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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Entwicklung Generationenzentrum Kurstadtregion Elbe-Elster in Bad Liebenwerda

Perspektive Eingang / Straßenseite

Perspektive Eingang / Straßenseite

3. Preis

Preisgeld: 4.720 EUR

DGJ Architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

CLOÎTRE
GENERATIONENZENTRUM KURSTADTREGION ELBE-ELSTER IN BAD LIEBENWERDA

Erhalt, Ergänzung und Ertüchtigung des Bestands

Das bestehende Gebäude hat einen großen ökonomischen und ökologischen Wert. Daher wählt der hier vorgestellte Ansatz einen respektvollen und pragmatischen Umgang mit den wertvollen Ressourcen der gebauten Umwelt, die am Standort zu finden sind. Im Falle des Generationenzentrums spricht auch das knappe Baubudget für einen Erhalt des bestehenden Gebäudes. Im Entwurf wird der Bestand daher fast vollständig erhalten und minimal-invasiv umgebaut. Nur einige Innenwände werden entfernt und mit Unterzügen ersetzt, um größere Räume herzustellen. Die vorhandenen Fensteröffnungen werden in der Breite erhalten und nach unten erweitert, so dass visuelle Bezüge zum Außenraum entstehen.

Das Neubau-Volumen kann durch den Erhalt des Bestands minimiert werden. Ergänzt werden nur die Räume und Funktionen, die in der kleinteiligen Bausubstanz nicht unterzubringen sind, wie Café und Seminarräume mit zugehöriger Infrastruktur.
Die Fassade des Gebäudes wird mit einer Holz-Fassade ertüchtigt, in Anlehnung an die Materialität des Erweiterungsneubaus. Alt und Neu wachsen so auch visuell zusammen und bilden ein Ensemble. In der vorgesetzten Holz-Fassade werden die neuen Fenster und Türen eingebaut, was die Umbauzeit minimiert. Die Gebäudetechnik, vor allem Heizleitungen und Elektrotechnik, können ebenfalls in diese zweite Hülle integriert werden. Dadurch sind die Eingriffe in den Bestand begrenzt.
Auch die großen Bäume auf dem Grundstück werden erhalten. Die Setzung der Baukörper wurde so entwickelt, dass nur minimale Veränderungen im Baumbestand notwendig sind. Wenige kleine Bäume werden gefällt und durch Neupflanzungen ersetzt.

Neubau: Städtebauliche Setzung

Die Anordnung des Neubaus dient der Adressbildung des Generationenzentrums durch eine markante Straßenfassade:
Der Neubau wird parallel zur Straße platziert. Der Altbau wird an der Stirnseite durch ein zweigeschossiges Foyer ergänzt. Dadurch erhält das Zentrum ein Gesicht zur Straße. Der Eingang ist leicht erkennbar. Das Foyer komplettiert die Erschließung mit einem Aufzug, der alle Räume und Bereiche barrierefrei zugänglich macht.

Funktionsverteilung in Altbau und Neubau
Der Neubauanteil ist minimiert. Nur die Räume, die in der Struktur des Altbaus nicht abgebildet werden können, werden neu gebaut: Das Generationencafé und die flexiblen Räume für Seminare und Fitness mit den zugehörigen Nebenflächen, wie Küche, Lager und Sanitärräume. Die großen Räume sind so entworfen und konstruiert, dass sie untereinander flexibel zusammengeschaltet werden können. So können kleinere und größere Einheiten für unterschiedliche Veranstaltungsformate gebildet werden, bis hin zu einem großen Saal mit knapp 200qm. Die Flexibilität wird durch mobile Trennwände ermöglicht, die in einer raumhaltigen Trennwand genauso verstaut werden können wie die Möbel der Räume. Der Neubau kann getrennt vom Altbau genutzt werden, so dass das Café und/oder die Seminarräume auch unabhängig von den Öffnungszeiten des Zentrums zur Verfügung stehen.

Im Altbau sind die Nutzungen so organisiert, dass die Räume mit mehr Publikumsverkehr im Erdgeschoss und in der Nähe des Eingangs angeordnet sind. Die Nutzungen, die mehr Ruhe brauchen, finden ihren Platz im Obergeschoss: Büros, Hebammenraum und Mediation.

Der Jugendclub und der Computer- und Medienraum befinden sich am hinteren Ende des Gebäudes. Die Jugendlichen können diese Räume als ihr eigenes Reich erobern. Beide Räume sind vom Laubengang aus erschlossen und können intern mit einer Wendeltreppe verbunden werden. Durch die Anordnung des Jugendbereichs am Ende des Gebäudes werden mögliche Nutzungskonflikte, etwa durch lautere Musik, vermieden. Bei der Planung der Türen und Trennwände zu anderen Bereichen wird der Schallschutz entsprechend berücksichtigt.

