem Entwurf an einigen Stellen etwas mehr Spielraum wünscht. Dennoch wäre eine wirtschaftliche Umsetzung zu erwarten.
Lageplan

Lageplan

Grundriss Anlieferung

Grundriss Anlieferung

Grundriss Eingang

Grundriss Eingang

Grundriss 1.-3. Obergeschoss

Grundriss 1.-3. Obergeschoss

Südansicht

Südansicht

Ostansicht

Ostansicht

Längsschnitt

Längsschnitt

Modellbild

Modellbild