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Award / Auszeichnung | 10/2023

Hugo-Häring-Auszeichnung 2023: BDA Ostwürttemberg

Kulturbahnhof Aalen

DE-73430 Aalen

Auszeichnung

a+r Architekten

Architektur

G+H IngenieurTeam GmbH

Landschaftsarchitektur, Stadtplanung / Städtebau

wh-p Ingenieure

Tragwerksplanung

Projektdaten

  • Gebäudetyp:

    Kultur-, Veranstaltungsgebäude

  • Projektgröße:

    6.600m² (geschätzt)

  • Status:

    Realisiert

  • Termine:

    Baubeginn: 01/2018
    Fertigstellung: 01/2020

Projektbeschreibung

Im neuen Kulturbahnhof Aalen begegnen sich Aalener Industriegeschichte und die Architektur des 21. Jahrhunderts. Dabei ist es gelungen, die historischen Gebäudefragmente mit viel Gespür in die Architektur der Gegenwart zu integrieren. In der Vergangenheit wurde das heute als Aalener „Stadtoval“ bezeichnete Gelände unter anderem als Gleisareal der Bahn genutzt. Im Rahmen der innerstädtischen Stadterweiterung nimmt der „Kulturbahnhof“ eine zentrale Stelle ein: Das Gebäude beherbergt nun ein Kino, ein Theater, die Musikschule, hochwertige Veranstaltungssäle für Kulturevents sowie Räumlichkeiten für Gastronomie und soll in der gesamten Region Strahlkraft entfalten.

Nach einem Brand im Jahr 2014 befanden sich auf dem Gelände noch die Fragmente einiger historischer Gebäudegruppen mit einer markanten Sandsteinfassade und kurzen Quergiebeln. Dieses Erbe behutsam zu erhalten und zu einem zukunftsweisenden Kulturzentrum des 21. Jahrhunderts weiterzubauen, war der Leitgedanke des Entwurfs.

Die in weiten Teilen zerstörte Fassade wurde stilisiert in eingefärbtem Sichtbeton ersetzt – und wo es möglich war, wurde der historische Charakter wieder belebt. Nach historischem Vorbild wurden auch die Dächer der kurzen Quergiebel wiederaufgebaut. Einem anderen Konzept folgt der Längsgiebel. Dieser wurde durch einen langen, mit gefaltetem Lochblech verkleideten Quader ersetzt, welcher den räumlichen Bezug zu den städtebaulichen Kanten der südlich angrenzenden Nachbarschaft herstellt. Im Gegensatz zur historischen Sandstein-Fassade, die ornamental handwerklich und massiv wirkt, ist der aufgesetzte Quader schlicht und zurückhaltend.

Die historische Fassade bildet die Hülle eines großzügigen Raumangebotes. In diesen vollständig entkernten Raum wurden neue Boxen eingestellt, die den Raum für unterschiedliche Nutzungen zonieren. Diese Boxen tragen und steifen auch das neue Tragwerk aus. Die großen Säle beziehungsweise die öffentlichen Nutzungen befinden sich im Altbau. Im aufgesattelten Neubau, dem Quader, liegen die Räume der Musikschule und der Theaterwerkstätten. Diese "dienenden" Räume der Kulturproduktion und der Ausbildung überwölben sinnbildlich die Schaubühnen für das kulturinteressierte Publikum. Wichtig war es uns, mit historischen Komponenten wie Materialien, Befensterung und sichtbarer Dachkonstruktion ein authentisches und eigenständiges Ambiente für die unterschiedlichen Kulturstätten
zu gestalten.

Das nun gemeinsame Gebäude für die vielfältigen, bisher auf mehrere Standorte verteilten Kulturstätten soll nach Einschätzung der Stadt Aalen zur Ressourcenoptimierung beitragen, Synergien bündeln und langfristig für Kosteneinsparungen sorgen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der KUBAA – Kulturbahnhof Aalen ist der wichtigste Baustein im neuen Stadtoval, das neue, starke Zentrum in der gesamten östlichen Stadthälfte und ein hervorragend abgewogenes, gerechtes Pendant zur Altstadt auf der gegenüberliegenden Seite der Bahngleisanlagen. Die umgebenden Freiräume ergeben sich nahtlos aus der südlichen Parkanlage und bieten mehrere Plätze für vielfältige Nutzungen.
Aus einer Brandruine wurde ein charakterstarkes, mutiges Zentrum mit kraftvoller Ausstrahlung, das sich durch seine warme Subtilität nicht aufdrängt, sondern sich weich und vornehm gibt. Der Querbau erhielt über der historischen, warmen Sandsteinfassade einen neuen harmonischen oberen Gebäudeabschluss, der durch den gefalteten, mattbronzefarbenen Lochstahl transluzent die dahinterliegende Aufstockung assoziierend einem Bühnenvorhang erkennen lässt.

Im Inneren bleibt die vormalige industrielle Nutzung spürbar. Es gelang, neue Räume für die unterschiedlichen kulturellen Bedarfe aus Theater, Kino, Konzert, Veranstaltungen und Musikunterricht zu schaffen und im zentralen Mittelbereich einen Marktplatz zum Aufenthalt und Verweilen zu implementieren. Sämtliche Räume im Inneren sind akustisch perfektioniert, sachlich und sorgfältig detailliert. Die öffentliche Nutzung des KUBAA ist für Publikum und Kunst in jeder Hinsicht interkulturell, bietet Potenzial für vielfältige Begegnungen und positive Entwicklungen. Hier ist ein perfekter Ort entstanden, der zum Austausch mit und zum Leben und Erleben der Kultur einlädt. Durch seine überzeugende Architektur ist der KUBAA insgesamt stimmig, wird zur Skulptur im Stadtbild, ohne sich aufzudrängen. Der KUBAA ist identitätsstiftend für die Stadt und die gesamte Region.