Freiraumgestaltung und Außenraum

Zentrales Motiv der Freiraumgestaltung ist der Innenhof mit einem an den Hof eines mittelalterlichen Klosters erinnernden Kreuzgang (fr. „cloître“): Durch den Neubau entsteht ein geschützter Außenraum, der umlaufend durch einen Arkadengang und den Laubengang gerahmt ist. Dieser zentrale Außenraum bildet das Herz des Gebäudes, auf den sich alle übrigen Räume hin orientieren und der alle Funktionen und damit die Generationen verbindet. Der Hof ist für unterschiedliche Aktivtäten nutzbar: Als Terrasse für das Café, als Spielplatz für Kleinkinder, mit Sitznischen entlang des Laubengangs als Platz für geruhsames Verweilen. Die großen Bäume bilden ein Blätterdach und geben dem Hof die Atmosphäre eines gefassten Gartens. Sie spenden im Sommer Schatten und erhöhen so den Komfort in Zeiten heißer werdenden Sommer. Der Arkaden- und Laubengang verbindet den Alt- und Neubau. Es entsteht eine zusätzliche Erschließungszone auf der Außenseite des Bestands, die den Nutzwert und die Flexibilität des Gebäudes deutlich erhöht.

Außerhalb des Arkadengangs ist ein Spielplatz für größere Kinder mit Schaukel und Klettergerüst geplant. In Teilen des Gartens können Beete angelegt werden, in denen eigenes Gemüse angepflanzt werden kann.
Die freien Grünbereiche außerhalb des Arkadengangs laden zum Spielen und zum Sport ein oder können Hochbeete aufnehmen, die von den Nutzerinnen und Nutzern gemeinsam bewirtschaftet werden.

Dachgarten und Mini-Spielfeld
Auf dem Dach des eingeschossigen Neubaus entsteht Raum für weitere, differenzierte Nutzungen des Generationenzentrums: Die Dachterrasse kann für Veranstaltungen, Konzerte, Sport, Spiele oder als grüner ‚Seminarraum unter freiem Himmel‘ genutzt werden. Sie ist barrierefrei über das Foyer angebunden.

Eine Recherche zur Umgebung der Generationenzentrums hat ergeben, dass es im Dichterviertel keinen Bolzplatz oder andere freizugängliche Sportstätten gibt. Der Sportplatz der nahe gelegenen Robert-Reiss-Oberschule ist nur für die eigenen Schüler:innen und Vereine nutzbar, aber weder frei noch nachmittags nutzbar. Eine Möglichkeit eines attraktiven Sport-Angebots für die Nutzer:innen des Zentrums und die Menschen des Quartiers wäre beispielsweise ein Bolzplatz mit Toren und Basketball-Körben auf dem Dach des Neubaus. Der zusätzliche Aufwand ist überschaubar und beschränkt sich auf einen anderen Bodenbelag und einen Ballfangzaun.

Energie und Nachhaltigkeit

Energiekonzept und Gebäudetechnik.
Der Neubau wird in einer energie-effizienten Bauweise mit gut gedämmter Gebäudehülle realisiert. Eine zentrale Luft-Wasser-Wärmepumpe deckt zukünftig den Gesamt-Wärmebedarf des Zentrums. Beim Bestandsgebäude wird der Wärmebedarf durch die zweite Hülle und eine Ertüchtigung des Dachs erheblich reduziert. Der geringe Heizwärmebedarf wird durch neue Radiatoren gedeckt, die neben den vergrößerten Fensteröffnungen installiert und an ein neues Verteilnetz angeschlossen werden, das in die zweite Hülle integriert wird.

In Abhängigkeit von den Gesamtkosten ist eine maschinelle Lüftung mit Wärmerückgewinnung zu prüfen, die die Energieeffizienz erhöht und den Raumluftkomfort verbessert. Eine solche Lüftung mit Wärmerückgewinnung kann mit einfachen dezentralen Pendellüftern erreicht werden, ohne dass überall Leitungen verlegt werden müssen. Neben dem Vorteil der Energie-Einsparung werden so, unabhängig vom Verhalten der Nutzer:innen, ganzjährig hygienische Luftverhältnisse gewährleistet. Auch für den Bestand gibt es die Möglichkeit, solche Pendlerlüfter in die neue Fassade zu integrieren. Zum Anschluss an das Gebäude sind dann nur kleine Kernbohrungen durch die Fassade erforderlich.

Auf den Dachflächen der Gebäude sind PV-Anlagen geplant, die mit einem Gründach kombiniert werden. Diese Stromerzeugung auf dem Grundstück kann zum einen den Nutzstrom decken, zum anderen kann mit dem hier erzeugten Strom die Wärmepumpe betrieben werden. Der bisherige Technikraum wird in dieser Größe nicht mehr gebraucht. Die neue Zentrale wird im OG unter dem Dach eingerichtet, weil PV-Anlage und Wärmepumpe ebenfalls auf dem Dach stehen. Die vorhandenen Schächte können weiterverwendet werden.

