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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2023

Neubau Laborgebäude und Gewächshäuser am Thünen-Institut für Forstgenetik in Großhansdorf

Lageplan

Lageplan

ein 4. Preis

Preisgeld: 15.000 EUR

Scheuring u. Partner Architekten

Architektur

Feldhusen Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Jürgen Wagner Garten- und Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Erschließung erfolgt über die Sieker Landstraße im Norden der Liegenschaft. Hier führt der Weg durch das historische Portal, von wo aus man wählen kann, ob man sich rechts Richtung Labor und Gärtnerei oder gradeaus Richtung historische Villa „Graues Haus“ orientieren möchte. Orientiert man sich rechts, Richtung Labor, findet man zunächst den locker gestalteten und begrünten Parkplatz vor. Hier befindet sich auch der Eingang zum Gebäude. Bei dem Entwurf handelt es sich um ein um das Arboretum angeordnetes Ensemble aus einzelnen Gebäuden. Hierfür wurde im nord-östlichen Bereich das Planungsgebiet von nicht unter Schutz gestellten kleinteiligen alten Nebengebäuden befreit. Somit konnten die beiden Hauptgebäude „Labor“ und „Gewächshaus“ weit an die Außengrenze des Arboretums platziert werden. Dadurch nehmen sich die großen Gebäude zurück und geben dem Arboretum den angemessenen Raum.

Die Gebäude sind so angeordnet, dass sie der historischen Wegeführung folgen. Auch die Freiflächen sind gegenüber den Neubauten so angeordnet. So schafft es das Planungsteam, dem historischen Ensemble die notwendige Würdigung zu geben. Weiterhin ergibt sich durch die Wegeführung eine wichtige Blickbeziehung zwischen dem neuen Laborgebäude und dem „Grauen Haus“ im Zentrum der Anlage. Das Gewächshaus bildet mit dem Bestandsgärtnerhaus einen raumgebenden Gärtnereibetrieb. Dennoch ist es nah genug beim Laborgebäude angeordnet, um die Forschungsarbeit durch kurze Wege zwischen Labor und Gewächshaus zu unterstützen. Im städtebaulichen Konzept fällt auf, dass die ursprüngliche Wegeführung im nord-westlichen Bereich geändert wurde. Diese Entwurfsentscheidung widerspricht dem angemessenen Umgang mit dem historischen Bestand und wurde vom Gremium beanstandet. Sie müsste ggf. zurückgeführt werden.

Das Gremium bemängelt ebenfalls das Fehlen eines Bewirtschaftungsweges südlich der Freiflächen. Es ist nicht möglich die Freiflächen vom nördlich gelegenen Fahrweg aus zu bewirtschaften, da diese Arbeiten eine ständige Verschmutzung des Weges nach sich ziehen würden. Dieser Mangel kann jedoch ohne relevanten Eingriff in die Gesamtplanung im Zuge der Rückführung der alten Wegeführung mit behoben werden. Kontrovers diskutiert wurde, dass einige Lagerflächen sowie das Schattenhaus außerhalb des zu beplanenden Gebietes angeordnet wurden. Diese Ausdehnung des Entwurfs entspricht nicht den vorgegebenen Parametern des Wettbewerbs. Die Flächen müssten ggf. im Wettbewerbsgebiet untergebracht werden. Das Laborgebäude weist eine sehr klare Struktur der Arbeitsabläufe auf. Die Laborforschung und Dokumentationsfläche steht im direkten örtlichen Zusammenhang. Alle Räume verfügen über eine natürliche Belichtung. Im Erdgeschoss bildet ein Atrium mit der Cafeteria den kommunikativen Mittelpunkt des Gebäudes, der flankiert wird von den öffentlichen Bereichen Seminarraum und Bibliothek. Somit wird der kommunikative und fachliche Austausch der Forscher und Seminarteilnehmer durch die räumliche Struktur, aber auch durch die lichtdurchflutete Raumqualität, unterstützt. Das gesamte Gebäude ist barrierefrei. Bewegungseingeschränkte Personen können das Gebäude sowohl über die Eingänge als auch über die Terrasse der Cafeteria erreichen. Der Aufzug befindet sich hinter der Cafeteria im zentralen Mittelpunkt des Gebäudes. Das Gewächshaus zeichnet sich durch eine besonders kompakte Kubatur aus. Hierdurch ergeben sich im Gewächshaus nur wenige Verkehrsflächen. Auch energetisch ist die kompakte Bauweise ein Vorteil.

Das Labor Gebäude ist in Holzskelettbauweise geplant. Die Bauweise korrespondiert folgerichtig mit der vertikal gegliederten Fassade aus beweglichen Holzlamellen. Die Fassade ist modern und gleichzeitig funktional, da die beweglichen Vertikallamellen gleichzeitig verschatten und durch PV Elemente Strom erzeugen. Durch die großzügigen Fenster Elemente weist das Gebäude in allen Aufenthaltsbereichen natürliches Tageslicht auf. Der Glasanteil wurde vom Gremium dennoch diskutiert. Ggf. muss geprüft werden, ob der Glasanteil größer ist als die zulässigen 60%. Die Stromversorgung des Gebäudes soll weitestgehend über die PV Elemente auf dem Dach und den Vertikallamellen erfolgen. Die Wärmeversorgung wird durch eine Erdwärmepumpe erreicht, die ebenfalls weitestgehend mit der PV Anlage betrieben werden kann. Die Deckenhöhe wurde seitens des Gremiums als zu niedrig eingeschätzt, da eine Holzkonstruktion in Verbindung mit der Labortechnik erfahrungsgemäß zu höheren Deckenaufbauten führen kann. Daher wird hier eine Erhöhung pro Geschoss erforderlich sein. Die Konstruktion sowie die Fassadengestaltung aus Holz wird im Hinblick auf die Nutzung des Gebäudes für die Holzforschung aber auch aus klimapolitischer Sicht positiv hervorgehoben.

Die Programmfläche ist mit 6100 m² im mittleren Bereich. Die trifft auch zu auf die Gewächshaus- und Freiflächen sowie auf BGF und BRI. Durch die kompakte Bauweise liegt die Hüllfläche unter dem Durchschnitt.

Freiraum
Die Arbeit überzeugt freiraumplanerisch durch die klare Setzung der Anzuchtanlagen als Teil des historischen Parks und die zurückhaltende Lage des Gebäudes. Sie findet überzeugende Antworten in der Vernetzung mit dem Park und den Bezug zur Villa wie auch den Bestandsgebäuden. Auch die Blickbeziehung zwischen dem Grauen Haus und Neubau wird sehr positiv beurteilt. Die funktionalen Wegebeziehungen zwischen Labor- und Bürogebäude und den Gewächshäusern wie auch die Lage der Wirtschaftswege werden kontrovers diskutiert, sind aber aus Nutzer:innensicht tragbar. Die Platzierung der Schattenhallen außerhalb des Wettbewerbsgebietes wird sehr kritisch gesehen. Die Erfindung einer neuen Wegekreuzung und Wegeführung im südlichen Eingangsbereich widerspricht der Besinnung auf das historische Parkensemble.
Erdgeschoss

Erdgeschoss

Ansichten

Ansichten

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt

Modell

Modell

Modell

Modell