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Einladungswettbewerb | 11/2023

Entwicklung Alter Hafen in Würzburg

Blick von Brücke der Deutschen Einheit

Blick von Brücke der Deutschen Einheit

1. Preis

Preisgeld: 60.000 EUR

H2M Architekten

Architektur

DE BUHR LA

Landschaftsarchitektur

TRAGRAUM Ingenieure PartmbB

Tragwerksplanung

Ingenieurbüro Langner Energetische Gebäudeplanung + Integrale Bauphysik GmbH

Energieplanung

Hauck.Modelle Konzept + Realisation

Modellbau

Erläuterungstext

Auszug aus dem Erläuterungsbericht:

Areal „Alter Hafen“ _ Freiraum I Stadtraum I Identität
Das Areal ist geprägt durch die Nähe zu den bedeutenden Freiräumen (Weinhänge am Stein, Mainwiesen,..), der Lage als Stadteingang am Beginn des Stadtraumes , sowie der Kulturmeile Hafenareal mit vielfältigen Sichtbezügen zu den identitätsstiftenden Baustrukturen Würzburgs (u.a. Innenstadt, Dom, Festung, etc.). Der „neue“ alte Hafen bezieht seine Identität aus genau diesem Spannungsfeld und überzeugt durch eine komprimierte Setzung des Bauvolumens am Brückenkopf und eine logische Fortführung des Landschaftsraumes bei gleichzeitiger Aufwertung der Kulturmeile . Zurückhaltung und Prägnanz prägen die Setzung gleichermaßen, welche aus den 3 Teilen grüner Sockel -Hafenpark (01), Klimapark (02) und Bürokubus (03) besteht.
Klimaversprechen „Alter Hafen“ _ Würzburg 2040 _ Die Stadt Würzburg hat in ihrem integrierten Klimaschutz-konzept beschlossen, sich dem Ziel zu verpflichten, spätestens bis 2040 klimaneutral zu werden. Der Entwurf des Bürogebäudes und Klimaparks am Alten Hafen wird dieses Engagement der Stadt aktiv unterstützen und als Null-Emissionsgebäude keine CO2- Emissionen freisetzen und mit dem Klimapark mit Begrünungs-, Wasserspeicher-, und Energiekonzept zur positiven Klimabilanz und Resilienz beitragen. Der Neubau nimmt dabei in Würzburg eine Vorreiterrolle ein und wird für zukünftige Bauprojekte Benchmark und Orientierungspunkt sein. Die CO₂-Neutralität des Gebäude- und Gesamtkonzeptes umfasst dabei nicht nur Bau, sondern den
kompletten Lebenszyklus, von Planung, Errichtung über die Betrieb bis hin zum Rückbau und der Entsorgung bzw. Drittverwendung.

Der urbane alte Hafen _ Stadteingang + Komprimierung
Die Lage am Brückenkopf und Stadteingang wird mit einer gleichermaßen zurückhaltenden, wie prägnanten Setzung beantwortet, die bewusst die Blickbezüge zum Stein nicht einschränkt, sowie auf eine Torwirkung mit dem Ibis-Hotel verzichtet und dennoch einen angemessenen, neuen Stadteingang schafft. Der ruhige, unaufgeregte Baukörper in Holzbauweise beantwortet die heterogenen Bezüge und den Kontext, sowie die Schnelligkeit und Bewegung der Infrastrukturen mit Ruhe und Souveränität. Die städtebauliche Kubatur des Baukörpers ist nachvollziehbar aus den Gegebenheiten des Kontextes (Lage, Bestand, …) entwickelt und schafft einen klaren, angemessenen Abschluss und Beginn des Stadtraumes und Hafenbeckens.

Der grüne alte Hafen _ Klimapark + grüner Abschluss
Der Komprimierung des Bauvolumens zum Stadtraum steht eine Fortführung und Interpretation des prägenden Landschaftsraumes des Mains, mit seiner uferbegleitenden typischen AuwaldVegetation gegenüber. Ausgehend von diesem Bild entsteht im Übergang zwischen Stadt und Landschaft und als Vis a Vis zur grünen Mainseite eine gebaute, intensiv begrünte Parklandschaft mit klimaresilienten Pflanzenarten auf dem bestehenden Parkhaus, auf dem
Bürogebäude und auf dem Niveau des alten Hafens. Die Selektion von hitze- und trockenheitsverträglichen Pflanzenarten, hohe Substrataufbauten, sowie ein smartes Bewässerungssystem mit lokal gespeichertem Regenwasser verspricht ein dauerhaft vitales, üppiges Vegetationsbild. Öffentlich erlebbar und durch Infopoints erklärt, wird der Hafen-Klima-Park zum Beispiel für den Umbau unserer Städte im Zuge des fortschreitenden Klimawandels. Am nördlichen Hafenende wird der Baumbestand erhalten und eine große multifunktionale Magerrasenflächen (Kulturwiese) geschaffen. Hier findet die Hafenmeile einen ökologischen, aber auch sozialen Abschluss mit Biergarten vor der Hafenkulturbar, offener Bühne sowie Sitzstufen zum Main. Die Schiffsanlegestelle bleibt erhalten und wird mit Sitzmöglichkeiten, öffentl. WCs und Kiosk attraktiviert. Die Busse halten zentral unter dem Parkdach und können in Fahrtrichtung wieder abfahren. Wesentliche Luft- und Windschneisen werden gestärkt und großzügige Retentionsräume sowie Biodiversität erhalten -> Resilienz !
(...)