Konstruktive Nachhaltigkeit: Holzbau als Zukunftstechnologie
Die Produktion von Holz ist nicht nur weitgehend kohlendioxidneutral, sondern wirkt aktiv dem Treibhauseffekt entgegen. Das Gebäude ist oberirdisch als Holzgebäude geplant, da Holz als CO2-Zwischenlager einen substanziellen Beitrag zum Klimaschutz leistet. Beim vorgesehenen elementierten Holzbau werden Fassaden komplett mit Tragstruktur, Fenstern und Fassaden integriert angeliefert, was Kosten und Bauzeit reduziert und gleichzeitig die Qualitätssicherung verbessert. Das Tragwerk ist ein effizientes Holz-Skelett mit Stützen und Unterzügen, wobei die Skelettkonstruktion in die vorgefertigten Elemente integriert ist. Die Gefache werden mit Holz-Rahmen-Elementen ausgefacht, die bereits die Dämmung enthalten. Auch die Oberflächen, Fassaden, TGA und Bäder werden im Werk vorgefertigt und ermöglichen so eine rasche, nachhaltige Bauweise in hoher Qualität.

Beurteilung durch das Preisgericht

Städtebaulich orientiert sich der Gebäudekomplex mit Transparenz und Offenheit zur Heinrich-Heine-Straße. Sowohl die gläserne Erweiterung des Bestandes als auch der ´sportlich-kulturelle Aufbau´ des Neubaus spiegeln die Funktion und den Nutzen des Generationenzentrums wider. Besucher und Gäste werden durch den offenen Zugang, der als Fuge zwischen Alt- und Neubau fungiert, in das Zentrum gelockt.
Aufgrund der ´offenen / transparenten Gestaltung´ beider Eingangsbereiche ist die Erschließung klar ablesbar, so dass sich Gäste aber auch Ortsunkundige gut orientieren können.
Durch die Positionierung des Generationencafés im Gelenk des Alt- und Neubaus lassen sich gut Interaktionsmöglichkeiten von außen nach innen erkennen und laden zum Verbleib ein.
Alt- und Neubau werden durch einen Arkadengang zu einer – im Preisgericht intensiv diskutierten – Großform mit Bau- und Raumkörpern. In Anlehnung an einen Kreuzgang eines Klosters bildet der vorgeschlagene überdachte Arkadengang bauliche Kanten zum offenen Freiraum des Grundstücks. Es entsteht ein geschützter und privater Außenraum, der von allen Bereichen gut einsehbar ist. Der Umgang als ergänzendes Element erzeugt spielerisch sowohl attraktive Räume zum Verweilen als auch zum Toben. Gebäude und Arkaden bilden zusammen einen baulich-architektonischen Gesamtkomplex, der mutig im Quartier platziert ist. Über die Qualitäten der außerhalb der Großform liegenden Außen- und Freibereiche wird intensiv diskutiert: Der Außenraum wird durch den Arkadengang deutlich zoniert, wodurch ein Innen und Außen entsteht. Hierbei überzeugte der Innenbereich durch Atmosphäre und Aufenthaltsqualität. Der Außenbereich hingegen wird als separiert wahrgenommen. Die Qualitäten wurden hier nicht deutlich dargestellt.
Auch die Platzierung des Individualverkehrs entlang der Heinrich-Heine-Straße wird als nicht praktikabel angesehen.
Die notwendigen großen und flexibel nutzbaren Räume werden im Erdgeschoss des Neubaus angeordnet und dort zum Außenraum des angedeuteten ´Kreuzgangs´ orientiert. Die schaltbaren Seminarräume mit dem Generationencafé lassen eine hohe Flexibilität erwarten. Allerdings ist die separate Nutzung der Seminarräume vom Café nicht überzeugend.
Im Obergeschoss ist dem Bestand ein Laubengang vorgesetzt, der den Zugang auf die große Dachterrasse des Neubaus ermöglicht. Die überraschende Nutzung der Dachterrasse durch sportliche und kulturelle Aktivitäten wie Basketball oder auch Konzerte wurde wohlwollend erkannt und – trotz skeptischer Kritik in Bezug auf Alltagstauglichkeit - als Alleinstellungsmerkmal verstanden.
Das Bestandsgebäude an sich bleibt in seiner Grundstruktur weitestgehend erhalten. Dank der minimalen Eingriffe im Bestand scheint eine bauliche Umsetzung im wirtschaftlichen Rahmen denkbar.
Gestalterisch werden Bestand und Neubau durch eine vertikale Holzverschalung optisch zusammengefasst. Das Stützen- bzw. Modulraster, welches sich auch in der Fassade abbildet, strukturiert den Baukörper zusätzlich und lässt ihn kleinteilig wirken.
Sowohl die Holzkonstruktion des Neubaus als auch die Fassadengestaltung lassen in Ergänzung zum Bestand einen ´natürlichen, ökologisch nachhaltigen´ Baukörper erwarten. Die regelmäßige und strukturierte Anordnung der Räume sowie die Gestaltung der Fassade mit ihren Fensteröffnungen ermöglichen einen guten modularen Vorfertigungsgrad.
Die Wirtschaftlichkeit und Unterhaltung des Gebäudes werden durchaus positiv bewertet.

Innenhof

Innenhof

Lageplan

Lageplan

Grundriss EG

Grundriss EG

Ansicht und Schnitt

Ansicht und Schnitt

Detail

Detail

Schnitt und Ansicht Details

Schnitt und Ansicht Details

Schnitt

Schnitt

Eingang

Eingang

Hof

Hof

Grundriss EG

Grundriss EG