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Offener Wettbewerb | 11/2023

Bayerische Landesgartenschau Günzburg 2029

2. Preis

Preisgeld: 40.500 EUR

RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Rendercircle - Christian Marrero

Visualisierung

Beurteilung durch das Preisgericht

Die „Stadt an drei Strömen“ inszenieren die Verfasser*innen mit dem starken Bild eines Landschaftsparks, der sich über die Auwaldstrukturen begleitend zu den Flussläufen in die Innenstadt bis über Donau verwebt. Dabei definieren bestehende und neue Gehölzstrukturen das Raumerlebnis in einem bewusst inszenierten Wechsel von Lichtung und baumbestandenen Strukturen. Geschwungen Wegeführungen werden durchgängig als weiteres raumprägendes und verbindendes Motiv von der Hangweide bis über die Donaubrücke eingesetzt.
Folgerichtig erhält im Norden bereits der Brückenschlag über die Donau eine geschwungene neue Wegeverbindung, an die am Freibad belebenden Nutzungen in den Auwald gesetzt werden. Dabei erfahren die bestehenden Wegeführungen eine deutliche Überformung, werden aber sinnhaft in das bestehende Wegesystem angebunden. Die barrierefreien Anschlüsse müssen im Detail noch nachgewiesen werden.
Die am Nordufer neu gestaltete Uferterrasse als Annäherung an die Donau steht im Missverständnis zur Fließrichtung und müsste anders geöffnet werden. Das Erleben am Fluss kann als Leitidee auf dieser Flussseite gut überzeugen, die sehr harten und überformten Betonkanten werden kritisch hinterfragt.
Der große Schwung wird bis zur Bahnunterführung durch das neue Quartier geführt und dabei auch die bestehende Unterführung mit angebunden. Den neuen Park umrahmt ein großer Loop, der mit Gehölzen gerahmt und mit einzelnen kleinräumigen Freizeitaktivitäten bespielt wird. Zur Donau öffnet sich eine großzügige, naturnahe Uferterrasse, die die Günzburger*innen an die Donau begleitet.
Die Idee die Aufstellflächen der Festnutzung an die Ränder dieser Parkschale zu legen und damit weniger genutzte freie Mitten zu halten wird als interessanter Ansatz gesehen, da dadurch vorstellbar ist, dass sich trotz Nutzungen eine dauerhaft Grüne Mitten etablieren kann und auch bei kleineren Veranstaltungen einzelne Flächen ungestört bleiben können. Allerdings wird dieser Ansatz in Bezug auf die Realisierbarkeit für die Festnutzung in dieser linearen Anordnung kritisch diskutiert. Nicht überzeugen kann, dass die Aufstellflächen mit den wertvollen neuen Spiel-, und Bewegungsangeboten überlagert werden und die grüne Fuge, die zwischen die Gebäude gezogen wird, ebenfalls mit Festnutzung zu bespielen. Besonders hier wäre die Idee überzeugend, eine grüne Landschaft in den Stadtraum fließen zu lassen. Dabei fußt die neue Wegeführungen auf eine falsche Verortung des Günzsteges, auch werden zu erhaltende Privathäuser entfernt, so dass einige räumliche Ausformulierungen anders ausfallen müssten.
Dem Flusslauf der Günz folgend wird am Kappenzipfel eine den Lärm abschirmende offene Blockrandstruktur vorgeschlagen, die sich zur Günz auflockert. Raumbildung und auch die grüne öffentliche Adressbildung am Weg können überzeugen. Allerdings sind die Abstandsflächen zum Biotop nicht eingehalten.
Der zukünftig barrierefreie Steg über die Günz wird von einem weiteren wertigen Zugang an die Günz begleitet, der mit Sitzstufen und einem Kiesstrand gestaltet wird. Der Übergang über die Ulmenstraße ist mit einer Aufpflasterung gut denkbar und mündet über eine kleine Grünfläche in den Hanggarten. Diesen interpretieren die Verfasser*innen als weitgehend barrierefreie Rampe mit Garten- und Spielterrassen, also auch auf Aufenthaltsflächen. Inwieweit es der Arbeit mit den sehr steilen Böschungen gelingen wird, hier weiterhin als Grünfläche und Trittstein im Grünen Ring wirksam zu werden wird kritisch diskutiert. Das Hof-Zitat des Klostergartens wirkt übererschlossen, überformt dabei die Topografie und negiert den Baumbestand.
Das Landschaftsparkthema wird über eine Durchgrünung am Gries bis in die Hagenweide weitergeführt und drei gut dimensionierte und attraktiv gestaltetet Lichtungen ausformuliert. Sie bieten Sport-, Spiel und Aufenthaltsflächen, die sich sinnhaft mit den bestehenden Gebäudestrukturen und Nutzungen verzahnen und durch eine Terrasse an der Günz an das Wasser anknüpfen. Die Biotopstrukturen werden dabei achtsam respektiert. Die Weidelandschaft im Süden wird dabei räumlich deutlich überformt. Die neu definierten geschwungenen Wege greifen dabei teilweise stark in den Bestand ein.
Insgesamt bietet die Arbeit eine Vielfalt an neuen Kontaktflächen und damit auch eine gestärkte Erlebbarkeit der drei Ströme im Stadtgebiet und stärkt den Gedanken von Naturerlebnis in der Stadt. Sie formuliert dabei eine sehr eigenständige und über das gesamte Gebiet stringent entwickelte Interpretation von „Landschaft in der Stadt“ die sich an ein historisches Bild der Landschaftsparkidee aus dem 18 Jahrhundert anlehnt und dieses in die Auwaldlandschaft und die Stadträume übersetzt. Im Preisgericht wird kritisch diskutiert, inwieweit es dem Entwurf dabei gelingt, mit den bis in die Römerzeit zurückreichenden historischen Stadtstrukturen und dem modernen neuen Stadtquartier in Dialog zu treten.