Beurteilung durch das Preisgericht

Die grundlegende Entscheidung, das Bauvolumen kompakt in einem Körper zu fassen, ermöglicht einen effizienten Ressourcenumgang und setzt ein sehr akzentuiertes und kompaktes städtebauliches Volumen. Dieser Solitär bildet damit zugleich ein gewichtiges Gegenüber zum vorhandenen Hotel und Schlusspunkt für die vorhandene ausdrucksstarke, aber solitäre Architekturenreihung beginnend beim Congress Centrum bzw. Kraftwerk an der Friedensbrücke. Es entsteht ein starker Ankerpunkt an der Brücke der Deutschen Einheit.

Die Bedeutung des Freiraums steht bei dem Entwurf stark im Vordergrund. Neben der kompakten Gebäudeform entwickelt sich ein eigenständiger Park auf den Parkdecks. Eine massive Erdüberdeckung ermöglicht eine intensive Bepflanzung, ist dabei jedoch statisch zu überprüfen. Der Park ist lediglich über zwei Wendeltreppen an die Promenade angebunden, was vor allem als fehlende barrierefreie Verbindung kritisiert wird. Die Öffnung der Promenade über den Kranen zu einer Kulturbühne und Gastronomie mit Biergarten ist konsequent zu Ende gedacht und kann zu einer Belebung des bisher wenig genutzten rückwärtigen Bereiches führen, obwohl sich die Flächen leider nicht im Eigentum der Ausloberin befinden. Auch wenn die Intensität des Parks und die ihm zugeordneten Nutzungen noch Veränderungen erfahren können, bietet dieser Entwurfsansatz hohe Flexibilität und stellt einen entscheidenden Beitrag zu den heutigen Anforderungen an Rückgewinnung von Freiräumen und wirksamen klimatischen Aufwertungen innerhalb der Stadt.

Die Gesamtfläche wird im besonderen durch das geringe Maß an Bebauung größtmöglich für die Stadtgesellschaft zugänglich gemacht und bietet zudem ein hohes Potential für die Blickbeziehungen zur Stadt und Landschaft. Hingegen kritisch gesehen wird die Ausformulierung des Baukörpers hinsichtlich des Verglasungsanteils und der Grundrissgestaltung. Die dargestellte Leichtigkeit der Fassade wird dabei begrüßt, lässt aber Fragen des sommerlichen Wärmeschutzes offen. Auch wird infrage gestellt, ob natürliche Belichtung und Belüftung bei gezeigter Raumtiefe wirtschaftlich genutzt werden können.

Die Lokalisierung der Technik im Untergeschoss erscheint auf Grundlage der Hochwasserthematik nicht trivial. Die Verortung der Photovoltaik kompakt oder zusammenhängend ermöglicht die wirtschaftliche Erzeugung von Solarstrom, wobei die Anmutung der dritten Stadtperspektive vom Stein kontrovers diskutiert wird.

Die Wahl von Holz als ressourcenschonenden Baustoff wird begrüßt, jedoch wird das Konstruktionskonzept hinterfragt. Gleichwohl überzeugt die Fassade mit ihrer Mehrschichtigkeit aus thermischer Hülle, Verschattungssystem und davor liegender, leicht erscheinender, triangulierendem Netz zur Begrünung als adäquater Stadtauftakt. Der Brandschutz scheint hervorragend gelöst. Die Funktionsweise der Garage ist begrünungsbedingt im weiteren zu klären.

Insgesamt scheint der Beitrag hervorragend geeignet, um der vorhandenen anspruchsvollen Bebauung am Hafen einen neuen Baustein hinzuzufügen und an der Veitshöchheimer Straße einen grünen und dennoch in seinem Auftritt starken Auftakt in die Innenstadt zu setzen.
Blick von Veitshöchheimer Straße

Blick von Veitshöchheimer Straße

Blick vom Weinberg am Stein

Blick vom Weinberg am Stein

Lageplan

Lageplan

Querschnitt

Querschnitt

Konzept nachhaltiger Alter Hafen

Konzept nachhaltiger Alter Hafen