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Offener Wettbewerb | 11/2023

Bayerische Landesgartenschau Günzburg 2029

Anerkennung

Preisgeld: 10.850 EUR

Uniola AG

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Günzburg - Stadt am Wasser

Günzburg liegt mit seiner pittoresken Altstadt an der Mündung der beiden Flüsse Günz und Nau zur nahen Donau. Die Altstadt mit ihrer in Teilen erhaltenen Umfriedungsmauer erhebt sich über die historisch, schon immer gefährlichen Wasserlagen (Hochwasser). In der Günzburger "Unterstadt" wurden der Fluss mit einer Reihe von Mühlen (Spitalmühle, Hasenmühle u.a.) über Jahrhunderte genutzt. Diese heute als Zeitzeugen einmaligen Denkmäler, dokumentieren eine über einen sehr langen Zeitraum andauernde stadtlandschaftliche Beziehung zwischen der Stadt und ihren Flüssen. Die Stadt und die heute wertvollen Wasserlagen wieder zusammen zu bringen und zu einem kulturhistorischen und stadtlandschaftlichen Ensemble zu verschmelzen ist eine historisch einmalige Chance, für die die bayrische Landesgartenschau 2029 eine grandiose Gelegenheit darstellt. Das im Rahmen der entwickelten, stadträumlichen Konzeption entwickelte Leitmotto: "Günzburg - Stadt am Wasser" wird zum erklärten Handlungsrahmen für alle getroffenen Massnahmen, die zum Ziel haben Günzburg und seine wertvollen Wasserlagen besser miteinander zu verknüpfen. Im Zentrum steht hierbei ein sensibel ausgearbeitetes Wegenetz, welches bestehende Wege partiell um neue ergänzt und als feingliedriges und dichtes Netz, sich von der Mündung der Günz an der Donau bis hin zum Bereich an der Hagenweide erstreckt. Immer wieder wird die Anbindung an die nahe Altstadt gesucht und punktuell verbessert. Auf diese Weise kann die Stadt wieder besser mit den Wasserlagen verknüpft und von allen BürgerInnen in Zukunft besser erlebt werden. In einem weiteren Schritt werden zum einen neue, grüne öffentliche Räume geschaffen (Donau Park Nord und Süd), die die stadtlandschaftliche Inwertsetzung der Wasserlagen zum Ziel haben. Bestehende, öffentliche Räume wie die Hagenweide, der Bürgerpark und die öffentlich zugänglichen Räume des grün geprägten Altstadtrings (Hang- und Klostergarten, Turniergarten) werden aufgewertet und können auf diese Weise wieder neu wahrgenommen werden. Aus dem Zusammenspiel von neuen und bestehenden Wegen entlang der Wasserlagen und Aufwertung der öffentlichen Räume an den Flüssen, kann Günzburg durch die bayrische Landesgartenschau 2029 zur "Stadt am Wasser" avancieren und eine historisch gewachsene stadtlandschaftliche Qualität für sich neu erschliessen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit möchte „die Stadt und ihre wertvollen Wasseranlagen zu einem kulturhistorischen und stadtlandschaftlichen Ensemble verschmelzen“ (Zitat aus dem Entwurf). Dieses Anliegen wird als Handlungsrahmen für alle getroffenen Entwurfsentscheidungen gesetzt. Um die einzelnen Areale zu verbinden, wird ein feinmaschiges Wegenetz aufgebaut.
Der Donaupark wird vom Bahnhof kommend über einen grünen Bahnhofsvorplatz diagonal mit einem Entréeplatz verbunden. Von dort öffnet sich der Freiraum zur Donau. Diese einladende Geste wird als positiv empfunden, auch das Ansinnen, den Donauraum bis in die Stadt zu führen.
Die sich aufgabelnde Wegeführung über die Donau mit Naturbühne und Donauplatz auf der westlichen Seite und zum Donaurondell auf der östlichen Seite wird als zu formal und als zu wenig räumlich eingebettet interpretiert. Der Umgang mit dem Uferweg entlang der Donau wird als äußerst vorsichtig empfunden, sodass ein besonderer Aufenthaltswert und eine Erlebbarkeit des Flussraumes vermisst wird.
Der Ausstellungsvorschlag für den Festplatz besetzt nur den östlichen Teilbereich des Donauparkes, sodass der westliche Teil dauerhaft als vollwertige Parkanlage Bestand haben kann. Da der Anordnungsnachweis zu gedrängt und die Erschließungen zu schmal erscheinen, kann dieses Konzept nicht überzeugen.
Der Steg über die Günz wird als Anschluss zur Altstadt folgerichtig mit einer platzartigen Aufweitung eingebunden, die Frage der Barrierefreiheit des Steges bleibt hierbei unbeantwortet. Die Nutzung der neuen Straßen Aufweitung im Übergang zum Hanggarten als Eingangsplatz erscheint ungeschickt, da der Verkehr die Aufenthaltsqualität schmälern wird.
Der Umgang mit dem topografisch anspruchsvollen Hanggarten hingegen zeigt den Versuch, den Bestand maximal einzubinden und zu berücksichtigen. Der Spielbereich erstreckt sich folgerichtig auf der ehemaligen Parkplatzfläche und der gewünschte Verbindungsweg zur Altstadt setzt somit im bestehenden Gelände oberhalb an. Das Resultat eines fast 17% steilen Anstieges lässt die Schwierigkeit dieses Vorhabens erkennen und kann leider keine barrierearme Alternative zur bestehenden Stiege und dem Kuhberg sein.
Der Klostergarten gliedert sich in einen gastronomischen und baumbestandenen Teil. Diese formale Trennung ist unverständlich, da es das vorhandene Potential eines introvertierten öffentlichen Gartens nicht unterstützt. Der Turnierplatz wurde in das Altstadtgrün eingebunden, aber nicht besonders hervorgehoben.
Die Bebauung des Kappenzipfel zeigt eine aufgebrochene Hofstruktur mit ein- bis fünfgeschossigen Gebäuden, die sich nach Norden eher schließen und nach Süden zur Günz öffnen. Dies erscheint im Ansatz schlüssig, die notwendigen Abstandsflächen zur Grundstücksgrenze wurden aber nicht beachtet. Der zur Günz ausgebildete Balkon vermittelt gut zum öffentlichen Grün entlang des Flusses.
Die Hagenweide wird mit zusätzlichen Wegen weiter erschlossen. Deren Lage erscheint meist nicht zielführend in Abwägung zu dem entstehenden Eingriff. Die vorgeschlagenen Aufenthaltsangebote sind nur schematisch angeordnet, ohne eine räumliche Qualität zu vermitteln. Insbesondere die Verortung der Sportflächen auf der Lichtung mindern die Qualität des schon vorhandenen hochwertigen Grünraumes. Die Distanz zum Biotop wird in der Wegeführung berücksichtigt.
Insgesamt liefert der Entwurf nachvollziehbare Ansätze, die aber in ihren Ausführungen zu schematisch bleiben und zu wenig Auskunft über das Potential der Erlebbarkeit des Wassers geben.